9 Wochen durch Mittelamerika!

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Jonathan St

Nicaragua, Costa Rica

Ich versuche gerade meinen Kopf zusammenzuordnen (kann man so sagen?) - gar nicht so einfach!
Aufgehoert hats glaub ich in Leon, und da gehts weiter..
Uuuum - genau! Kaum aus dem Internetcafe rausspaziert (wo ich den letzten Blogeintrag geschrieben hab) stehen Freunde aus Guatemala vor mir, denen ich in bisher noch jedem Land ueber den Weg gelaufen bin.. Freuen uns jedenfalls und machens uns gleich in deren Hostel gemuetlich. Lustiger Abend! Gewinne (wieder, haha) bei so einer Trinkchallenge neben den kostenlosen Shots ein T-Shirt - aber das hab ich mir wirklich verdient: man musste massig unbeschreiblich scharfer Shots trinken - ich weiss gar nicht ob da Alkohol drin war, oder einfach nur reine Chilisosse - jedenfalls hats noch 10 Minuten spaeter im Mund gebrannt und ich wundere, wo die anderen hin sind. Jedenfalls freu ich mich ueber das T-Shirt, das richtig cool is! Bekomme riesigen Heisshunger auf Suessigkeiten, kauf mir alles moegliche, finde die anderen wieder und geniesse den Abend, bis ich schliesslich (wollte mich nur 1 Minute ausruhen) auf der Haengematte einschlafe.
Am naechsten Morgen spazier ich gemuetlich durch die schoene Stadt, laufe den anderen uebern Weg und erfahre schliesslich, wo auf einmal fast alle hinwaren: sie haben nach den Shots gekotzt, haha!
Ich erfahre davon, dass man hier einen Vulkan in der Naehe besteigen kann, um dann auf einem Board (sitzend) das Vulkangeroell mit bis zu 90km/h runterzusurfen. Fest entschlossen, den Rekord zu brechen, fahr ich noch am gleichen Tag mit einer lustig-betrunkenen Tour (ich versuche Tours sogut als moeglich zu vermeiden, aber die war wirklich lustig!) zu 30. am Anhaenger zu diesem Vulkan und surfen schliesslich mit den Boards runter. Ich hoer mich um, wie man so schnell wie moeglich wird, versuche es, und ueberschlage auch schon bald (wie die meisten) mit dem Board - au! Sobald ich wieder schnell werde ueberschlagts das Board noch mal und ein bisschen enttaeuscht gehts wieder zurueck zum Hostel.

Spaeter wird noch St. Patricks-Day gefeiert, aber frueh eingeschlafen, um mich am naechsten Morgen um 5 auf den Weg nach San Juan zu machen, einem Ort an der Pazifikkueste, wo die ganzen Nicaraguaner hinfahren, wenn sie Urlaub machen, Feiern und Surfen wollen. Am Weg komm ich drauf, dass meine erst gekaufte Kamera nicht mehr da ist (wurde im Hostel auch nicht aufgefunden, also wohl gestohlen) und denke mir, mir doch egal, dann gibts halt keine Fotos - noch eine kauf ich mir nicht.
In San Juan bleib ich einen Tag und da wird geschwommen (fiese Stroemung!), am Strand entspannt, mit lustigen Leuten ausm Hostel am Balkon gmuetlich was getrunken und irgendwann in der Nacht unmengen an Cookies gekauft, die wir auf dem ganzen Balkon zerstreuen und essen, mmh!!
Uuuh! und ich komm drauf, dass die dort einen Computer haben - und ich mir meine Kopfhoerer nicht hab stehlen lassen - also hoer ich mir ewig lang ueber Youtube die XX an und bin uebergluecklich. Entscheide mich, in letzter Zeit genug getrunken zu haben und lasse Cocktails und Bier von da an auch sein.
Am naechsten Tag gehts auch schon wieder weiter - auf die Isla de Ometepe, oh yes! Das ist eine Maerchenhafte Insel inmitten eines riesigen Sees der ungefaehr ein Viertel von Nicaragua ausmacht, so riesig, dass wenn man am Strand liegt, den Wellen lauscht und in die Ewigkeit blickt, immer wieder vergisst, dass man nicht am Meer ist.
Auf der linken und rechten Seite der Insel gibts jeweils einen beeindruckenden Vulkan und bis auf ein paar Tausend Einwohner und ein paar wenige Backpacker gibts hier ansonsten einfach nur unberuehrte Natur.
Kaum in einem Hostel am Strand (halbert in einem Nationalpark) angekommen, fuehle ich mich (wieder mal) wie im Paradies. - entspanne richtig gut in der Haengematte, lese, schwimme ewig lang im (ueber 30grad warmen) Wasser und bestelle zu Abend die "kleine Portion Fisch", was sich als mit Abstand groesster (selbstgefischter) Fisch herausstellt, den ich je gegessen habe - wirklich der war riiiiiesig! und guuut war er!

