Neuschottland

Reisezeit: September / Oktober 2001  |  von Peggy C.

Eine Reise rund um Nova Scotia, inkl. Cape Breton Island.

Nova Scotia

Hier gibt es eine Zusammenfassung unserer Reise im Sept./Okt. 2001 nach und durch Nova Scotia.

Vier Wochen Nova Scotia,Kanada Vom 06.09. bis 04.10.2001
Mit der Canada 3000 per Direktflug von Düsseldorf nach Halifax. Hinflug 6 Stunden 15 Minuten und der Rückflug nur 5 Stunden 35 Minuten. Herbert hat Kanada und speziell Nova Scotia zum ersten Mal erlebt. Ich war jetzt zum vierten Mal dort. Und das auch nicht zum letzten Mal. Wegen meiner Liebe zu diesem einmaligen Stück Erde wird es mir schwer fallen, mich kurz zu fassen. Hoffe aber, den Bericht so spannend zu gestalten, dass er trotzdem gerne gelesen wird. Und vielleicht den einen oder anderen verleitet, dort Urlaub zu machen. Obwohl ich letztendlich froh bin, dass noch nicht zu viele Menschen Nova Scotia kennengelernt haben, so bleibt dort noch ein Stück Unberührtheit und Natur.

Bereits im Internet hatte ich vieles gelesen und gesehen von Übernachtungsmöglichkeiten oder Sehenswürdigkeiten. Während der Reise hatten sich einige Angebote als nicht so schön oder interessant wie gezeigt herausgestellt. Alle Unterkünfte sind auf einer eigenen Seite separat aufgeführt und nach unserem Empfinden bewertet. Wir erlebten direkt nach der Ankunft eine Überraschung. In Deutschland hatten wir bei der Mietwagenfirma Alamo einen Kleinwagen der Klasse "Economy" mit 2 Türen gebucht. Und wie ich bereits in den Jahren vorher erlebt hatte, einen entscheidend besseren Wagen erhalten. Diesmal war es ein Chevrolet Van. Wunderschönes Auto mit allen technischen Finessen ohne Zuzahlung. Der Autovermieter war überaus freundlich.

Während der nächsten vier Wochen wurden wir immer wieder überrascht von der außergewöhnlichen Freundlichkeit der Menschen in Nova Scotia. Das Wetter am Ankunftstag war sehr gut. Nachmittags bereits über 20 Grad. In Deutschland waren wir beim üblichen Regen losgeflogen. Wir hatten vor, einmal Nova Scotia (N.S.) zu umrunden. Wir wollten unseren Trip mit Cape Breton beginnen und das Cape über den Marine Drive anfahren. Die meisten Touristen fahren über Antigonish. Die erste Übernachtung sollte im Musquodoboit-Valley sein. Wir sind letztendlich in Elderbank in Elaines B&B gelandet.

Ihr Haus ist uns bereits von außen aufgefallen. Liebevoll gestaltet und ein Garten voller Blumen. Elaine ist eine liebreizende Person, die uns gleich wie Freunde in ihr Heim aufgenommen hat. Wir sind am frühen Nachmittag im B&B angekommen. Um den Tag noch sinnvoll zu nutzen, sind wir nach Halifax, der Hauptstadt von N.S., gefahren. Von Elderbank dauert der Weg eine Stunde. Elaine hatte uns gewarnt, wir sollten uns den Weg genau merken, da man sich im Dunkeln gerne verfährt. Wir haben uns Halifax Downtown angesehen und ein bisschen Fast-food zu uns genommen, damit wir nicht allzu spät zurück müssen. Auf der Toilette des Fast-Food-Restaurants hat Herbert seine Bauchtasche liegengelassen mit allen Reisedokumenten, Kreditkarten, Schecks, Ausweis und Schlüsseln. Wir waren noch im Supermarkt einkaufen und als wir zurückkamen, lag die Tasche noch an der selben Stelle, wo Herbert sie hingelegt hat. Wir waren überglücklich darüber, wie man sich denken kann.

