In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Panama: Busfahren fuer Fortgeschrittene

normal Busfahren kann ja jeder

Ich hab ja gedacht, das unsere Busfahrten in Suedamerika schon abenteuerlich waren, aber was hier auf Panamas Strassen abging, hat wiklich alle getoppt an Unvorhersehbarem!

Es ging mit ner Dreiviertelstunde Verspaetung los, aber als erfahrener Busreisender ist das ja kein Ding, das plant man ja praktisch mit ein. Wenn man die geplanten 7.5 Stunden von Panama City quer durchs Land in die zweitgroesste Stadt David (laecherlich 100.000 Einwohner und sowas will zweitgroesste Stadt sein, pff!) dazu rechnet, muesste ich so um 7 Uhr abends ankommen, kein Problem eigentlich, genug Zeit, sich noch ein Hostel zu suchen...

Zwischendurch mitten am Rand vom Highway angehalten, um irgendwelche Gross- oder Kleinfamilien und Kind und Kegel bewaffnet (Huehner fuer Weihnachten, kleine Tannenbaeume, grosse Kisten mit wer weiss was drin) aufnehmen, obwohl man schon dachte, der Bus waer voll, gehoert ja alles noch zur Tagesordnung.

Anhalten an einer Raststaette, wo alle rausrennen und an die Kasse der Kantine stuermen, als waers das letzte Abendmahl, kennt man ja auch schon. Der gelassene Backpacker macht erstmal locker und holt sich dan OHNE Schlange ein kleines Menue, schliesslich hat man sich scharfsinnigerweise vor der Abfahrt mit Broetchen, Nutella (ich kaufe zwecks Nostalgie-,Sammler- und Geschmacksgruenden jedes Glas, was ich sehe, koste es was es wolle! Der Rekord liegt bei 4.70 $ fuer ein 400g Glas, aus Kanada importiert) und Taschenmesser bewaffnet, falls es mal was laenger dauert mit dem von A nach B kommen und wie es laenger dauern sollte...

Ganz nebenbei muss man sagen, dass ich sowohl (entschuldigt meine Wortwahl, aber passt hier einfach!) den ARSCHLOCH-Bus, als auch den ARSCHLOCH-Platz erwischt hab! Denn sowohl vor mir als auch hinter mir sassen die oben genannten Grossfamilien, hinter mir ein Paerchn mit zwei Klein-Kindern, die abwechselnd auf dem Schos ihrer Eltern gelegen, gestampft, getreten oder gestanden haben. Da die Haende dann meistens frei waren, konnte man di ja einfach benutzen, um dem dummen Touri vor einem auf den Kopf zu hauen, wenn einem halt langweli wid im Bus. Da die Eltern das anscheinend nicht so schlimm fanden, artete das Ganze in zweifelhaften Spass aus, mir und dem Mann neben mir einfach alle paar Minuten eine mitzugeben, oder sonst mal in den Sitz zu treten oder auch einfach nur zu schreien, so dass ich nicht mal die Musik aus meinen Kopfhoerern hoeren konnte. Irgendwann hat der Vater zur Belustigung der Kids auch noch den tuerkischen Gettho-Blaster (plaerrende Handy-Mucke mit Lautsprecher fuer all deutlich hoerbar in oeffentlichen Verkerhsmitteln) ausgepackt und dann wars endgueltig vorbei mit meiner Musik.

