TimeOut in Südamerika

Reisezeit: April - August 2008  |  von Beatrice Feldbauer

Woche 11 21.-27. Juni 2008: Mond-Tal

Nach den letzten beiden anstrengenden Tagen wollte ich es heute langsamer angehen. Ich erwachte um sieben Uhr und drehte mich genüsslich noch einmal um. Um neun versuchte ich mit dem grossen Zeh die Temperatur abzuschätzen. Noch immer kalt, aber akzeptabel. Langsam, ganz langsam schälte ich mich aus dem Bett, schlug die Lamadecke zurück und untersuchte im Badezimmer, ob es vielleicht heute warmes Wasser gäbe. Fehlanzeige. Also musste noch einmal eine Katzenwäsche genügen.

In der Lobby checkte ich erstmal, ob mein Bericht von vorgestern schon online sei. Immerhin hatte ich mich gestern eine ganze Stunde mit dem langsamen Netz herumgeschlagen. Weil aber mindestens zwei Personen darauf warteten, dass ich das Internet wieder frei gäbe, beliess ich es bei einem Bericht. Und der war inzwischen online. Also brauchte sich niemand zu ängstigen, mir könnte etwas passiert sein.

Die Kirche von San Pedro de Atacama

Die Kirche von San Pedro de Atacama

Ich hatte bereits gepackt und Rosana, die Hostalbesitzerin fuhr mich zum Turbus-Büro, damit ich den Bus für heute Abend reservieren konnte. Danach schlenderte ich zur Kirche. Leider war sie noch immer verschlossen. Dafür fand ich auf dem Platz davor ein kleines Restaurant mit zwei Tischen an der Sonne. Hier liess ich mir ein Frühstück servieren. Mit Schinken und Eiern und einem frischen Orangensaft.

Auf dem Platz vor der Kirche

Auf dem Platz vor der Kirche

Das schmeckte so richtig gut nach den zwei Picknick-Frühstücken in der Kälte. So gestärkt ging ich ins nächste Internet und lud den Bericht vom Dienstag auf.

Und dann war ich frei, schlenderte durch das Dorf, durch die Hauptstrasse. Doch die hat man bald gesehen, ausser Boutiquen mit Handarbeiten und Reiseagenturen gab es nicht viel zu sehen. Doch, einen winzigen Schmuckladen. Ich bewunderte die schönen Stücke, als mich der Inhaber ansprach. Er erzählte, er würde alle diese Stücke selber herstellen.

Arturo Antinao, Schmuckdesigner

Arturo Antinao, Schmuckdesigner

Er arbeitet vor allem mit Lapislazuli, aber auch mit anderen Steinen und mit Silber. Ein Silberring mit Lapislazuli-Einlage hatte es mir speziell angetan. Ganz einfach gestaltet, aber mit der Karte von Chile eingearbeitet. Es ist nicht so, dass einem das gleich auffällt, aber es schien mir ein wunderschönes Souvenir von diesem Land zu sein.

Arturo, so heisst der Schmuckdesigner erzählte, er sei ein Mapu-Che Nachkomme eines Indianerstammes im Süden des Landes. Weil die ökonomische Situation hier im heissen Norden besser ist, sei er mit einem grossen Teil der Familie vor vielen Jahren hierher gezogen. Er erzählte mir noch sehr viel von sich, aber leider verstand ich nicht alles. Aber seine Arbeit fand ich sehr schön und er überliess mir den Ring zu einem guten Preis.

Es war also wieder einmal soweit, wenn ich nichts mehr zu tun habe, finde ich bestimmt irgendwo einen schönen Schmuckladen und ich musste mir die Frage stellen, was ich für den Rest des Tages noch unternehmen sollte. Anstrengend sollte es nicht mehr sein, auch wenn ich die Nacht im Bus verbringen würde und umso besser schlafen würde, je müder ich wäre.

Ein Ausflug ins Valle de la luna, ins Tal des Mondes würde sich anbieten. Ich klapperte also die Agenturen ab. Die einen behaupteten, den Bus bereits voll zu haben, was ich unwahrscheinlich fand, die anderen gaben zu, dass sie die Tour wegen zu wenig Beteiligung heute gar nicht durchführen würden. Nachdem ich bald alle Büros angefragt hatte, fand ich doch noch eine Tour, die noch einen Platz frei hatte. Treffpunkt um drei Uhr vor dem Büro. Das gab mir Zeit in einem winzigen Restaurant mit fünf Tischen einen exotischen Tomatensalat zu geniessen.