Über Halifax kann ich nicht viel berichten. Eigentlich eine Kleinstadt, trotz der vielen Einwohner, die ständig mehr zu werden scheinen. Aber im Gegensatz zum übrigen N.S. für mich völlig uninteressant. Am nächsten Tag wurden wir wieder mit Sonnenschein geweckt. Elaine hat für uns den Kaminofen angemacht, damit wir es wohlig warm haben. Und hat uns ein leckeres Frühstück bereitet. Es gab Tomaten mit Basilikum aus dem Garten, Eier von den eigenen Hühnern mit Petersilie aus dem Garten und selbstgemachte Marmelade. Da Elaine einen Friseurtermin hatte, hat sie uns allein im Haus gelassen. Sie sagte nur "Feel yourself at home". Das hatten wir bereits von Anfang an und diesen Ausspruch haben wir dann auf dieser Reise noch öfters gehört. Und was mir von Anfang an in N.S. auffiel, man sieht kaum Dreck oder Zigarettenkippen rumliegen und keine Hundehaufen. Jeder Hundebesitzer macht den Dreck seines Tieres direkt weg. Und Hunde müssen an der Leine geführt werden. Woran man sich dort, im Gegensatz zu den deutschen Hundebesitzern, auch hält. Wer Müll wegwirft, muss mindestens 250 Dollar Strafe zahlen. Das scheint zu nützen.

An diesem Tag fahren wir bis fast zur Grenze nach Cape Breton, nach Canso. Aber vorher fahren wir zum Martinique Beach. Mit 4 Kilometern Länge soll dies der längste Strand von N.S. sein. Und für uns ist er eindeutig der Schönste. Am Strand sind kaum Menschen. In den letzten Jahren wurde ein Park hergerichtet, d.h. es gibt Umkleiden, Toiletten, Picknicktische und Parkplätze. (Wieder muss ich etwas anmerken: Im Gegensatz zu Deutschland, wo man für fast alles bezahlen muss, vor allem als Düsseldorfer, sind Parkplätze und Toilettenbenutzung kostenlos. Nicht nur am Martinique Beach, sondern auf ganz N.S. ist das so!) Unsere Fahrt geht weiter. Aber, der Marine Drive ist ungefähr ab Musquodoboit Harbour ziemlich uninteressant. Und das die ganze Strecke ca. 5 bis 6 Stunden lang bis Canso. Dort haben wir ein preiswertes Zimmer im Last Port Motel genommen und in Canso im einzigen Restaurant recht gut und preiswert gegessen. Bei strahlendem Sonnenschein und ständig steigenden Temperaturen kommen wir in Cape Breton am nächsten Tag an.

Wir durchfahren die interessante Isle Madame. Eine ehemalige Arkadische Siedlung. Inzwischen zeugen nur noch die französisch geschriebenen Schilder von dieser Vergangenheit. Wir haben wieder einen schönen Strand bei Porteville angesteuert, der auch bei diesem fantastischen Wetter und an einem Samstag fast leer ist. In der Touristen-Information haben wir ein Zimmer vorgebucht, weil es Samstag ist, und wir befürchten, zu spät kein schönes Zimmer mehr zu bekommen. Wir haben im Diana Resort, direkt am Bras d'Or-Lake, ein Zimmer bekommen, dass in diesem Urlaub das Teuerste, aber nicht das Beste war. Das Haus wird von Deutschen geführt. Das Frühstücks-Buffett war sehr gut. Mit allem, was das Herz eines Deutschen erfreut. Vom Haus, das auf einer Anhöhe steht, hat man einen schönen Blick über den See. Die nächste Etappe war Louisbourg. Ein wunderschöner kleiner Ort mit alten Holzhäusern und einem bekannten Fort. Das wir uns auch angeschaut haben, nachdem wir uns ein Zimmer im Garden Sanctionary B&B genommen hatten.

Das Fort zeigt eine französische Siedlung aus dem Jahre 1750 und ist sehr interessant. In den sechziger Jahren wurde es teilweise originalgetreu wieder aufgebaut. An diesem Tag war es über 30 Grad warm. Eigentlich eher ein Strandtag. Aber wir waren nunmal dort. Am Abend haben wir im Louisburg Playhouse (es wurde für den Disney-Film "Squanto - A Worrior's Tale" 1993 als Minikopie des Shakespiere Globe Theatre gebaut) die Musiker Dough McPhier und David Geenbaum gehört, die uns ausgezeichnet gefallen haben. Es war immer noch sehr warm, aber auszuhalten. Das Publikum ist im Gegensatz zum Publikum, dass wir in Düsseldorf kennen, äußerst leger bis lässig gekleidet, z.B. mit kurzer Hose und Turnschuhen. Es gibt scheinbar keine Kleidungszwänge. Der nächste Tag brachte uns nach Baddeck. Direkt an den Bras d'Or Lake. Wieder ein sehr schöner Ort, der dadurch bekannt wurde, dass Alexander Graham Bell dort viele Jahre gelebt hat. Ihm zu Ehren gibt es dort ein Museum, das seinen Lebensweg aufzeigt. Wir haben uns ein Zimmer im Restawyle B&B ausgesucht.