Aber warum denn ARSCHLOCH-us? Schon ca. 1 Stunde nach der Abfahrt aus der Raststaette sind wir bei mittlerweile ziemlich dunklen Gewitter-Wolken draussen einfach ausgerollt un haben neben einer voellig verlassenen Beton-Haltestelle zum Stehen gekommen. Durchsage war, Motor kaputt, alle raus, wir muessen warten, bis ein anderer Bus kommt, man weiss aber nicht wann. Also erstmal alle wieder wie die Wilden an den Bus ran, um moeglichst schnell ih Gepaeck rauszuholen! Waere ja auch furchtbar, wenn man der letzte ist, der sein Gepaeck holt und dann an den Strassenrand stellt! Ich habe mir peinlicherweise diese Schmach gegeben, ein Wunder, das ich nich ausgelacht wurde. Naja, die Stimmung in der Meute wurde nicht besser, als dann die Botschaft die Runde machte, dass in der Raststaette kein Bus parat waere und deshalb einer von der Costa Ricanischen Grenze kommn muesse. Das koennte halt noch 2 Stunden oder so dauern. Mittlerweile war es stockdunkel draussen und 8 Uhr. Wenn man jetzt noch di 2 Stunden Fahrtzeit auf die 2 Stunden Wartezeit draufrechnet, ist man bei 12 Uhr. Tja, wollen wi mal hoffen, das irgendeine Rezeption mir dann noch ein Zimmer gibt...
Immerhin gab es zwei Frauen, die Englisch konnten und mich freundlicherweise ohn Nachfrage ueber die neuesten Infos aufgeklaert haben. Deren Geschichte wird spaeter bei den Begegnungen genauer beschrieben (danke Frank fuer diesen Tip, gefaell mir gut, diese Profile von wildfremden Menschen am Ende immer, die beim Erzaehlen ihrer Lebensgeschichte ja nich ahnn koennen, das es direkt veroeffentlicht wird, hehe).

Auf der anderen Strassenseite gab es sogar eine Art Buedchen, aber das hatte natuerlich zu, wie immer, wenn man es braucht. Es waren sogar Leute drin, die wahrscheinlich beim Oeffnen den Reibach ihres Lebens gemacht haetten, aber wers nicht noetig hat... Abgesehen davon haben in einem Garten nebenan ein paar Kids verfrueht alle ihre Silvester-Knaller gezuendet, ein Leuchten und Knallen, was den kleinen Kindern nich gerade gefallen hat, was sie dann auch lautstark artikuliert haben.

Die Stimmung bei den Erwachsenen war aber eigentlich gut, denn Menschen aus Panama reden gerne laut und viel und alle durcheinander, wenn man sie erstmal kennen lernt. Also hat die Haelfte der Leute erstmal ungefragt ihre Lebensgeschichte erzaehlt, waehrend einer der Frauen mit dem klasse Namen Diana GILLETTE mir alles sofort ins englische uebersetzt hat.

Irgendwann ging alles dann ganz schnell, jemand hat ein Stueck weiter den Highway runter einen grossen LKW anghalten und uns gerufen. Da niemand wusste, wann der andere Bus da sein wuerde (angeblich nur noch 10 min), konnte, wer wollte also per Anhalter in dem Truck mitfahren. Ich hab mich nich zweimal bitten lassen und meinen Rucksack hinten in den leeren Anhaenger geschmissen und bin mit drei Frauen (darunter Diana und ihre Cousine, die sie zufaellig im Bus getroffen hat), einem kleinen Jungen und einem jungen Mann, der Polizist war, wie sich herausgesellt hat ins Fuehrerhaus geklettert, weil der Fahrer nett war und uns umsonst sofort nach David mitnehmen wollte. Manchmal muss man Fremden auch trauen

Hinter einem Vorhang hinterm Fahrer war eine geraeumige mit Decken und Kissen ausgelegte Kammer, in die wir uns erstmal reingeflaezt haben. Besser als im Bus der Spass hier, vor allem kommt man sich von der erhoehten Position im Fuehrerhaus vor wi der Koenig der Strasse! Der Fahrer kam aus Nicaragua und hatte gerade erst eine Ladung Keramik in Panama City abgeladen und ist jetzt zu Weihnachten nach Hause gefahren, was fuer ein Heimweg!
Muede von der Aufregung und dem Warten bin ich seelig zwischen den Kissen eingeschlafen und in David aufgewacht, wo wir endlich endlich um Viertel nach 12 angekommen sind. Dort hab ich dann direkt ein Taxi rangewunken und dachte wiklich, ich hab dem Schicksal was Boeses getan, als der Fahrer meinte, er muesste erst noch kurz seinen Bruder aufgabeln, waer aber ganz in der Naehe und sein Bruder waer auh schon fast fertig mit der Arbeit! AAAHHH!!! Ich wolle doch einfach nur noch in irgendein schaebiges Bett fallen!

