Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.

4 Tage New York

aller erstes Bild auf der Weltreise

aller erstes Bild auf der Weltreise

Dienstag 27. August 2013
Endlich ist es soweit, ich habe meinen Stiefvater verabschiedet und stehe um 5 Uhr Dienstagmorgen am Gate A05 in Berlin Tegel und halte Ausschau nach meinem Mitreisenden. Wenige Minuten später steht er mit dem Rucksack auf dem Rücken und zwei Kippenschachteln in der Hand vor mir und das Boarding kann beginnen. Danach folgt ein emotionales aber zum Glück nicht ganz so trauriges "Lebt wohl" mit Marcs Vater und Katerina und Eric, die sich die Mühe gemacht haben, zu einer unmenschlich frühen Zeit aufzustehen und uns am Flughafen zu verabschieden.
Das größte Highlight des ansonsten sehr ruhigen Fluges nach London Heathrow ist ein Himbeer-Frischkäse-Croissant und ein Becher Kaffee zum Frühstück, bevor wir nach dem Drehen einiger Warteschleifen über London pünktlich an Terminal 5 landen. Es geht, nach einigem Schlangestehen, durch die Sicherheitsschleuse und dann gleich weiter mit dem Flughafenzug zu unserem Gate.
Auch der Flug nach New York startet mit einer Verspätung von immerhin 45 Minuten und verläuft um einiges unruhiger. Zu meinem Pech sitzt zu meiner Linken eine beleibte junge Frau, die auch noch die Hälfte meines Sitzes für sich beansprucht und an der ich mir bei jedem der unzähligen Luftlöcher meinen linken Arm wundscheuere. Bis auf die engen Sitze ist der Flug mit British Airways aber äußerst komfortabel und durch die vielen kleinen Luftturbulenzen sehr kurzweilig. Zum Mittagessen wird sogar jedem kostenlos ein Fläschchen Wein gereicht und da Marc zu meinem Glück kein bekennender Weintrinker ist und mir seine Flasche nach einem kurzen Taste überlässt, genieße ich meinen letzten legalen Alkohol vor dem Eintreffen in den USA in vollen Zügen.

In New York gelandet heißt es erstmal Schlange stehen, weil kurz vor uns eine Maschine aus Hongkong gelandet ist und noch vor uns durch die Passkontrollen kommt. Mit dem streng aussehenden Beamten lässt es sich dann unerwartet nett über die Weltreise reden, während er ein Foto und diverse Fingerabdrücke von uns aufnimmt und unsere Zollbescheinigung abstempelt. Letztere legen wir einige Meter weiter, nachdem wir unsere Rucksäcke vom Gepäckband genommen haben, einem weiteren Beamten vor. Ein musternder Blick, ein kurzes Nicken und Durchwinken und schon sind wir ganz offiziell in NY.
Keine Stunde Flughafen- und U-Bahnfahrt später stehen wir bei schwülheißen 30°C vor unserem Hotel mitten in Chinatown. Der noch offene Betrag wird in Cash gezahlt bevor man uns zu unserem Zimmer mit französischem Doppelbett und Gemeinschaftsbad führt.
Beim Betreten unseres Zimmers stolpern wir zuallererst über das Bett, was zwar relativ klein ist für zwei Leute, aber fast den gesamten Raum einnimmt. Trotzdem ist das Zimmer größer als erwartet und als absolutes Highlight stellt sich heraus, dass wir doch unser eigenes Bad haben und es nicht mit anderen teilen müssen. Also alles richtig gemacht mit dem Hotel! Sauber ist es auch, soweit man von einigen, wenigen fremden Haaren absieht, aber die erwarteten Kakerlaken und anderen Tiere bleiben fern.
Kurz ausgeruht geht es dann auch schon wieder los, die Gegend zu Fuß erkunden. Unser Weg führt uns über die abnormal laute Manhattanbridge, auf der alle 5 Sekunden eine U-Bahn mit der Lautstärke eines startenden Düsenjets an einem vorbeizieht. Auf der anderen Seite des East Rivers angekommen geht es dann über die Brooklynbridge, wo wir ausgiebig den beeindruckenden Blick auf Manhattans Skyline genießen, wieder zurück. Es gibt einen Hotdog und eine kalte Cola und zurück in Chinatown wird noch in einem der unzähligen asiatischen Läden Wasser gekauft, da leider auch in NY das Leitungswasser gechlort und untrinkbar ist.

