Finistère - das Ende der Welt (in Frankreich)

Reisezeit: Juni 2015  |  von Herbert S.

Gite in der Bretagne: Ins Bigoudenland

Ich penne doch tatsächlich bis 8.00 Uhr und werde von Ulrike geweckt, dabei habe ich gerade im Traum Tees in die Höhe geworfen, um mit Golfbällen wie beim Tennis aufzuschlagen! Trotzdem kommen wir gegen 9.00 Uhr los. Die heutige Tour steht unter dem Motto: » ins Bigoudenland«.

Wir beginnen mit der Kirche St-Gorgon in Plovan. Viele Daten fehlen - man weiß nur dass der Turm aus dem 16.Jh. stammt und die Kirche 1791 rekonstruiert wurde. Zahlreiche Statuen wurden im 18. Jh von der Kapelle de Langidou transloziert. Video

St-Gorgon in Plovan

St-Gorgon in Plovan

Wind und Wetter ausgesetzt - die Figuren des Calvaire

Wind und Wetter ausgesetzt - die Figuren des Calvaire

Menhire, romanische und gotische Kunst, vor allem aber der älteste bretonische Calvaire sind Ziele einer Rundreise durch das Bigoudenland. Ein Abstecher führt nordwestlich zur malerischen Ruine der Kapelle von Languidoumit teilweise interessanten Elementen des 15. Jahrhunderts. Auch hierzu es ein Video.

An einem Menhir vorbei suchen wir dann den Weg nach Tronoën, wo wir den tollsten Calvaire der bisherigen Reise bewundern können. Die Kapelle ist leider erst ab 14.00 Uhr geöffnet, so dass wir die einzige Steindecke der bretonischen Kapellen nicht sehen können. Die Details sind im Dumont so plastisch beschrieben , dass ich die Beschreibung hier einstellen möchte.

'Bei Plovan stehen drei Menhire und zwei Dolmen und in der Nähe eines Bauernhofes in der Einsamkeit der Dünenlandschaft eines der schönsten, ursprünglichsten und ergreifendsten Kunstwerke, der älteste bretonische Calvaire von Notre-Dame de Tronoën., Erbaut zwischen 1450 und 1470, besitzt er weder Vorgänger noch Nachfolger in unmittelbarer Umgebung; das Land der Calvaires zwischen Quimper, Brest und St-Brieuc mit seinen jüngeren Beispielen aus dem 16. und 17. Jahrhundert ist ein eigenständiger künstlerischer Raum. Nach H. Waquet handelt es sich bei Tronoën wohl um eine frühe Kultstätte, da man Siedlungsspuren aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit fand. An stürmischen und regnerischen Tagen trägt der Wind Sand und feuchte salzhaltige Luft vom nahen Meer herüber, und gemeinsam mit dem Regen nagt er an den Figuren und wäscht sie aus, so daß nach und nach ihre deutlichen Formen verwischt sind und sie einen Zug ins Unwirkliche erhalten haben. Auf dem quaderförmigen Sockel, der von drei Kreuzen überragt wird, sind ringsum zwei Reliefzonen übereinander angebracht, wobei auch die Figuren der oberen Zone an die Rückwand angelehnt und nicht wie später als Freiplastiken gearbeitet sind. Wegen der unterschiedlichen Größenverhältnisse der Figuren vermutet man neben einer ursprünglich anderen Aufstellung auch noch zwei verschiedene Künstler. Dem einen schreibt man die Szenen zu, die nach Kleidung und Gestus die älteren sein sollen und wahrscheinlich aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts stammen: Maria im Wochenbett, Heilige Drei Könige, Darstellung im Tempel, Geißelung und Kreuztragung. Die Figuren der zweiten Gruppe sind viel inniger empfunden und wahrscheinlich später entstanden: Verkündigung, Heimsuchung, Fußwaschung, Kruzifix und Assistenzfiguren. Die Szene, wo Christus nach seiner Auferstehung Maria Magdalena erscheint, gibt es nur hier in Tronoën. In einen weiten Mantel gehüllt und in der linken Hand einen Spaten tragend, tritt Christus als Gärtner verkleidet zu der überraschten Frau. Ergreifend ist die Geburt Christi dargestellt. Blockhaft erstarrt empfängt Joseph im Traum die Botschaft des Engels. Maria liegt mit nackten Brüsten und offenem Haar auf einem geflochtenen Bett und streckt ihre Hände sehnsüchtig nach dem Jesuskind aus, das ihr bereits als Herrscher entgegentritt, mit der Weltkugel in der einen Hand, während die andere zum Segen erhoben ist. Diese frühmittelalterliche Auffassung ist später aus theologischen Gründen anders interpretiert worden: als eine Darstellung jenseits irdischen Gebärens. Die Heiligen Drei Könige, die rechts davon mit ihren Gaben aufwarten, sind merkwürdig klein geraten. Einmalig ist auch die Szene der Kreuztragung. Hier tragen die Schacher ihr eigenes Kreuz hinter Christus her, was die Vermutung nahelegt, daß sich der Schöpfer dieser Plastik von den Aufzügen der großen mittelalterlichen Passionsspiele hat anregen lassen.
Gegenüber vom Calvaire steht die Kirche Notre-Dame de Tronoën aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts mit einem für die Bretagne seltenen steinernen Gewölbe.' (Dumont)

Kirche Notre-Dame de Tronoën

Kirche Notre-Dame de Tronoën

Ostseite des Calvaire

Ostseite des Calvaire

Detail  der Ostseite - die Fußwaschung

Detail der Ostseite - die Fußwaschung

Südseite - oberes Releif

Südseite - oberes Releif

siehe oben

siehe oben

Ein Schild weist auf die Kapelle von Beuzec hin, wir also dahin. Dort erklärt ein weiteres Schild die Details: Die Beuzec-Pfarrgemeinde hatte bis zur Revolution-hatte eine große Kirche, dem Heiligen Budoc, "Maître von St Guenolé" geweiht. Von dem Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert steht nur noch der Chor, das Schiff ist im letzten Jahrhundert eingestürzt. Das Fenster mit 4 Bogen (um 1400) ist bemerkenswert. Im Inneren - einige alte Statuen. Pardon findet an 2. Sonntag im August statt. Der Brunnen befindet sich 500m nördlich. Es existiert auch hierzu wieder ein Video.

Chapelle Saint-Budoc

Chapelle Saint-Budoc

Dort weist ein Schild auf den Dolmen von Kerugou hin, den wir auch sofort finden. Es ist ein t-förmiges Grab.

© Herbert S., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Fernsehbericht über einen landschaftlich fantastisch gelegenen Golfplatz an der Steilküste der Normandie brachte uns auf die Zielidee. Aber dann wollten wir auch weiter nach Westen und nahmen uns den westlichsten Zipfel der Bretagne vor.
Details:
Aufbruch: 15.06.2015
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 30.06.2015
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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