In 208 Tagen um die Welt

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Helena Graf

Potosi

Die Fahrt nach Potosi erfolgt in einem mindestens 17 Sterne Luxusbus und ich bin richtig traurig, als wir schliesslich ankommen. Es ist noch sehr frueh und leider haben saemtliche Geschaefte, die potenziell Fruehstueck verkaufen, noch geschlossen. Wir machen uns also mit knurrendem Margen machen wir uns also erstmal auf die Suche nach einem Busunternehmen, das heute Abend nach Uyuni faehrt. Bald werden wir fuendig und erstehen, nachdem die Verkaeuferin uns versichert hat, dass wir, wenn der Bus um 2 Uhr nachts in Uyuni ankommt, im Bus bleiben koennen, bis es hell wird, vier Tickets. Anschliessend ergattern wir an einem Strassenstand noch eine Tasse Kakao und fahren dann mit dem Bus in die Innenstadt. Dort buchen wir bei einem der tausend Reisebueros eine Tour durch die Silbermienen, fuer die Potosi bekannt ist. Danach wird erstmal ausgiebig gefruehstueckt. Um halb elf gehts los. Wir werden erstmal zu einem kleinen Haus gefahren, in dem wir mit mienentauglichen Klamotten ausgestattet werden.Anschliessend laufen wir ueber eine Art Mienenarbeitermarkt, wo sich die Arbeiter mit allem ausstatten koennen, was sie brauchen. Hier koennen wir Cocablaetter, Alkohol und Zigaretten als Mitbringsel fuer die Arbeiter erstehen. Die Arbeiter arbeiten meist unter schwierigsten Bedingungen in 8-Stunden-Schichten und verbrauchen dabei Unmengen von Cocablaettern, die Engerie liefern.
Anschliessend gehts zu dem Berg in dem das Silber lagert.

Die letzten paar Meter muessen wir laufen, weil die Strasse zu schlecht fuer unseren Minibus ist. Unser Guide bleibt vor einem winzigen Loch im Felsen stehen.

Da sollen wir reinkriechen?! Der Typ meint es offenbar ernst. Wir bekommen noch funzelige Grubenlampen an den Helm geklemmt und sollen dann auf allen Vieren ind den rabenschwarzen fast senkrecht nach unten fuehrenden Tunnel kriechen. Unsicher machen wir uns an den Abstieg. Mir ist verdammt mulmig zumute und ich bin nicht ganz sicher, ob ich nicht vielleicht doch lieber draussen bleiben sollte. Besonders nachdem der Guide kurz vorher meinte, dass wir die andere Grube nicht besichtigen koennten, weil etweder irgenwas eingestuerz ist, oder weil irgendwelche Sprengungen vorgenommen werden. Wir haben ihn nicht richtig verstanden. Immer weiter geht es abwaerts durch den winzigen Tunnel,

der aber nach etwa 20m endlich zu einem Gang wird, in dem die Bolivianer wahrscheinlich sogar aufrecht gehen koennen. Der Guide fuehrt uns durch ein Labyrinth von Gaengen zu einer kleinen Niesche. Hier erfahren wir, wofuer die Zigaretten un der Alkohol tatsaechlich gut sind. Die Mienenarbeiter glauben, dass Gott nicht fuer ihren Schutz untertage sorgen kann, beziehungsweise, dass das nicht in seinen Zustaendigkeitsbereich faellt. Also bitten sie den Teufel um Gnade. In der Niesche steht eine kleine, aus Lehm gemachte Teufelsstatue.

Dieser wird nun in die Augen, auf die Haende, auf die Fuesse und aufs Gemaecht Alkohol geschuettet. Anschliessend wird noch etwas reiner Alkohol in alle vier Himmelsrichtungen und auf den Boden gespritzt. Danach sollen eigentlich alle, die die Miene betretn einen ordentlichen Schluck nehmen. Unser Guide und ich sind allerdings die Einzigen, die fuer unsere Sicherheit in der Miene sorgen. Abschliessend bekommt der Teufel noch eine Kippe in den Mund geschoben und dann gehts weiter.

Immer tiefer dringen wir durch niedrige Gaenge ueber die Schienen der Transportwagen ins innere des Berges vor. Vorbei an abenteuerlichen Decken-und Kabelstuetzkonstruktionen.

In der Ferne hoeren wir immer wieder das Droenen von Explosionen.Nachdem wir noch einen zweiten Teufel besichtigt haben, gehts zum Glueck wieder nach oben und ich bin schon ziemlich erleichtert, als ich die Sonne wieder erblicke.
Wieder in der Stdt angekommen, wollen wir eigentlich ein Museum besichtigen, aber irgendwie haben wir mit sowas selten Glueck, denn die meisten Museen der Stdt haben aus irgendeinem Grund Montags geschlossen. Also schlendern wir nur ein bisschen durch die Gassen,essen einen Mittagssnak und machen uns gegen Abend auf zum Bushof. Um 5 vor 6 stellen wir entsetzt fest, dass wir vergessen haben Geld zu holen. In Uyuni soll es naemlich laut Lonely Planet keinen Geldautomaten geben. Ich renne also zur naechsten Bank, die vor meiner Nase ihre Pforten schliesst. Wir bringen also unsere Taschen zum Bus und Yvonne und ich machen uns auf die Suche nach Geld. Nach 20 Minuten werden wir auch fuendig. Leider muss ein richtiges Abendessen jetzt aber ausfallen. Wir staerken uns schnell mit einer Sxxxxxx (Pommes mit gebratener Bockwurst und Ketschup) und besteigen dann den Bus aus dem Jahre 1804, der uns nach Uyni bringen soll. Der Bus faehrt los und ein Kind faengt furchtbar an zu schreien. "Was schreit der den so?" frage ich. "Der schreit nicht, der singt" meint Yvonne. Und das nicht nein Lied. Und nachdem er endlich fertig ist, will er auch noch Geld haben. Dafuer kann ich ihn aber leider nur muede auslachen. So hopern wir also im wohl ungemuetlichstem Bus der welt ueber die wohl staubi-holprigste Strasse der Welt nach Uyuni, wo wir mitten in der Nacht ankommen und natuerlich NICHT im Bus bleiben duerfen. Zum Glueck finden wir ein Hostel, das uns noch in einer Art Schlafsaal mit "Matrazen" auf den Boden fuer einen Wucherpreis von 15 Bollis uebernachten laesst.

© Helena Graf, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nepal-Indien-Neuseeland-Chile-Peru-Bolivien-Argentinien
Details:
Aufbruch: 02.10.2006
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 27.04.2007
Reiseziele: Indien
Nepal
Varanasi
Australien
Neuseeland
Chile
Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Helena Graf berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.