Blick auf lower Manhattan vom Anfang der Brooklynbridge

Blick auf lower Manhattan vom Anfang der Brooklynbridge

Manhattanbridge

Manhattanbridge

Blick von der Brooklynbridge auf Uptown

Blick von der Brooklynbridge auf Uptown

Später am Abend begegnen wir endlich den ersten Ratten. Nachdem wir eine ganze Weile durch das abendliche Chinatown gelaufen sind und uns nicht eine einzige über den Weg gelaufen ist, sehen wir auf einer Baustelle plötzlich dutzende der kleinen Nagetiere durcheinander wuseln, zanken, fressen und den Paarungsakt auch mal zu dritt miteinander vollziehen. Doch erstaunlicher Weise sollen es die einzigen Ratten bleiben, die wir während des gesamten NY Aufenthaltes zu Gesicht bekommen.

Am East River auf dem Weg nach Süden

Am East River auf dem Weg nach Süden

Als echter Banker darf ein Besuch in der Wall Street natürlich nicht fehlen!

Als echter Banker darf ein Besuch in der Wall Street natürlich nicht fehlen!

Mittwoch 28. August 2013
Nach zehn Stunden Schlaf ist von Jetlag nichts zu spüren und unsere Füße schreien nach Bewegung. Also geht es an der Küste des East River bis zum Batterypark, dem untersten Zipfel Manhattans mit Blick nach Liberty Island samt Freiheitsstatue. Der 48-fache Kamerazoom ersetzt eine Bootsfahrt zur Insel und wir kaufen uns stattdessen einen überteuerten 3$ Hotdog und einen 3$ Churros. Eine sternförmige, leicht gesüßte, frittierte Teigrolle, auf die man getrost verzichten kann. Zu Fuß geht es weiter, den Broadway hinauf bis zur Wallstreet, wo es für jeden einen sagenhaft guten Bananen-Nuss-Muffin gibt. Leider schlägt das Wetter inzwischen um und keine fünf Minuten später laufen plötzlich fast alle Leute mit aufgeklappten Regenschirmen herum. Wo die Schirme auf einmal alle her kommen, ist eines der vielen Rätsel, die NY für uns bereithält.

Blick vom Batterypark nach Norden

Blick vom Batterypark nach Norden

das Foto ist wohl selbsterklärend...

das Foto ist wohl selbsterklärend...

ebenfalls vom Batterypark nach Norden...

ebenfalls vom Batterypark nach Norden...

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Müllentsorgung in Manhattan. Mülltonnen gibt es nicht. Der Müll wird einfach in Tüten auf dem Bürgersteig abgestellt, was an einigen Orten bei dieser Hitze im Übrigen zu ziemlich unangenehmen Gerüchen führt. Abends bzw. nachts kommt dann die Müllabfuhr vorbei und holt einen Teil des Mülls ab. Warum manche Tüten eingesammelt werden, während absolut gleich aussehende Säcke einen Meter daneben einfach liegen bleiben, wissen wir nicht.
Durch das Bankenviertel Manhattans geht es weiter nach Westen am neuen World Trade Center vorbei, dem mit 541 Metern höchsten Gebäude der USA und dem 4. höchsten Gebäude der Welt. Es ist zwar wirklich beeindruckend, doch direkt ran kommt man nicht und so verliert auch dieser Wolkenkratzer einen Teil seiner Imposanz im dichten Hochhausjungel von Downtown. An der Promenade des Hudsonrivers haben wir dann einen tollen Blick auf Jersey City, das nur wenige und halb so hohe Wolkenkratzer zu bieten hat, die aber durch ihren isolierten Stand wesentlich besser zur Geltung kommen. Auch wenn es noch schön warm ist, treibt uns der Regen zurück in Richtung Chinatown, um die Rucksäcke mit Kamera und Notebook ins trockene Hotel zu bringen.

