In 6 Monaten um Südamerika...

Reisezeit: August 2012 - Januar 2013  |  von Oliver Heeb

... zumindest hoffe ich das... Wer träumt nicht davon einmal im Leben alles hinter sich zu lassen um die Welt zu entdecken. Mit bald 35 Jahren darf auch ich endlich diese Erfahrung machen. Da ich noch überhaupt kein Spanisch sprechen kann, beginne ich mit einem einmonatigen Spanischkurs in Cartagena, Kolumbien. Leute, ich bin sowas von gespannt... Mit meinen Berichten und Fotos möchte ich euch an meiner Reise teilhaben lassen. Viel Spass...

Cartagena (Kolumbien)

Buenas

Willkommen zu meinem ersten Reisebericht. Mein Sprachaufenthalt in Cartagena neigt sich langsam dem Ende zu. Wie doch die Zeit vergeht... Cartagena liegt im Norden von Kolumbien an der karibischen Küste und zählt ca. 1 Mio. Einwohner. Bekannt ist sie v.a. durch ihre gut erhaltene Altstadt (El Centro, das mit seinem Kolonialstil malerisch schön ist - schlechthin das Bijoux von Cartagena in meinen Augen) sowie die Festung (San Felipe) aus der spanischen Kolonialzeit. Aufgrund dieser Bauten zählt sie bei der UNESCO zum Weltkulturerbe. Die Durchschnittstemperatur hier beträgt im August ca. 30 - 35 Grad mit einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit von 60 - 70%. Das Klima ist aber bei weitem nicht der einzige grosse Unterschied zu unserem Land. Geld um öffentliche Bauten wie Strassen etc. zu sanieren ist hier kaum vorhanden. Alles ist irgendwie chaotisch, alt und renovierungsbedürftig. Nichtsdestotrotz hat dies einen gewissen Charme. Zum Beispiel bildet sich vor dem Haus der Castillos - meiner Gastfamilie - gleich unter dem Balkon meines Zimmers nach jedem Regenfall ein Riesensee. Ein Obdachloser (immer derselbe) legt dann am Rand des Gehwegs jeweils ein Weg aus Steinen an, damit die Leute passieren können ohne nass zu werden (bestenfalls für einen kleinen Wegzoll natürlich). Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Einmal hatte es in der ganzen Stadt einen Stromausfall für mehrere Stunden gegeben, was bei unserem Haus dazu führte, dass wir am morgen auch kein fliessendes Wasser mehr hatten. Na ja, ein Eimer voll Wasser führte dann auch zum gewünschten Resultat. Zu den Castillos gehören übrigens Jolanda, ihr Sohn Alex (der recht gut Englisch sprechen kann) sowie die zwei kleinen Enkel von Jolanda. Sie sind wirklich supernett und ich fühle mich sehr wohl bei Ihnen. Allgemein sind die Leute von Cartagena sehr freundlich und hilfsbereit. Das Eis ist schnell gebrochen, wenn man sich mit ihnen unterhält, obwohl ich meistens nur blöd grinsen und nicken kann, wenn sie versuchen, mir was zu erzählen. Bezüglich Spanisch fühl ich mich immer noch wie ein blutiger Anfänger. "comer" (essen), "cerveza" (bier) und "quieres hacer el amor?" (wollen wir liebe machen?) reicht eben nicht um eine anständige Konversation zu führen. Wie unterschiedlich die kolumbianische oder wahrscheinlich die gesamte südamerikanische Mentalität zur Schweizerischen ist, merkt man zum Beispiel schon, wenn man am morgen im Bus sitzt, und der Banknachbar auf einmal in die Musik des Radios einstimmt. Allgemein strahlen insbesondere die ärmeren Bevölkerungsschichten eine ungeheuer grosse Lebensfreude aus. Aber man sieht auch Bilder von ganz armen Menschen und Obdachlosen, die einem zu denken geben. Die Kluft zwischen arm und reich scheint in vielen Städten von Kolumbien enorm gross zu sein. Dies ist mitunter ein Grund, wieso die Kriminalität (mir wurde in dieser Woche meine Kamera geklaut) auch in Cartagena ein Problem darstellt. El Centro sowie die Stadteile Manga und Bocagrande sind ungefährlich, da diese insbesondere tagsüber von Polizisten regelrecht abgeriegelt werden. Es gibt zwar nur sehr spärlich Kontrollen (ist mir selbst noch nie passiert), aber die Polizeipräsenz um diese Gebiete ist enorm gross. Etwas unsicher hab ich mich nur einmal gefühlt, nämlich als ich den falschen Bus erwischt hatte und dann durch eine etwas zwielichtige Gegend zurückgehen musste. In der Nacht nimmt man sowieso am besten ein Taxi. Von denen fahren hier übrigens mehr rum als private Fahrzeuge. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Hupen, das hier die unterschiedlichsten Bedeutungen hat: "Brauchst du ein Taxi?", "Geh von der Strasse, ich komme!", "Du Tubel!" aber auch "Hola Bonita!". Einige der Taxifahrer sind dabei ganz erfinderisch und koppeln die Hupe mit der Alarmanlage oder rüsten ihr Taxi mit diversen Lichtanlagen aus. Die Fahrt nach hause kostet jeweils 6'000 Pesos, was umgerechnet etwa 3 - 4 Franken entspricht. Ihr könnt euch nun wahrscheinlich vorstellen, das man hier schnell Millionär ist, wenn man gerade beim Bankautomaten war. Ich wohne im Stadtteil Pie de la Popa, was soviel heisst wie: am Fuss von Popa (Mit Popa ist eine Kirche gemeint, die im Jahr 1606 am höchsten Punkt von Cartagena erbaut wurde.). Der Weg zur Schule dauert zu Fuss etwa 30 Minuten. Meistens geh ich aber mit dem Bus, da ich sonst schon am Morgen klatschnass bin. In der Schule gefällts mir ebenfalls sehr gut. Die Leute der Schule (Rafael, Gustavo, Vicky, Leo, Jessie) sind supernett und immer hilfsbereit. Sie bieten auch Salsastunden an, von denen ich bereits ein paar genommen habe. Meine Tanzlehrerin (Lady) meinte in der letzten Lektion, ich müsse mehr üben. Ich hab ihr dann gesagt, dass ich eben noch keine "Chica" dafür gefunden habe. Sie hat mich nur ausgelacht und gesagt, ich könne auch alleine zu Hause üben. Das Essen hier ist übrigens überraschend gut. Am Mittag geh ich meistens zur "Cocina Carmela" und esse dort für 8'000 Pesos. Sehr lecker ist insbesondere der Kokosnussreis (Arroz de Coco). Am zweiten Wochenende sind wir für 3 Nächte an ein Open Air in Santa Marta (rund 400'000 Einwohner, ca. 4 - 6 Busstunden von Cartagena) gegangen. Organisiert hat dies unser Lehrer Gustavo, der ein richtiges "Tanzfüdli" ist. Das Open Air war erstaunlich rockig (gut für mich), aber es hatte für jeden Geschmack etwas dabei. Leute, das war wirklich ein toller Spass (Gracias: Gustavo, Amis, Flavio, Lavi, Manu, Megan, Kim, Evan, Collin, Corinne, Dragi, Vero, Claudine). Ebenfalls empfehlen kann ich das Hostel (La Brisa Loca, was soviel heisst wie: ein bisschen verrückt), in dem wir übernachtet haben. So Leute, soviel für dieses Mal. Ich habe einen Flug nach Medellin gebucht am 5. September (für nicht mal 40.-) und werde dort wahrscheinlich mindestens 2 - 3 Wochen verweilen (anscheinend gibt es dort in der Umgebung sehr viel Sehenswertes zu entdecken). Ich hoffe, in der Schweiz läuft alles rund!? Haltet die Ohren steif...

