Mein Reisetagebuch

Reisezeit: Juli 2011 - Mai 2012  |  von Fabienne D.

Villa O'Higgins - Candelario Mancilla

7.3.12, El Chaltén

Heute war es endlich soweit: wir reisten ab. Wir hatten alle nicht damit gerechnet. Während der Nacht hatte es kräftig geregnet und auch morgens früh pfiff der Wind durch die Gänge. Ich packte meine sieben Sachen trotzdem zusammen und guckte um 11.30 Uhr parat zu stehen. Als wir um 12.00 Uhr noch keinen Hr. Fuentes sahen, legten sich die anderen wieder hin und fingen an einen Film zu gucken. Kevin holte die Pumpe um unsere Matratze aufzupumpen und meinte, wir sollten es den anderen gleich machen und den Computer anschalten. Doch bereits beim ersten Pumpstoss, stand Hr. Fuentes in der Tür. Er guckte uns verdutzt an und fragte ob wir noch nicht parat seien. Wir dementierten sofort und trugen ihm folgend die Rucksäcke zum Auto. Die anderen schwirrten im Haus herum, wie aufgeregte Bienen. Die Velofahrer hatten noch nichts gepackt, da wirklich niemand mit einer heutigen Abfahrt gerechnet hatte. Wir gingen uns von der Campingcrew verabschieden und dankten für die Hilfsbereitschaft. Am Hafen stand schon die Hälfte der Velofahrer parat. Ich war noch immer skeptisch ob wir bei diesem Wind wirklich abfahren würden und wollte mich noch nicht zu früh freuen.
Das Boot von Hr. Fuentes schien zu Wünschen übrig. Es war das kleinste Schiff von den Vieren und schien nicht wirklich für 20 Leute und deren Fahrräder Platz zu haben. Wir waren super erstaunt als dann doch alles ungebracht werden konnte. Im Untergeschoss des Bootes hatte es Sitze, welche ich jedoch nicht besichtigte. Das Wetter war gut, so dass man auf dem Obergeschoss bleiben konnte. Ich war froh an der frischen Luft zu bleiben um so lange wie möglich gegen die aufkommende Übelkeit anzukämpfen. Nach 15 Minuten Fahrt hörte plötzlich der Motor auf zu brummen. Wir schauten uns fragend an und dachten: nun kommt es, wir müssen umkehren. Zum guten Glück brachten sie den Motor nach einigen Minunten und ein paar gekonnten Handgriffen wieder in Gang. Die ersten drei Stunden schlief ich trotz dem enormen Radau des Motores auf dem Deck. Als ich aufwachte, bereute ich es sogleich. Durch den Motorenlärm hörte ich nur noch Dumpf auf den linken Ohr. Ich wechselte zum Vorderdeck wo mittlerweilen auch Kevin Platz genommen hatte. Ich blieb nicht lange dort. Kurz nachdem ich mit gesetzt hatte, wurde die See unruhig, das Schiff schwankte wild herum und das Wasser spritzte uns mehrmals ins Gesicht. Ich verkroch mich wieder nach hinten. Im Schutze der Türe stand ich da und versuchte vorwärts zu gucken. Die meisten anderen sassen auf dem Deck und hatten schon ganz grüne Gesichter. Es wurden Blicke ausgetauscht und per Handzeichen zu verstehen gegeben, dass man sich unwohl fühlt. Als plötzlich James neben mir vorbei rannte und vor mir ins Wasser erbroch, war es auch mit mir geschehen. Mir steckten meine Teigwaren vom Mittagessen schon im Hals. Einige Minuten musste ich mich heftig konzentrieren mein Mageninhalt bei mir zu behalten. Zum guten Glück kamen wir 10 Minuten später endlich an. Die ca. 5stündige hatte ein Ende.

Wir nahmen sogleich unsere Rucksäcke und liefen die paar Kilometer zur Grenzkontrolle. Ohne Probleme erhielten wir unseren Ausreisestempel. Im Gegensatz zu den Velofahrern hatten wir geplant noch ca. 2 Stunden zu laufen um morgen etwas weniger Kilometer hinter uns bringen zu müssen. Wir bekamen also zum ersten Mal zu spüren was es heisst ca. 18kg auf dem Rücken herum zu tragen. Die ersten 4km gingen steil den Hügel hinauf. Danach war es noch ein leichtes auf und ab gehen. Zwischen zwei Waldstücken sahen wir plötzlich den berüchtigten Berg "Fitz Roy" in der Abenddämmerung aufleuchten: ein super schöner Anblick. Anscheinend ist es ziemlich schwierig diesen Berg zu sehen, da er häufig von Wolken bedeckt ist. Wir hatten also immenses Glück. Nach ca. 8km stellten wir unser Zelt auf einem Feldstück auf. Erleichtert endlich einen anderer Schlafplatz zu haben, verkrochen wir uns ins Zelt.

unser Boot

unser Boot

während der Überfahrt

während der Überfahrt

Fitz Roy zwischen den Bäumen

Fitz Roy zwischen den Bäumen

© Fabienne D., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kurzfristig entschied ich mich nach Südamerika zu reisen. Spontan begleitet mich Lucia die ersten 5 Wochen durch Ecuador. Was weiter noch bereist und entdeckt wird, steht noch in den Sternen geschrieben :-) Let's go!
Details:
Aufbruch: 21.07.2011
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.05.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Fabienne D. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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