Quer durch die Anden in 180 Tagen

Reisezeit: Januar - Juli 2008  |  von Julia und Markus

Peru: Huaraz, Cordillera Blanca und Santa Cruz Trek

30. Mai - 4. Juni 2008:

Nach der letzten anstrengenden Nachtbusfahrt - siehe Arequipa - haben wir diesmal bei den Bustickets nicht geknausert. Okay, wir sind nicht mit den Luxusbussen von Cruz del Sur gefahren, aber Movil Tours war auch sehr angenehm. Es gab sogar eine Stewardess und etwas zu essen. Wir kamen also ziemlich entspannt fruehmorgens in Huaraz an.

In Lima haben wir einen Tipp fuer das Hostel Churup bekommen, also sind wir gleich dorthin. Zuerst sahen wir nur den Innenhof und die Schlafraeume, die gut, aber auch nix besonderes waren. Der Preis von 18 Soles war angemessen, also haben wir die Betten genommen. Als wir dann aber im Haupthaus nachgesehen haben, was es sonst noch so gibt, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein wunderbares Stiegenhaus, und oben ein phaenomenaler Aufenthaltsraum mit Kueche, Kamin, Panoramaterasse und Gratistee. Die komplette Fensterfront ist verglast und beim Blick hinaus hatte man einige schneebedeckte Berge der Cordillera Blanca direkt vor sich. Ein Hit!

Das Kaminzimmer des Hostels. Durch die Fenster gab es einen tollen Panoramablick auf die Cordillera Blanca.

Das Kaminzimmer des Hostels. Durch die Fenster gab es einen tollen Panoramablick auf die Cordillera Blanca.

Huascaran, der hoechste Berg Perus

Huascaran, der hoechste Berg Perus

Ausblicke beim Teetrinken auf der Terrasse

Ausblicke beim Teetrinken auf der Terrasse

Einen schoenen Sonnenuntergang gabs auch

Einen schoenen Sonnenuntergang gabs auch

Wir sind dann ein wenig in der Stadt auf- und abgelaufen. Zufaellig war gerade "Dia de la papa", also Erdaepfeltag. 2008 ist naemlich das Jahr der Kartoffel in Peru, und heute ist anscheinend der Hauptfesttag gewesen. Ein paar Staende waren auf der Hauptstrasse aufgebaut und man konnte die unterschiedlichsten Sorten verkosten. Wir haetten im Leben nicht gedacht, dass es so viele verschiedene Kartoffeln gibt und sie dann auch noch auf einem Haufen zu sehen war echt beeindruckend. Wir kamen leider ein wenig zu spaet zur Verkostung, schade!

Wir haben auch ein wenig bei den Agenturen in Huaraz herumgefragt, was die denn so im Angebot haben. Wir waren von den Preisen ein wenig abgeschreckt, und haben uns dafuer entschieden, den Santa-Cruz-Trek alleine ohne Fuehrer und Tragetiere zu machen. Spart immerhin insgesamt mehr als 300 Dollar!

Also sind wir am zweiten Tag losmarschiert um einen Minibus in die Nachbarstadt Caraz zu finden. Wir wurden auch schnell fuendig, bzw. hat der Busfahrer uns gefunden und nicht umgekehrt. Wir waren die letzten, die in Huaraz in den Bus gequetscht wurden, aber waehrend der Fahrt sind da doch noch so einige Leute zugestiegen. Zum Hoehepunkt waren insgesamt 23 Personen in dem Minibus, der in Europa vielleicht fuer 9 Leute zugelassen waere!!!

In Caraz angekommen, gings mit dem Mototaxi bergwaerts zum Markt, wo die Collectivos nach Cashapampa abfahren, wo der Trek beginnt. Collectivo bedeutet hier, dass schon drei Leute in dem Toyota-Combi sitzen, hinten im Kofferraum ein paar Huehner, aber dann trotzdem noch 4 Leute dazu einsteigen. Im ganzen sassen dann 3 Leute vorne, 4 hinten, und noch 2 im Kofferraum. Mit dieser "Besatzung" machten wir uns auf die einstuendige Ruettelfahrt nach Cashapampa, wo wir auch irgendwie heil ankamen.

