Antje in Südamerika November 2014 - September 2015

Reisezeit: November 2014 - September 2015  |  von Antje Rüllenrath

Bolivien: Von Santa Cruz to Corumba (Brasilien)

Von Santa Cruz to Corumba (Brasilien)

Nach einem nicht einmal 30 minütigen Flug lande ich in Santa Cruz. Das Land ist zum ersten Mal nach Wochen einfach nur Flach. Nicht einmal ein Hügel ist in Sicht. Auch mal wieder schön. Die Temperatur ist mit 25 Grad sehr angenehm. Ich stoße mit dem äußerst unsympathischen Herrn aus den USA zusammen. Wir teilen uns ein Taxi und meine Gedanken kreisen bei unserem Gespräch das er mit seiner Hilfsorganisation seit 2 Jahren in Paraguay Vorträge über HIV und des gleichen hält nur darum, wie ich den Guten auf Abstand halte. Er ist so wichtig und langweilig, dass ich das dringende Gefühl verspüre mich anderen Dingen zuzuwenden.
Das gewählte Hostel ist sehr schön und Andres der Typ von der Rezeption ist nett und hilfsbereit. Sogleich erfahre ich auch, dass Santa Cruz selber nicht viel zu bieten hat. Dachte ich mir schon. Aber trotzdem hatte ich gehofft mehr über die Zugstrecke zwischen Santa Cruz und Conception zu erfahren. Leider falsch gedacht. Somit mache ich mich zu Fuss auf zum Busbahnhof und ergattere ein Zugticket nach San Jose auf der Hälfte der Strecke nach Conception für einen Schnäppchenpreis von 35 Bolivianos. (4.70 Euros).
Nach einem recht gemütlichen Tag und nettem Gequatsche im Hostel, mache ich mich am nächsten Tag auf nach San Jose.

Der Zug ist echt schön und sehr komfortabel. Wie üblich in Südamerika werden wir gleich zu beginn mit lauter Musik und nach Ende des Werbespots mit Spielfilmen zu gedröhnt. Die Wahl der Filme ist dieses Mal allerdings nicht all zu schlimm und immerhin verbessere ich so ein wenig mein Spanisch.
Wir kommen ebenfalls pünktlich San Jose an und ich treffe sogleich auf Anna und Steinar aus Norwegen. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach einem Hostel und finden im San Joge eine mit 4 USD super günstige allerdings auch demensprechend einfache Unterkunft. Zumindest ist es sauber. Wir gehen gemeinsam zum Abendessen, wobei ich mal wieder verzichte, da mein Magen schon wieder grummelt und so wie es aussieht gibt es dort auch mal wieder nur frittiertes. Lieber nicht. Was sage ich, ich hätte es essen können. Hätte wahrscheinlich auch nix mehr schlimmer gemacht. Die Scheisse geht morgens um vier los und Ende nicht vor neun Uhr in der früh. Echt klasse. Ich bins so leid. Währenddessen fängt es auch noch in strömen an zu regen und somit bleibe ich in meiner netten Unterkunft halb schlafend liegen.

Nachdem ich soweit mal wieder leer bin, mache ich mich auf den Weg in die Apotheke und was sage ich, ich bekomme nun endlich Antibiotika. Ohne lange Diskussion. Na, es gibt definitiv auch Vorteile am A…. der Welt. Auf dem Rückweg schaue ich mir noch 2 Hostels an und entscheide mich am Ende doch wieder für die super teure Variante. 33 USD die Nacht. Aber es ist super schön, sauber, ich habe mein eigenes Band und keine super lauten Moped Geräusche sowie klassische Musik dringen zu mir durch. Einfach nur ruhig. Recht einfach, wenn man der einzige Gast im Hostel ist.
Am nächsten Tag fühle ich mich etwas besser und beschließe mir zumindest das Museum der Kirche von San Jose de Chiquitos anzusehen. Mmmmhhh was soll ich sagen – ich mag einfach keine Museen. 90% sind einfach super langweilig. Draußen angekommen treffe ich wieder auf Anne und Steinar und ich kann sie davon überzeugen die Aussichtspunkte um das Dorf herum mit einem Mopedtaxi zu erkunden. Kurze Suppe zum Mittag und los geht’s. Die Gegend ist echt schön aber viel zu sehen gibt es dort oben leider auch nicht. Das Wettrennen unserer Moped Gang, hat mich kurzweilen etwas nervös gemacht und mir graut schon etwas vor der Rückfahrt.
Nach ein paar Fotos, sind wir auch schon nach einer rasanten Rückfahrt zum Glück nach einer Stunde zurück im Dorf. Mmmhhh damit haben wir leider den Nachmittag nicht ganz totgeschlagen bekommen. Wie ich erfahre, ist deren beiden Bus am Morgen nicht wie angekündigt gefahren und sie haben nun beschlossen den gleichen Zug wie ich zu nehmen. Allerdings nur bis Chochis und von dort aus fahren sie zurück nach Santa Cruz.