Weil das Wetter so warm war, sind wir mit dem Segelschiff "Amoebe" auf den See rausgesegelt. bzw. erstmal mit Motor rausgefahren, da es sehr windstill war. Der über siebzigjährige Kapitän und sein Sohn hatten eine Menge von der Umgebung und seinen Eigenarten zu erzählen. Auf einigen kleinen Inseln im See konnte man verschiedene Vögel und Robben beobachten. Dieser eineinhalbstündige Ausflug war sehr interessant und dass für 36 Dollar für zwei Personen. Sehr empfehlenswert. Eine Attraktion hat Baddeck zu bieten, die man als Fischliebhaber nicht missen sollte. Im recht einfachen, aber guten Restaurant "Baddeck Lobster Supper" gibt es das Angebot: Man bezahlt einmal für Lobster (Hummer) oder Salmon (Lachs). Muscheln, Beilagen und Dessert gibt es dazu, soviel man essen kann. Von Baddeck aus ging es am nächsten Tag an der Küste entlang nach Ingonish. Ein feiner, kleiner Ort mit Sandstrand. Dieser Küstenstreifen ist spektakulär. Das Wetter dazu passend warm und sonnig. Wir übernachteten im Seabreeze Motel mit Blick aufs Meer und aßen im Seagull Restaurant. Einfach, aber sehr gut und sehr preiswert. Von dort besuchen wir Neil's Harbour. Klein und fein mit Leuchtturm. Sollte man sich anschauen. Von Ingonish ging es am nächsten Tag nach Cheticamp auf einem wieder spektakulären Weg. Bewaldete Höhen, schöne Täler mit Blick aufs Meer und schöne Buchten. Bei einer Schweizerin im Merry's Motel haben wir Station gemacht.

Obwohl der Ort Cheticamp touristisch ist, ist er beschaulich klein. Man kann von dort gut Whale-watching machen, was wir aber versäumt haben. Von Cheticamp-Island hat man einen schönen Blick auf Cheticamp. Weiter geht es über den berühmten Cabot-Trail. John Cabot, der Namensgeber, hat dieses schöne Stück Erde wohl entdeckt und als erster betreten. Noch heute ist viel von dieser wunderschönen Natur erhalten. Der Cabot Trail wurde zum National-Park ausgebaut. Man kann wandern oder wie wir die Landschaft mit dem Auto erfahren. Als Naturliebhaber muss man unbedingt in dieser Gegend einige Tage bleiben. Uns ist dies etwas zu langweilig. Zuviel Natur!!

Auf der Weiterfahrt kommen wir durch Inverness, Mabou und durch das Margaree Valley. Im Margaree Harbour halten wir an und spazieren ein wenig herum. Einfach nur atemberaubend schöne Gegenden. In Glendyre besuchen wir die Glenora Destillery. Dort wird Whiskey hergestellt. Da diese Destillery erst einige Jahre besteht, sind die Whiskey-Vorräte noch sehr gering. Die Whiskey-Sorten der ersten Stunden kann man für 75 Dollar kaufen, was wir aber nicht vorhatten. Dann haben wir Cape Breton verlassen. Man könnte viel mehr Zeit dort verbringen. Doch, weil wir N.S. umrunden wollten, fahren wir weiter. H

erbert hat eine Neuerung bei McDonalds kennengelernt, den Lobster-Burger. Schmeckt wohl ganz gut zwischendurch als Snack. An diesem Tag fuhren wir noch bis Pictou. Es war Freitag und es begannen die New Scotland-Days. Was uns veranlasst hatte, zwei Nächte dort zu bleiben. Der Ort Pictou ist sehr schön. Wir finden im Linden Arms B&B ein hübsches Zimmer und haben uns gleich ins Getümmel gestürzt. Nachmittags haben wir den in der Nähe liegenden, sehr schönen Sandstrand Malmerdy Beach besucht. Und wir fanden nach längerem Suchen die Hopewell Footbrigde, die uns als eine der wenigen noch vorhandenen Fußgänger-Hängebrücken in Nordamerika angepriesen wurde. Ganz nett, aber keine große Attraktion.

Die New Scotland Days waren uns eine willkommene Abwechslung. Die ersten Schotten sind um 1770 in Pictou mit einem Schiff namens Hector angekommen. Ein Nachbau dieses Schiffes stand im Hafen und in einer feierlichen Zeremonie wurden die Masten aufgestellt. Im Ort stellten sich alle schottischen Clans vor. Mehrfach gab es musikalische Beiträge und in einer Halle wurde Handwerkskunst aus der Umgebung verkauft. Im Altenclub des Ortes gab es mittags Suppe und Nachtisch und jeder war eingeladen. Wir haben dort gegessen und ein älterer Herr hat uns bedient und uns etwas über die Gepflogenheiten der Umgebung erzählt. Im Ort gibt es wie sonst nirgendwo in N.S. viele Pubs. Wir konnten uns kaum entscheiden, in welchen wir gehen sollten.

