Albanien – Einblicke in ein für Deutsche unbekanntes Land

Reisezeit: Juli / August 2008  |  von Katja Döring

Unterwegs durch das Land der Skipetaren

Am folgenden Tag machten uns früh am Morgen auf den Weg in den Süden des Landes. Leider hatten wir für unsere Tour nur ein paar Tage Zeit und Eddi hatte uns eine Reihe von Unterkünften entlang der Albanischen Mittelmeerküste organisiert.
Wir waren noch keine 200m unterwegs, als wir feststellten, dass die Hupe nicht funktionierte. Jeder Deutsche würde sich denken: "Na und? Ist doch nicht so schlimm." Aber obwohl ich noch keine 72 Stunden in diesem Land war, konnte ich mir nicht vorstellen, ohne Hupe heil in Albaniens Süden anzukommen. Eine Hupe ist hier vermutlich fast wichtiger, als die Bremse... Also fuhren wir erst einmal rechts ran und versuchten, die Hupe notdürftig zu reparieren, was zum Glück auch funktionierte.

Die ersten zwei Nächte würden wir in Saranda, ganz im Süden des Landes verbringen. Aber erst mussten wir dorthin kommen. Die Gegend zwischen Tirana und Durres hat nicht viel zu bieten, da nahezu jeder Kilometer an der Autobahn mehr oder weniger verbaut ist. Kurz vor Durres mussten wir von der Autobahn runter, doch wir waren über mehrere Kilometer nicht wirklich sicher, ob wir die richtige Abfahrt genommen hatten, da es mit der Straßenbeschilderung in Albanien leider noch nicht soweit her ist. Nach einer guten Viertelstunde allerdings, hatten wir ein recht gutes Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

Landstraße in Albanien

Landstraße in Albanien

Obwohl landschaftlich immer reizvoller werdend, zog sich die Fahrt über Kavaje, Lushne, Fier, Ballsh und Tepelena nach Gjirokastra doch sehr in die Länge, was vor allem daran lag, dass die Straße noch weit vor Ballsh teilweise in katastrophalem Zustand war und man vor lauter Schlaglöchern gar nicht wusste, wo man überhaupt noch fahren sollte.

In einem kleinen Ort zwischen Ballsh und Tepelena, machten wir zum ersten Mal Pause. Es war heiß und wir waren durch die rüttelnde Fahrt müde. Es kam uns vor, als wären wir schon den ganzen Tag unterwegs und nicht erst seit dreieinhalb Stunden. In einem der Restaurants an der Hauptstraße wollten wir eine Kleinigkeit essen, doch auf die Frage nach der Karte schüttelte die Bedienung den Kopf. Wir versuchten mit Händen und Füßen ein paar Hackfleischbällchen mit Pommes und Salce Kosi (albanisches Tsatsiki) zu bestellen, was letztendlich auch funktionierte, als die Bedienung einen jungen Albaner an den Tisch holte, der ein paar Brocken englisch sprach. Das Essen war zwar unglaublich fettig, aber schmeckte gar nicht so schlecht.

Lanschaft zwischen Ballsh und Tepelena

Lanschaft zwischen Ballsh und Tepelena

Kurz darauf machten wir uns etwas gestärkt wieder auf den Weg Richtung Saranda. Wenigstens waren wir uns mittlerweile wieder sicher, auf dem richtigen Weg zu sein, da während des Essens einige Busse mit dem Ziel Gjirokastra und Saranda an uns vorbei gefahren waren.

Flusslandschaft bei Tepelena

Flusslandschaft bei Tepelena

Etwa zwei Stunden später, waren wir endlich in Gjirokastra angekommen. Eigentlich hatten wir uns etwas Zeit nehmen wollen, die Stadt näher zu erkunden, aber da wir noch in Kyri i Salter, dem Blauen Auge, vorbei fahren wollten, müde und kaputt waren und auch nicht so spät in Saranda ankommen wollten, fuhren wir mit unserem Jeep in möglichst jede Ecke der Altstadt, bis zur Burg hinauf, genossen den Blick ins Drinos Tal und auf die schönen alten Häuser.

