Kayenta

Reisezeit: August 2005  |  von Wilfried Virmond

Grand Canyon - Kayenta

08.08.2005, Montag

Wir sehen, was Dinosaurier zurückgelassen haben. Schwarze Tiere lauern auf uns.

Es fusselt. Und es ist ganz schön frisch heute morgen. Also ziehen wir uns mal wieder unsere Regensachen an. Dann geht es ab durchs Kassenhäuschen und am Grand Canyon entlang. Langsam bessert sich das Wetter und wir können an ein, zwei Aussichtspunkten anhalten. Aber die Morgensonne fehlt leider.

Wo bleibt nur die Sonne???

Wo bleibt nur die Sonne???

Dann noch ein letzter Stopp am Watchtower-Aussichtspunkt. Jetzt scheint die Sonne schon wieder ein bisschen, aber die Farben im Grand Canyon bleiben blass. Ab hier führt die Straße wieder bergab und bald beginnt wieder Wüste. Sofort wird es wieder glühendheiß. Ein kurzer Tankstopp in Cameron. Nach einer Meile dann ein langer, langer Stopp an unserer ersten Baustelle mit einem Plausch mit den Leuten in den Autos vor und hinter uns. Ich schätze, dass bald deutlich über hundert Fahrzeuge warten. Die Flagmen am Anfang und am Ende sind weiblich und tragen, wahrscheinlich wegen der Autoabgase, Atemschutzmasken.

Kurz vor Tuba City halten wir an den Dinosaur Tracks und die andern sehen sie sich auch an. Da es uns beiden zu heiß ist, bleiben wir im Schatten der Indianer-Verkaufsstände stehen und sehen den andern bei Ihrer geologischen Exkursion zu. Es sind halt nur ein paar fragwürdige Eindrücke im rötlichen Stein zu sehen. Aber der indianische Führer gibt sich immerhin etwas Mühe bei seinen Erklärungen.

Ist uns beiden zu heiß hier

Ist uns beiden zu heiß hier

...ca. 24 cm Länge und Breite

...ca. 24 cm Länge und Breite

Ein versteinerter Saurier

Ein versteinerter Saurier

Ein versteinertes Dino-Ei. Oder vielleicht doch nur eine Schildkröte?

Ein versteinertes Dino-Ei. Oder vielleicht doch nur eine Schildkröte?

Wo isses? Da? Man sieht ja gar nichts!

Wo isses? Da? Man sieht ja gar nichts!

Auf paläontologischer Exkursion

Auf paläontologischer Exkursion

Nach ein paar weiteren Meilen wenden Ingrid und ich unsere Blicke nach links auf eine Tankstelle. Hier war letztes Jahr Hajos Moped umgeworfen worden. Er hatte ja damals von der Polizei den "Police Report" nicht erhalten und daher auch seine Kaution bei der Mopedrückgabe nicht zurück bekommen. Erst dank tatkräftiger Mitwirkung von Rita Mahrdt im rm-reiseteam und dank Intervention von Reindert hat er sie dann aber doch ein paar Monate später noch überwiesen bekommen. Tipp: Auch bei kleinsten Unfällen unbedingt den "Police Report" ausstellen lassen! Sonst ist die Kaution erstmal weg.

Schöne Gegend, aber da vorne wird's ja schon wieder dunkel

Schöne Gegend, aber da vorne wird's ja schon wieder dunkel

Vor uns mal wieder, wie dieses Jahr schon so oft, dunkle Wolken am Himmel. Diesmal aber besonders dunkel aussehend und immer wieder heftige Blitze aussendend. Diesmal werden wir kein Glück haben.

Vor uns tauchen plötzlich ein paar stehende Autos auf. Wir sind vor einem überfluteten Dip. Alle Autos in beiden Richtungen halten an, sondieren erst die Lage und pflügen dann langsam die hundert Meter durchs Wasser. Wir beobachten erstmal und ziehen uns inzwischen schon mal die Regensachen an. Und dann fährt Theo scoutmäßig als erster los - und kommt auch ganz gut durch. Wir andern hinterher. Ich mache mir zwar etwas mehr Sorgen als die andern, aber glücklicherweise gibt es diesmal kein Geröll oder glitschigen Schlamm unter Wasser, es ist einfach nur Wasser. Das macht uns natürlich keine Probleme und alle kommen prima durch.

Der geneigte Leser beachte den Blitz in der Mitte

Der geneigte Leser beachte den Blitz in der Mitte

Hoffentlich ist da nichts unter Wasser versteckt...

Hoffentlich ist da nichts unter Wasser versteckt...

