Durch die wilden Rockys

Reisezeit: August 2003  |  von Wilfried Virmond

Clear Lake - San Francisco

Mittwoch, 13.08.2003

Frühstück à la carte, muss bezahlt werden. Harald Fuß ist immer noch dick. Wir fahren los. Immer noch die goldbraunen Hügel, leicht den Berg hinauf. Plötzlich haben wir den höchsten Punkt erreicht und es geht bergab, Tausende von Kurven. Macht Spaß, wenn auch die Straße besser sein könnte, Harald biegt mal wieder ab: Zum Geysir "Old Faithful". Wir erfahren, dass dieser Geysir äußerst wichtig in der Erdbebenvoraussage ist. Die Wasserfontäne schießt alle 40 Minuten 20 Meter hoch in die Luft. Wenn sich nun dieser stets gleichbleibende zeitliche Abstand ändert, steht unmittelbar ein Erdbeben bevor. Hier verläuft der berüchtigte San-Andreas-Graben, die Gegend ist dicht besiedelt, San Francisco ist ganz in der Nähe...

Wir sind in Nappa Valley. Wein vor uns, hinter uns, rechts von uns, links von uns, überall sind nur noch Weinstöcke. Harald biegt schon wieder ab, zum Lake Berryessa. In einer Schleife kommen wir wieder zurück zur Hauptstraße, besuchen ein Weingut, leider ohne Weinprobe (Führerschein), und erfahren bei einer kurzen Führung allerlei Interessantes über Weinbau, Lese (alles noch mit der Hand - keine Schüttelmaschine), Lagerung, Abfüllung und Verkauf. Bestellen können wir leider nichts, man liefert nur innerhalb der USA und auch da nicht überall hin.

Also geht es wieder weiter. Autobahn. Es wird kalt und kälter. Es wird innerhalb einer viertel Stunde mindestens 20° kälter. Von 95° F geht es bis unter 75° F, weil der Pazifik immer näher kommt. An Sausalito vorbei. Ein Tunnel. Rechts lauert ein Polizeiauto auf Temposünder, aber wir fahren ja immer brav. Rote Stahlträger! Hängeseile sind über der Bergkante zu sehen. Golden Gate Bridge taucht auf! Ein neuer Höhepunkt unserer Reise! Wir biegen ab und sind gleich an einem Aussichtspunkt. Die Brücke liegt in aller Schönheit vor uns. Kein Vergleich mit der Miniausführung in Emmerich, die ich schon so oft gesehen habe, obwohl diese Golden Gate in allen Kleinigkeiten haargenau nachgebildet worden ist. Alles ist so, wie ich es im Fernsehen oder im Film schon so oft gesehen habe. Die riesige Brücke, der Verkehr, die rote Farbe, das blaue Meer, die Wolkenkratzer von Downtown San Francisco. Es raubt mir fast den Atem! Der berühmte Transamerica Pyramid-Tower ist deutlich zu erkennen - wir werden ihn heute und morgen ständig und von überall sehen können. Die Reste des ehemaligen Forts, hier standen einmal drei riesige Kanonen zum perfekten Schutze der San Francisco Bay und der anliegenden Städte. Ich fahre mit Uwe und Jana noch den ganzen Berg zum Leuchtturm hinauf und wir genießen den Ausblick von ganz oben. Ein großer Tanker fährt unter der Brücke durch. Schön.

Aber wir müssen schon wieder weiter.

Golden Gate Bridge.

Golden Gate Bridge.

Wir fahren über die Brücke, wie immer mache ich ein paar Fotos beim Fahren, nach vorne, seitwärts und nach hinten. Uwe behauptet später, ich würde ununterbrochen fotografieren und die Fotos auch gleich bearbeiten und dabei den Verkehr aufhalten. Das stimmt eigentlich nicht, nur wenn mein Speicherchip voll wird, muss ich halt das eine oder andere nicht so sehr gelungene Foto löschen...