Haben uns aber letztendlich für das Relics Pub entschieden und dort das im Haus gebraute Bier getrunken, das uns sehr geschmeckt hat. Wir verließen am Sonntag Pictou und fuhren in die Richtung Parrsboro, weil es dort Fossilien geben sollte. Auf dem Weg kamen wir am Jost Vineyard in Malagash vorbei. Ein ehemaliger Rheinländer hat vor Jahren dort mit dem Weinanbau begonnen und ist scheinbar erfolgreich. Es werden viele Weine der Rhein-Region und Weinsorten aus der ganzen Welt verkauft. Es gibt einen schönen Shop, der auch Gouda-Käse verkauft, der von einer ausgewanderten, ehemals niederländischen Familie hergestellt wird. In Parrsboro angekommen, haben wir in einem der RiverviewCottages übernachtet, im kleinsten Cottage, das es dort gab. Abenteuerlich, aber billig.

Sehr lecker und sehr preiswert haben wir an diesem Abend im Glooscap-Restaurant gegessen. Wie bereits befürchtet, haben wir in Parrsboro und direkt dort in der Nähe auf den Two Islands, nicht die erträumten Fossilien gefunden. Dafür hatte ich wieder ein tolles Erlebnis. Am kleinen Strand der Two Islands hatte ich zwei Postkarten geschrieben. Am Abend musste ich feststellen, dass ich die Postkarten am Strand wohl verloren hatte. Als ich in Düsseldorf zurück war, wurde ich von einer Freundin gefragt, warum ich zweimal die gleiche Karte geschrieben habe. Also muss doch irgend jemand eine der beiden geschriebenen Karten gefunden haben, eine Briefmarke drauf geklebt haben und sie versandt haben. Wieder ein Beispiel, wie toll diese Menschen sind.

Am nächsten Tag fuhren wir den Glooscap-Trail entlang nach Maitland. Nur einige Kilometer bis zur nächsten Übernachtung. Ein Küstenstreifen mit schönen Felsformationen und rotbraunen Steinen. Wir sahen auf dem Meer die sogenannten "Five Islands" und den Felsen "Flowerpot", der seinem Namen entsprechend aussieht. Und besuchten die "Joy Laking" Galerie. Joy Laking ist in meinen Augen eine erstklassische Aquarell-Malerin. Wir haben uns einen Kalender für 2002 mitgenommen. Aber Original-Aquarelle kaufen wir nicht, da ich selbst male und meine Bilder auch aufhänge. (Auf dieser Web-Site kann man sich Fotos von einigen meiner eigenen Aquarelle anschauen) In Maitland haben wir uns ein Zimmer im Capt. Douglas House genommen, weil Herbert am anderen Morgen zum River-Rafting wollte.

Nach einem guten Frühstück sind wir zum Veranstalter, der gerade mit einer Gruppe loswollte. Es gibt in South Maitland drei Veranstalter für Rafting-Touren. Alle Veranstaltungen sind im Prinzip gleichwertig. Da kann man nichts falsch machen. Herbert ist mit mehreren Leuten in vier Schlauchbooten los. Mit einer Frau, die auch auf dieses Erlebnis verzichtet hat, habe ich mir aus sicherer Entfernung von einer Brücke, die über den Shubenakadie River führt, das Schauspiel zwischen Mensch und Wasser angeschaut.. Rafting ist dort nur deshalb möglich, da das Minas Basin, dass den Shubenakadie River speist, die höchsten Gezeitenunterschiede der Welt, bis zu 16 Metern, aufweist. Und Herbert hat es ungeheuren Spaß gemacht, gegen die Gewalt des Wassers anzugehen.