les extrano y cuidate (vermisse euch und passt auf euch auf)
Oli

El Centro

El Centro

Festung San Felipe

Festung San Felipe

Festung San Felipe

Festung San Felipe

Befestigungsmauer um El Centro

Befestigungsmauer um El Centro

Cafe del Mar mit Sicht auf Bocagrande

Cafe del Mar mit Sicht auf Bocagrande

Cerro de la Popa (von meinem Balkon aus)

Cerro de la Popa (von meinem Balkon aus)

Hochwasser (wieder von meinem Balkon aus)

Hochwasser (wieder von meinem Balkon aus)

Familie Castillo

Familie Castillo

Schule

Schule

Gustavo (Lehrer der Schule)

Gustavo (Lehrer der Schule)

Jessie (Managerin der Schule)

Jessie (Managerin der Schule)

Brisa Loca, Santa Marta

Brisa Loca, Santa Marta

Brisa Loca

Brisa Loca

Santa Marta beim Eindunkeln

Santa Marta beim Eindunkeln

Sierramar Festival, Santa Marta

Sierramar Festival, Santa Marta

Sierramar Festival (vom Festivalgelände)

Sierramar Festival (vom Festivalgelände)

Lavi, meiner einer, Flavio

Lavi, meiner einer, Flavio

Die Fantastischen Vier aus dem Wallis (die Kolumbianer hab ich besser verstanden )

Die Fantastischen Vier aus dem Wallis (die Kolumbianer hab ich besser verstanden )

© Oliver Heeb, 2012
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 04.08.2012
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 24.01.2013
Reiseziele: Kolumbien
Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Oliver Heeb berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.