Nordnorwegen, Lofoten und Vesteralen, Vogelinsel Runde

Reisezeit: Juni / Juli 2016  |  von Gerlinde Dormeier

Norwegen - So bereiten wir uns vor

Im Auto schlafen.....? - Geht das?

Erst einmal vorweg: So wie wir (58 Jahre alt, Krankenschwester und 66 Jahre alt, Rentner) Norwegen bereist haben, ist nicht unbedingt etwas für verwöhnte Pauschaltouristen, All-Inclusive- Urlauber, Warmduscher und Animationsfetischisten. Wir hatten diese Land schon einmal mit einem geliehenen Wohnmobil vor vielen Jahren bereist, als unsere Kinder noch klein waren, doch dieses Mal mussten wir unseren Urlaub mit kleinerem Budget planen, und - da die Kinder inzwischen alle erwachsen waren- zu zweit. Wir besitzen einen alten Ford-Transporter aus dem wir die beiden hinteren Sitzbänke herausnahmen und uns auf Eisengestellen zwei Bänke aus Holz bauten, auf die ich maßgeschneiderte Matratzen legte. Mein Bett war ganz hinten quer, das Bett meines Mannes längs hinter dem Fahrersitz angebracht und etwas tiefer. Beide Matratzen in den Größen 175 x 65 cm, Kaltschaum, Härtegrad 3, hatte ich für ca. 100 Euro im Internet bestellt. (www.jumpinoo.de) Da mein Mann größer ist als die Matratze, überschnitten sich unsere Füße. Damit konnten wir aber gut leben. Wir blieben auch nach dem Urlaub verheiratet. Rundherum nähte ich, obwohl ich eigentlich nicht nähen kann blickdichte Gardinen (per Hand!) die ich mit Haken an einer Schnur befestigte. Dann gab es zur Krönung und unter dem allgemeinen Gelächter meiner Kinder ein Porta-Potti. Auch hierzu hatte ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Ich wusste, dass es üblich war, für jene, die kein Wohmobil mit Chemietoilette besaßen, die "Geschäfte" in der freien Natur zu erledigen und selbige mit einer Schaufel zu verbuddeln. Wie toll das funktioniert, habe ich dann später in der Landschaft gesehen. Auf den harten Böden hätte man dazu vielleicht eine Spitzhacke gebraucht, ganz abgesehen davon, dass eine hockende Stellung nicht unbedingt die angenehmste ist, von den gelegentlichen Mückenkampfgeschaderangriffen einmal ganz abgesehen. Durch die Anschaffung eines Porta-Pottis haben wir unseren Allerwertesten so manchen Mückenstich erspart.

Unter unseren Betten war alles was man brauchte, oder auch nicht, in stabilen Kisten untergebracht. Zwei 10-Liter-Wasserkanister hatten wir dabei, einen Campingkocher, eine Lampe, die man am Zigarettenanzünder aufladen konnte, eine Wärmflasche und Lebensmittel für 4 Wochen. Das war viel zuviel, aber als ich die Sachen einpackte, wusste ich noch nicht, dass ich so viele Fische fangen würde, denn eigentlich hatte ich vom angeln keine Ahnung. Aber offensichtlich störte das die Fische nicht. Wir entschieden uns außerdem, unser eigenes Bettzeug mitzunehmen, was sich später als richtig erwies.
Natürlich gab es auch eine Kühlbox mit Batteriewächter, und spätestens in der zweiten Woche schmeckte der Käse nach Fisch, und die Marmelade auch.

Jetzt zur Hygiene (wenn ihr gerade am frühstücken seid, lest es später!) Stellt euch die Ergebnisse von mehreren Sitzungen vor, die dann auf den holprigen Wegen in der Wildnis Norwegens im Porta-Potti wie ein Schoko-Milchshake (und dann noch wie in den Wohnmobilen mit viel Chemie) durchgeschüttelt werden. Das will doch keiner, oder? Es gibt für ein Porta-Potti spezielle Tüten, die man vor den wichtigsten Sitzungen über die Brille stülpt und das Ergebnis dann gut verschnürt im normalen Müll entsorgt. Auch das habe ich im Internet gefunden. Im Nachhinein muss ich sagen: Die Idee ist gut, die Tüten zu teuer, normale Bio-Mülltüten hätten es auch getan. Und wer jetzt als absoluter BIO-TYP sagt: ja, aber jeden Tag eine Tüte.... die Umwelt..., der sollte Norwegen so bereisen wie mein Neffe im letzen Jahr: Sich auf's Fahrrad schwingen, bis ans Nordkap radeln, containern und unter einem Tarp schlafen.

Eine Campingdusche (ein schwarzer Sack, den man mit Wasser füllt und dann in die Sonne hängt) hatten wir auch dabei, aber lediglich 2 mal benutzt. Schöner war es, mal schnell im -zugegebenermaßen- sehr kalten Fjord unterzutauchen, sich unter einen Wasserfall (auch nicht wärmer) zu stellen oder die Katzenwäsche im Fluss zu machen, selbstverständlich ohne Seife.
Auch die Anschaffung von zwei kleinen Tritthockern als Einstiegshilfe erwies sich als sinnvoll. Ein Hocker stand draußen und der zweite vor dem Bett meines Mannes. Ich nutzte das Klo (bei selbstverständlich geschlossenem Deckel) als Einstiegshilfe. Da unser Auto kein Hochdach hatte und wir uns darin nur wie der Glöckner von Notre Dame bewegen konnten, war immer ein bestimmter Betteinstiegswinkel erforderlich. Aber wenn man sich beim Zubettgehen mehrmals den Kopf anstößt, oder zwischen Bett und Autodach in gekrümmter Haltung stecken bleibt, lernt man es schnell.

Abschließend muss ich sagen: Als Laien und ohne Wohnmobil haben wir alles gut gelöst. Wir schliefen auf den guten Matratzen und unter der eigenen Bettdecke fürstlich, immer mit Fjord- oder Bergblick, oder beidem. Nach zwei Besuchen auf Campingplätzen haben wir mit Ausnahme der Vogelinsel "RUNDE" keinen Campingplatz mehr angefahren. Schlangestehen zum Kochen in einer winzigen Küche, später beim Abspülen und dann wieder vor der Dusche, um dann festzustellen dass man das Handtuch, die Duschmarke, oder beides vergessen hatte, war nicht unser Ding. Anders als die großen "Schlachtschiffe", mit Sat-Antenne, Solar und oft doppelt so lang wie unser Bus, fielen wir in der Landschaft kaum auf, standen immer sehr diskret und verschwanden früh morgens wieder, selbstverständlich mit unserem Müll. Natürlich haben wir draußen gekocht und auch gegessen. Das war im Bus nicht möglich, zumal dieser, wie bereits erwähnt, nicht über eine Stehhöhe verfügte. Aber wir waren immer bemüht, so schnell wie möglich alles wieder zu verstauen und nicht unangenehm aufzufallen.

Jede freie Stelle in unserem Bus (im Nachfolgenden treffenderweise als "Chaosmobil" bezeichnet) wurde ausgeschöpft. Zum Schutz vor plötzlich einsetzendem Regen, wenn wir gerade am kochen waren, hatten wir ein Tarp von Hammock dabei und handtellergroße Saugnäpfe, um das Tarp am Auto befestigen zu können.

Rückblickend muss ich sagen: Mein Mann und ich hatten immer lange von einem Wohnmobil geträumt, aber wir haben jetzt unsere Meinung revidiert. Ein kleiner Bus, vielleicht mit einer Kochecke und mit Stehhöhe ist absolut ausreichend, und man kommt mit ihm überall hin. Dass wir mit vielen Widrigkeiten in diesem Urlaub so gut zurecht kamen, mag daran gelegen haben, dass wir früher mit unseren Kindern oft zelteten, sei es mitten auf einem Fluss auf der Insel Korsika, in Hängematten im Wald schliefen, oder in der Einsamkeit Schwedens einen Abenteuerurlaub in einer Hütte ohne Strom und Wasser verbrachten. Wir waren also sowohl wildnis- als auch chaoserprobt und durch die Erziehung von 4 Kindern relativ schmutz- und stressresistent.

Wir haben übrigens auf unserer Reise viele Paare kennengelernt, die in einem ganz normalen Auto schliefen. Respekt!

Tipps für Stellplätze und Wanderungen etc. hatten wir aus dem Rother Wanderführer, dem Internet und aus unserem Lieblingsreiseführer, dem Velbinger.

Vielleicht geben die nächsten Bilder einen kleinen Einblick in unsere winzige mobile Ferienbehausung.

Man nehme Eisengestelle, Schraube zwei Holzbretter fest, lege darauf gute Matratzen und hänge Gardinen auf, und schwups wird aus dem kleinen Fordbus ein Wohnmobil, jedenfalls fast.

Man nehme Eisengestelle, Schraube zwei Holzbretter fest, lege darauf gute Matratzen und hänge Gardinen auf, und schwups wird aus dem kleinen Fordbus ein Wohnmobil, jedenfalls fast.

Unter dem Bett meines Mannes waren die Hunde in der Box untergebracht. Man kann auf den Bildern gut erkennen: viel Platz hatten wir nicht. Zog der Eine sich um, musste der Andere vor die Tür. Und für die Hunde- Fans: Nein, unsere Hunde waren nicht den ganzen Tag in der Box. Wir haben immer auf ausreichend Pausen geachtet, und obwohl es überall in Schweden und Norwegen verboten war, Hunde ohne Leine laufen zu lassen, durften unsere Hunde immer toben, wenn weder Tier noch ein fremder Mensch in der Nähe waren. Sie haben kein Schaf gerissen und auch keinen Jogger verspeist, denn sie sind gut erzogen, und außerdem bekamen sie immer genug Hundefutter. Bezüglich der Mitnahme von Hunden ist übrigens auch bei der Planung auf die richtige Auswahl der Fähre zu achten. Unsere Hunde sollten auf keinen Fall stundenlang im Auto oder unbeaufsichtigt auf dem Fahrzeugdeck in einer Transportbox eingesperrt sein. Deshalb hatten wir die relativ kurze Fährüberfahrt von Frederikshavn nach Oslo gebucht und dazu die Hundekabine. Es gibt übrigens nur 3 Hundekabinen auf dem Schiff, deshalb denkt daran früh genug zu buchen! Hunde dürfen nur mit in die Kabine und auf's Hundedeck, wo sich eine Hundetoilette befindet, ansonsten sind sie überall verboten.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
4 Wochen waren mein Mann und ich in einem Ford- Transit mit zwei selbst eingebauten Betten auf den Lofoten und Vesteralen unterwegs, sowie auf der RV 17 und der Vogelinsel Runde. Viele Elche, Seeadler, Puffins und Schweinswale haben wir gesehen und uns verzaubern lassen von der einzigartigen Landschaft, den Wetterkabriolen, der Mitternachtssonne und dem Farbenspiel des Himmels und der Erde, die der stete Wechsel aus Sonne, Wind und Regen immer wieder in ein anderes Licht tauchte.
Details:
Aufbruch: 26.06.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 23.07.2016
Reiseziele: Norwegen
Der Autor
 
Gerlinde Dormeier berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.