Am naechsten Morgen spaziere ich einige Stunden - von einem Hund begleitet - durch den Nationalpark, sehe unheimlich viele Affen und wunderschoene Voegel.
Da ich Leute begeistert von dem Vulkan reden hoere, mach ich mich auf den Weg an die andere Seite der Insel und frag mich bei den Einwohner rum, wo man hier denn unterkommen kann.
Schliesslich gelange ich inzwischen der Waelder zu einer magischen organic Farm, die gleichzeitig nah am Wasser und schon ein bisschen auf dem Vulkan liegt, und verliebe mich sofort in diesen Ort. UUUUnd in die Leute!!! Die Haelfte der Leute arbeiten hier, die andere Haelfte sind Backpacker, die teilweise noch auf der anderen Seite der Welt von dieser Farm gehoert haben und schon einige Wochen hiersind.
Alles, was es hier zu essen gibt (und das schmeckt!!) ist selbst gemacht - jeden morgen gibts Yoga oder andere Aktivitaeten, die Leute spontan anbieten, und sogar der Muell wird hier getrennt (das hab ich in den 2 Monaten sonst nirgends gesehen).
Kaum angekommen, gehts mit ein paar anderen runter zum Meer. Aehh.. See! An den Strand! Hier wird mir gezeigt, wie man einen Handstand macht, was gar nicht so schlecht funktioniert und ich unbedingt weiterueben moechte. Ich schwimme eine Runde und wir geniessen den schoenen Sonnenuntergang, essen gut zu Abend und reden einfach.
Ich merke, dass ich mich schon einige Zeit nicht wirklich wohl dabei fuehl, Fleisch zu essen, da ich mir selbst einfach nicht vorstellen koennte, ein Tier zu toeten und entscheide mich an dem Abend auch, mal eine Zeit lang vegetarisch leben zu wollen - was ich bisher geniesse!
Am naechsten Tag gehts nun also (mit ca. 10 anderen Leuten vom Hostel) zum Vulkan. Der Weg fuehrt durch den tropischen Urwald - auf kleinen Wegen mit viel Klettern und lauter Lianen. Ein Maedl war dabei, die nicht viel Kondition hatte und nach einer Stunde nicht mehr konnte. Schliesslich hab ich versucht, sie die naechsten 3 Stunden mithilfe eines Stocks raufzuziehen. So bekam ich auch meine Herausforderung und war froh.

Also, nach 4 Stunden warn wir am Gipfel, was eigentlich gar kein Gipfel war, aber viel besser! eine Lagune inmitten des Kraters des Vulkans, wo man anstatt in der Sonne zu brutzeln, im kalten Schlammwasser baden konnte; Und wie ich mich gefreut habe, ich musste sofort einen Handstand machen!
Am Weg bergab hatte ich gleichmal genug davon, ein Gentleman zu sein (das passt einfach nicht zu mir) und bin mit ein paar anderen den Vulkan so richtig runtergelaufen, runtergesprungen, (ueber Lianen) runtergeschwungen, aaaah, war das cool!!
Spaeter praktizieren wir gemeinsam Acroyoga (das ist Yoga in Zweiergruppen, wo man sich eben gegenseitig in der Luft herumdehnt) - da die anderen aber schon Erfahrung hatten entscheid ich mich nach ein paar halb-gemuetlichen Versuchen fuer die Handstaende. ;P
Die naechsten beiden Tage gehts dann gemuetlich zu: Morgenyoga, schwimmen, zu Naturbaedern beim Vulkan radln und in dem unheimlich angenehmen (und angeblich sehr heilenden) Wasser meine Wunden und Muskelkaters, die durch das dauernde rumklettern einfach nicht weniger werden, ein bisschen entspannen lassen, Schokopizza essen, in der Nacht an diesen magischen Plaetzen liegend und stehend tanzen und und und - bis ich am Samstag hoere, man soll in der kommenden Woche (Semana Santa, Ostern) auf keinen Fall versuchen, ueber die Grenze zu kommen, weil man wohl bis zu 10 Stunden warten wuerde und viele Busse nicht fahren.
Also nehm ich mir vor, es am naechsten Tag nach Monteverde, Costa Rica zu schaffen - gesagt, versucht: ich steh um 4:30 auf, um den Bus um 5 Uhr zu bekommen, der natuerlich nicht kommt - daran gewoehnt man sich hier wirklich gut: sich auf nichts, und am wenigsten auf irgendwelche Timetables/Busse, zu verlassen. Alles kommt irgendwie, oder eben gar nicht. Fuer "warten" und "hoffen" gibts auch nur ein Wort: esperar. Und mittlerweile bin ich mir sicher: das hat seinen Grund! Jaaa, und man lernt, einfach das Beste draus zu machen - und keine fixen Plaene! aber das ist schoen.

