Mit Goldwing und Harley durch den Südwesten der USA

Reisezeit: September 2004  |  von Wilfried Virmond

Big Sur - Santa Barbara

17. Tag, Donnerstag, 23. September 2004: Big Sur - Santa Barbara

Zwei Höhepunkte: Ein Frühstück und ein Highway. Ein Irrer auf der Autobahn.

Natürlich, wie immer, Sonne, aber noch ein ganz klein wenig kühl. Nach einigen Meilen halten wir zum Frühstück in Deetjen's Big Sur Inn (www.deetjens.com) an. Helmuth Deetjen aus Norwegen hat sich in den 30er Jahren, als der Highway 1 hier gebaut worden ist, ein Wohnhaus gebaut. Nach und nach wurde es vergrößert, alles aus dem heimischen Redwood-Holz. Schnell wurde es ein Speiselokal und dann gab es auch schon die ersten Fremdenzimmer. Ich bin mal wieder vom Ambiente ganz hingerissen. Kleine, aber trotzdem großzügig wirkende Räume, zwei offene Kamine mit wärmenden Feuern, klassische Musik, nette Gäste und ein wunderbares Frühstück. Der Tag beginnt wundervoll.

Über dem Pazifik liegt eine flauschige Wattedecke aus Nebel und Wolken. Wir können uns daran gar nicht satt sehen.

Das berühmteste Stück des Highway 1 liegt wieder vor uns, ein weiteres Highlight. Eine der Traumstraßen der Welt. Ich laß die andern mal wieder vorausfahren und habe dadurch keinen Streß beim Fotografieren. Hier muß ich einfach langsam fahren - rasen ist sowieso dumm. Mit viel Vergnügen befahren wir die kurvenreiche Küstenstraße.

"Jetzt steige ich aber nicht schon wieder ab ..."

"Jetzt steige ich aber nicht schon wieder ab ..."

Man muß hier ständig mit Geröll auf der Straße, langsamen Wohnmobilen und in den Kurven mit entgegenkommenden bescheuerten Bussen auf der eigenen Spur rechnen. Aber alles bleibt im grünen Bereich und wir haben viel Spaß.

Butterfly.

Butterfly.

Am Ende der Kurvenstrecke halten wir, tanken und rasten kurz. Schon reiten wir wieder weiter. Nach ein paar Meilen gibt es rechts am Strand mehrere kleinere Aussichtsplätze. Dort sind Seelöwen und Pelikane zu beobachten, und tatsächlich, ein paar Seelöwen sind da und aalen sich auf dem warmen Sandstrand in der Sonne, ein paar spielen im Wasser direkt vor uns und ein paar andere robben gerade entweder ins Wasser oder aufs Land. Zuhause lese ich dann, dass Seelöwen das beste Gedächtnis aller Lebewesen nach den Menschen haben und dass auch ihre Jungen erst noch schwimmen lernen müssen. Die Pelikane bleiben etwas weiter weg, sind aber immer noch gut zu sehen.

Hearst-Castle bleibt uns wieder erspart - keine Zeit. Und wie wir hören, muß bzw. sollte man sich ein paar Tage vorher anmelden und auf jeden Fall viel Zeit mitbringen. Also geht's gleich weiter. Kurzer Stop in Santa Maria und schon sind wir wieder auf der Autobahn. Zähflüssiger Verkehr vor einer Baustelle, stopp and go, aber bald sind Hardy und wir durch, wo bleiben denn die andern jetzt schon wieder?! Wir fahren immer langsamer, nichts im Rückspiegel zu sehen. Wir halten an einer Ausfahrt an und warten. Nichts. Irgendwann fahr ich mit Ingrid zurück, da ist der Stau auf der Gegenfahrbahn schon wieder, ach du Sch..., jede Menge Blinklichter, Krankenwagen, zwei Polizeiautos, ein Abschleppwagen. Günni steht am Straßenrand, ist ja auch mit seinen 1,90 m Länge über den Autodächern nicht zu übersehen. Was ist passiert? Nächste Ausfahrt runter, Pech, hier ist keine Auffahrt auf die Gegenseite der Autobahn, also schnell zurück, noch eine Ausfahrt weiter, endlich können wir wieder zurückfahren, auf der Standspur an der Autoschlange vorbei, ist egal, da stehen sie schon! Von Günni erfahren wir, dass Ernsti und Elisabeth von einem Auto angefahren worden sind! Sie sind verletzt, glücklicherweise nicht allzu schlimm, aber schlimm genug. Polizei und Krankenwagen waren unheimlich schnell da. Der Krankenwagen ist mit ihnen schon weg ins Krankenhaus. Der Abschleppwagen zieht schon das arme kranke Moped auf die Ladefläche. Die Polizisten befragen mich, aber sie wissen doch schon alles und ich habe doch gar keine Ahnung. Naja, ich gebe so gut ich kann die gewünschten Auskünfte. Der schuldige Pkw-Fahrer ist auch schon wieder entlassen. Ach, schön, Rein kommt. Diesmal konnte er ganz leicht über sein Handy erreicht werden. Er ist der Profi, den wir jetzt brauchen. Er fährt dann auch sofort nach ins Krankenhaus.