World Trade Center

World Trade Center

Auf dem Weg zum Hudson River

Auf dem Weg zum Hudson River

Das Essen ist wie erwartet ziemlich teuer in Manhattan und so landen wir auf der Suche nach einer günstigeren Alternative in einem Seveneleven (einer verbreiteten Supermarktkette), wo wir ernüchtert über mehr als 2,5$ teures Toastbrot pro Packung stolpern, von Wurst und Käse brauche ich erst gar nicht anfangen. Das einzig wirklich preiswerte Essensangebot sind zwei Jumbo-Hotdogs für zusammen nur 3$, die man sich auch noch selber mit beliebig viel Einlegegurke, Sauerkraut und Chili belegen darf. Wo bei diesem Angebot die Gewinnspanne für den Supermarkt, wagen wir nicht zu hinterfragen, denn die Befürchtung, dass man die Bezeichnung "hot-DOG" hier wörtlich nimmt, liegt bei diesem Preis nahe. Egal, Hauptsache es schmeckt und ist billig.

Jersey-Skyline

Jersey-Skyline

Der zweite Tag neigt sich dem Ende und obwohl sich meine neuen Sandalen als durchaus wandergeeignet erwiesen haben, qualmen uns nach guten 15 Kilometer Fußmarsch die Füße. Aber wer kann schon von sich behaupten, ganz Lower Manhattan an einem Tag zu Fuß abgeschritten zu haben?
Nach einer kurzen Rast im Hotel geht es dann aber doch noch ein letztes Mal an diesem Tag nach draußen. Im Dunkeln auf die Brooklynbridge. Ein absolutes Muss für jeden NY Besuch. Vielleicht nicht so eine Wahnsinnsaussicht, wie zum Beispiel vom Empire State Building by night, aber dafür kostenlos und ohne Anstehen.
Direkt vor uns liegt die nächtliche Skyline von Lower Manhattan mit der alles überragenden Silhouette des neuen World Trade Centers. Weiter rechts, in Richtung Norden leuchtet das Empire State Building über der Skyline von Uptown. Nicht nur bei Tageslicht, sondern auch bei Nacht ein großes Highlight ist das Woolworth Building, am Besten zu sehen gleich vom Beginn der Brooklynbridge. Irgendwann um kurz vor zehn brechen wir nach einer ausgiebigen Fotosession den Rückweg an. Zum Abendessen gibt es für jeden noch zwei Jumbohotdogs vom Seveneleven und dann heißt es "gute Nacht NY, bis morgen".

Woolworth Building in der Mitte

Woolworth Building in der Mitte

Skyline von Downtown Mahattan

Skyline von Downtown Mahattan

Uptown mit Empire State Building

Uptown mit Empire State Building

Donnerstag 29. August 2013
Das Rufen unserer Füße nach Bewegung ist um einiges leiser als noch einen Tag zuvor. Doch darauf kann keine Rücksicht genommen werden. Heute steht Uptown mit der Upper West Side und dem Central Park auf dem Plan. Wieder zu Fuß versteht sich. Dabei geht es weniger darum, die erstaunlich günstigen 2,5$ für die U-Bahnfahrt zu sparen, sondern viel mehr darum, so viel wie möglich von dieser beeindruckenden Stadt zu sehen.
Inzwischen haben wir uns sogar an die Manhattaner Verkehrsregeln gewöhnt und bewegen uns wie echte New Yorker.
Für Autofahrer gilt: Hauptsache Krach machen. Am besten eignet sich hierfür unregelmäßig, aber laut hupen und zwar möglichst dann, wenn es überhaupt keinen Sinn macht. Zum Beispiel wenn man ganz hinten im Stau steht und keine Ahnung hat, was vorne los ist.
Für Radfahrer gilt: Fahre niemals ohne Helm, wenn dir dein Leben lieb ist und fahre niemals langsamer als 15 Meilen pro Stunde, sonst bist du kein echter New Yorker Radfahrer.
Für Fußgänger gilt: Rote Ampeln interessieren dich nicht. Mach was du willst, du wirst schon sehen, ob jemand auf dich Rücksicht nimmt oder nicht. Die Gefahr, bei Weiß (NY Fußgängerampeln sind weiß statt grün) überfahren zu werden, ist ohnehin genauso groß, wie bei Rot.
Wir folgen der Straße direkt vor unserem Hotel (der Bowery) nach Norden, wechseln nach wenigen Kilometern auf den Broadway und laufen die 5th Avenue bis zum Empire State Building hinauf. Von Nahem sieht das ESB um ehrlich zu sein, ziemlich trist aus. Sicherlich ist es sehr beeindruckend, an der endlosen Fassade hinauf gen Himmel zu blicken, aber wie gesagt von unten ziemlich Trist. Doch unser Ziel ist ohnehin das "top of the rock". Eine Aussichtsplattform auf dem Rockefeller Center. Nicht ganz so hoch, aber angeblich kürzere Wartezeiten und bei Weitem nicht so überfüllt. Ob es stimmt, wissen wir nicht. Zwei weitere, unbestreitbare Vorteile des Rockefeller Centers sind der ungetrübte Blick auf das ESB und den Central Park.
Wir blättern also 27$ pro Person auf den Tisch, warten eine Viertelstunde, bis unsere Tickets an der Reihe sind und passieren dann noch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Danach geht es mit dem Fahrstuhl über 250 Meter in die Höhe, auf die Aussichtsplattform unter freiem Himmel. Auch wenn es ein klein wenig diesig ist, ist die Aussicht einfach nur gigantisch. Im Norden liegt der riesige Central Park zu unseren Füßen, links und rechts die Upper West bzw. East Side. Richtung Süden hat man einen unglaublichen Blick auf das ESB, die wesentlich flachere Skyline von Chinatown und die riesigen Hochhäuser von der Wallstreet bis zum World Trade Center auf der Südspitze Manhattans.