Leider gehören auch solche Bilder zu Albanien

Leider gehören auch solche Bilder zu Albanien

Gjirokastra gilt als Museumsstadt, auch Stadt der Steine genannt und gehört mit seiner Altstadt seit 2005 als zweite albanische Stätte zum UNESCO Weltkulturerbe. Wer etwas mehr Zeit hat als wir, sollte hier auf jeden Fall ein oder zwei Nächte bleiben und die Stadt zu Fuß erkunden. Die meisten Häuser der Altstadt sind sehr schön, wenn auch teilweise ziemlich verfallen. Im unteren Teil sind sie wie Burgen erbaut und die im oberen Geschoss befindlichen Wohnbereiche sind mit viel Holz und Balkonen verziert. Außer der, über die Stadt wachende Burg, kann man noch die Moschee, das Waffenmuseum und das Ethnographische Museum besichtigen und außerdem Ausflüge in das fruchtbare Drinos-Tal, sowie nach Sofratike und Antigoneia machen, ins nahe gelegene Griechenland und natürlich nach Kyri i Salter, was auf dem Weg nach Saranda liegt.

Der ganz normale Wahnsinn auf Albaniens Straßen

Der ganz normale Wahnsinn auf Albaniens Straßen

Die Festung in Gjirokastra

Die Festung in Gjirokastra

Dorthin sollte uns nun unsere Fahrt führen. Ich saß mit der Straßenkarte auf dem Schoß und dem Reiseführer in der Hand da und gab meinem Freund genaue Anweisungen. Es passte eigentlich auch alles, doch irgendwann stellten wir fest, dass wir uns wohl doch irgendwo verfranst hatten und dass es bei den schlechten Straßenverhältnissen und unzureichenden Beschilderungen bestimmt eine (lange) Weile dauern würde, bis wir das Blaue Auge gefunden hätten.
Da wir nun auf der Landstraße nach Delvine waren, über die wir früher oder später auch nach Saranda kommen würden, beschlossen wir nicht umzukehren, obwohl die Hauptverbindung Gjirokastra-Saranda in weitaus besserem Zustand gewesen wäre. Dafür waren wir mutterseelenallein unterwegs und genossen den Blick in das Tal unterhalb unserer Straße, in dem wir dann auch irgendwann das tiefblaue Wasser des Blauen Auges sahen, dass aus dem grünen Wald unter uns mündete. Es war zwar sehr schade, dass wir auch das nicht richtig hatten besichtigen können, aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich mir, wenn ich denn mal wieder nach Albanien kommen sollte, für diese Ecke definitiv mehr Zeit nehmen werde. Und der Blick in das Tal war schließlich auch nicht zu verachten.

Gjirokastra

Gjirokastra

Blick Richtung Griechenland

Blick Richtung Griechenland

Der etwas andere Blick auf das Blaue Auge

Der etwas andere Blick auf das Blaue Auge

Am späten Nachmittag kamen wir endlich in Saranda an und holten uns auf der Suche nach dem Hotel auch gleich eine kleine Macke am Auto. Auf einmal tat es einen riesigen Schlag, ein Schlagloch oder ähnliches und wenige Momente später schepperte der Auspuff. Das bedeutete, dass wir uns vor unserer Weiterfahrt nach Qeparo erstmal noch um eine Werkstatt kümmern mussten.
Unser Hotel, das Delfini, mit direktem Blick auf Korfu, lag unmittelbar am Meer und verfügte über eine schön angelegte Terrasse von der aus man über mehrere Treppen direkt in das türkisblaue Wasser gelangen konnte. Die Zimmer waren sauber, aber klein. Sehr klein, um genau zu sein. Und leider hatte Eddi es auch nicht mehr geschafft, uns ein Zimmer mit Meerblick und somit mit Balkon zu organisieren. Aber wir hatten sowieso nicht vor, viel Zeit im Zimmer zu verbringen. Wir machten uns gar nicht erst die Mühe groß auszupacken und holten nur das Nötigste aus dem Koffer, bevor wir uns für einen verspäteten Mittagsschlaf hinlegten.

