VIVE LA FRANCE - Familienferien im sonnigen Südfrankreich - Update 2012

Reisezeit: Mai / Juni 2009  |  von Ulrike S.

Ausflug ins Katharer-Land

Ausflug ins Land der Katharer

Ein weiterer Tagesausflug führte uns ins geschichtsträchtige Land der Katharer und zum Chateau de Peyrepertuse. Auch diese Ecke kannten wir bereits von früheren Urlauben, aber unsere letzter Besuch hier lag zehn Jahre zurück. Schon damals ein beeindruckendes Erlebnis.

Los ging es also zunächst wieder über die Autobahn in Richtung Perpignan. Über Landstraßen ging es dann hinein in eine wunderschöne Landschaft mit unendlichen Weinbergen, verfallenen Burgen und einer grausamen Vergangenheit. 1209 begann mit der Eroberung Béziers und der Ermordung seiner Einwohner der von Papst Innozenz III. ausgerufene Kreuzzug gegen die Katharer. Hauptschauplatz des blutigen Glaubenskrieges waren die südlichen Corbieres, wo die Katharer im schwer zugänglichen Bergland und auf den Burgen freundlich gesinnter Feudalherren Zuflucht suchten. Ein idealer Reisebegleiter, um die Geschichte dieser Region unterhaltsam und spannend nachzulesen, war der Roman " Das verlorene Labyrinth" von Kate Mosse.

Zurück zu unserem Ausflugstag: wir fuhren über Tautavel (hier wurden in einer Grotte Schädel, Knochen und Werkzeuge der ältesten Europäer gefunden, die vor 450.000 Jahren hier lebten) und die D117 bis St.-Paul-de-Fenouillet. Nun ging es auf einer engen Straße hinein in die Gorges de Galamus und in eine spektakuläre Bergwelt. Wohnmobile sind hier verboten.
Einen ersten Stopp legten wir an der Ermitage de St. Antoine ein. Auf einem Parkplatz am Rand der Schlucht stellten wir unser Auto ab und machten uns zu Fuß an den Abstieg hinunter in die Einsiedelei. Hier befindet sich eine Grotte sowie eine kleine Kapelle, in der an diesem Tag gerade ein Gottesdienst gefeiert wurde. Die Kapelle wurde nach einem "Wunder" im Jahre 1782 gebaut. Durch dieses Wunder wurden viele Einwohner von Saint Paul de Fenouillet von einer Krankheit durch den Schutz von Saint-Antoine gerettet. Seit diesem Tag, treibt eine Platane umgeben von Steinen fast ohne Wasser. Sie ist heute stark gewachsen und spendet den Besuchern Schatten.

Die versteckte Einsiedelei "Eremitage de St. Antoine"

Die versteckte Einsiedelei "Eremitage de St. Antoine"

Die Platane wächst scheinbar aus dem Fels und spendet der Einsiedelei Schatten.

Die Platane wächst scheinbar aus dem Fels und spendet der Einsiedelei Schatten.

Nach diesem ersten Zwischenstopp fuhren wir weiter durch die wildromantische Gorges de Galamus. Die Straße hier ist haarsträubend eng (zwei Meter Breite), teilweise müssen niedrige Felstunnels passiert werden, aber die Landschaft ist wirklich atemberaubend. Vor allem jetzt in der Nebensaison war hier nur sehr wenig los und wir konnten immer wieder anhalten, schauen und genießen

Hier wird's eng!

Hier wird's eng!

Auf kurvigen, engen Straßen durch die Gorges de Galamus

Auf kurvigen, engen Straßen durch die Gorges de Galamus

Ein weiterer Höhepunkt unserer Tour war das imposante Château de Peyrepertuse. Aus einem gezackten Berggrat wachsen die Ruinen förmlich aus dem Fels hervor und sind erst auf den sprichwörtlichen letzten Blick zu erkennen. Peyrepertuse war eine der größten und beeindruckendsten Zufluchtsstätten der Katharer. Die Anlage erstreckt sich auf einem imposanten Bergkamm in fast 800 Metern Höhe über mehrere Ebenen. Wir parkten unser Auto oberhalb des Ortes Duilhac-sous-Peyrepertuse auf einem großen, ausgeschilderten Parkplatz. Seit unserem letzten Besuch vor zehn Jahren ist hier ein modernes Besucherzentrum mit Souvenirshop und einem Aussichtsplateau entstanden. In der Hochsaison muss hier wohl einiges los sein und im August findet alljährlich ein großes Mittelalter-Spektakel statt.

