Wwoofing in Schweden: Ein Urlaub der anderen Art

Reisezeit: August / September 2017  |  von Kathrin Hentzschel

Donnerstag, 17.8.: „So geht das nicht“

Das ist der meistgehörte Satz von Frieda, wenn wir die Spülmaschine nicht in ihrem Sinne einräumen. Warum tut sie es dann nicht selbst?

Morgens zerkleinern wir Holz auf einer Wiese, weil Markus die Stämme im Winter fürs Heizen braucht. Ich erhalte die Erlaubnis, zu Fuß zurück zu gehen, und nutze die Gelegenheit, Pilze zu sammeln. Denn heute Abend sind wir mit Kochen dran. Das ist für mich der blanke Horror, da ich nicht gern koche, und schon gar nicht für eine ganze Kompanie. Aber es gelingt uns gut; wir zaubern einen Topf voll Mangoldgemüse aus hiesigem Anbau mit Linsen, die Stängel haben wir separat mit Käse gemacht (die waren schnell weg), Kartoffeln (eine Sorte, die man nicht schälen muss und die immer dazu taugt, ohne viel Aufwand die Mägen vieler Wwoofer zu füllen) und ein Pilzpfännchen (von dem ich nichts abbekam. Die Zahl der Wwoofer hat es nicht reduziert).

Am Abend trifft Wwofer Nr. 12, Laura aus Eschborn, ein. Ich halte eine Telefonkonferenz mit Almut ab, denn „so geht das nicht“ für mich. Wir machen das Wochenende klar, und sie bietet mir an zu bleiben, solange ich will. Ich will, aber nur gegen Arbeit. Und ich werde auch weiterhin nach neuen Arbeitgebern Ausschau halten.

Ach ja, mit Frieda rassle ich noch mal zusammen. Es passt einfach nicht. Schade, dabei ist sie mir eigentlich nicht unsympathisch, die entwurzelte Belgierin. Sie und Markus hatten ihr dichtbesiedeltes Land vor einigen Jahren verlassen, um Ökolandbau mit viel Platz um sich herum zu betreiben. Zunächst in Norwegen, doch da war es für ihre Pläne zu kalt. Seit drei Jahren sind sie in Schweden. Meinem Gefühl nach ist Frieda nirgends so richtig angekommen; sie spricht auch die Sprache anscheinend nicht wirklich gut. Und ich kann ihr gut nachfühlen, dass es nicht angenehm ist, mit so vielen Menschen sein Haus zu teilen. Privatsphäre gleich Null. Gleichzeitig habe ich den Verdacht, dass es Markus ist, der unermüdlich neue Wwoofer rekrutiert. An einem Nachmittag erzählt er uns von seinen Plänen. Obwohl Ende 60, steckt er voller neuer Ideen. So will er ein riesiges Gewächshaus bauen, in dem er auch tropische Früchte ziehen kann. Seinen Angaben zufolge hat er Bücher veröffentlicht, und ich glaube ihm, dass er auf seinem Gebiet eine Menge Ahnung hat. Leider ist er aber auch ganz schön rechthaberisch und lässt keine anderen Meinungen gelten.

Keine Gartenboutique, sondern ein Hofladen.

Keine Gartenboutique, sondern ein Hofladen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schweden auf die (hm, vermeintlich) günstige Tour: Durch Wwoofing - auf Biofarmen gegen Kost und Logis arbeiten. Ich hab's ausprobiert, und es wurde ein tolles Abenteuer mit vielen unvorhergesehenen Vorfällen!
Details:
Aufbruch: 14.08.2017
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.09.2017
Reiseziele: Schweden
Der Autor
 
Kathrin Hentzschel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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