4 Wochen Korsika und ein wenig Marseille

Reisezeit: September / Oktober 2013  |  von Thomas B.

Unsere Idee war, jetzt als Rentner noch einmal eine Tour ohne Auto nur mit Rucksäcken zu machen. Wir haben per Internet vier verschiedene Ferienwohnungen in Korsika gebucht und uns, soweit es ging, über die Verkehrsmittel in Korsika informiert. Hauptverkehrsmittel wird der korsische „TGV“ („train grand vibration“) werden. Wandern wollen wir hauptsächlich auf Teilen des Fernwanderweges „tra mare e monti“.

Mit Zug und Schiff von Karlsruhe nach L'Ile Rousse

Tal des Regino im Norden Korsikas (beim "Stausee")

Tal des Regino im Norden Korsikas (beim "Stausee")

Liegewagen, Liegestuhl und kein Taxi

Der "Nachtexpress" nicht nach St.Tropez sondern nach Nizza läuft planmäßig in Karlsruhe Gleis 1 ein, aber: eben nicht. Wie bei Jaques Tati müssen wir drei Minuten vor der planmäßigen Abfahrt durch die Unterführung rasen. Schwere Rucksäcke! Irgend etwas klappt nicht, auch der ICE nach Basel fährt nicht und wir müssen bis Rastatt immer wieder anhalten, am längsten im Bahnhof Ötigheim. Karlsruhe - Ötigheim - Straßburg - Lyon - Marseille - Nizza, so ungefähr.
Aber eigentlich startet der Nachtexpress erst in Straßburg.
Gepäckaufbewahrung. Wir kapieren das mit den Tickets (mit Verzögerung), schnappen das letzte große Fach, 2 große Rucksäcke: 9,50 €. Entlang des Ill zum Musée Tomi Ungerer. Liebevolles, Skurriles, Verstörendes im Palais mit Blick auf das 1 ½ türmige Münster.

In einem Straßencafé bei einem Bier (oder zwei?) erzählt uns ein Mann mit bandagiertem Arm ("Ich bin kein Elsässer sondern Franzose", später sollen wir hören "Ich bin kein Korse sondern Franzose") kurz seine Lebensgeschichte, eigentlich wissen wir aber nur, dass er aus der Bretagne stammt und für welche Autofirmen er schon gearbeitet hat, für Mercedes natürlich auch...
Der Zug steht schon da, wir finden das 6-Bett-Abteil, jeweils drei Betten übereinander, wir haben die zwei Mittelbetten. Wohin mit den Rucksäcken? Wir platzieren sie am Fußende der Betten, was sich vor allem für mich nachteilig auswirken wird. Ein junger Mann mit Ziel Toulon schlüpft behände ganz nach oben links, macht sein Tablet an, Ohrstöpsel rein und hat ab da "großes Kino".
Die Sonne geht hinter dem Grand Ballon (Vogesen) unter, Selestat, Colmar, Mulhouse. In Mulhouse steigt ein Schweizer Paar ein und die beiden haben alles im Griff, Rucksäcke zack dorthin wo wir unsere zuerst hatten, Fenster verdunkelt, Leiter verstellt, dann ins Bett und obwohl wir uns schlafend stellen wird erst noch mal auf Schwizzerdütsch gequatscht. In Belfort steigt eine schüchterne Mademoiselle zu, wird von der Schweizerin im Befehlston aufgefordert, die Türe richtig zu verriegeln und schlüpft husch husch nach oben rechts.

Schlafen kann man, aber eben in Raten, Lagenwechsel, es ist heiß, das Bett dank des Rucksacks zu kurz, aber es geht. Langer Halt in Lyon und in Marseille, wo wir im Morgengrauen aus dem Zug steigen, um uns auf dem Bahnsteig von kühler Luft bewehen zu lassen. Wir denken daran, dass wir innerhalb eines Jahres jetzt zum 5. Mal auf dem Bahnhof St.Charles stehen, es sollen noch zwei weitere Mal werden.
Wir genießen bis kurz hinter Toulon vom Gang aus die schöne Landschaft, denken in Cannes wir seien schon in Nizza ("Cannes Nizza gewesen sein, sagte schon Heinz Erhard) und genießen dann die verbaute Cote d'Azur nicht mehr.
Der Bahnhof von Nizza wird gerade umgebaut, d.h. eigentlich nur der Vorplatz. Neben dem Jugendstil-Postamt setzen wir uns in ein Straßencafé: Cafe au lait und Croissants.
Dann fährt uns ein Taxis für 25€ zum Hafen, unser Schiff kommt spät und wir haben Zeit, Luxusjachten, Passagiere und einen wie aus dem Ei gepellten Radfahrer (Lacoste - Radschuhe ohne ein Stäubchen dran) zu beobachten.
Dann kommt die Corsica Ferry und wir reihen uns in den Strom der Fußpassagiere ein.
Auf Deck finden wir zwei Liegestühle, genießen die Ausfahrt, fast völlig ruhiges Meer. Um uns Ferientrubel, im winzigen Deck-Pool kühlen viele ihre Füße.
Um drei gehen wir zum Mittagessen, Ingrid hatte es clever zusammen mit den Tickets geordert. Aber: die Essenszeit ist fast rum, ein gnädiger Küchenmitarbeiter kratzt uns noch etwas zusammen.....
Wir nähern uns Korsika, leider sind die Berge im Dunst fast verschwunden, Ile Rousse kommt nahe. Unser Plan: Gleich am Hafen ein Taxi nach Regino nehmen. Aber: kein Taxi da. Wir marschieren in den Ort: 5 Taxistellplätze und eine schon ganz verzweifelte Dame, die ein Taxi nach Calvi wollte. Aber: Taxis Fehlanzeige. Eine Nummer steht auf einen Plakat, der Anrufbeantworter schickt uns aber kein Taxi. Dann rufen wir unsere Vermieterin an, ob sie uns ein Taxi besorgen können? O no, sie kommt selbst mit ihrem grauen Toyota und holt uns ab.
Kurvenreich geht es über Monticello in den winzigen Weiler Regino. 8 Häuser, das größte beherbergt unsere Ferienwohnung, direkt gegenüber das Restaurant "Paesanu".
Wir hatten zum Glück in Nizza noch eingekauft, der nächste Laden ist 3 km entfernt in Monticello (oder Monticellu, wie es auf korsisch heißt), außerdem ist Samstagabend. Die nette Mme. Baldit-Ferreri erklärt uns alles, dann sind wir in der geräumigen Ferienwohnung mit den Terrakotta-Böden und nachdem wir alles ausgepackt haben gibt es zwei Erfrischungen:
1. innerlich ein mit Zusatz von Kastanienmehl gebrautes korsisches Bier, ganz kühl im Paesanu und
2. äußerlich die Dusche im großzügigen Badezimmer.
Wir schlafen erschöpft ein und kompensieren die Nacht im Schlafwagen....

Blick auf L'Ile Rousse, der Rote Felsen im Meer

Blick auf L'Ile Rousse, der Rote Felsen im Meer

Freiheit für Korsika (und für Sardinien gleich dazu).

Freiheit für Korsika (und für Sardinien gleich dazu).

© Thomas B., 2014
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: September 2013
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: Oktober 2013
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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