Harald bezahlt am Ende der Brücke den Toll für uns alle, jedes Fahrzeug kostet 5 $. Ganz schön teuer, für den, der jeden Tag über die Brücke muss. Harald hat uns Zufahrtsskizzen zum Hotel gegeben, für den Fall, dass wir uns im Verkehrsgewühl verlieren, aber alles klappt einwandfrei, wir bleiben immer zusammen. Etwas zäh geht es durch die Stadt, Lombard Street. Ich hatte sie mir ganz anders vorgestellt, erwartete die berühmte Zickzack-Straße. Diese hier führt schnurgerade durch die Stadt. Komisch, habe ich hier mal wieder was verwechselt? Keine Zeit zum Überlegen, der Verkehr ist dicht und hektisch. Bald geht die Straße steil aufwärts und der Verkehr wird immer zäher. Stau. Ausgerechnet jetzt habe ich keine Handschuhe an. Die Straße wird wirklich sehr steil. Stop & Go. Ingrid hinten drauf, meine Hände werden feucht. Ständig anfahren mit Handbremse und Gas, für die Fußbremse habe ich keinen Fuß frei, was soll ich jetzt machen? Ingrid steigt ab und fährt im Auto mit, jetzt geht es wieder leichter. Schnell noch auf der Kreuzung anhalten, Foto, weiter geht's.

Der ganze Rückstau ist tatsächlich wegen der berühmten Lombard Street, "crookedest" (= krummste, schiefste) Straße der USA. Sie liegt jetzt direkt vor uns, unglaublich steil nach unten, Zickzack, immer hin und her mit unzähligen Haarnadel-Kurven, genau wie auf den Fotos. Habe keine Zeit, hinter uns warten Hunderte, also geht es einfach abwärts, schön langsam, lässig gucken, nichts anmerken lassen, ui ui ui, bei so vielen Zuschauern möchte ich mich nicht hinlegen. Schade, dass unten keiner Fotos von uns macht. Alles geht prima, schon geht es wieder weiter.

Harald kennt unser Hotel von früher, trotzdem müssen wir etwas suchen. Es ist umgezogen und hat sich dabei verschlechtert. Als ich das Zimmer sehe, hoffe ich, dass wir keine ungebetenen Gäste mit vielen Beinen im Zimmer haben. Alle sind etwas unglücklich. Aber es ist nicht zu ändern. Niemand kann etwas dafür. Und ein anderes Hotel ist so schnell für so viele Leute auch nicht zu finden. Pech, machen wir halt das Beste daraus. Pool ist auch nicht, schade.

Wir richten uns ein. Haralds Fuß ist immer noch dick und so bleiben er und Richie heut Abend im Hotel. Wir andern ziehen los. Das Hotel liegt unmittelbar an Fisherman's Wharf, dem berühmtesten Teil hier in San Francisco. Uwe will sich eventuell eine neue Kamera kaufen und sieht sich in einem Fotoladen um. Ein Teil von uns andern würde vielleicht auch etwas kaufen. Ich brauche unbedingt eine weitere Speicherkarte. Aber die Leute im Laden gefallen mir nicht. Man kann die Preise, wie in der Türkei, immer weiter nach unten handeln, es sieht sehr unseriös aus. Dies ist nicht der richtige Laden, um teure Dinge zu kaufen, obwohl ich sonst natürlich - im Rahmen - gerne Preise runterhandele. Ich gehe schnell aus dem Laden raus und warte auf die Anderen. Die kaufen auch nicht, haben wohl den selben Eindruck. Am Hafen erhalten wir die Adresse eines guten Fischlokals. Schnell sind wir dort, warten kurz und erhalten dann einen schönen großen Tisch mit schöner Aussicht. Der Fisch ist frisch, teuer und gut. Ich bin kein großer Fischliebhaber, mache aber mit und esse Schwertfisch. Naja, für den Preis hätte ich woanders ein prima Steak bekommen. Dann geht es ab ins Bett.

© Wilfried Virmond, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf GoldWings durch die wilden Rockys von Denver nach L.A.
Details:
Aufbruch: 02.08.2003
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 17.08.2003
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Wilfried Virmond berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Wilfried sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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