Das Château de Peyrepertuse thront wie ein Adlernest auf einem Bergkamm in 800 Metern Höhe

Das Château de Peyrepertuse thront wie ein Adlernest auf einem Bergkamm in 800 Metern Höhe

Wir zahlten also unseren Eintritt von fünf Euro und nun ging es einen etwas beschwerlichen Wanderweg in etwa 20minütigem Fußmarsch hinauf zur "Unterburg". Der Weg kann bei feuchter Witterung streckenweise sehr rutschig sein und die Burg wird bei unsicheren Wetterverhältnissen (z.B. Gewitter/Sturm) für Besucher gesperrt. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind also Pflicht.
Die Unterburg ist der ältere Teil der Anlage und stammt aus dem 11./12. Jahrhundert. Von hier gelangt man über eine schwindelerregende, in den Fels gemeißelte Treppe zum jüngeren Château St. Georges. Von hier oben aus hat man wirklich einen atemberaubenden Ausblick auf die gesamte Burg und die umliegende Landschaft

Blick von der tiefer liegenden, älteren "Unterburg" hinauf zum jüngeren Château St. Georges

Blick von der tiefer liegenden, älteren "Unterburg" hinauf zum jüngeren Château St. Georges

Diese schwindelerregende Felsentreppe führt hinauf zum "jüngeren" Teil der Burganlage.

Diese schwindelerregende Felsentreppe führt hinauf zum "jüngeren" Teil der Burganlage.

Ein Blick von oben auf den unteren Teil der Burg

Ein Blick von oben auf den unteren Teil der Burg

Ich finde es hier oben irgendwie mystisch. Wenn der Wind durch die Ruinen pfeift, die vorbeiziehenden Wolken bizarre Schatten auf die Hügel der Umgebung werfen, die Stille nur durch die Rufe majestätisch vorbei segelnder Greifvögel unterbrochen wird, die Dörfer und Straßen zu Füßen der Burg wie Spielzeug wirken, dann kommt eine eigenartige Stimmung auf. Man glaubt den Geist der Katharer zu spüren und dennoch breitet sich eine innere Ruhe aus, wenn der Blick hinaus in die Ferne schweifen kann. Irgendwie von der Welt dort unten entrückt, dem Himmel ein bisschen näher. Zumal wir an diesem Tag fast alleine hier oben sind und nur wenige Besucher diese Atmosphäre stören.

Ich weiß nicht, wie lange wir auf dem Bergfried gesessen, einfach nur geschwiegen haben und die Landschaft auf uns wirken ließen. Jedenfalls machten sich dann doch reale Bedürfnisse bemerkbar und unser Magen knurrte. Zum Glück hatten wir ein kleines Rucksackvesper dabei und konnten uns jetzt ein wenig stärken, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten. Ich finde das "Hinunter" immer schwieriger, da jetzt der Blick in den Abgrund geht..... Trotzdem schafften wir den Weg ohne Blessuren und legten nun noch eine kleine Kaffeepause in Duilhac-sous-Peyrepertuse ein.

Vorbeiziehende Wolken werfen bizarre Schatten auf die Landschaft

Vorbeiziehende Wolken werfen bizarre Schatten auf die Landschaft

Unser weiterer Weg führte uns nun durch die Täler der Corbieres nach Lagrasse. Die ehemalige Hauptstadt der Corbieres liegt fernab von Touristentrömen nordöstlich von Carcassonne. Wir waren ebenfalls noch nie hier und erstaunt, wie gut und nahezu vollständig erhalten die mittelalterliche Bausubstanz des Ortes war. Schöne Bürgerhäuser, die aus dem frühen 14. Jahrhundert stammende Markthalle, die steinere Pont Vieux, die Stadtmauer und nicht zuletzt die Abtei Sainte-Marie d'Orbieu waren reizvolle Stationen auf unserem Bummel durch die engen, mittelalterlichen Gassen. Das Ambiente schien fast wie aus dem Bilderbuch zu sein und macht Lagrasse im Val d'Orbieu zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs.
Wir ließen uns zum Abschluss dieser schönen Tagestour noch in einem Café unter Platanen nieder, es gab einen Pastis mit Oliven und Käse-Häppchen und wir schauten dem munteren Treiben auf dem Dorfplatz zu.

Einige Eindrücke aus Lagrasse, der ehemaligen Hauptstadt der Corbieres und heute eines der schönsten Dörfer Frankreichs

Einige Eindrücke aus Lagrasse, der ehemaligen Hauptstadt der Corbieres und heute eines der schönsten Dörfer Frankreichs

Die Markthalle aus dem 14. Jahrundert

Die Markthalle aus dem 14. Jahrundert

Die Abtei Sainte-Marie d'Orbieu

Die Abtei Sainte-Marie d'Orbieu

Die Pont Vieux

Die Pont Vieux

und andere lauschige Winkel in Lagrasse

und andere lauschige Winkel in Lagrasse

© Ulrike S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alle Jahre wieder zieht es uns in den Pfingstferien nach Südfrankreich. Genauer gesagt ins Languedoc-Roussillon nach Gruissan in die Nähe von Narbonne. Zehn Jahre lang verbrachten wir hier Familienferien im Ferienhaus. Im Mai 2009 zum ersten Mal im Wohnwagen – und das in Vollbesetzung mit 5 (erwachsenen) Personen samt Hund!
Details:
Aufbruch: 20.05.2009
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 06.06.2009
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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