Am nächsten Tag sind wir wieder nicht sehr weit gekommen. In Kentville haben wir in einem Motel übernachtet. Am Abend haben wir wieder gut gegessen, diesmal im Paddys Pub. Von Kentville aus sind wir an die Küste nach Hall's Harbour und Harbourville gefahren. Leider gibt es von Kentville bis Digby keine durchgehende Küstenstraße. Man muss eine Straße bis zum Ort reinfahren und wieder zurück. Deswegen haben wir uns nur einige Orte an dieser Küste angesehen. Es ist müßig, ständig die gleichen Wege hin und zurück zu fahren. Danach sind wir ins Annapolis Valley gefahren und haben in Annapolis Royal übernachtet. Die Gegend gefiel uns sehr gut. Wald, Weiden, blühende Blaubeerfelder, bunte Blumen an genauso bunten Häusern. In Annapolis Royal steht eine große Anzahl alter Herrschaftshäuser, die überwiegend als Inns oder B & Bs genutzt werden. Ich konnte mich kaum satt sehen an dieser Pracht alter schöner Holzhäuser. Wir übernachteten im B&B English Oaks, von wo man einen fantastischen Blick über den Annapolis River hat und die dahinter liegenden bewaldeten Hügel.

Die Natur schien fast über Nacht explodiert zu sein, die Farben der Blätter waren bunt und prachtvoll. Wir besuchten den kleinen hübschen Botanical Garden und das Fort Ann. Und spazierten durch die kleine Altstadt. Am nächsten Tag besuchten wir das kleine, aber trotzdem interessante Fort Port Royal. Wir waren erstaunt, wie viel Auskünfte und Hintergrundinformationen man bekommt und mit wieviel Liebe die Leute auch dort ihren Job tun. Dann sind wir nach Digby gefahren. Irgendwo hatte ich gelesen, man sollte sich Smiths Cove und Bear River anschauen. Sich Smiths Cove anzusehen, hat sich kaum gelohnt. Aber Bear River ist sehr hübsch. Die Tourist Information ist einer blauen Windmühle untergebracht und alle Häuser im Dorf sind ziemlich bunt angemalt. Sehr malerisch gelegen. In Digby haben wir im Westward B&B übernachtet, das einer älteren Dame gehörte, aber inzwischen von einer jungen Frau übernommen wurde.

Von Joanne, der neuen Besitzerin, wurden wir sehr überrascht. Nachdem sie unser Frühstück zubereitet hat, hat sie uns auf der Gitarre vorgespielt und dazu den "Song of the Myra" gesungen, der scheinbar in N.S. sehr bekannt ist. Auf einer CD mit N.S.-Musik ist dieses Lied und später auf dem Scarecrow-Festival in Mahone Bay haben wir es auch gehört. Nachdem wir uns den kleinen, recht hübschen Ort Digby angeschaut haben, sind wir einige kleine Buchten der Halbinsel Digby-Neck abgefahren. An der Digby-Neck-Halbinsel schließen sich zwei Inseln an. Auf der letzten Insel, der Brier Island, steht der Felsen Balancing Rock, der entsprechend seinem Namen aussieht. Aber da man mehr als 2 Stunden Fahrzeit benötigt und zu beiden Inseln übersetzen muss, haben wir es gelassen. Haben uns ersatzweise eine Postkarte mit entsprechendem Motiv gekauft.

Mit einigen guten Ratschlägen unserer Vermieterin haben wir uns auf den Weg gemacht nach Yarmouth. Wir kommen durch viele kleinen arkadische Dörfer und sehen zwei schöne Steinkirchen, was für N.S. eine Seltenheit ist. Fast alle Kirchen sind aus Holz gebaut. Wir halten in der Smugglers Cove, in dem es interessante Steine gibt. Es sollen dort auch Halbedelsteine gefunden worden sein. Leider nicht von uns. Die Sonne begleitet uns auch weiterhin. Auch als wir zwei sehr schöne Strände anfahren. Den Mavielette Beach und den Port Maitland-Beach. Man kann kaum noch sagen, welcher schön oder besser ist. N.S. hat fast durchweg tolle Strände. Auch diese Strände war menschenleer. In Yarmouth haben wir mitten im Ort ein Motelzimmer genommen, um zu Fuß in die Einkaufszone zu kommen. Der Besitzer ist ein ganz Witziger und hat mich seinen Preis runterhandeln lassen. Hat mir gut gefallen. Die Zimmer sind eher einfach, aber dem Preis angemessen. Yarmouth bietet eine Menge Touristen-Einkaufsmöglichkeiten, die wir schamlos genutzt haben. Haben uns schon was für Weihnachten im Ganzjahres-Weihnachts-Shop gekauft.