Also unterhalte ich mich mit ein paar Leuten, die auch den Bus nehmen wollten (nach einer Stunde aber wieder gehen) und schliesslich, 2 1/2 Stunden spaeter kommt das erste Auto vorbei - und genau das Auto hat einen Anhaenger, auf dem sich auch schon ca. 25 Leute zusammenkuschln, die eben auch zur Faehre wollen. Ich kuschl mich dazu und merke, dass nichts unmoeglich ist: Eine Stunde faehrt dieses Auto die humplige teil-ausgebaute Strassen entlang und ich schlafe ein!! stehend am Anhaenger!
Also kaum aufgewacht auch schon fast auf der Faehre und ab zurueck ans Land und von dort irgendwie oeffentlich zur verwirrenden Grenze, wo ich mich riesig freue, als ich schon nach einer Stunde fertig war! Also weiter in den riesigen (und touristischen - bin ja jetzt in costarica) Nationalpark Monteverde.
Erster Eindruck: Costa Rica ist ganz anders als das restliche Zentralamerika. Die Strassen sind ausgebaut, das meiste ist doppelt so teuer (trotzdem viel guenstiger als daheim), die Leute verstehen Englisch und alles ist auf Tourismus eingestellt. Alles ein bisschen schade, aber der zweite Eindruck soll besser werden.
14 Stunden spaeter komme ich also an und hab auch gleich ein supernettes Hostel gefunden. Am Abend noch mit ein paar Leuten von hier Kartenspielen. (Cheat, das spiel mag ich!)
Am naechsten Morgen gehts dann ab inmitten in den riesigen Nebelwald in den Bergen, wo ich mich erst an ein paar Touristengruppen vorbeikaempfen muss, versuche Wege zu gehen, die sonst niemand zu gehen scheint und Erfolg habe. Stunden lang spazier ich hier - auf ca 2000 Meter Hoehe, mitten im Nebel - rum, zwischen unheimlich riesigen Baeumen, schoenen Voegeln und einer bunten Raupe, die sich einrollt und anscheisst (haha, das sah lustig aus), als ich versuche, sie mit einem Blatt hochzuheben.

Irgendwann, mitten im Urwald, seh ich dann diese "Verboten"-Absperrung und kann nicht wiederstehen, mich fuer diesen "Weg" zu entscheiden. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob das wirklich ein Weg war oder ob ich mir das nur eingebildet hab. Schon gleich ists auf jeden Fall kein Weg mehr und ich klettere durch die dichten Baeume, Straeucher, Lianen immer weiter ins Nichts rein und fuehle mich so riiichtig im Urwald. Ich liebe dieses Gefuehl und kletter immer weiter ins Nichts. Nach ungefaehr einer Stunde gehts inzwischen all der umgefallenen Baeume nicht mehr weiter und da beginnt das Abenteuer: In der Euphorie der letzten Stunde hab ich mir zwar eingebildet, ich wuerde zurueckfinden, aber das war dann doch schwieriger. Ich schau mich um und merke, dass in dieser wunderschoenen Natur gleichzeitig 10 Wege, und doch keiner, sind. In jede Richtung kann man sich zwischen den Baeumen durchgraben, aber von wo komm ich? Ich werd ein bisschen beunruhigt und bekomme, nachdem ich mich auch 30 Minuten spaeter nicht richtig zurechtfinde, Angst. Frage mich, wie kalts so weit oben in der Nacht wird und ob die Tiere wohl gefaehrlich sind. Mir faellt ein, dass ich mir genau so was gewuenscht hab: Ein Abenteuer, irgendwas, dass mir Angst macht. da hab ichs!
Ein paar Stunden wuehl ich mich zwischen die Waelder und versuche, ein bisschen in Panik, taktisch vorzugehen. Mache mir Markierungen um zu sehen, wo ich war, und geh immer wieder zurueck. Versuche alle moeglichen Wege aus und schau ob ich mich irgendwo an irgendetwas erinner. Rufe laut, bin aber natuerlich zu weit weg, als dass mich wer hoeren koennte. Bin etwas beruhigter, als ich merke, dass ich Emergency-Handyempfang habe. Und irgendwann: tatsaechlich! ich bild mir ein, mich zu erinnern, hier mal gewesen zu sein, praege mir den Ort gut ein und spazier immer weiter - und irgendwann - yuhuu!! (das war glaub ich auch mein ausruf) - ich seh die Absperrung. geschafft! Ha, bin ich froh - vor allem, dass ich mein Abenteuer hatte - und verspreche mir, in Zukunft ein bisschen besser zu schaun wo ich lang geh.