Wir bringen den Nachmittag gemeinsam rum und treffen uns am Abend am Bahnhof. Nach ca. 30 Minuten vor Abfahrt haben wir bereits das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Kein Mensch nimmt Gepäck entgegen und überhaupt seltsam. Es hat genügend Leute, aber ich glaube die meisten kommen nur zum Essen und Fernsehschauen.
Nachdem der Zug 20 Minuten zu spät ist, frage ich nach und der Herr sagt. Si sie no problema. Mhhh, das Problem kommt dann erst als ich mein Gepäck aufgeben will und er mit erklärt, dass der Zug zur Grenze nicht fährt. Es fährt nur ein Zug bis Chochis. Hähh????? Wie warum und überhaupt. Ich halte hier ein Ticket bis zur Grenze in der Hand. Er erklärt mir leichthin, dass mein Zug heute mit einem Güterzug ausgetauscht wäre. Wie bitte ? Aufgrund meines fragenden Blickes erklärt er mir, dass man in Bolivien einfach ein wenig flexibel sein muss. Na super. Flexibel. Schön, dass ich den ganzen Tag hier rumhänge, damit du mir das 20 Minuten nachdem der Zug fahren sollte erklärst.
In mir steigt ein kleiner Wutanfall an, welche ich aber mit kurzen Flüchen niederkämpfe, da ich ja aus Erfahrung weiß, dass es eh nix bringt. Ich bekomme noch aus ihm raus, dass heute Nacht aber ein Bus zur Grenze fährt. Na, das hoffe ich doch. Sonst muss ich nochmal einen ganzen Tag in diesem Kaff anhängen. Nein danke.
Ich verabschiede mich von meinen zwei Norwegern und mache mich im Dunkeln auf den Weg zum Busbahnhof. Ich mag das Dorf und die Menschen nicht und fühle mich hier nicht unbedingt super sicher. Alles geht gut und nach einigem hin- und her erfahre ich, dass der Bus um 23 Uhr fährt. Super nehme ich. Nochmal 2 Stunden rumhängen. Aber besser als zurück ins super teure Hostel.

Der Bus ist supervoll und stickig. Der junge neben mir hatte seine Dusche glaube ich 3 Tage zuvor und ich bin froh, als er am dritten Halt aussteigt. Es ist drei Uhr morgen und an Schlaf ist nicht zu denken. Somit lese ich, bis der Bus um fünf Uhr in der früh am Grenzdorf einläuft. Angekommen ist dort nix und natürlich ist alles was da ist geschlossen. Ich nehme mir ein Taxi zur Grenze und erfahre dort, dass ich nochmals 3 Stunden warten muss, bis der Grenzpfosten öffnet. Es warten bereits ca. 10 Personen auf die Öffnung. Mmmhhh morgens um die Uhrzeit. Verrückt aber wahr und 3 Stunden später verstehe ich auch warum. An der Grenze stehen nun ca. 200 Leute und nachdem sie öffnet und ich als 12 Person schon nochmals 1,5 Stunden benötige, weiss ich nach einer groben Rechnung, dass heute nicht alle die Grenze passieren werden. Oder wenn dann nur mit Glück. Ich werde aufgeklärt, dass das System so langsam läuft und es somit immer so ist.
Während des Wartens hat angefangen zu regnen. Doch bevor ich mit allem fertig bin, hört es auf und ich kann trockenen Fußes nach einem Taxi fragen. Ich habe kein Geld gewechselt und nun stehe ich mal wieder da und verhandle den Preis mit den Taxifahrern in Bolivianos. Die Spinnen ja. Wollen doch glatt 15 USD für 7 Km ins Zentrum. Während ich noch überlege, was ich nun tue, werde ich von einem jungen Typ von der Seite angequatscht. Er erklärt mir, dass sie Touren ins Pantanal anbieten und auch ein Hostel haben. Er würde mich mitnehmen ins Zentrum und mir das Hostel zeigen. Ohne Verpflichtung, bla bla. Alles gut, ich komme mit, brauche ja eh ein Hostel. Es ist ziemlich einfach, aber ok. Ich bin so müde, dass mir gerade eh alles egal ist. Ich brauche dringend ein Bett. Nach zwei Stunden Schlaf, bin ich super hungrig und brauch vor allem dringend Geld. Ich laufe in die Stadt und bekomme am fünften Automaten endlich Geld. Leider ist das Essen so fett wie die Menschen hier. Meine Herren, man findet einfach nix kleines auf die Hand was nicht frittiert ist oder vor Zucker nur so glänzt. Also mache ich mich mal wieder auf zum Supermarkt. Ein paar Bananen, Joghurt und Zwieback helfen über den ersten Hunger hinweg.

