Eigentlich besuchen wir keinen Weihnachtsmarkt

Reisezeit: November 2017  |  von Herbert S.

Klimt u.a. im Leopold-Museum

Am letzten Tag ist es eisig kalt und trübe - aber wie haben uns eh einen ausgiebigen Museumsbesuch im Museumsquartier vorgenommen.

Museumsquartier

Museumsquartier

Im Hof liegt das moderne Gebäude des Leopold-Museums, in dem eine Aussetllung dem Wiener Jugendstil gewidmet ist. Die Sammlung ist so umfangreich, dass auch ich mehrere Kapitel füllen kann. Wir beginnen Ausstellungsplakaten der Weiner Secession und folgen dann nach einigen Eindrücken zu den Vorläufern der Secession weitgehend den Ausstellungsstücken zu Gustave Klimt bis hin zu seinem Arbeitszimmer.

Leopold-Museum im Museums-Quartier

Leopold-Museum im Museums-Quartier

Vorläufer der Secession
Bereits vor der Gründung der Wiener Secession im Frühjahr 1897 gab es Bestrebungen, eine Erneuerung innerhalb des traditionellen Kunstbetriebs in Österreich zu erreichen. Als einer der wichtigen Pioniere erwies sich in dieser Hinsicht der aus Tirol stammende Maler Theodor von Hörmann (1840-1895), der bei seinen wiederholten Aufenthalten in München und Dachau in den Jahren 1891 und 1892 die zur selben Zeit erfolgte Gründung der Münchner Secession mitverfolgte. Ermutigt durch die Initiativen seiner Münchner Malerfreunde, zu denen etwa Fritz von Uhde und Ludwig Dill zählten, versuchte Hörmann in den darauffolgenden Jahren, die secessionistische Idee auch in Wien zu verwirklichen. Doch scheiterte er damals noch am Widerstand des Wiener Künstlerhauses, das als Künstlerorganisation eine Monopolstellung genoss. Erst zwei Jahre nach Hörmanns frühem Tod kam es 1897 zur Gründung der Wiener Secession. Auch die von Hörmann propagierte Idee der Schaffung eines Museums für zeitgenössische Kunst wurde bald nach seinem Tod mit Gründung der „Modernen Galerie' 1903 verwirklicht.
Stilistisch stand Hörmann mit seinem Werk, das nahezu ausschließlich der Landschaftsdarstellung gewidmet war, den französischen Impressionisten nahe, deren Werke er bei seinem mehrjährigen Aufenthalt in Paris 1886-1890 studieren konnte. In seinen späten Bildern nahm er aber auch schon Tendenzen des sich in der Folge entfaltenden Stils der Secessionisten vorweg, etwa in Kompositionen, welche die Bildfläche ungewöhnlich stark betonen.
(Museumstext)

Theodor von Hörmann - Sommer im Garten 
Öl auf Leinwand - um 1893

Theodor von Hörmann - Sommer im Garten
Öl auf Leinwand - um 1893

Theodor von Hörmann - Der Maler im Blumengarten (Selbstbildnis)
Öl auf Leinwand - um 1891/92

Theodor von Hörmann - Der Maler im Blumengarten (Selbstbildnis)
Öl auf Leinwand - um 1891/92

Gustav Klimt - Sitzender Männerakt nach links 
Öl auf leinwand - 1883

Gustav Klimt - Sitzender Männerakt nach links
Öl auf leinwand - 1883

1894 erhielt Gustav Klimt gemeinsam mit Franz Matsch vom Unterrichtsministerium den Auftrag, für die Decke des großen Festsaales der Wiener Universität monumentale Allegorien zu malen. Klimt schuf ab 1898 die über vier Meter hohen Fakultätsbilder »Die Philosophie«, »Die Medizin« und »Die Jurisprudenz«. In einer Reihe von Secessionsausstellungen wurden die Fakultätsbilder zwischen 1900 und 1903 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert und riefen eine Welle der Entrüstung und Empörung hervor. Nachdem eine Gruppe von Professoren im Jahr 1900 beim Unterrichtsministerium eine Petition gegen die Anbringung der Bilder in der Universität eingebracht hatte, gipfelte der Skandal ein Jahr später in einer heftigen Debatte im österreichischen Parlament und dem nachfolgenden Rücktritt des Unterrichtsministers. Der Schriftsteller Hermann Bahr, ein glühender Verteidiger Klimts, sah sich andererseits veranlasst, 1903 die Schrift »Gegen Klimt« zu veröffentlichen, in der er alle Kritiken publizierte und ihre Haltlosigkeit entlarvte. Aufgrund der Absicht des Ministeriums, die Bilder nicht an der Decke der Universität anbringen zu lassen, trat Klimt 1905 von seinem Auftrag zurück und erhielt gegen Rückerstattung des Honorars alle drei Bilder zurück. Zwei von ihnen gelangten in den Besitz der Sammlerfamilie Lederer, das dritte wurde von der Staatsgalerie erworben. Alle drei Fakultätsbilder wurden während des Zweiten Weltkriegs sicherheitshalber nach Schloss Immendorf in Niederösterreich gebracht, wo sie in der Nacht von 10. auf 11. Mai 1945 einem Großbrand zum Opfer fielen. Bericht in der Ausstellung

Gustav Klimt - Die Medizin - Fakultätsbild für die Univ. Wien - 1900-07
Reproduktion - Bild 1945 verbrannt

Gustav Klimt - Die Medizin - Fakultätsbild für die Univ. Wien - 1900-07
Reproduktion - Bild 1945 verbrannt

Gustav Klimt - Die Jurisprudenz - Fakultätsbild für die Univ. Wien - 1900-07
Reproduktion - Bild 1945 verbrannt

Gustav Klimt - Die Jurisprudenz - Fakultätsbild für die Univ. Wien - 1900-07
Reproduktion - Bild 1945 verbrannt

1910 begann Gustav Klimt die Arbeit an seiner monumentalen Allegorie »Tod und Leben«. 1911 war das Bild vollendet und wurde im selben Jahr unter dem Titel »Der Tod« auf der Internationalen Kunstausstellung in Rom gezeigt.

Gustav Klimt  - »Der Tod« -1911

Gustav Klimt - »Der Tod« -1911

Klimts Postkarten an Emilie Flöge
Mit 14. April 1897 datiert der erste erhaltene Kartenbrief, den Gustav Klimt an seine Lebensgefährtin Emilie Flöge richtete. Rund 400 Ansichtskarten, Kurzmitteilungen und Briefe, die Klimt in den darauffolgenden 20 Jahren an Emilie Flöge schrieb, haben sich erhalten. Die letzte erhaltene Karte Klimts n Emilie datiert vom 30. Dezember 1917. Mit Emilie Flöge verband Gustav limt eine enge, lebenslange Freundschaft. Kennengelernt hatte Klimt die um 12 Jahre jüngere Emilie spätestens zu dem Zeitpunkt, als Klimts Bruder Ernst im Oktober 1891 Emilies Schwester Helene heiratete. Gemeinsam it ihren Schwestern gründete Emilie Flöge 1904 den Modesalon »Schwestern Flöge«. Viele Jahre zählte dieser Salon zu den führenden Modehäusern iens. Klimts Karten an Emilie Flöge vermitteln einen trefflichen Eindruck von Klimts persönlichen Stimmungen und Befindlichkeiten und geben Einblick in die private Seite des weltberühmten Künstlers.
(Museumstext)

Florenz

Florenz

Pisa

Pisa

Klimts Landschaftsbilder
In den Jahren kurz vor 1900 begann sich Gustav Klimt verstärkt für Landschaftsmalerei zu interessieren. Mit ein Grund für dieses neu entfachte Interesse waren Klimts regelmäßige Aufenthalte am Attersee. Ab dem Sommer des Jahres 1900 verbrachte Gustav Klimt gemeinsam mit Emilie Flöge und deren Verwandten jeden Sommer in der reizvollen Gegend um den Attersee, dem größten See der unweit von Salzburg gelegenen Region Salzkammergut. So kommt es, dass fast alle Landschaftsmotive Klimts von dieser wunderbaren Gegend inspiriert wurden. Tatsächlich schuf Klimt fast alle seiner Landschaftsbilder am Attersee, insgesamt mehr als 50 Gemälde, die zwischen 1900 und 1916 entstanden. Pro Sommeraufenthalt, der im Schnitt zwei bis drei Wochen dauerte, entstanden an die vier, fünf Bilder. Oft konnte Klimt aus Zeitmangel oder wegen schlechter Witterung die Bilder nicht vor Ort vollenden, sondern brachte sie in noch unfertigem Zustand nach Wien, um sie im Atelier zu vollenden.
Eine Besonderheit von Klimts Landschaftsgemälden ist das quadratische Format, das sich in allen von Klimts Landschaften findet. Das Gemälde »Ein Morgen am Teiche« aus dem Jahr 1899, das sich heute im Leopold Museum befindet, ist Klimts erstes Landschaftsbild im quadratischen Format.

Gustav Klimt - Gartenlandschaft mit Berkuppe - 1916
Öl auf Leinwand

Gustav Klimt - Gartenlandschaft mit Berkuppe - 1916
Öl auf Leinwand

Gustav Klimts Atelier
Bei der vorliegenden Präsentation handelt es sich um eine Rekonstruktion des Vorraums von Klimts Josefstädter Atelier, 1892 war Gustav Klimt in ein neues Atelier in Wien-Josefstadt übersiedelt. Das ebenerdige, freistehende Ateliergebäude befand sich Im Hinterhof des Hauses Josefstädter Straße 21 und umfasste mehrere Räume. Lediglich von einem einzigen dieser Räume, nämlich dem Vorraum zum eigentlichen Arbeitsraum, hat sich eine Innenaufnahme erhalten, die der mit Gustav Klimt befreundete Wiener Fotograf Moritz Nähr im Frühjahr 1912 angefertigt hat,
In diesem Vorraum standen die wertvollen Möbel, die nach Entwürfen von Josef Hoffmann 1903 von der Wiener Werkstätte hergestellt worden waren, Josef Hoffmann, bekanntlich neben Kolo Moser der wichtigste Verfechter des Gesamtkunstwerks in Wien um 1900, schuf dieses Einrichtungsensemble für seinen Freund und Künstlerkollegen Gustav Klimt. Hoffmanns Ensemble zeichnet sich durch außerordentliche Originalität und Gediegenheit in Entwurf und Ausführung aus. Spektakulär sind etwa das Malkästchen, das eine originäre Erfindung Hoffmanns darstellt, die kein zweites Mal ausgeführt wurde, oder die puristisch gestaltete Deckenlampe. Das größte Möbelstück ist ein mächtiger Wandschrank, in welchem neben Büchern und Grafiken auch Teile von Klimts persönlicher Kunstsammlung Platz fanden. Alle Möbelstücke wurden in der von der Wiener Werkstätte selbst geführten Tischlerei hergestellt, die Ausführung wurde von Josef Hoffmann persönlich überwacht
- Museumstext

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eigentlich besuchen wir keinen Weihnachtsmarkt, aber das Angebot für ca. 350 € nach Wien zu fliegen und dort einige Nächte in einem 4-Sterne-Haus zu nächtigen überzeugte uns. Außerdem ist es schon fast 15 Jahre her, dass wir in Wien waren.
Details:
Aufbruch: 21.11.2017
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 25.11.2017
Reiseziele: Österreich
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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