Hotel Delfini

Hotel Delfini

Gute zwei Stunden später machten wir uns frisch geduscht auf, Saranda zu erkunden. Wir liefen die Strandpromenade einmal hin und zurück, auf der Suche nach einem netten Restaurant. Die Promenade scheint auf den ersten Blick länger, als sie tatsächlich ist und die Tatsache, dass viele der Lokalitäten nur Bars oder Cafès waren, in denen man in der Regel nichts zu essen bekommt, machte die Suche nach einem Restaurant zum Abendessen nicht leichter. Schließlich griffen wir auf einen Tipp des Reiseführers zurück und gingen ins Demi, was ich persönlich überhaupt nicht weiter empfehlen kann.

Blick auf die Bucht von Saranda

Blick auf die Bucht von Saranda

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, weil wir in Butrint sein wollten, bevor es zu heiß sein würde, um irgendwas zu besichtigen. Butrint ist das erste albanische UNESCO-Weltkulturerbe und etwa 20km südlich von Saranda gelegen, mit Blick auf Korfu, was nur einen Katzensprung entfernt zu sein scheint. Auf der Halbinsel im Butrintsee gelegen, hat diese antike Stätte, die schon älter als 2500 Jahre ist, sowohl griechischen, als auch römischen geschichtlichen Hintergrund, mit antiken Wohnhäusern, Kirchen, Bädern, dem Baptisterium, dem Theater und den Stadtmauern und Toren. Auf der anderen Seite des Butrint-Kanals liegt die Burg von Ali Pascha Tepelena, die im frühen 19. Jahrhundert erbaut wurde.

Butrint

Butrint

Butrintsee

Butrintsee

Butrint-Kanal und Blick auf die Burg Ali Paschas

Butrint-Kanal und Blick auf die Burg Ali Paschas

Butrint mit Blick über den Kanal auf Korfu

Butrint mit Blick über den Kanal auf Korfu

Es wurde schnell heiß und drückend und wir sahen zu, dass wir uns nach etwa zweieinhalb Stunden wieder auf den Rückweg machten. Wir wollten in Ksamili zu Mittag essen und uns dort eine schöne Bucht zum Baden suchen. Ksamili ist für mich irgendwie in besonderer Erinnerung geblieben. Ich glaube der Ort hat großes Potenzial, wenn er nicht noch mehr zugebaut wird, als es bereits passiert ist und somit noch etwas von seinem Charme behalten kann. Das Wasser hier ist glasklar, türkisblau und man kann von einer kleinen Bucht zur nächsten schwimmen oder zu einer, dem Festland vorgelagerten, kleinen Insel. Fast jede Bucht ist bewirtschaftet, d. h. überall stehen Liegen und Sonnenschirme, es gibt Toiletten, für die ich hier aber keine Garantie übernehmen möchte und mit etwas Glück auch einen kleinen Imbissstand, sind aber nie überlaufen.

Zurück in Saranda, nach einer kurzen Dusche, machten wir uns wieder auf die Suche nach einem Plätzchen fürs Abendessen. Wir liefen die Promenade wieder auf und ab und landeten zwischen unserem Hotel und dem Restaurant Demi in einer schattigen Pizzeria direkt am Meer, in der wir eine leckere Holzofenpizza und Tirana Bier vom Fass bekamen. Später schlenderten wir die Promenade ein weiteres Mal entlang und setzten uns in der Nähe des Hafens auf die Terrasse einer Bar und genossen den milden Abend, inklusive 10minütigem Stromausfall, allerdings einer der wenigen, die ich in Albanien erlebte.