Ich fahr los, um Hardy zurückzuholen. Selbe Prozedur wie vorher, auf der Gegenseite zurück und über die Standspur wieder zurück zum Unfallort. Mist, ein Polizeiauto, der Typ guckt uns schlechtgelaunt von der Seite an, sodass wir uns lieber möglichst lässig hinter ihm einordnen. Er hält uns nicht an und macht uns auch sonst keinen Stress. Was ist denn das? Am Unfallort ist niemand mehr! Was sollen wir denn jetzt machen? Naja, erst mal weiter zur nächsten Ausfahrt, hier können wir nicht stehen bleiben. Da stehen die andern ja schon. Na, gottseidank, noch mal Glück gehabt, wie hätten wir sie sonst wiederfinden sollen. Wir sind alle sehr bedröppelt. Was soll jetzt werden? Jedenfalls wurden die andern von den Polizisten aufgefordert, hier auf uns zu warten, weil es am Autobahnrand viel zu gefährlich gewesen wäre. Wir beratschlagen, was wir jetzt tun wollen und erkennen schnell, dass wir einfach weiterfahren müssen.

Wir folgen Reins Empfehlung, die Autobahn bald zu verlassen und fahren über bergige Landstraßen zu unserem heutigen Hotel. Die Landschaft erscheint uns aber trotz Sonnenschein trist und öde. Zum Schluß geht es eine kurvenreiche Strecke lange bergab runter zum dunstigen Pazifik. In Santa Barbara kommt uns Klaus entgegen. Das bedeutet, wir sind wahrscheinlich wieder mal falsch und sollten schnellstens wenden. Trotzdem sind wir zu unserer Ehrenrettung dann doch noch eher am El Prado Motor Inn als er. Alle sind traurig und unglücklich. Die Zimmer sind riesig mit Blick auf den Pool. So ein großes Hotelzimmer habe ich noch nie in meinem Leben gehabt. Ich schätze es auf mindestens 40 qm! Aber wir können alle keine Freude empfinden. Es gibt immer noch keine Informationen. Der rote Sonnenuntergang über den Palmen bleibt ungewürdigt.

Essen müssen wir. Also gehen wir drei Blocks weiter in ein Steakhouse. Ganz schön teures Pflaster hier in Santa Barbara! Ist uns aber unter diesen Umständen egal. Zurück im Hotel immer noch keine weitere Info. Der Typ am Desk hat keine Nachricht für uns. Also gehen wir in die Betten. Rein soll uns sofort wecken, wenn er in der Nacht aus Santa Maria ankommt. Kein Gepäck da, alle Taschen sind bei Rein im Van. Macht aber nichts, ist unwichtig.

© Wilfried Virmond, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit Goldwing und Harley friedlich vereint durch den Südwesten der USA - geht das überhaupt? Eine dreiwöchige Motorradreise durch California, Utah, Arizona und Nevada.
Details:
Aufbruch: 05.09.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.09.2004
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Wilfried Virmond berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Wilfried sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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