Irland im Herbst Teil II

Reisezeit: September / Oktober 2015  |  von Thomas B.

Spielt das Wetter mit?

Das wäre der Mount Erigal ohne Sturm, Regen und Wolken....

Das wäre der Mount Erigal ohne Sturm, Regen und Wolken....

Mount Erigal oder doch nicht?

Gestern Abend noch Sonne, klare Sicht, heute alles im Nebel, ob das was wird mit dem Mount Erigal?

Nun zuerst einmal fangen wir es gemütlich an, frühstücken Enteneier und fahren dann nach Dungloe und gehen gleich in drei Supermärkte. In der Ortsmitte gibt es Muscheln, dann, ja, in Irland bestens vertreten Aldi und Lidl. Bei Aldi erlaubt sich die Kassiererin eine Scherz, ganz ernst frägt sie mich mit Blick auf unser (irisches) Bier „You’re over eightteen?“). Bei Lidl gibt es Brot, das einigermaßen akzeptabel ist, nicht weich und süß....

Dann großes Muschelessen mit LIDL-Baguette und Guiness...., Mount Erigal ist in weiter Ferne.....

Während unser Mittagspause scheint die Sonne, darum wandern wir zu einem alten Turm an der Küste, dann wollen wir zwischen Bucht und See eben diesen umrunden als wir irisches Wetter im 10 Minuten – Takt erleben, leichter Regen, Sonne, Wind, starker Regen. Die Runde wird zur ¼ Runde und wir flüchten nach Hause, lassen die Badewanne einlaufen und sehen anschließend Rugby-WM im TV: Australien gegen die Fidjis. Wir werden wohl noch zu Rugby-Fans, obwohl, manchmal ist es ganz nett brutal...

Glenveigh – Nationalpark (DO)

Heute Nacht war wohl der stärkste Sturm, seit wir auf der Insel sind. Wir wachen öfters auf, Sternenhimmel, direkt überm Bett durch’s Velux – Fenster die Kassiopeia. Dann wieder Wolken, Regen...
Schon beim Frühstück wird der Mount Erigal endgültig gestrichen, stattdessen wollen wir im Glenveigh – Nationalpark wandern.

Wir fahren in den Glenveigh – Nationalpark, halten zwar am Parkplatz zum Einstieg auf den Mount Erigal, ein Paar Mitte 30 will es wagen, obwohl der Gipfelbereich schon nicht mehr zu sehen ist. „We’ve done this monkey decision“, sagt die Frau lachend und sie ziehen beide kniehohe Gamaschen an, denn feucht wird es am Berg sicher werden.

Wir fahren zum Info-Zentrum des Nationalparks, lassen uns eine Karte geben und beschließen, eine etwa 3-stündige Wanderung zu unternehmen, recht flach zumeist, am langen fjordähnlichen See entlang, dann auf einen kleinen Berg. Etwa im ersten Drittel liegt das Glenveigh-Castle mit einem Park, ins Schloss selbst wollen wir nicht, Garten und Park interessieren uns schon. Man kann auch mit einem Shuttle-Bus zum Schloss fahren aber das lehnen wir natürlich ab, na ja, vorerst.

Wir wandern bei Sonne los, 500 m nach dem Zentrum prasselt plötzlich Regen auf uns nieder, kalter Wind schlägt uns entgegen. Wir flüchten unter das Dach eines Bootshauses und ziehen unsere Regenhosen über die Wanderhosen und den Überzug über den Rucksack. Dann wieder Sonne, die gegenüberliegenden Berge weden plötzlich von einem Regenbogen überzogen, Kamera raus, anmachen, der Regenbogen ist fast verschwunden, so geht es uns noch einige Male bis wir einen von der stabileren Sorte erwischen. Auf unserer Seite des Sees Sonne, drüben Regen, dann plötzlich umgekehrt und der nächste Regenbogen. Immer wenn wir überlegen, die Regenjacken auszuziehen, prasselt es sofort von Neuem auf uns nieder...

Wir wandern durch eine wunderschöne Landschaft, Berge, Heide, Moor, der See zu unseren Füßen. Irischer Wetterwechsel im 10-Minuten-Takt, es wäre ja auch irgendwie nicht richtig, ständig nur Valentia-Island-Wetter zu haben.
Der Shuttle-Bus fährt unten an der Straße vorbei, der Fahrer grüßt uns freundlich.

Dann der Schlosspark, als erstes eine Hütte mit edlen, rotbemalten, gedrechselten Holzsäulen versehen, wohin wir uns (es sind gerade wieder 10 Minuten rum) flüchten und unser Vesper auspacken.

Der Park gefällt uns, erinnert ein wenig an Glenlean (glen heißt im Gälischen übrigens Schlucht, wie ich inzwischen gelernt habe), wenn auch nicht ganz so tolkienhaft und exotisch. Dann wieder Flucht vor dem prasselnden Regen in den tea-room. Kaffee mit selbstgebackenem Kuchen (hervorragend), ein kleiner Dompfaff hat den Weg nach innen gefunden und freut sich über die Krümmel.

Draussen platscht es mal wieder, dann scheint die Sonne, den nächsten Regenschauer sitzen wir in der Orangerie ab, bevor wir in den Garten gehen. Jetzt im Herbst ist er natürlich nicht ganz so blühend, wie ihn die Videos in der Orangerie über die Jahreszeiten hinweg zeigen, aber sehr interessant. Witzig die Kombination zwischen Zier- und Nutzpflanzen, eine Reihe Kohl, eine Reihe Blumen.

Dank einiger kleiner Pavillons überstehen wir die Regenschauer recht gut. Ein hübsches Häuschen am Rand der Gärten gehört dem Gärtner.

Dann gehen wir ums Schloss herum auf einen kleinen zinnenbewehrten Turm mit Blick auf Schloss und See. Es regnet wieder, den Berg als Schlusspunkt der Wanderung haben wir gedanklich schon gestrichen und wir denken an das Paar am Mount Erigal. Sind sie umgekehrt oder haben sie ihre „monkey decision“ mit letzter Konsequenz durchgezogen?

Wir aber wollen zurück wandern, nachdem wir auch noch den italienischen Garten mit einigen Pseudo-Michelangelos besichtigt haben. Als wir noch hoch zum Himalaya-Garten gehen wollen, fängt es wieder zu schütten an. Wir flüchten wieder Richtung Schloss. Gerade kommt ein Shuttle-Bus mit einer ganzen Reisegesellschaft an. Einige weigern sich, den Bus bei strömendem Regen zu verlassen aber das gehört halt zum Programm! So steigen Damen in Sandalen und Leopardenschläppchen unsicher aus und flüchten unter das nächste Dach. Wir aber steigen in den Bus, haben natürlich keine Tickets, weil man die am Info-Zentrum kaufen muss, aber der Fahrer drückt ein Auge zu, Kategorie Notfall!

Zurück am Mount Erigal vorbei, ganz in Nebel gehüllt, während der Heimfahrt werfen wir noch einmal einen Blick zurück, jetzt ist er wolkenfrei! Zu Hause trockene Kleider, Essen, Ruhepause und dann wieder Rugby... Vorher aber ein stabiler Regenbogen über der Bucht und den Seen.

Regenbogen über dem Nationalpark

Regenbogen über dem Nationalpark

Im Schlosspark

Im Schlosspark

© Thomas B., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fortsetzung von Teil I Wir waren im County Donegal angekommen, also fast ganz im Norden der "grünen Insel". Ein Abstecher führt uns nach Nordirland zum "giants causeway". Zurück über Dublin nach Roslare und per Schiff nach Cherbourg. Wieder gemütlich über Rouen und Nancy zurück nach Baden
Details:
Aufbruch: 01.09.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.10.2015
Reiseziele: Irland
Frankreich
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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