Tomaten mit Oliven, Schafkäse und frischen Ananas. Fein!

Tomaten mit Oliven, Schafkäse und frischen Ananas. Fein!

Wir waren 10 Personen, die sich eine Stunde später vor der Agentur einfanden. Der Bus hatte für 20 Platz. Diesmal dauerte die Fahrt nicht lange, ein paar Kilometer ausserhalb von San Pedro bogen wir in eine Nebenstrasse und waren in dem Gebiet, das mir schon bei der Herfahrt aufgefallen war.

Wilde schroffe Täler, rote Berge. Ein Gebiet, das durch Wind und Wasser geformt wurde. Santiago, der Guia erzählte vom Meer, das hier in der Gegend nach dem Rückgang der Eiszeit geblieben war. Da die Gegend sehr heiss ist, verdunstete das Wasser und zurück blieb das Salz und der Sand. Der leichte Sand wurde über die Jahrtausende weggeblasen und blieb in Form von Dünen an einigen Stellen hängen. Zurück blieb das harte Gestein in bizarren Formen. Allerdings wird dieses Gestein bei Regen sehr schnell aufgelöst, darum bilden sich an gewissen Stellen Rinnen, in denen das Wasser seine Spuren hinterlässt.

Dazu kamen verschiedene Vulkanausbrüche, die Asche auf die ganze Gegend verteilten. Das erklärte die verschiedenen hellen Schichten in dem roten Sandstein. Wir machten einen kurzen Spaziergang durch das Tal des Todes, blieben oben auf Klippen stehen und wurden vom Wind fast umgeblasen. Dann wieder kamen wir durch einen Canyon, der durch einen früheren Fluss entstanden war. Hier an einer hohen Felsmauer konnte man, wenn man ganz still war, die Salzkristalle in der Sonne explodieren hören.

Zurück fuhren wir durch das Tal der Dinosaurier, das den Namen von den entsprechenden Formationen erhalten hatte.

Weiter fuhren wir wieder in einen Nationalpark, in das Tal des Mondes. Das ist eine weite Landschaft mit Sand und umgeben von Dünen, Steinen und pittoresken Hügelformationen.

Aufstieg zur Düne

Aufstieg zur Düne

Jeder sucht sich seinen opitmalen Platz

Jeder sucht sich seinen opitmalen Platz

Die Sonne ging bald unter und darum stiegen wir hinauf zur höchsten Düne und da dem Felsgrat entlang. Jeder suchte sich da oben die beste Aussicht auf die sinkende Sonne. Zwar hatte es heute ziemlich viele Wolken, aber der Sonnenuntergang war trotzdem fantastisch. Doch was nachher kam, war noch viel unglaublicher.

Der Himmel im Westen...

Der Himmel im Westen...

... und im Osten

... und im Osten

Plötzlich schienen die Berge und Vulkane im Osten in allen Rottönen zu erstrahlen. Und rundum strahlte alles in einem neuen unwirklichen Licht. Der Himmel veranstaltete Farborgien in allen Blauvarianten bis rot und gelb. Wir blieben bis die Farben verblassten und machten uns erst dann auf den Weg zurück zum Bus, der uns innert einer halben Stunde zurück nach San Pedro brachte. Als wir da ankamen, war es dunkel, aber diesmal fand ich den Weg zurück zum Hostal schon viel besser.

Später brachte mich Rosana zum Bus, der pünktlich um zehn Uhr nachts abfuhr.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nicht Nichtstun steht im Mittelpunkt. Sondern etwas tun, wofür im normalen Alltag zu wenig Zeit bleibt. Meine beiden Leidenschaften Reisen und Schreiben möchte ich miteinander verbinden. Und wenn mich dabei jemand begleitet, umso schöner. Es sind vor allem Geschichten, die ich erzähle und erst in zweiter Linie Beschreibungen von Orten und Gebäuden. Ich möchte versuchen, Stimmungen herüberzubringen. Feelings, sentimientos. Wenn mir das manchmal gelingt, ist mein Ziel erreicht.
Details:
Aufbruch: 12.04.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 03.08.2008
Reiseziele: Uruguay
Brasilien
Paraguay
Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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