Dann haben wir uns den Leuchtturm von Cape Forchu und die kleinste Holz-Zugbrücke in Sandfort angeguckt. Den Leuchtturm würde ich mir sparen, es gibt viele Schönere. Ein schönes Erlebnis hatten wir an diesem Tage noch. Das Erlebnis war erstmal negativ. Als wir aus einem Supermarkt kamen, sahen wir, dass wir einen Platten hatten. Glücklicherweise war direkt neben dem Supermarkt eine Shell-Tankstelle. Dort haben wir einen netten älteren Herrn gefragt, ob er uns helfen kann. Erst meinte er, er könnte uns nicht helfen, da es schon 9 Uhr abends war und kein Mechaniker mehr da war, aber dann hat er sich die Sache mal angeschaut und eine riesige dicke Schraube aus dem Reifen gezogen. Dann hat er aus seinem Auto ein Reparatur-Set geholt und uns den Reifen repariert. Und wollte natürlich nichts dafür haben. Wieder einmal ein Beweis für die große Freundlichkeit dieser Menschen auf N.S. Der Reifen hat noch gehalten, bis wir das Auto abgegeben haben.

Der nächste Tag zeigte sich erstmal bewölkt. Völlig ungewohnt. Dieser Tag verlief auch etwas merkwürdig. Wir wollten für eine Woche ein Cottage mieten. Konnten uns schwer entscheiden, wo. In Shelbourne haben wir uns das Cottage der Vermieterin des Bears Den B&B`s angeschaut. Es lag 20 km von Shelbourne entfernt, irgendwo weitab jeglicher Infrastruktur. Und es ist total einfach eingerichtet. In unseren Augen sogar hässlich. Wir hätten für eine Woche 450 Dollar zahlen sollen, das erschien uns viel zu teuer. Wir sind dann nach Lockeport gefahren. Dieser Ort liegt sehr malerisch in einer Bucht und hat wieder einen schönen, breiten Sandstrand. Direkt am Strand liegen mehrere Häuser, die man für 600 Dollar mieten kann. Uns hat es nicht gefallen, dass man dort keine Privatsphäre hat. Aber, wenn wir nichts besseres gefunden hätten, hätten wir ein Haus dort gemietet. Von Lockeport aus haben wir mehrfach versucht, die Besitzerin eines Hauses in Broad Cove telefonisch zu erreichen.

Aber sie war den ganzen Tag nicht erreichbar. Über das Internet habe ich ihr Haus gefunden, welches genau unseren Vorstellungen entsprach. In der Zwischenzeit hatten wir uns Häuser in Cape Sable und Louis Head angeschaut, die aber für uns nicht infrage kamen. Am späten Nachmittag hatten wir Erfolg. Wir konnten das Haus am anderen Tag in Broad Cove übernehmen. Deswegen mussten wir noch einmal in der Umgebung übernachten. Was wir dann in Shelburne im McKenzie-Motel gemacht haben. Die Besitzerin unseres neuen Domizils hatte uns den Tipp gegeben, in Cherry Hill in der Fire-Hall frühstücken zu gehen. Da es auf dem Weg nach Broad-Cove liegt, haben wir es auch gemacht. Der Tipp war klasse. Für 3,50 Dollar gab es Kaffee, Tee, Saft, Scones, Butter, Marmelade, Baked Beans, Würstchen, Ei, Speck, Pfannkuchen und Toast. Und alles war sehr lecker. Wir saßen mit Fremden, aber sehr netten Menschen zusammen. War mal eine Abwechslung. In Broad Cove angekommen, gleich die nächste Überraschung.

Die Türe des Hauses stand auf, aber es war niemand da. Phillis, die Besitzerin, hat uns geschrieben. Wir sollten uns schon mal einrichten. Sie kommt dann, wenn wir sie rufen. Im Kühlschrank lag für uns eine Flasche Wein. Und einen 5-Liter-Kanister mit Trinkwasser fanden wir vor, weil es Probleme mit dem Wasser gab. Das Haus wird mit Brunnenwasser gespeist. Aber, weil es im letzten Sommer wenig geregnet hatte, gab es Wasserknappheit. Was für uns aber kein Problem darstellte. Wir hatten das Haus für sechs Nächte gemietet. Das Haus ist mit allem ausgerüstet, was man so braucht oder auch was man nicht braucht.

Alles ist liebevoll zurechtgemacht bis ins kleinste Detail. Uns standen drei Schlafzimmer zur Verfügung. Und unter anderem auch eine Waschmaschine, die ich direkt genutzt habe. Nur die guten Einkaufsmöglichkeiten sind ungefähr 30 km entfernt, entweder in Brigdewater oder Liverpool. Beide Orte haben wir uns in der Woche angeschaut und auch zum Einkaufen genutzt. Liverpool ist sehr sehenswert. Schöne alte Häuser, eine kleine Einkaufsstraße und der Leuchtturm Fort Point, den man auch innen besichtigen kann.

