Pampas, Anden, Amazonas, Guyanas

Reisezeit: September - Dezember 2009  |  von Roland E.

Verhaftet und abgeschoben (Suriname)

Nein, das kann nicht sein. Da sagt mir doch der Zöllner, dass ich kein Visum habe, aber eins brauche. Ich habe es extra vor zwei Monaten nochmals bei der Botschaft gecheckt. Schweizer brauchen kein Visum für Suriname. Zudem lässt Guyana einen nicht ausreisen ohne Visum und zu guter Letzt hing dort, am guyanischen Zoll, eine Liste, auf der ausdrücklich stand, dass Schweizer Bürger für Suriname kein Visum brauchen. Doch der Zöllner bleibt hart. Er telefoniert seinem Chef und nun meint er, dass vor fünf Tagen die Visumspflicht auf Schweizer Bürger ausgedehnt wurde. Na super.

Ich bin nun psychisch auf den Tiefpunkt und frage mich, womit ich dieses Pech verdient habe. Zahnwurzelentzündung, Plastiksack verfärbt meine Kleider, Virus auf Digicam, Kamera geht ganz kaputt, verliere Sachen, Dauerregen in Buenos Aires, diverse knapp verpasste Busse und diverse Kleinigkeiten haben mich zermürbt. Ich bin sehr viel gereist und diese Dinge gehören zum Reisen dazu, aber auf dieser Reise ging schon mehr schief als sonst. Ich verharre in Resignation. So gerne hätte ich Paramaribo gesehen. Meine Alternativen, zurück nach Georgetown um ein Visum zu kaufen, was sehr mühsam sein soll oder gleich weiter zurück nach Manaus, begeistern mich nicht. Denn langsam läuft mir auch die Zeit davon.

Der Zöllner steht vor einem ganz anderen Problem. Er kann mich nicht zurückschicken, denn die nächste Fähre fährt erst morgen wieder. Was tun? Er will mich einbuchten. Neben ihm steht ein Mann mit Sportmütze. Ich habe keine Ahnung, was er genau ist. Er öffnet das Hafengebäude, kontrolliert die Fahrkarten, hilft beim Zoll, trägt aber keine Uniform.

Als die Arbeit getan ist, werde ich in ein Auto verfrachtet und der Zöllner und der Mann mit der Sportmütze bringen mich nach Nieuw Nickerie, rund eine Stunde entfernt. Dort endet die Fahrt auf dem Polizeiposten und dort ist man richtig am Arbeiten. Der Zöllner weckt seinen Chef, die anderen bleiben auf ihren Sofas liegen und schlafen weiter. Der Mann mit der Sportmütze bringt mich anschliessend - zu meiner grossen Überraschung - zu einem Hotel, das 40 Surinamesische Dollar kostet. Und er will 30 SD für die Fahrt von der Fähre nach Nieuw Nickerie und das geht mir jetzt gar nicht in die Birne. Er hat ja den Zöllner auch transportiert. Wie wäre der sonst heimgekommen? Wer bezahlt schon bei seiner Verhaftung die Fahrt?

© Roland E., 2010
Du bist hier : Startseite Amerika Suriname Verhaftet und abgeschoben (Suriname)
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit Hindernissen
Details:
Aufbruch: September 2009
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Brasilien
Argentinien
Bolivien
Peru
Guyana
Suriname
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.