Den Beginn des Treks kann man nicht verfehlen. Eine kleine Huette steht am Strassenrand, und eine Schar von Eseltreibern rundherum, die ihre Dienste anbieten. Weil wir unser ganzes Zeugs selbst getragen haben, haben wir nur schnell den Weginstandhaltungsbeitrag bezahlt, und los gings.

So sehen die Tragtiere der gefuehrten Gruppen aus. Manchmal haetten wir uns auch so einen Esel gewuenscht...

So sehen die Tragtiere der gefuehrten Gruppen aus. Manchmal haetten wir uns auch so einen Esel gewuenscht...

Wir waren gleich von der Quebrada Santa Cruz fasziniert. Es ist ein wunderschoenes Tal mit steil abfallenden Waenden, und trotz der Hoehenlage von 3500 Metern gibt es sehr viele Baeume, Buesche und ueppige Vegetation. Wir waren ueberrascht, das in dieser Hoehenlage zu finden.

Bluetenpracht ...

Bluetenpracht ...

... und das auf ueber 3500 Metern!

... und das auf ueber 3500 Metern!

Hier laesst es sich gut rasten!

Hier laesst es sich gut rasten!

Entlang des Rio Santa Cruz schlaengelt sich der Weg zuerst steil, dann flacher nach oben, bis man nach fast 4 Stunden in Llamacorral ankommt. Dort steht eine kleine Huette wo man Bier und Cola kaufen kann, eine Klohaeuschen gibts auch, und obendrein einen sehr schoenen Zeltplatz direkt am Fluss. Es waren nicht viele Leute unterwegs, nur noch eine andere Gruppe Oesterreicher und eine aeltere Kanadierin, das wars. Das Wetter war leider sehr schlecht, beim Zeltaufstellen hats schon genieselt, und nach dem Essen hat es so richtig zu Regnen begonnen. Wir haben uns deshalb in unsere Zelte verkrochen, Augen zu und auf den naechsten Tag warten.

Der Zeltplatz Llamacorral, beim Zeltabbauen am naechsten Tag

Der Zeltplatz Llamacorral, beim Zeltabbauen am naechsten Tag

Am naechsten Morgen war es bitterkalt, und Mathias war fast nicht mehr dazu zu bewegen, aus seinem Zelt rauszukommen. Wir waren dann auch die letzten, die vom Campingplatz aufgebrochen sind. Das lag aber daran, dass wir die einzigen ohne Traeger waren, die die Zelte fuer die ganze Gruppe abgebaut und am naechsten Platz wieder aufgebaut haben, wir haben das alles schoen selbst gemacht.
Der Weg am zweiten Tag fuehrte weiter in das Tal hinein und an zwei wunderschoenen Lagunen vorbei. Das Tal weitete sich, und die Aussicht wurde immer besser.

Das Tal wurde ploetzlich weiter...

Das Tal wurde ploetzlich weiter...

... und war voller violetter Straeucher

... und war voller violetter Straeucher

Eine der Lagunen auf dem Weg

Eine der Lagunen auf dem Weg

Mittagspause machten wir kurz vor der Stelle, wo der Weg zum Alpamayo Basecamp abzweigt, direkt an einem grossen Stein am Fluss. Wir haben uns dann dazu entschieden, den steilen Weg zum Basecamp nicht hochzugehen, sondern entlang des Rio Santa Cruz weiter ins Tal hineinzugehen. Das Wetter hat an diesem Tag auch mitgespielt, und so kamen nach und nach die Gipfel der schneebedeckten Fuenf- und Sechstausender zum Vorschein.

Nach der Mittagspause ...

Nach der Mittagspause ...

