Reims - Stadt des Art Deco und des Champagners

Reisezeit: Mai 2007  |  von Herbert S.

Ein Bericht bei Via Michelin brachte uns auf die Idee, der Partnerstadt unseres Wohnortes einen Besuch abzustatten. Das dort empfohlene Art Deco Hotel gefiel uns auch und am Brückenwochenende um Christi Himmelfahrt war auch noch ein Zimmer frei.

Festungsgürtel Nordfrankreich

Die 'Route des Fortifications' verläuft vom Maastal zum Tal der Chiers; vom belgischen Ort Givet mit seiner Festung de Charlemont (von Charles Quint erbaut) über das Plateau von Rocroi mit der sternförmigen Festungsstadt, über das größte Festungs-Schloß in Sedan bis Montmedy.

die Route ist mit diesem Zeichen gut erkennbar ausgeschildert

die Route ist mit diesem Zeichen gut erkennbar ausgeschildert

Die drei fettgedruckten Orte haben wir besucht und sie sollen im folgenden beschrieben werden.

Rocroi (1643)

Stadtplan - klassische Zitadellenform mit sternförmig zu den Bastionen verlaufenden Straßen im alten Ortskern

Stadtplan - klassische Zitadellenform mit sternförmig zu den Bastionen verlaufenden Straßen im alten Ortskern

Auf dem Plateau von Rocroi war es, wo am 19. Mai 1643 die vom Herzog d'Enghien (dem nachmaligen Grand Conde) befehligten Truppen der französischen Krone die Spanier besiegten. 1675 erteilte Louis XIV. seinem Militärarchitekten Vauban den Auftrag, Rocroi zum Festungsstern auszubauen. Die Gesamtanlage mit ihren vor- und zurückgesetzten Bastionen blieb als mustergültiges Paradebeispiel der Wehrarchitektur des 17. Jh. vollständig erhalten.

Ein Sentier touristique führt zunächst über die Wälle und vermittelt einen Eindruck der sternförmig angelegten Stadt, deren Straßen alle auf den zentralen Platz zulaufen. Wer sich intensiver mit der Militärarchitektur beschäftigen will, kann dies dann anschließend in dem Musée des Remparts tun.

Sedan wurde erst nach 1424 bedeutend, als es in den Besitz des Eberhard von der Marck. Er und seine Erben ließen um das 997 per Vertrag von Otto III. auf die Abtei Mouzonas übertragene (und neuerdings wieder freigelegte) Gotteshaus auf dem Talhang gewaltige Festungsmauern errichten.

Damals wurde, um Mauersteine zu brechen und zugleich ein Hindernis für Angreifer zu schaffen, der natürliche Felsvorsprung durch einen fast 50m tiefen Graben vom Hinterland abgetrennt. 60000 m3 Steinmaterial aus dieser künstlich angelegten Schlucht türmen sich seither bis zu 30 m und sieben Stockwerke hoch zwischen den Wehrfronten und Bastionen der mit 35000 m2 größten Festungsanlage jener Epoche auf europäischem Boden. 1521 erwies sie sich als äußerst wirkungsvoll: Ein Belagerungsheer von 35000 Mann unter Charles V. konnte nichts gegen sie ausrichten.

Heute ist das größte Gebäude zu einem Dreisterne-Hotel ausgebaut

Heute ist das größte Gebäude zu einem Dreisterne-Hotel ausgebaut

Montmedy

Die ursprüngliche Burg von 1221 wurde im 16. Jahrhundert durch eine Festung, erbaut während der Herrschaft Karl V., ersetzt. 1657 wurde die Zitadelle von Montmédy durch 30.000 Soldaten, unter der Führung von König Ludwig XIV., Jules Mazarin und Sébastien Le Prestre de Vauban, belagert. 756 Männer verteidigten sie für 57 Tage und ergaben sich erst nach dem Tod des Gouverneurs Jean V. von Allamont. Vauban verbesserte nach dem Ende der Belagerung die äußeren Befestigungsanlagen, die Burggräben sowie die Wälle. Im 19. Jh. dauerte eine Belagerung nur noch 7 Tage. Die Waffensysteme waren erheblich besser geworden, so daß heftige Beschießung zur Übergabe zwang.

Innerhalb der Zitadelle stehen Wohnhäuser sowie eine Kirche, einige wurden bereits im 17. Jahrhundert errichtet. Die meisten Häuser sind jedoch verfallen oder bereits zusammengebrochen, andere werden immer noch als Wohnhäuser verwendet. Ein Touristenbüro befindet sich ebenfalls in der Zitadelle. Die Zitadelle gilt heute als eines der wichtigsten Militärbauwerke im Nordosten Frankreichs.

Auf der Strecke liegt noch Charleville-Mézières, das wegen seines architektonisches Herzstücks, der Place Ducale (Herzogsplatz), einen Aufenthalt verdient. Die Ähnlichkeit des Platzes mit der Pariser Place des Vosges fällt sofort auf und ist auch kein Zufall: Die Erbauer beider Anlagen waren Brüder. Clément Métezeau entwarf die 23 drei- bis vierstöckigen Pavillons aus altrosa Back- und gelblichem Haustein unter hohen Schieferdächern ganz nach den für das 17. Jh. vorbildhaften Regeln der von Feudalherren gewünschten Urbanität. Strenge der Fassadenfluchten, Mansarden vor den Dachschrägen und durchgehende Arkadengängen sind die Kennzeichen dieses Platzes. Einen weiteren so einheitlich erhaltenen Platz haben wir auch in Arras (50 km von Lille) gesehen.

© Herbert S., 2007
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 16.05.2007
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 20.05.2007
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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