Über eine Stunde genießen wir die atemberaubende Aussicht und den Wind der grenzenlosen Freiheit, der uns in dieser Höhe durch die Haare weht, bevor wir diesen sorgenfreien Ort verlassen und wieder in den Trubel des New Yorker Alltags tauchen. Es geht weiter zum Time Square, dem angeblichen Herzen Manhattans. Seit unserer Ankunft haben wir nach den unglaublichen Menschenmassen gesucht, die so charakteristisch für diese Stadt sein sollen. Endlich haben wir sie gefunden. Hunderte Menschen Strömen von allen Seiten zum Times Square und verschwinden wieder in irgendeiner Seitenstraße. An sich ist es ein eher kleiner Platz, doch das hektische Blinken und Aufleuchten der vielen riesigen Werbetafeln droht einen schier zu erdrücken und wir beschließen, auf jeden Fall noch einmal in der Dunkelheit wiederzukommen. Ein New York Besuch ist schließlich kein New York Besuch, ohne den Times Square by night.

Times Square

Times Square

Hätten wir dem Typen links doch lieber nicht sagen sollen, dass wir aus Deutschland kommen?

Hätten wir dem Typen links doch lieber nicht sagen sollen, dass wir aus Deutschland kommen?

Leider neigt sich der Akku der Kamera nach fast 600 Fotos dem Ende zu und da wir auf die Bilder vom TS by night nicht verzichten wollen, müssen Central Park und Upper West Side zum Foto machen morgen noch mal besucht werden. Die Kamera wird also im Rucksack verstaut und den Broadway entlang geht es bis zum Central Park hinauf. Eine idyllische grüne Oase inmitten dieser lauten, chaotischen Stadt. Von den erhöhten Felsformationen hat man einen tollen Blick auf die angrenzenden Hochhäuser von Upptown, während man wenige Meter weiter auf schmalen Schlängelwegen durch die dichte Vegetation wandert und keinen Gedanken mehr an diese riesige Stadt verliert. Es sind die dicht bewachsenen Flecken des Parks, an denen man einfach die Seele baumeln lässt und die vielen Schildkröten beim Schwimmen im Wasser beobachtet. Wo die Tiere den Winter verbringen und warum sie nicht schon längst alle in Chinatown zu Suppe verarbeitet wurden, bleibt ungeklärt.
Wir verlassen den Central Park und durchqueren die ebenfalls ruhige Upper West Side bis zum Hudson River, wo es die Uferpromenade bis auf Höhe des TS nach Süden geht. Eigentlich müssten wir direkt durch "Hell's Kitchen", das Irenviertel kommen. Doch außer Hotels, diversen Fastfood Restaurants und einem Seveneleven gibt es hier wenig zu sehen.
In einer Nebenstraße unweit des TS holen wir uns in einem kleinen Imbiss vier Hamburger mit Pommes für zusammen nur 12$. Sitzbänke sind außer im Central Park leider Mangelware in Manhattan und wenn man doch eine findet, wird diese meistens von einem Obdachlosen besetzt, sodass wir mit unseren Burgerpaketen in der Hand bis zum TS laufen, wo man vor lauter Menschen kaum vorankommt, weil der ohnehin schon überfüllte Fußweg aktuell auch noch wegen einer Baustelle eingeengt ist. Ich sollte an dieser Stelle vielleicht erwähnen, dass in Manhattan fast genauso viel gebaut wird wie in Berlin. Doch wir haben mal wieder Glück und finden einen freien Stehtisch direkt auf dem Times Square, wo wir unsere Burger inmitten des Lichter-Werbe-Jungels verdrücken können. Danach wird der letzte Akkurest verknippst und es geht zurück ins lieben gelernte Chinatown.
Am Ende des Tages können wir nicht nur auf knapp 20 Kilometer Fußweg zurückblicken, sondern auch auf diverse Blasen an den Füßen. Wobei ich mit meinen Sandalen noch um einiges besser wegkommen bin, als Marc mit seinen Turnschuhen. Totmüde fallen wir an unserem letzten Abend in NY ins Bett und schlafen sofort ein.