... kamen die schneebedeckten Berge zum Vorschein

... kamen die schneebedeckten Berge zum Vorschein

Und immer noch blueht alles, obwohl wir immer hoeher steigen

Und immer noch blueht alles, obwohl wir immer hoeher steigen

Blick zurueck in die Quebrada Santa Cruz

Blick zurueck in die Quebrada Santa Cruz

Wir haben auch einen der schoensten Campingplaetze gefunden, den man sich vorstellen kann. Die Aussicht war grandios, auf der einen Seite der Quitaraju und Alpamayo, und auf der anderen Seite Artesonraju, Millisraju und Paria. Einfach unbeschreiblich!

Der Artesonraju

Der Artesonraju

Wir waren von den Bergen fasziniert!

Wir waren von den Bergen fasziniert!

Beim Abendessen hat uns dann noch ein junger Stier einen Besuch abgestattet, und uns interessiert beim Essen zugeschaut. Als er dann aber spaeter noch um die Zelte geschlichen ist, mussten wir ihn wohl oder uebel verscheuchen.

Quitaraju links und Alpamayo rechts

Quitaraju links und Alpamayo rechts

Es sieht fast so aus, als wuerde der Berg brennen. Hitze spueren wir jedenfalls keine ...

Es sieht fast so aus, als wuerde der Berg brennen. Hitze spueren wir jedenfalls keine ...

... deshalb machen wir uns unser eigenes kleines Feuer zum Abendessen

... deshalb machen wir uns unser eigenes kleines Feuer zum Abendessen

Am naechsten Morgen hat uns strahlend blauer Himmel und bittere Kaelte begruesst, aber als die Sonne die spitzen von Quitaraju und Alpamayo angeschienen hat, war die Kaelte wie vergessen.

Einen schoeneren Campingplatz kann man sich schwer vorstellen

Einen schoeneren Campingplatz kann man sich schwer vorstellen

Der Alpamayo im Morgenlicht

Der Alpamayo im Morgenlicht

An diesem dritten Tag fuehrt der Weg hoch zum Pass Punta Union, der immerhin 4720 Meter hoch ist. Von unserem Zeltplatz gingen wir das erste Stueck um einen Ruecken herum in den Kessel der Laguna Taullicocha, wo der eigentliche Campingplatz der gefuehrten Gruppen lag. Wir haben gedacht, es kann nicht mehr schoener werden, aber wir standen ploetzlich vor den Steilabbruechen des Taulliraju. Eine Eiswand, wie wir sie vorher noch nicht gesehen haben, lag vor unseren Augen, man hoerte die Eisbrueche knacken.

Am Beginn des Aufstiegs zum Pass Punta Union

Am Beginn des Aufstiegs zum Pass Punta Union

Der Taulliraju. Sehr beeindruckend, aber auch schockierend, wieviel vom Gletschereis schon geschmolzen ist!

Der Taulliraju. Sehr beeindruckend, aber auch schockierend, wieviel vom Gletschereis schon geschmolzen ist!

Eislandschaft

Eislandschaft

Als wir dann am Punta Union sassen und unglaeubig auf das Eis schauten, ging noch mit lautem Getoese eine Lawine ins Tal, live und direkt!

Am Pass, unten sieht man die Lagune Taullicocha

Am Pass, unten sieht man die Lagune Taullicocha

Eine Staublawine stuerzt den Taulliraju hinab

Eine Staublawine stuerzt den Taulliraju hinab

Ein letzter Blick zurueck in die Quebrada Santa Cruz

Ein letzter Blick zurueck in die Quebrada Santa Cruz

Der Pass besteht aus einem engen Durchschlupf zwischen zwei Felsen, und auf der anderen Seite oeffnet sich ploetzlich ein neuer wunderschoener Ausblick. Steil gehts auf der anderen Seite des Passes hinunter in die Quebrada Huaripampa. Wieder vorbei an ein paar Lagunen und Kuehen, steigt man immer tiefer und die Vegetation wird immer ueppiger.