Es wurde mir mitgeteilt, dass ich auch hier ums sonst waschen darf. Super, dann mach ich das doch gleich. Gesagt getan. Mmmhhh aber die Maschine ist seltsam. Waschmittel rein, Knopf rum und dann. Mmmhhh sie dreht, aber ohne Wasser. Ahhhh ok, Wasser aufdrehen. Läuft ……super. Das passt. Ich gehe ich die Küche machen mir meinen Joghurt, essen und danach schau ich doch mal, ob meine Wäsche fertig ist. Länger als 20 Minuten wäscht das Ding nicht. Und was sehe ich, ach du Schreck, das Wasser läuft über der Maschine raus und alles herum ist schon nass. Scheisse, warum denn das. Ach herjeee wie peinlich. Ich drehe das Wasser ab und laufe rein um Hilfe zu holen. Der Herr erklärt mir, dass ich das Wasser hätte wieder abdrehen müssen. Auf meine Frage, wo ich denn das Schleuderprogramm findet schaut er mich verständnislos an. Er erklärt mir, dass die Maschine nur wäscht nicht trocknet. Ja ja schon klar, aber ich will doch nur schleudern. Richtig, aber wie bereits gesagt, trocknet die Maschine nicht, sie wäscht nur. Ich komme mir vor wie eine aus „Zurück aus der Zukunft, die nicht begreifen will, dass es früher Waschmaschinen ohne Schleuderprogramm gab. Allerdings bin ich hier in der Realität und der Gute ist so stolz auf seine Maschine und ich Idiot stelle mich hin und frage 3 x wo denn nun der Schleudergang ist. Ach herjeee, heute ist einfach nicht mein Tag. Aber mal ehrlich, ich hab noch nie eine Waschmaschine ohne Schleuderprogramm gesehen. Na wie auch immer. Ich nehme die triefend nassen Kleider aus der Maschine, wringe sie aus und hänge sie zum trocknen auf. Ist wohl besser wenn ich noch eine Runde schlafen gehe.
Am Abed kommt ein netter Franzose im Hostel an und wir gehen gemeinsam am nächsten Tag auf die Jagd nach essen. Es ist Sonntag und wie üblich hier in Südamerika ist der Hund begraben. Alles aber auch wirklich alles ist geschlossen und ich habe manchmal das Gefühl, dass die Menschen sich zuhause verschanzen. Kein Mensch auf den Straßen. Manchmal sogar schon etwas unheimlich.
Wir laufen ziellos umher und nach ein paar Stunden gegenseitigen Austausches beschließe ich ihm nach Bonito zu folgen. Ein kleines touristisches Dorf naher der Paraguayischen Grenzen. Ich habe keine Ahnung wo es ist noch was da ist, aber es kann definitiv nur besser werden. Ich bin Reisemüde. Ich möchte weder entscheiden was ich als nächstes mache noch habe ich Lust darauf Stunden in Bussen zu verbringen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich erst mal informieren müsste, was wo geboten ist und irgendwie habe ich da zurzeit keine Energie für. Somit schön, wenn man sich einfach an jemanden dran hängen kann.

Kirche von San Jose de Chiquitos

Kirche von San Jose de Chiquitos

Bahnhof San Jose

Bahnhof San Jose

Bahnhof San Jose

Bahnhof San Jose

Ausflug zur nahegelegenen Pilgerstätte

Ausflug zur nahegelegenen Pilgerstätte

Blick über das Tal

Blick über das Tal

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im November diesen Jahres Reise ich für unbestimmte Zeit nach Südamerika. Starten werde ich in Ecuador. Danach? Mal sehen....ohne Plan, aber mit ungebrochener Freude an fremden Ländern, Landschaften, Menschen und Kulturen, freue ich mich euch über meine Eindrücke und Begegnungen auf dem laufenden zu halten.
Details:
Aufbruch: 20.11.2014
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.09.2015
Reiseziele: Ecuador
Argentinien
Chile
Bolivien
Brasilien
Peru
Kolumbien
Der Autor
 
Antje Rüllenrath berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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