Also, am Abend wieder zurueck im Hostel, fuehl ich mich noch voller Energie und mach bei so einer von Biologen gefuehrten Nachtwanderung durch einen Wald hier mit. Das war ziemlich cool: wir warn ca 6 Leute und bekamen alle Taschenlampen in die Hand gedrueckt. Der Biologe mit einer Megataschenlampe und einem Wokydoky, mit dem er mit ein paar anderen die in dem Wald unterwegs sind und nach Tieren suchen kommuniziert. Entweder findet er (unheimlich schnell) in den Baeumen versteckte Tiere, oder die anderen tuns und wir laufen hin, bevor die Tiere weg sind. Also laufen wir 2 1/2 Stunden im Dunkeln durch den Wald. Das macht Spass und vor allem ist es immer wieder ein Erfolgserlebnis, ein Tier zu sehen. So sehen wir (riesige) Waschbaeren mit Babys, Faultiere, "Walking Sticks", eine toedliche Schlange und eine Tarantula und ein paar andere Tiere, deren Name ich nicht kenne. Den meisten mussten wir nachlaufen, weil sie so schnell in den Baeumen unterwegs sind.
Voller Eindruecke ab ins Bett, um Frueh am naechsten Morgen in den groessten Canopying-Park (inmitten von Monteverde) des Kontinents zu fahren. Dort werden wir weit ueber den Waeldern fuer ca. 2 Stunden lang an bis zu 1,6km langen Seilen festgemacht und rasen sie mit rund 60 km/h entlang. Teilweise normal, teilweise so am Ruecken festgemacht, in Superman-Haltung. Am Schluss gibts dann noch einen Tarzan-Schwung in 60 Meter tiefe, ein Spass!!
Vom Adrenalin kann ich die Tage einfach nicht genug bekommen und nachdem ich erfahr, irgendwo in dem Nationalpark gaebe es den 3.hoechsten Bungee-Sprung der Welt (ca 150 Meter), kann ich nicht widerstehen: da muss ich gleich noch hin! Zwei Stunden spaeter wird auch schon gesprungen. Von einem Geruest weit weit oben inmitten in die Waelder. Der reine Freifall dauert nur ein paar Sekunden, aber noch weitere 2 Minuten werde ich vom Seil wieder in die Luft und wieder nach unten undsoweiter geschleudert. Was fuer ein Gefuehl, aaaah!! Ich moecht das gar nicht beschreiben versuchen. Einfach unbedingt selbst probieren!
Boa, und jetzt sinds nur noch 2 Wochen. Ein komisches Gefuehl. Ich koennte mir sehr gut vorstellen, hier noch viele Monate rumzureisen. Gleichzeitig gefaellt mir aber auch der Gedanke, wieder daheim zu sein (ich liebe graz!) - wo ich wahrscheinlich, wie ich mich kenn, kaum angekommen, schon die naechste Reise planen werde.

© Jonathan St, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Tauchen, Surfen, Reiten, im Nebelwald verirren, über den Wolken wandern, Vulkane besteigen und runtersurfen, in Höhlen herumklettern, mit Affen am Strand entspannen und natürlich Feiern - auf eigene Faust und ohne Plan durch Mittelamerika, ein Spaß!
Details:
Aufbruch: 06.02.2013
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 10.04.2013
Reiseziele: Guatemala
El Salvador
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Der Autor
 
Jonathan St berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.