Freitag 30. August 2013
Um 8:00 Uhr läutet der Wecker unseren letzten Tag in NY ein und es fehlen noch Fotos vom Central Park und der Upper East und West Side. Kurz duschen, Zähne putzen, Rucksack packen und an der Rezeption abgeben und schon geht es wieder los, zu Fuß nach Uptown.
Genau wie gestern geht es die Bowery nach Norden, nur dass wir diesmal auf die 3rd Ave(nue) statt den Broadway biegen und dieser bis zum 319 Meter hohen Chrysler Building folgen. Direkt am 4. höchsten Gebäude New Yorks vorbei geht es zum Grand Central Terminal. Ein wirklich schönes, monumentales Gebäude mit einer imposanten Mittelhalle, deren wahre Größe auf den Fotos leider nur schwer zu erahnen ist.

Mittelhalle des Grand Central Terminal

Mittelhalle des Grand Central Terminal

Die Park Ave führt uns dann direkt in das Herz der für ihren Reichtum bekannten Upper East Side, von der Marc und ich allerdings relativ unbeeindruckt bleiben, weshalb es ziemlich schnell weiter in den Central Park geht. Vorher wird noch mal eine Kippenpause eingelegt, da das Rauchen im CP verboten ist und unsere Füße können eine kurze Erholung auf einer Bank genießen. Denn auch wenn ich heute die Sandalen gegen Turnschuhe eingetauscht habe und Marc sich die Füße beinahe vollständig mit Blasenpflastern abgeklebt hat, steckt uns der lange Donnerstag noch tief in den Knochen.

Blick die Park Ave. nach Süden hinunter

Blick die Park Ave. nach Süden hinunter

Im CP angekommen wird die am Vortag verschobene Fotostunde nachgeholt und die Kulisse der unserer Meinung nach wesentlich schöneren Upper West Side festgehalten. Danach geht noch ein gutes Dutzend Fotos bei dem Versuch drauf, eine Schildkröte zu abzulichten, weil die Turtle immer genau in dem Moment abtaucht, in dem Marc den Auslöser drückt.

Upper West Side mit unserem New Yorker Lieblingsgebäude in der Mitte

Upper West Side mit unserem New Yorker Lieblingsgebäude in der Mitte

nach dem gefühlt hunderten Versuch...

nach dem gefühlt hunderten Versuch...

Irgendwann haben wir uns dann selbst an dem majestätischen Upper West Side Anblick satt gesehen und über die 5th Ave geht es wieder gen Süden zur St. Patricks Cathedral. Diese wird natürlich gerade renoviert, doch für meinen Geschmack ist sie zumindest von Innen ohnehin fast schon etwas zu kitschig, weshalb sich die Trauer über die Renovierungsarbeiten in Grenzen hält. Um ein Vielfaches beeindruckender ist dafür die kleinere und fast komplett unbesuchte St. Thomas Church. Bereits von Außen lässt der steingemeißelte Eingangsbereich auf detailverliebte Handwerkskunst schließen, die jedoch nur ein süßer Vorgeschmack auf den steinernen Altar im Inneren ist. Auf den Fotos kaum zu erahnen ist die wahnsinnige Intensität der Fensterglasfarben, die dem Kirchenschiff mit dem riesigen Altar am Ende die Mystik einer fernen Zeitepoche verleihen. Aller Lärm und Gestank verblassen für einen kurzen Augenblick im schummrigen Kirchenlicht.
Leider ist es schon der letzte wundervolle Eindruck, den wir NY haben, bevor es zurück nach Chinatown geht. Es ist ein wehmütiger Abschied von dieser Stadt, von der wir so wenig erwartet und so viel bekommen haben, doch am Ende des vierten Tages hat jedes noch so hohe und majestätische Bauwerk seine Faszination in der Masse der Eindrücke verloren und wir blicken auf das, was vor uns liegt: Lima, eine 8 Millionen Einwohner Stadt mit dem endlosen Pazifik im Westen und den gewaltigen Bergketten der Anden im Osten.

