Südamerika2012

Reisezeit: März - Mai 2012  |  von Mark Kell

Buenos Aires: one day (anders)

Wie fange ich den Bericht des heutigen Tages an ?
Mir schwirren allerhand Gedanken durch den Kopf...

Vielleicht von Tagesanbruch? Vielleicht nach Wichtigkeit, vielleicht nach Interesse ? Stichpunkte ?

- Ich hab´ es gesehen, ich bin traurig.
- Pajero (Wichser)
- durchgeknallt
- Jugendbanden
- Nachts /Abends in Buenos Aires in sicheren Gegenden
- Leben gerettet

Gegen 4:30Uhr wurde ich von einer lauten, ausgelaugten Stimme geweckt. Ein Mädel stand an der Rezeption und hat den Diebstahl ihrer Dokumente gemeldet. Ich weisss nicht wie und warumaber es wäre vor kurzem draussen irgendwo passiert. Also, für mich war der Tag gelaufen. Wieder so eine Horrorstory und das vor dem Frühstück.
Duschen, rasieren und frühstücken. Heute 2 Eier und 1 Brötchen.
Dann in die Rezeption und nochmal versuchen Eltern anzurufen. Erfolglos. Quatsche aber mit dem Rezeptionist über die Störung um 1/2 5. Er sagt, er kennt sie schon länger. Sienimmt Drogen, Alkohol und ist Nymphomanin - Ich grinse ihn an und entschuldige mich sofort dafür. Armes Mädel. Na gut, Laune nach draussen zu gehen ist etwas besser. Ich geh über die Avenida 9 und an meinem nächsten Hostel vorbei, schaue auf den Plan und entschliesse mich zum Hafen zu gehen. Der ist ja sicher hat mir Nico versichert. Ich laufe durch den Hafen und das angrenzende Wohngebiet mit Hauptsitz Mercedes Benz Argentinien.

Jugend in Buenos Aires
Auf dem Weg zum Öko Ressort schlägt mir purer Hass entgegen. "Gringo´s" werden sofort erkannt und sind nicht sehr beliebt. Ich lasse den Typen einfach auf Spanisch quatschen und gehe meines Weges.

Im Ressort suche ich nach Ameisen und dem angrenzenden Kraftwerk. Achso, mein GPS ist natürlich eben leer gegangen und ich kann nicht mehr mittracken, Isch könnt´mich uffrehsche! Auf dem Rückweg sehe ich das von Nico empfohlene Steakrestaurant, das allenfalls eine Würstchenbude ist. Ich bestelle das teuerste, ein Bife für 18Pesos (~3,80€). Beim warten kommen 6 Jugendliche und fangen an mich auf spanisch zu beschimpfen. Ich reagiere nicht und sie ziehen weiter. Sie gehen zu dem Mann, der vor mir sein Fleisch bestellt hat und auf dem Weg zu seinem Wagen ist. Ein wildes Wortgefecht auf spanisch beginnt und ich bin froh noch am Stand zu stehen. Auch die Verkäufer beobachten das Vorgehen. Der Mann kommt aber mit den Buben klar und sie gehen davon. Die ersten Bissen des Fleischs esse ich noch am Stand und gehe dann in die entgegengesetzte Richtung der Jungs. Als ich wieder in den Hafenbereich rausgehe, spricht mich ein Skater auf spanisch an. Ich sage (mit einem Bissen im Mund) dass ich ihn nicht verstehe. Er äfft mich nach und mir kommt auf einmal dass das was ich in der Hand habe soviel wert ist, wie er in einer Woche erbettelt der was auch immer macht. Merke, nicht im gehen essen. Und alles ignorieren. Keine Gespräche eingehen.

Recolletta
Ich gehe weiter durch den Hafen und komme in die Nähe des Bahnhofs. Dort treffe ich die Australierinnen (Melbourne) von gestern. Sie gehen zum Friedhof und ich frage ob sie mich mitnehmen mögen. Wir gehen an verschiedenen fliegenden Händlern vorbei. EIn Sockenverkäufer spricht die Mädels an, die verneinen. Mich spricht er daraufhin an mit "Pajero" und auf spanisch willst Du Socken kaufen. Ich verneine und mache mich aus dem Staub. Einige Meter später fällt mir ein, dass Mitsubishi den Pajero unter einem anderen Namen in Spanisch sprachigen Ländern verkauft. Pajero heisst "Wichser" und ein Auto mit solch einem Namen würde sich bestimmt nicht gut verkaufen. Eine lustige Anekdote, wie ich finde. Abere auch hier stellt sich heraus, dass die Gringo´s sofort erkannt werden. Der Friedhof ist interessant, aber nicht der Bringer. Mir wird schnell langweilig, immer wieder das gleiche. OK, die Gebäude über den Gruften sind wirklich beeindruckend, aber innen alle gleich. Meist ein Altar, und dann Treppen nach unten. Meist stehen auch Särge im EG, das sind, denke ich mal die "Neuen".