Dann noch ein kleinerer überfluteter Dip und dann fängt auch schon der Regen an. Ist aber nicht schlimm. Wir können ganz zügig weiter fahren. Und nach ein paar Kilometern ist auch schon das Schlimmste vorbei. Gerade rechtzeitig können wir an einer Raststätte halten und unsere nassen Sachen ausziehen. Wir essen und trinken etwas, genauso wie ein entgegengekommenes Harley-Pärchen, Mann und Frau auf zwei Harleys. Dann kriegen auch noch die vor der Tür rumlaufenden Indianerhunde die am Grand Canyon nicht an die Erdhörnchen verteilten Bötchen und schon geht es über inzwischen getrocknete Straße nach Kayenta. Unser Holiday Inn liegt an der einzigen Kreuzung und ist deswegen auch ganz leicht zu finden. Es dauert mal wieder etwas bis wir die Zimmerkarten erhalten. Aber diesmal ist die Empfehlung dabei, an der Rezeption anzurufen, falls ungebetene Gäste auftauchen.

Also sehen wir uns erst mal ganz vorsichtig unsere Zimmer an. Mike sieht sie zuerst: Ganz schön große schwarze Käfer oder Grillen oder vielleicht doch Kakerlaken?! Ca. fünf cm lang und ca. zwei cm dick, eigentlich daumengroß. Eine Zimmerreinemach-Frau wird gesucht und dann saugt sie mit ihrem Staubsauger alle Krabbeltierchen im Zimmer von Mike und Nadine auf. Natürlich finde ich auch bei uns im Zimmer vier Tierchen. Ich befördere sie mit Glas und Papier nach und nach ins Freie. Andy empfiehlt uns, nasse Handtücher vor die Türschwelle zu legen, damit sie nicht vom Flur zu uns eindringen können.

Wir verdrängen das ganze Problem erst mal etwas und fahren bald weiter die dreißig Kilometer zum Monument Valley. Die Indianerhütten vom letzten Jahr an der Kreuzung sind inzwischen abgebaut und stehen jetzt ganz in der Nähe an der Hauptstraße. Daher sieht die Kreuzung diesmal etwas anders aus. Dann geht es noch ein paar Meilen die Stichstraße bis zum Parkplatz am Aussichtspunkt. Hier ist alles unverändert; diesmal müssen wir aber alle die fünf Dollar Parkgebühr bezahlen. Die Aussicht ist noch dieselbe wie im letzten Jahr und auch wie seit tausenden von Jahren: Atemberaubend. Es ist Nachmittag und alles leuchtet in unzähligen Rot- und Brauntönen. Die massiven riesigen Berge und die Wüste. Dazu ein klarer blauer Himmel. Leider dürfen wir hier auch dieses Mal nicht mit unseren Mopeds durchfahren. Also heißt es Sattsehen und wieder zurück.

Monument Valley, aber nur für Autos erlaubt

Monument Valley, aber nur für Autos erlaubt

Ingrid und ich bleiben noch etwas länger als die andern. Es ist einfach zu schön hier. Dann mach ich noch ein Foto von den Indianern in ihrem Parkwächterhäuschen (ich frag lieber vorher und muss $ 1,-- bezahlen) und los geht's. Bald tauchen vor uns ein paar Goldwings auf. Ach, das sind ja die andern aus unserer Gruppe! Ist ja prima. Sie waren noch kurz an den Indianderschmuck-Ständen an der Hauptstraße.

Bei letzter Helligkeit kommen wir ans Hotel zurück. Zum Essen gehen wir ins Restaurant vorne. Alles läuft hier recht professionell ab und ich gewinne den Eindruck, dass man auch hier, wie eigentlich überall in den Indianer-Reservaten doch sehr gut weiß, wie man Geld von den Touristen einnimmt. Aber leider keinerlei Alkohol!! Kein Tropfen! Wie überall bei den Indianern: Keinerlei alkoholischen Getränke!! Auch nicht an der Tankstelle gegenüber. Ist aber nicht schlimm, wir holen uns einfach Eiswürfel und kühlen uns noch ein paar übriggebliebene Bierflaschen aus dem Auto, die wir draußen auf der Treppe sitzend und unter den neidischen Blicken anderer vorbeikommender Hotelgäste leeren. Überall wimmelt es von fliegenden und krabbelnden Insekten und Riesenschmetterlingen. Wenn man drauf tritt, knackt es. Ich trete aber nicht drauf. Mich fängt es auch jetzt hier beim Schreiben gleich wieder an überall zu jucken und zu kribbeln. Naja, nur nicht dran denken. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass niemand von uns Lust verspürt hat, Pool oder Jacuzzi zu benutzen.

Die Nacht wird dann für Ingrid doch etwas lang. Die Tiere, die ich vor dem Schlafengehen finde, bringe ich wieder nach und nach raus, aber dann schlafe ich ein. Ingrid bleibt die Nacht wach und passt auf. Ab und zu weckt sie mich, damit ich meine Pflichten erfülle - mit dem Rausbringen. Überall sind Löcher in den Ecken. Wie fast alle Häuser hier im Südwesten, ist auch dieses Haus aus Holz. Also haben die Krabbeltiere, und wenn sie noch so groß sind, überall die einfache und leichte Möglichkeit, zu uns vorzudringen.

© Wilfried Virmond, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf sechs GoldWings durch den Südwesten der USA. Von Wilfried R. Virmond
Details:
Aufbruch: 01.08.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 18.08.2005
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kayenta
Der Autor
 
Wilfried Virmond berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Wilfried sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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