Neue Ausblicke oeffnen sich

Neue Ausblicke oeffnen sich

Unsere Lieblingslagune

Unsere Lieblingslagune

Immer wieder blickten wir zurueck auf das Massiv des Taulliraju, auch aus dieser Perspektive war es wunderschoen. Nach einem sehr langen Tag, der auch ziemlich anstrengend war, haben wir unsere Zelte dann wieder ein wenig abseits des Rummels der gefuehrten Gruppen aufgestellt. Wir wollten einfach den Trubel vermeiden, der durch die Koch- und Toilettenzelte entsteht.

So sieht Kochen ohne Kochzelt aus

So sieht Kochen ohne Kochzelt aus

Beim Fruehstueck konnten wir immer noch den Taulliraju sehen

Beim Fruehstueck konnten wir immer noch den Taulliraju sehen

Am letzten Tag standen wir noch vor Sonnenaufgang auf, um noch einen Transport zurueck nach Huaraz zu erwischen. Dadurch kamen wir um ungefaehr halb acht ins Dorf Huaripampa, wo gerade die Kinder auf dem Schulweg waren. Wir wurden ein wenig unglaeubig angestarrt, weil hellhaeutige Menschen dort doch noch immer eine kleine Besonderheit sind. Wir konnten ein paar Kindern mit Stiften eine Freude machen, aber wir haetten noch viel mehr verschenken koennen. Und unsere Medikamente, die wir nicht mehr gebraucht haben, sind wir auch losgeworden. Wenn ihr mal in der Gegend seid, die Leute koennen das dort echt gut gebrauchen, und wenns nur ein paar Aspirin sind.

Punta Pyramide, eine unglaubliche Fels- und Eispyramide

Punta Pyramide, eine unglaubliche Fels- und Eispyramide

Nach knapp 3 Stunden kamen wir schliesslich in Vaqueira an, dem ende des Santa-Cruz-Treks. Dort hat zufaellig ein Bus auf eine Gruppe deutscher Wanderer gewartet, und nach einigem Hin und Her hat uns der nach Huaraz mitgenommen. Die einheimischen Fuehrer wollten anscheinend nicht, dass noch jemand mitfaehrt, aber weil die Deutschen darauf bestanden haben, durften wir mitkommen. Und weil das ein Touristenbus war, gabs noch ein paar Stopps an Aussichtspunkten. So zum Beispiel am Pass Llangaanuco, von dem man einen wunderbaren Blick auf Huascaran, Huandoy und Pisco hat. Um 4 am Nachmittag waren wir wieder in Huaraz.

Am Pass Llangaanuco, die Serpentinen hinab ins Tal sind haarstraeubend

Am Pass Llangaanuco, die Serpentinen hinab ins Tal sind haarstraeubend

Der Berg hier heisst Pisco

Der Berg hier heisst Pisco

Unser Nachhauseweg liegt klar vor uns...

Unser Nachhauseweg liegt klar vor uns...

Dieser Trek war vielleicht eine der schoensten Wanderungen, die wir jemals gemacht haben. Die Kulisse in der Cordillera Blanca ist einfach umwerfend, und die Berge dort sind auf jeden Fall nochmal eine Reise wert.

© Julia und Markus, 2008
Du bist hier : Startseite Amerika Peru Huaraz, Cordillera Blanca und Santa Cruz Trek
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eintauchen in die wunderbare Welt Südamerikas, die Anden mit Zelt und Rucksack entdecken, und 6 Monate Zeit dafür - ein Traum für so viele, und für uns geht er jetzt in Erfüllung. Mit diesem Reisebericht wollen wir allen Zuhausegebliebenen zumindest ein paar wenige Eindrücke von unserer Reise geben, und bei manchen vielleicht das Fernweh wecken damit sie es uns gleichtun und diese traumhafte Welt entdecken.
Details:
Aufbruch: 06.01.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 05.07.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Der Autor
 
Julia und Markus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors