Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Dirk Wöhrmann

Midsummer Night in Helsinki

Der Entschluß steht also fest, heute geht es mit der Fähre nach Helsinki.
Der Fährhafen ist schnell gefunden und ein Ticket kann man bequem am "Drive in" Schalter kaufen.
Das Mädel am Schalter ist nicht nur distanziert, sondern richtig schlecht gelaunt. Ob die ihren Job gerne macht?
Um 13.00 Uhr geht es dann auf die Fähre...

...viel los ist jedenfalls nicht...

...viel los ist jedenfalls nicht...

Gegen 17.30 Uhr legt die Fähre in Helsinki an. Mein Navi manövriert mich zuverlässig wie immer zu meinem Hostel.
Das Hostel liegt mitten in einem Wohngebiet, allerdings in Fußweite zu den Sehenswürdigkeiten von Helsinki.
Beim Einchecken werde ich gleich darauf aufmerksam gemacht, besser ein Parkticket fürs Motorrad zu ziehen.
Fürs Möppi? Und wo, bitte schön, soll ich das Ticket befestigen?
Das weiss sie auch nicht, aber Parken ohne Ticket kostet in Finnland 80 €.
Wie bitte? Wo bin ich denn hier gelandet?
Anscheinend im Teuroland, Zimmer kostet im Hostel 50€ pro Nacht, zusätzlich 5€ für Wlan für 24 Stunden, 1€ für die Waschmaschine, 1€ für den Trockner und ein Becher Waschpulver? Klar, auch 1€, was sonst?
Parken 2€ die Stunde, Frühstück 8€ extra, eine o,5 Liter Flasche Wasser 2,50€, ein Abendessen liegt zwischen 12€ und 30€,...wow, wie günstig hat man doch in Osteuropa gelebt, das ist jetzt wohl vorbei...
Das Hostel ist insgesamt schon nicht schlecht, aber woran erinnert es mich nur?

...der Gang ist endlos, eine Stahltür neben der Nächsten...

...der Gang ist endlos, eine Stahltür neben der Nächsten...

..ein einfaches Bett mit Holzbret statt Lattenrost, ein Tisch, ein Stuhl, ein Spind...und das Bett muss man selber beziehen...

..ein einfaches Bett mit Holzbret statt Lattenrost, ein Tisch, ein Stuhl, ein Spind...und das Bett muss man selber beziehen...

Genau, an einen Knast ! Auf meine Nachfrage, was denn das Hostel vor dem Hostel war, sagt man mir, eine Bleibe für Obdachlose...
Und wo schlafen die jetzt?
Ich habe noch nicht ganz mein Zimmer bezogen, da komme ich schon ins Gespräch mit einem Amerikaner aus Florida, der mit 35 Anderen aus seiner Company eine Rundreise durch Europa macht. Im Aufzug lerne ich einen Russen, einen Singapurianer und noch einen Amerikaner aus Oklahoma kennen.
Das ist schon toll an Hostels, es ist fast wie auf dem Campingplatz ...
Helsinki selber hat auf mich bei meiner ersten Erkundungstour am Abend nicht so begeistert wie Prag, Krakau, Riga und vor allem Tallinn.
Allerdings ist die Stadt auch noch sehr jung, 1806 ist Helsinki komplett abgebrannt und wurde im Auftrag des russischen Zaren von dem deutschen Städtebauer Engels neu konzipiert und aufgebaut.
Ob Engels bei der Planung damals schon an die Kreuzschiffe gedacht hat?
Alle Sehenswürdigkeiten liegen nämlich in Fußweite der Anlegestellen, sogar der Prachtboulevard fängt direkt am Hafen an.
Aber ich muss zugeben, auf den zweiten Blick gefällt mir Helsinki schon ganz gut, vor allem, wenn tagsüber mehr Leben in der Stadt ist. Hier wieder ein paar Impressionen von der Stadt...

Die beste und günstigste Methode, Helsinki zu erkunden, ist, sich ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel zu kaufen.
Die Tram 3A fährt vom Marktplatz aus eine ca 50 minütige Runde durch Helsinki an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Hierfür am besten vorher in der Touristeninformation einen Tram 3A- Führer besorgen, der die Sehenswürdigkeiten entlang der Route beschreibt.
Mit dem Ticket kommt man auch zu Finnlands Sehenswürdigkeit Nr. 1, die Festungsinsel Suomenlinna.
Diese Festungsinsel wurde als Verteidigungsbollwerk ab 1748 gegen die Russen erbaut, als Finnland noch zu Schweden gehörte.
Die Russen haben fröhlich abgewartet, bis die Festung fertig war und sie dann 1808 gleich mal vereinnahmt und Finnland gleich mit dazu.
Die Seefestung gehört zum Unesco Weltkulturerebe als herausragendes Beispiel europäischer Festungsarchitektur.

Heute ist übrigens auch wieder ein Großkampftag, denn die Finnländer feiern Midsummer Night.
Das bedeutet, dass man sich mit einem Haufen Munition, sprich Bierdosen bewaffnet und sich damit kollektiv abschiesst.
Fast wie auf dem Oktoberfest, nur bringt hier jeder sein Bier selber mit ...

Das wird es dann wohl vorerst gewesen sein mit den Großstädten, ab morgen geht es dann weiter rauf Richtung Nordkap, jetzt sind es noch ca. 1600 km.
Und mit jedem Tag Richtung Norden wird es jetzt einsamer werden...

© Dirk Wöhrmann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkap über Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lofoten, Schweden, Dänemark
Details:
Aufbruch: 12.06.2012
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 28.07.2012
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Norwegen
Der Autor
 
Dirk Wöhrmann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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