TimeOut in Südamerika

Reisezeit: April - August 2008  |  von Beatrice Feldbauer

Woche 10 14.- 20. Juni 1008: Sterne gucken

Es hat geklappt. Wunderbarer Sonnenschein weckte mich am Morgen. Eine strahlende Sonne lockte mich nach dem einfachen Frühstück hinaus. Nichts mehr von feinem frischem Butterzopf und Yoghurt und Orangenjus. Heute gab es ein etwas angekohltes Brötchen (es wurde wohl im letzten Moment vor dem Verbrennen gerettet, etwas Butter, Aprikosenkonfitüre und Tee. Nicht so schlimm, ich war dadurch schneller fertig. Jetzt musste ich nur noch rasch den Bericht von gestern ins Internet stellen und dann konnte es los gehen. Das hat übrigens nicht viel genutzt, dass ich am Morgen als erstes ins Internet ging, der Bericht ist noch immer nicht online, aber dafür bekommt ihr dann morgen gleich zwei aufs mal. Auch jetzt sitze ich wieder in diesem rotgelben Gebäude mit Eckeingang und öffne das Fenster zur Welt

Doch danach machte ich mich auf die Suche nach dem Meer. Ich wusste, in welcher Richtung es sein müsste. War nicht sehr schwierig, denn in allen anderen Richtungen gibt es Berge oder Hügel. Also erst mal die durch den Park wo gerade ein mexikanischer Zirkus sein Zelt aufgestellt hat. Der war übrigens gestern so schön beleuchtet und mit den vielen Lämpchen an den Seilen hielt ich ihn in der Dunkelheit für ein speziell beleuchtetes Schiff. Der Taxifahrer hat mich zum Glück aufgeklärt, sonst hätte ich den Hafen bereits hier gesucht.

Tunas sind Kaktusfeigen(links neben den Orangen) und die grünen Dinger zwischen Orangen und Zitronen sind kleine Papayas

Tunas sind Kaktusfeigen(links neben den Orangen) und die grünen Dinger zwischen Orangen und Zitronen sind kleine Papayas

Also durch den Park, über die Passarelle, durchs riesige Shopping-Center und dann war ich auf dem Parkplatz. Nichts von Meer. An einem der hier aufgestellten Früchtestände erkundigte ich mich, wo denn nun das grosse Wasser sei. Immer gradeaus, da vorne ist die Avenide del Mar. Gut, das wird man ja wohl finden. Ich kam an einem Strassenhändler vorbei, der da Spoiler verkaufte. Er versicherte mir, dass die Spoiler für alle Marken funktionieren würden. Er hatte ungefähr 10 Stück ausgestellt und zählte auf, für welche Marken die passen würden: Ford, Fiat, Nissan, Honda, Toyota. Ich konnte wieder einmal nur staunen, wie einfach hier alles war. In der richtigen Farbe musste man das Ding natürlich dann noch selber anmalen. Ja, er hat anmalen gesagt!

Und dann kam ich an einer grossen Multimarken-Garage vorbei. Mindestens 8 verschiedene Marken waren angeschrieben und der Ausstellungsraum war riesig. Leider war niemand da, denn ich hätte sehr gerne gewusst, was für eine Marke diese Chery seien, und woher die wohl kämen. Bekannt kam mir sowohl das Signet wie auch die Modelle vor.

Aber eigentlich suchte ich ja das Meer und ich hatte unterdessen mindestens die Avenida del Mar gefunden. Es war eine richtige Allee aus Palmen, die gerade neu geschnitten wurden. Und die Strasse rechts und links wurde geflickt, so dass die Autos einen ziemlichen Slalom fahren mussten. Allerdings hatte die Strasse es auch wirklich nötig mit all den tiefen Schlaglöchern. Besser man fährt hier nachts nicht allzu schnell durch. Das könnte nicht nur einen neuen Spoiler kosten. Und das Pferd, das da friedlich das Gras rund um die Palmen frass, hatte sich aus der nahen Weide davongemacht.

Und dann war ich beim Leuchtturm und sah: das Meer. Gehört hatte ich es schon vorher. Es rauschte. In grossen Wellen schlug es an den Strand. Ich konnte mich nur noch hinsetzen und geniessen.

Diese Kraft, diese Energie, immer, ohne Unterbruch und immer wieder neu. Keine Welle wie die andere. Jede ganz eigen und doch alle gleich.