Leider nur ein Bild der St. Thomas Church, da ich (noch) nicht weiß, wie man hier Hochkantbilder drehen kann....

Leider nur ein Bild der St. Thomas Church, da ich (noch) nicht weiß, wie man hier Hochkantbilder drehen kann....

Für 2,5$ pro Person geht es mit der Subway Linie J zum Sutphin Blvd, wo wir für eine wesentlich kürzere Strecke 5$ p.P. für den Airtrain zahlen, der uns zum Terminal 8 des JFK Airports bringt. Die Luft an diesem für uns vorerst letzten Abend auf der Nordhalbkugel ist warm und stickig und gegen halb neun färbt sich der Himmel von Osten her schwarz. So "spät" wird es vermutlich erst in Neuseeland wieder dunkel.
Der Terminal ist erstaunlich leer und in seiner Übersichtlichkeit etwas unkoordiniert. Auf jeden Passagier kommen gefühlte zehn Flughafenmitarbeiter, die ohne Ziel und Aufgabe von einem Ort zum anderen laufen, wie es den Anschein hat, nur um nicht in der amerikanischen Arbeitslosenstatistik aufzutauchen.
Es ist das gleiche Phänomen wie in Manhattan, wo an jeder zweiten Ampelkreuzung ein bis zwei Verkehrspolizisten eingesetzt sind und exakt die gleichen Anweisungen geben wie die traffic lights direkt über ihnen. Auch die Frage, wer die tausenden Sicherheitskräfte und Mülleinsammler bezahlt, die diese dreckige Stadt erstaunlich sauber halten, bleibt uns unbeantwortet. Einen Zusammenhang zu den 17 Billionen Dollar amerikanische Staatsschulden zu suchen, würde an dieser Stelle vermutlich zu weit gehen.
Doch zurück zum Terminal 8, auf dessen Anzeigetafeln nur Flüge von American Airline angezeigt werden, sodass unser Flug erst gar nicht auftaucht. Auf den Monitoren über den Check-In-Schaltern steht lediglich der Name der entsprechenden Fluggesellschaft mit dem Hinweis "Economy" ohne einen aufzuklären, für welchen Flug man denn hier nun ansteht. Auch nach Sitzmöglichkeiten suchen wir vergebens und so sitzen wir unsere Wartezeit auf dem harten Steinboden ab.
Als wir schon langsam unruhig werden, dass unser Flug immer noch nirgendwo angezeigt wird, erfahren wir auf Nachfragen von einem der vielen Mitarbeiter, dass wir uns schon die ganze Zeit an den Check-In-Schalter unserer Airline hätten anstellen können. Und obwohl bis zum Abflug noch fast zwei Stunden Zeit sind, gehören wir zu den letzten, die einchecken. Damit Marc und ich trotzdem noch nebeneinander sitzen können, setzt die freundliche Schalterdame zusammen mit ihren Kolleginnen knapp zehn Minuten lang Himmel und Hölle in Bewegung, druckt neue Tickets aus, zerreißt sie wieder und platziert uns schließlich am Notausgang. Ein Platz, der zwar viel Beinfreiheit mit sich bringt, aber ansonsten eher nachteilig ist. Doch immerhin sitzen wir nebeneinander.
Auch an den Sicherheitsschleusen ist das Verhältnis von Mitarbeitern zu Passagieren kaum anders. Doch wie schon bei der Einreise in die USA haben wir es auch hier mit sehr netten Leuten zu tun. Es geht einmal in den Ganzkörperscanner und schon sind wir im Gatebereich des Terminals, wo wir auch endlich einen Sitzplatz finden.

und zu guter letzt noch unser Hotel von außen

und zu guter letzt noch unser Hotel von außen

© Marten Seifert, 2014
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Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.