Und in dem man ein kleines Museum und einen Gift-Shop vorfindet. Wie überall liegt auch dort ein Gästebuch aus, wie in allen Touristen-Attraktionen oder sonstigen öffentlichen Gebäuden. Und alle scheinen erfreut zu sein, wenn man etwas einträgt. In der Nähe "unseres" Hauses gibt es drei tolle Strände. Ein kleiner direkt in Broad Cove. Dann Rissers Beach mit angeschlossenem National-Park und Crescent-Beach. Und sehr schön ist die Green Bay. Leider hat es während des Aufenthaltes in "unserem" Haus vier Tage lang geregnet oder war trübe, so dass wir uns nur selten am Strand aufgehalten haben. Es war ein Vorteil, dass das sogenannte "schlechte Wetter" an den vier Tagen war, als wir in diesem Haus wohnten. Hätten wir auf einem Zimmer hocken müssen, wäre es bestimmt schlimm gewesen.

Im Haus konnte man sich gut beschäftigen. Abends konnte man den Kaminofen anmachen und ich habe viel gemalt. Die Umgebung hat mich dazu inspiriert. Von Broad Cove aus ging es zum bekannten Touristenort Lunenburg. Etwas außerhalb von Lunenburg haben wir am Masons Beach ein Cottage genommen, das sich doch erheblich vom Haus vorher unterschied.

Aber das war auch zu erwarten. Dafür war es auch billiger. Lunenburg hat wahrscheinlich die ältesten Häuser von ganz N.S.. Die meisten der ersten Einwanderer waren Deutsche. Man sieht es an den Namen wie z.B. am Kaulbach-Haus, das das erste Haus in Lunenburg gewesen sein soll. Im Hafen stand der Nachbau des erfolgreichen Segelschiffes "Blue Nose". Heute segeln damit nur noch Touristen. Es wurden im Hafen noch Whale-watching-Touren angeboten. Aber es wurden wohl vor der Küste keine Wale mehr gesehen. Lunenburg eignet sich auch sehr zum Anschauen kleiner Geschäfte. Und man findet eine Besonderheit. Die Fliesen der öffentlichen Toilette waren von Kindern mit Motiven aus Lunenburg bemalt.

Die Hafenpromenade bietet Lokale mit Blick aufs Meer und das Treiben im Hafen. Die Preise in den Restaurants sind dementsprechend höher. Wir haben deshalb mal wieder im Pub gegessen, im Knot Pub. Gutes gemischtes Publikum. Beste Fries in Town. Sagt man, dachten wir auch. Gutes Essen, leckeres Bier und preiswert. Von Lunenburg aus waren wir in Mahone Bay. Dort fand an diesem Wochenende das Scarecrow und Antique Festival statt. Das war toll. Ganz Mahone Bay war mit Vogelscheuchen und Kürbissen oder einfach nur einfallsreich geschmückt. Im Pavillon mitten im Ort gab es Musikaufführungen und an einem Stand wurden Sausages mit Sauerkraut in der Art eines Hot-dogs mit verschiedenen Soßen verkauft. Haben wir da zum ersten Mal gegessen.
Schmeckt sehr gut.

In der Gegend um Lunenburg kann man in den Supermärkten überall Sauerkraut kaufen. Sauerkraut wurde wohl irgendwann von Deutschen mitgebracht. Schade, dass wir schon am 3.10. zurückfliegen mussten, ab 4.10. wurde in Lunenburg das traditionelle alljährliche Oktoberfest gefeiert. Ist bestimmt ganz nett. In Mahone Bay aßen wir im Saltspray Cafe ein Truthahn-Menü mit allen Beilagen. War sehr lecker und total preiswert. Keine 9 Dollar. Das Saltspray Cafe war vor Jahren noch ganz klein, inzwischen ist aber ein Raum dazu gekommen und jetzt ist es ein Restaurant. Bestimmt das Preiswerteste in Mahone Bay und für uns das Beste. An den Wänden hingen Original-Bilder von Künstlern der Region zum Verkauf. Eine sehr gute Idee. Von Lunenburg aus muss man sich unbedingt die Umgebung ansehen.

Bis nach Halifax ist diese Küste einfach unbeschreiblich schön und vielseitig. Ich zähle jetzt nur auf, was man sich anschauen sollte. Da es überall schön ist, werde ich nicht ausführlicher berichten. Man muss es einfach sehen. Bis Peggy´s Cove, wo wir unsere nächste Übernachtung hatten, sollte man sich die First und Second Peninsola, Maders Cove mit Herman´s Island, unbedingt Blue Rocks, Kingsburg, Stonehurst, Chester - hier haben wir noch eine Zwischenstation eingelegt,Blandford und Bayswater.