Hat aber am Ende alles gut geklappt, die Rezeption hatte noch auf und ich bin in mein mehr als schaebiges Bett gefallen in einem "Zimmer", das man gar nich so nennen darf. Ein Kabuff, bestimmt frueher Besenkammer, in das das Bett au den Zentimeter genau laengs reingepasst hat. Auf der anderen Seite des Zimmer war noch so so eine Konstruktion un zwischen den beiden Betten ein 1 breiter Gang. Klo Fehlanzeige! Haette es gerne fotografiert, aber es gab keinen Winkel in dem Zimmer, von dem aus man das Ganze haette festhalten koennen

das war alles, was man beim Aussteigen von unserem Bus sehen konnte, nix, wie unschwer zu erkennen ist

das war alles, was man beim Aussteigen von unserem Bus sehen konnte, nix, wie unschwer zu erkennen ist

das war der fantastische Ausblick auf der anderen Seite der Bushaltestelle. Da ist echter Dschungel, ich schwoers,sieht man nur gerade nicht!

das war der fantastische Ausblick auf der anderen Seite der Bushaltestelle. Da ist echter Dschungel, ich schwoers,sieht man nur gerade nicht!

Die Dam im Vordergrund ist meine neu-gewonnene Facebook-Freundin Diana Gillette, die in Panama geboren ist und dann aber bei Lufthansa in Frankfurt eine Stewardess-Ausbildung angefangen hat. Sie hat dann 20 Jahre fuer die gearbeitet, davon 3 Jahre in Deutschland gelebt und ist dann aber nach Kalifornien gezogen, aber weil das zu teuer geworden ist, ist si nach Dallas in Texas gezogen. Sie ist jahrelabg umsonst duch die Welt geflogen und war deshalb prqaktisch schon ueberall im Urlaub und kann ziemlich akzentfrei Englisch. Aber sie hatte vor zwei Jahren di Schnauze voll davon, an Weihnachten und Silvester arbeiten zu muessen und hat deswegen bei Lufthansa gekuendigt un arbeitet jetzt in Dallas als Arzthelferin und komm deshalb zum ersten Mal seit Jahren an Weihnachten nach Hause und freut sich n Arsch hab

Die mit der Cappy ganz hinten kommt auch aus Panama und hat aber jahrelang als Matrosin auf Segelschiffen gearbeitet in ganz Europa. Sie war einige Jahre vor Griechenlands und Tuerkeis Kuesten unterwegs, aber viel auh in Holland und Frankeich. Im Winter ist sie dann sogar manchmal in die Schweiz gefahren zum Skifahren, das muss ein Schock sein fuer so n Panamesen! aber vor drei Monaten hat sie dann einen Hollaender kennen gelernt, der Meeres-Delikattessen nach Holland exportiert und immer zwischn St.Matin in der Karibik und Panama pendelt. Sie haben direkt geheiratet und jetzt wollen sie sich ein Haus in Panama kaufen, weils ihm so gut hier gefaellt, alles sei so billig und das Wetter so gut und die Menschn so freundlich. Se hat also jetzt ihre Weltenbummler-Karriere fuer ihn aufgegeben und jobbt sich jetzt so durch.

So, das wars fuer heute, bin jetzt zwischenfallfrei mitten im Dschungel in Boquete gelandet, wos den besten Kaffee in Panama geben soll, deswegen mach ich morgen ersmal ne Tour zu ner Kaffee Plantage, ich glaub hier mag dann sogar ein Saft- und Milchbubi wie ich Kaffee

Bis denne

© Marius Schebaum, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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