Die kleine Sauerkrauttour

Reisezeit: Juli / August 2010  |  von Kurt Kadletz

Sa., 14.08.10 ... Tunnels und Schiffshebewerk

Als wir an diesem Morgen aufstanden, sind wir vor Schreck wieder zurück unter die warme Bettdecke.
Es war richtig kalt!
In der Kabine war es noch wärmer und geschützter, aber im Cockpit - brrrr. Aber es war ein schöner Morgen, die Sonne drückte zwischen ein/zwei Wolken durch, die Luft war angenehm, fast schon ein schöner Herbstmorgen.
Der Morgen wurde noch interessanter, als mitten im Frühstück plötzlich ein Rauschen hörbar wurde. Das Rauschen war das von Brennern von Heißluftballonen. Und tatsächlich landeten gegenüber auf dem abgeernteten Getreideacker zwei Heißluftballone. Ein interessantes Schauspiel, und das noch kostenlos morgens um 8.00 Uhr beim Frühstück.

Heißluftballon bei der Landeanfahrt
(Sagt man das so? Heißluftballone fahren ja und fliegen nicht )

Heißluftballon bei der Landeanfahrt
(Sagt man das so? Heißluftballone fahren ja und fliegen nicht )

Aber auch das geht vorbei und um 9.15 Uhr waren wir an diesem Tag schon unterwegs. Heute wollten wir nach Saverne. Das bedeutete, nacheinander durch zwei Tunnels und ein Schiffshebewerk. Außerdem waren noch jede Menge Schleusen zu fahren. Es versprach interessant zu werden.
Der erste Tunnel kam gleich nach 3 km. Vorher musste ich noch ein Narrowboat überholen, das kurz vor uns im Hafen Niederviller losgefahren war. Das Narrowboat stammt ursprünglich aus England. Wie das wohl hierher gekommen ist? Bestimmt nicht auf eigenem Kiel. Der Überholvorgang ging trotz zweier Engstellen gut, denn es fuhr nur 4-5 km/h "schnell".
Beim Tunnel Niderviller hatten wir Glück, die Ampel zeigte Grün. 475 m durchs dunkle? Wir hatten Taschenlampen und eine starke Taucherlampe mit 55/110 Watt bereitgelegt, weil wir hier unterschiedliche Versionen gelesen hatten. Von "Duster und bedrückend" bis "gut beleuchtet".

Der erste Tunnel ist in Sicht ...

Der erste Tunnel ist in Sicht ...

... die Tunneleinfahrt ...

... die Tunneleinfahrt ...

... und das Ende des ersten Tunnels ist in Sicht ...

... und das Ende des ersten Tunnels ist in Sicht ...

... im Tunnel ...

... im Tunnel ...

... (aufatmen) wieder Tageslicht ...

... (aufatmen) wieder Tageslicht ...

Aber so schlimm war die Fahrt nicht. Auch nicht die Fahrt durch den folgenden, 2306 m langen Tunnel von Arzviller. Beide Tunnels sind ausreichend beleuchtet und die Lampen braucht man höchstens, wenn mal eine Lampe der Beleuchtung ausgefallen ist. Als Fahrer von Gleitern hat man halt mit dem Gieren zu kämpfen, einer Gleiter-typischen Eigenheit.
Als wir die Tunnels hinter uns gebracht hatten, ging es etwa 4 km durch den Kanal, bis wir die nächste Attraktion auf der heutigen Etappe erreichten, den Schrägaufzug von Arzviller. Hier fährt man mit dem Boot in eine überdimensionale "Badewanne". Diese Badewanne ist auf das Penichenmaß zugeschnitten.

Ein Boot mit Ausflüglern fährt in die "Badewanne"
... und wir hinterher ...

Ein Boot mit Ausflüglern fährt in die "Badewanne"
... und wir hinterher ...

Dann schließt sich hinter einem ein Tor und man fährt, von -zig Stahlseilen gezogen oder gehalten, auf Schienen zu Berg oder zu Tal. Am anderen Ende der Stahlseile sind Gegengewichte, so dass das ganze System ausbalanciert ist und alles mit relativ wenig Energieaufwand abläuft.

... dann gings abwärts ...

... dann gings abwärts ...

... 42 m lang ...

... 42 m lang ...

... bis man am Ende bei "grün" wieder ausfahren darf.

... bis man am Ende bei "grün" wieder ausfahren darf.

Der Schrägaufzug ersetzt 17 Schleusen, die noch als Industriedenkmal besichtigt werden können.

Danach ging es wieder normal weiter, und das heißt auf französischen Kanälen schleusen, schleusen und nochmals schleusen.
Laut unserem Revierführer hat man zwei Schleusenketten zu durchlaufen, und zwar von Schleuse 18 bis 23 und von Schleuse 24 bis 30/31. Nur, wo und wie meldet man sich an? Die Rettung war nach einer Weile des hin- und hersuchens ein freundlicher VNF-Mitarbeiter. Der sagte, dass man sich am Schleusenwärterhäuschen über das Schleusentelefon anmelden solle. Gesagt, getan, und die erste Schleusenkette lief wie geschmiert durch.

Eindrücke von der Fahrt
"Bumsboote" - auf die waren wir jetzt besonders gut zu sprechen  ...