Ich spazierte dem Strand entlang. Menschenleer. Gegen Mittag kamen zwei Surfer und ich hoffte schon auf spektakuläre Sportfotos. Das war aber nichts. Kam mir fast vor, wie Wale beobachten. Weit draussen etwas schwarzes, das sich anders bewegt, als das Wasser. Die beiden blieben auf ihren Brettern liegen und genossen es anscheinend, da draussen in den Wellen zu liegen.

Irgendwann ging ich zurück, wollte noch etwas von der Stadt sehen. Und ausserdem musste ich abklären, wann mein Bus morgen fährt. Also zurück in die Stadt. Weil ich schon so weit den Strand entlang gelaufen bin und es ausserdem keinen anderen Zugang dazu gibt, als diese Avenida del Mar, halte ich ein Taxi an. Der Taxifahrer erzählt mir dann, dass diese Stranpromenade erst in den 80-er Jahren durch General Pinochet (hoffentlich hab ich das jetzt halbwegs richtig geschrieben, hab keine Zeit mehr zum recherchieren) gebaut wurde. Auch die Hotels und Aparthotels wurden erst danach gebaut.

La Serena ist heute ein ziemlich grosser Ort. Das Zentrum aber ist klein und besteht wie fast alle südamerikanischen Städte mit rechtwinkligen Strassen. Stadtpläne lesen ist also einfach.

Nachdem das mit dem Bus geklärt ist, bummle ich durch die Strassen. Bewundere die verschiedenen bunten Fassaden und schlendere den Ständen entlang der Kathedrale, wo allerhand Handarbeiten verkauft werden. Sogar gestrickte Barbiekleidchen finde ich da. Niedlich

Gestern Abend hatte ich etwas Schwierigkeiten, noch ein nettes Restaurant zu finden. Das meiste war wohl bereis geschlossen und dann sieht man in solchen Städtchen die Lokale nicht mehr. Es werden die Läden geschlossen und da kaum Schilder aussen angebracht sind, kann man nicht erkennen, ob dahinter eine Boutique oder ein Restaurant sei. Doch jetzt hatte es in der Hauptstrasse jede Menge Restaurants und ich bekam ein fantastisches Filetgulasch Stroganoff mit Safranrisotto. Dazu ein Salat und ein Fruchtsalat und ein frischer Ananassaft. Das ganze für genau 10 Franken.

Auch Cafeterieas gab es hier wieder. Im Reiseführer hatte ich unterdessen gelesen, dass Santiago bekannt und stolz ist auf seine vielen Stehcafes, wo man im vorbeigehen rasch einen feinen Espresso trinken könne. Und ausserdem gäben ihm diese zusammen mit den Boutiquen und Schnellimbiss ein grosstädtisches, internationales Flair. Ich glaube, genau auf dieses hätte ich im Regen gerne verzichtet, wenn ich dafür ein gemütliches Lokal gefunden hätte.

Und wenn ich schon beim Reiseführer lesen war, entdeckte ich auch noch, dass hier in La Serena der klarste Himmel Amerikas sei. Darum gibt es hier ganz in der Nähe ein Observatorium. Ja und genau das werde ich heute Abend besuchen. Ich gehe also auf die Suche nach Supernovas und schwarzen Löchern. Sofern man heute nebst dem Vollmond überhaupt noch etwas sieht.

Ich habe diesen Bericht heute wieder einmal direkt und ohne Überarbeiten und Kontrolllesen geschrieben. Ich hoffe, man merkt ihm das nicht zu sehr an.
Werde nämlich um 18.00 abgeholt und wenn ich zurück komme, ist das Inernet längst geschlossen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nicht Nichtstun steht im Mittelpunkt. Sondern etwas tun, wofür im normalen Alltag zu wenig Zeit bleibt. Meine beiden Leidenschaften Reisen und Schreiben möchte ich miteinander verbinden. Und wenn mich dabei jemand begleitet, umso schöner. Es sind vor allem Geschichten, die ich erzähle und erst in zweiter Linie Beschreibungen von Orten und Gebäuden. Ich möchte versuchen, Stimmungen herüberzubringen. Feelings, sentimientos. Wenn mir das manchmal gelingt, ist mein Ziel erreicht.
Details:
Aufbruch: 12.04.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 03.08.2008
Reiseziele: Uruguay
Brasilien
Paraguay
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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