Gasunfall
Die Mädels wollen noch in den Flora Garten und ich schliesse mich an. Ein paar Kilometer in Turnschuhen können nicht schaden. Sie kaufen sich in einem Laden Empilladas und essen in diesem Garten mit Bäumen und Pflanzen aus aller Herren Länder. Aber scheinbar wollen sie auch nur laufen und nicht gucken. Wir rennen durch. Auf dem Rückweg zum Hostel fällt mir Gasgeruch auf. Ich denke mir nix, gehen weiter und auf einmal schreit eine Mann aus einer Grube ca. 3m neben un HEY, HEY. Ich zögere erst (die lassen sich ja die absurdesten Sachen einfallen um Geld/Handy und Kamera zu klauen) gehe dann aber mal nach dem Rechten schauen. Der Bauarbeiter hat seinen Kollegen, der in der Grube liegt, an den Beinen und versucht ihn heruszuziehen. Ich bücke mich, drehe mich um ob jemand neben mir steht und ziehe dann den bewusstlosen aus dem Loch. Ich erschrecke, als ich ihn auf den Bürgersteig neben der Grube lege. Das war ein Bild. Hab es noch immer vor Augen. Er war von oben bis unten blau angelaufen. Die Muskeln verhärtet, steif wie ein Brett. Ich habe ihn erst mal auf den Rücken gedreht um zu sehen was Sache ist. Nix, ich hatte totale Angst. Das er tot ist. Das krasse dabei war, dass der Bauarbeiter die Leitung abdichten musste und dies auch getan hat. Mit einer Säge hat er Klebeband abgeschnitten und auf das Leck geklebt. Ich weiss nicht was da unten abging aber der Gasgeruch war noch immer da. Ich prüfte die Atmung, NIX. Ich habe eine Passantin gebeten die Ambulanz zu rufen, das ging mein Spanisch auf einmal. Ich hatte gerade zu einer Herzmassage angesetzt und den 2ten Bauarbeiter gerufen um den Kollegen zu beatmen, da regte sich etwas. Ich prüfte die Atmung (obere Handoberfläche vor den Mund halten) und spürte Atmung. Es dauerte etwa 5 Minuten bis er die Augen wieder stabil aufhalten konnte. Aber er konnte sich nicht bewegen. Ich habe ihn in die stabile Seitenlage gelegt und ihn beruhigt bis der Krankenwagen kam. Die riesige Menschenmenge habe ich dann erst wahrgenommen, als der Krankenwagen wegfuhr. Achso, wir haben uns schnellst möglich verzogen, denn es roch immer noch nach Gas...

Bunos Aires im dunkeln
Die Mädels wollten noch ein bisschen in einem Park entspannen. Also bin ich auf Ameisensuche gegangen. Coole Blattschneiderameisen, deren Wege schon regelrecht ausgetreten sind, habe ich erspäht. Hab mich echt gefreut und konnte auch mal entspannen. Aber nach ein paar Minuten, kam mir doch wieder das Bild von dem blauen Mann in den Kopf. Aber ich weiss ja, das alles wieder OK ist. Aber sowas hält schon lange in Gedanken und ich denke dass ich auch heute Nacht darüber nachdenken werde. Ich habe dann die Mädels gefragt, wann wir wohl ins Hostel aufbrechen und es dunkel wird. Es war ~18Uhr. Der Weg zurück wäre nur 45 Minuten und es wird erst um 20Uhr dunkel. Wir gingen dann auch gleich. Aber es wurde doch im laufe des Weges dunkel. Krass, Es werden Matratzen auf die Strasse gelegt - auf denen die Kinder schlafen. Kinder, sammeln Müll auf und betteln die Passanten an. Das gibt es tagsüber nicht. Der Weg war für mich ein Horror, aber ruhig. Die Mädels waren froh mich als Beschützer zu haben - das gleiche galt für mich.

So, ab ins Bett. Morgen steht ein Umzug an

Beim hochladen der Bilder sind eben noch 3 Argentinier angekommen. Die fahren 300km und gehen nun (1Uhr) feiern. Krass. Ich habe mal vorsichtig angefragt wie lange sie schlafen wollen

Blick in den Binnenhafen

Blick in den Binnenhafen

HP Buenos Aires, Marina

HP Buenos Aires, Marina

Lustiges Bild (Division)

Lustiges Bild (Division)

Perfektes Fleisch, im Hintergrund Matratzen. Den Hintergrund habe ich eben erst gesehen.

Perfektes Fleisch, im Hintergrund Matratzen. Den Hintergrund habe ich eben erst gesehen.

© Mark Kell, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Welcome to my Trip 7 countries 6 weeks 5 thousend meter No 4 3 must see´s 2 feets 1 backpack
Details:
Aufbruch: 24.03.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 05.05.2012
Reiseziele: Deutschland
Venezuela
Peru
Argentinien
Chile
Bolivien
Kolumbien
Der Autor
 
Mark Kell berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.