Eindrücke von der Fahrt
"Bumsboote" - auf die waren wir jetzt besonders gut zu sprechen ...

... der Kanal fließt teils mitten durch die Dörfer ...

... der Kanal fließt teils mitten durch die Dörfer ...

Nur als wir uns an der Schleuse 24 für die zweite Kette anmelden wollten, klappte es anscheinend nicht so ganz mit dem anmelden. Statt "Grün" geschalteten Schleusen kam ein Mitarbeiter der VNF und fragte, was los sei.
Dieser Mitarbeiter erklärte uns, dass man, wenn man nicht irgendwo Halt machte, bis Strassburg durchfahren könne.
Was nun?
Egal, wir waren froh, dass wir weiter konnten.
Eine Schrecksekunde, die sich zu einigen Minuten ausdehnte, hatten wir noch zu überstehen. Wir mussten einmal etwas warten, weil uns zwei Boote an einer Schleuse entgegenkamen. Die Boote fuhren gerade erst ein, als wir schon an der Schleuse waren

... diese Boote kamen uns entgegen, also mussten wir eine Weile warten ...

... diese Boote kamen uns entgegen, also mussten wir eine Weile warten ...

... am Anleger vor der Schleuse ...

... am Anleger vor der Schleuse ...

Nicht schlimm, dafür hat es an jeder Schleuse Festmacher. Also anlegen, festmachen, Motor aus, warten. Als die Boote vorbei waren, wollte ich den Motor unseres Bootes starten, aber er tat keinen Mucks.
Nicht dass er Probleme mit dem Starten hatte, er tat nichts, nicht mal der Anlasser funktionierte! Scheibenhonig, eine Panne mitten in der Pampa. Gut, über die Gegensprechanlage der Schleuse konnte man im Notfall Hilfe holen, aber trotzdem .....
Also erst mal selber nachsehen. Doch was kann ein Laie schon an einem modernen Motor selbst machen? Zuerst mal nach dem Strom sehen, denn nicht mal der Anlasser drehte durch.
"Kofferraum" aufgemacht, Batterieanschlüsse kontrollieren. Die waren fest. Als nächstes die Motorabdeckung geöffnet und druntergeschaut. Hmmm .... ein großer, sauberer Motor mit vielen geheimnisvollen Teilen, ... interessant aber ...?
Mehr aus Verzweiflung als von irgendwelchem Wissen geleitet, sagte ich zu Beata, sie solle mal den Schalthebel auf Vollgas und dann wieder zurück bewegen. Naja, da hinten am Motor bewegten sich Schaltzüge, was ja nicht anders zu erwarten war. Ich sagte ihr, sie solle das wiederholen.
Schön .... Dann sagte ich zu ihr, sie solle doch noch mal versuchen, zu starten. Und siehe da, plötzlich lief der Motor wieder.
Warum?
Nicht fragen, Deckel draufmachen und fahren!
Aus Sicherheitsgründen habe ich den Motor bis Saverne nicht mehr aus gemacht.
In Saverne angekommen, fanden wir noch einen Platz im Hafen. Als ich da nach rund 30 Minuten den Motor noch mal zu starten versuchte, lief alles wie gewohnt.
Eine mögliche Erklärung wäre, dass der Gangschalter vielleicht nicht ganz in die Neutralstellung zurückgegangen ist. Beim Startversuch danach ging dann der Motor nicht an. Mal sehen, wie das weiter geht.

Zu Saverne selbst ist nicht viel zu sagen,
ein nettes Städtchen mit einem alten Stadtkern, der zum Bummeln reizt.

Allerdings sind die Toiletten/Duschen in Saverne das allerletzte was uns auf der Tour bisher begegnet ist. Container, alt, nicht besonders sauber, gemüffelt hats. Um 18.00 Uhr werden sie zugesperrt. Container hatten wir schon, aber z.B. die in Saarbrücken waren sauber und haben angenehm gerochen. Kein Ruhmesblatt für den Nicols-Charterstützpunkt, der hier auch anscheinend den Hafen verwaltet!

Die letzte Schleuse vor Saverne ...

Die letzte Schleuse vor Saverne ...

... diesmal mit mehr Hub, mitten in der Stadt.
Zuschauer sind immer da, 
später auch wir  ... da gibts tolles Theater, 
Schleusentheater, 
wenn mal wieder der Bootsführer keine Ahnung hat ...

... diesmal mit mehr Hub, mitten in der Stadt.
Zuschauer sind immer da,
später auch wir ... da gibts tolles Theater,
Schleusentheater,
wenn mal wieder der Bootsführer keine Ahnung hat ...

Bilder aus Saverne ...

Bilder aus Saverne ...

© Kurt Kadletz, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir unsere Sommerurlaube die letzten zwei Jahre in kroatischen Gewässern verbrachten, war es wieder mal an der Zeit, etwas anderes zu unternehmen. Aber, wohin? Zunächst kam ich auf die Idee, den Rhein komplett runter zu fahren, bis zur Nordsee. Die Idee an sich war nicht schlecht, aber wenn man schon in Holland ist, dann sollte man auch weiter, ... und dafür war die Zeit einfach zu knapp. Wir entschieden uns deshalb für eine Alternative, der Kleinen Sauerkrauttour.
Details:
Aufbruch: 31.07.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 20.08.2010
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Kurt Kadletz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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