Al Sur

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Dirk Weisenstein

Ab in den kleinen Norden: Zu den grossen Wassern

Von Salta aus beschloss ich nach Iguacu zu fahren. Naeher dran komme ich so schnell nicht wieder, und alle die ich getroffen habe sagen das es unbedingt lohnenswert ist. Aber mit den Moped wollte ich nicht fahren. Dafuer ist es mir zu weit, zu langweilig, und die Strassen zu gerade. Deshalb kaufte ich mir Bustickets. Schoen mit Schlafsessel, in der oberen Etage, ganz rechts, und ganz vorne. Yeah. Ich haette mir noch einen Besenstiel mit nehmen sollen, als Lenkerersatz, dann waere es perfekt gewesen. Aber auch so genoss ich es durch die Gegend gefahren zu werden, und nicht selber aufpassen zu muessen. Tolle Aussicht von hier oben. 1508 kilometer und 23 Stunden spaeter kam ich in Iguacu an. Sogar recht entspannt, und ausgeschlafen.
Ich suchte mir schnell eine Unterkunft, und fuhr noch am selben Tag zu der Argentinischen Seite der Wasserfaelle.
Und es war imposant. Ich ging zu Fuss, durch den dichten Sekundaer Wald. Zuerst den Paso Superior. Und kaum kam ich aus den Wald hinaus, da oeffnete sich der Blick, und ich schaute auf ein weites halbrund von einzelnen Wasserfaellen. Das Wasser donnerte wild gischend den Abgrund hinunter. Die Sonne zauberte einen Regenbogen in den Wasserdampf. Dahinter die gruenen Baeume, und der tiefblaue Himmel. Ich war an einen schoenen Platz, um Fotos zu machen, oder aber fuer ein Picknick. Das bekamen natuerlich auch die kleinen Nasenbaeren, die Coatis mit. Und diese kleinen Tierchen, die mit den Waschbaer verwandt sind, und ziemlich dreist um Futter betteln. Oder es sich selbst aus den Taschen stehlen, wenn sie es schon nicht freiwillig bekommen. Ich ging dann weiter auf den Superior Trail. Der Trail fuehrt oberhalb der Abbruchkante entlang, und erlaubte einige schoene Aussichten. Dann aber wollte ich zur Garganta del Diabolo. Den spektakulaeren Hoehepunkt der Wasserfaelle. Aber leider fuhr der letzte Zug gegen 16 Uhr. Und den hatte ich verpasst. Also ging ich auf den Interior Trail. Dort sassen huebsche Voegel, sie heissen hier Taka Taka, ganz dicht am Trail auf den Baeumen. Sie flatterten sogar auf die Gelaender, und hielten von dort Ausschau auf Fressbares. Ein dunkeles intensives blaues Gefieder, einen weiss/gelben Bauch, und gelbe Augen. Sehr huebsch.

Der Weg fuehrte dann fast hinunter auf das Niveau des Flusses. Auf rutschigen mit moos bewachsenen Steinen schmiegte er sich ganz eng an die steile Felswand. Hier war auch der Bootshafen fuer die Waschmaschienen Touren, und auch fuer die Faehre zur San Martin Insel. Diese war aber gesperrt. Schon seit 9 Monaten, wegen des hohen Wasserstandes, war es nicht moeglich an den Strand anzulegen. Schade eigentlich. Von dort muesste man eigentlich gute Aussichten haben.
Aber weiter auf diesen Trail. Er fuehrte von unten an den ersten Wasserfall heran, den ich vom Superior Trail von oben gesehen hatte. Weisse Wasserwaende stuerzten schaeumend hinunter. Die schwarzen Felsen dazwischen waren dicht mit inteniv leuchtenden gruenen Pflanzen bewachsen. Gischt wehte um mich herum, und durchnaesste mich. Leider lagen die Faelle hier unten schon im Schatten, also beschloss ich das naechste mal etwas frueher hier her zu kommen. DAnn machte ich mich auf den Rueckweg, denn die Nationalpark Mitarbeiter gingen alle Wege ab, und baten alle Touristen sich zum Ausgang zu begeben. Um 18 Uhr muss der letzte Gast den Park verlassen haben.
Doof. Gerade dann, wenn das Licht am schoensten wird. Also ging es zurueck zur Zugstation, und als alle Leute eingesammelt waren holperte der Zug zur Eingangsstation. Von dort aus ging es durch den riesigen menschenleeren Eingangsbereich. Der Mond war schon aufgegangen, und strahlte hell vom Himmel. Einen Tag vor Vollmond.
Am naechsten Tag war ich frueh da. Leider hatten den Gedanken auch schon viele andere Leute. Es war ein ganz schoener Andrang. Aber okay. Es war auch Wochenende. Und Vollmond. Da lag es nahe einen Ausflug hier her zu machen. Ich ging der Masse ein wenig aus den Weg, und ging den Dschungeltrail.

Hm. Nett waren die vielen Schmetterlinge in den schillernsten Farben, die mich rastlos umflatterten. Auch sah ich einige Pekaris. Und hoerte jede Menge Voegel. Aber ansonsten war es eine ziemliche Enttaeuschung. Haette ich mir sparen koennen. Oder vielleicht hatte ich auch einfach nur Pech, dass ich kaum Tiere gesehenm habe. Egal. Ich war ja wegen der Wasserfaelle da. Kaum zurueck buchte ich die Waschmaschienentour. Eine langweilige Fahrt auf einen offenen Unimog durch den Dschungel, und dann in ein Boot. Meine ganzen Sachen in die Wasserdichten Saecke zu verstauen erwies sich als schwierig, aber es gelang mir doch schliesslich. Dann fuhr das Boot los. Nette Beschleunigung. Zuerst einmal durch die Stromschnellen des Iguacu Flusses. Zuerst waren sie nicht besonders, aber dann hatte der Fluss auf einmaln metertiefe Loecher und Wirbel. Da sackte das Boot dann ploetzlich mehrer Meter hinunter, oder versetzte um ein paar Meter. Nett. Die Menge schrie und johlte begeistert. Und dann fuhren wir in die Garganta hinein. Zuerst einmal um Fotos zu machen. Direkt ueber den Fluss spannte sich ein flacher Regenbogen. Alles war voller weisser Gischt. Der Wind blies sie in unsere Richtung. Dann ging es zu den anderen Faellen. Auch hier fuer ein kurzes Foto. Und dann wurde es Erenst. Alle Kameras verstauen, und hinein in den Gischtvorhang. Das kuehle Wasser durchnaesste uns. Es war wie vor einen Kaercher, oder eben in einer Waschanlage. Bloss das keine Buersten da waren. Danach das gleiche Spiel in der Garganta. Wir nahmen einen kleinen Wasserfall am Anfang der Schlucht. Weiter rein fahren macht auch keinen Sinn, wenn man sich nicht umbringen will. Patschnass erreichten wir dann wieder das Ufer. Zum Glueck trockneten die Sachen sehr schnell bei diesen Aussentemperaturen.

© Dirk Weisenstein, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr Südamerika. Mein Moped und ich!
Details:
Aufbruch: 08.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 07.10.2010
Reiseziele: Chile
Argentinien
Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln
Großbritannien
Brasilien
Der Autor
 
Dirk Weisenstein berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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