Bayswater hat einen schönen Strand und dort wurde ein Gedenkstein errichtet. Dort stehen die Namen aller Personen, die mit der Swissair 1998 vor der Küste abgestürzt sind. Peggy´s Cove wird immer meine und in Zukunft auch Herbert´s größte Beachtung erhalten. Wir haben in der Nähe, in Indian Harbour Quartier genommen. Dieses kleine Fischerdorf hat einen einmaligen Charme, den es auch nicht dadurch verliert, dass täglich zig Busse Tausende von Touristen ankarren. Im Leuchtturm, der auf einem Felsplateau steht, ist eine Post untergebracht.

Rundherum liegen millionenjahre alte Felsbrocken, die einladen, dort herumzulaufen. In diesem Jahr haben wir dort zwei unvergleichlich spektakuläre Sonnenuntergänge erlebt. Das kommt gar nicht so häufig vor. In den drei Jahren, in denen ich dort war, ist es mir nicht gelungen, solche Sonnenuntergänge zu erleben. Die direkte Umgebung um Peggy´s Cove erinnert etwas an die Lüneburger Heide. Vor allem jetzt im Herbst. Nur mit dem Unterschied, dass man im Hintergrund das Meer sieht. Die Orte dieser großen Bucht sind im Gegensatz zu Peggy's Cove eher langweilig.

Es gibt nur verstreut unbedeutende Ortschaften mit wenigen Häusern. Erst ab Margarets Head werden die Orte wieder interessant. In Queensland gibt es wieder einen tollen Strand. Und die Prospect Bay ist wieder erwähnenswert. Häufig liegt diese Bucht und der Ort Prospect im Nebel, was ihn gespenstig wirken lässt. Es gibt einen kleinen Hafen, der scheinbar nicht viel genutzt wird. Auf einem der Stege sitzt eine Figur in Form eines kleinen Jungen, die bereits vor 4 Jahren dort unberührt saß. Wenn man Richtung Halifax fährt, sollte man sich die Bucht Herring Cove noch anschauen. Obwohl direkt in der Nähe dieser größeren Stadt ist es dort noch sehr beschaulich. Man kann sagen, dass von Shelburne bis Halifax die Südküste einen unbeschreiblichen Eindruck hinterlässt, den man nie mehr vergisst. Bestimmt habe ich den einen oder anderen Ort vergessen, der sicher auch erwähnenswert ist.

Wegen der großen Vielfalt möge man mir mir verzeihen. Die letzte Nacht auf Nova Scotia haben wir in Lawrencetown verbracht. Das ist ganz am Anfang des Marine Drive. Wenn man durch den Industrieort Dartmouth fährt und durch Cole Harbour ist man direkt dort. Wir haben im Seaboard B&B gewohnt. Ein junges Paar hat im letzten Jahr das Haus übernommen und renoviert. Vor 3 Jahren habe ich bereits dort gewohnt bei den Vorbesitzern. Da hatte es mir schon sehr gut gefallen. Inzwischen ist es leider sehr viel teurer geworden. 20 Dollar mussten wir mehr bezahlen. Das hat mich schon geschockt. Aber in der Umgebung war das B&B noch das preiswerteste.

Man hat auch einen tollen Blick auf den Strand. Unseren vorletzten Tag haben wir nochmal am Lawrencetown Beach verbracht. Auch war das Wetter bis zur letzten Minute wunderbar sonnig. So als wollte es uns zeigen, was es draufhat. Abends haben wir noch einmal im Pub gegessen. In Cole Harbour im Jamiesons Pub, was eher einem guten Restaurant mit Pub-Atmosphäre entsprach. Das war unser teuerstes Essen, aber auch sehr lecker. Sehr empfehlenswert. Am Tag des Abfluges waren wir nochmal in Halifax. Haben dort die Einkaufszentren besucht und unsere letzten Stunden unseres Urlaubs verbracht. Aber haben festgestellt, dass uns das Leben in der Ruhe und Einsamkeit von N.S. viel besser gefällt als der Trubel einer Stadt, wenn sie auch noch so klein ist.

Man gewöhnt sich sehr schnell an dieses beschauliche Leben. Und die Freundlichkeit der Menschen werden wir sehr vermissen. Und die Einfachheit der Lebensumstände dort gefällt uns weit besser als der selbstgemachte Stress unserer Ellenbogengesellschaft. Wir werden wohl oft an die schönen Tage zurückdenken, bald wieder hinreisen und sobald es uns möglich ist, vielleicht für immer dort leben.

© Peggy C., 2004
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 06.09.2001
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 04.10.2001
Reiseziele: Neuschottland
Der Autor
 
Peggy C. berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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