Ksamili

Ksamili

Hinterland der Riviera, rechts sieht man die kilometerlange Schotterpiste

Hinterland der Riviera, rechts sieht man die kilometerlange Schotterpiste

Voller Vorfreude fuhren wir am nächsten Tag weiter. Saranda war für den Anfang nicht schlecht gewesen. Aber dem Ort selber konnte ich nicht viel abgewinnen. In Saranda hat in den letzten Jahren ein unkontrollierter Bauboom stattgefunden und die meisten Bauarbeiten wurden nicht abgeschlossen, so dass das Stadtbild von Bauruinen geprägt wird.

Die Straße nach Qeparo war praktisch eine einzige Baustelle. Schon kurz hinter Saranda fuhren wir über etliche Kilometer eine Schotterpiste entlang, die eigentlich nur noch auf ihren Asphaltbelag wartete. Teilweise war sie dann auch tatsächlich schon asphaltiert oder aber noch in ihrem ursprünglichen Zustand und somit war unsere Weiterreise auch weiterhin ziemlich abenteuerlich. Erst recht, als wir nach einer Kurve fast in einen Stau reingerauscht wären, verursacht durch einen Unfall ein Stück weiter vorn, an einer weiteren unübersichtlichen Kurve. Nach dem der Stau sich aufgelöst hatte, folgten wir einigen Autos Richtung Strand. Wir hofften, dort nicht nur eine schöne Bucht mit blitzblauem Wasser, sondern auch ein Restaurant mit anständiger Toilette vorzufinden. Allerdings wurden wir, was letzteres betraf, enttäuscht. Außer drei schiefen Mauern mit Wellblechdach und Metalltür fanden wir nichts dergleichen vor.

Ein typisches Bild: ein Bilderbuchstrand und im Hintergrund die Bunker aus Enver Hoxhas Zeiten

Ein typisches Bild: ein Bilderbuchstrand und im Hintergrund die Bunker aus Enver Hoxhas Zeiten

Also fuhren wir kurz darauf weiter und kamen wenig später nach Borsh. Um den Dorfplatz herum reihten sich einige Restaurants und Bars und wir entschieden uns für das, welches dem Parkplatz direkt gegenüber lag und "Uje i fthohte" (also irgendwas mit kaltem Wasser) oder ähnlich hieß. Von vorn sah es recht normal aus, abgesehen davon, dass unter dem Haupteingang ein großer Wasserfall vorsprudelte, aber ging man durch das Restaurant durch, kam man auf eine schattige, am Hang gelegene Terrasse. Der Hang war durch etliche, kleine Wasserfälle- und läufe unterteilt und zwischendrin, durch das Wasser separiert waren kleine Tischgruppen. Seitlich war ein großer Holzofen, der gerade angefeuert wurde. Durch die vielen Bäume und das kalte Quellwasser rings rum, war die Temperatur hier angenehm kühl. Da es noch nicht mal Mittag war und wir noch keinen Hunger hatten, tranken wir nur eine Kleinigkeit, aber was um uns herum serviert wurde, sah sehr lecker aus. Ich fand es hier einfach herrlich.

Die Bucht von Qeparo

Die Bucht von Qeparo

Von Borsh aus waren es nur noch ein paar Kilometer bis nach Qeparo, wo wir uns am Kreisverkehr in der Dorfmitte mit unserem "Kontaktmann" trafen, der uns den Weg zum Hotel zeigen sollte. Und das war auch gut so, denn allein hätten wir es vermutlich nie gefunden. Allein deswegen, weil wir uns als Deutsche nie getraut hätten, einfach quer über den Strand zu fahren. Aber anders erreicht man die Häuser, die in erster Reihe am Meer liegen, tatsächlich nicht.
Also parkten wir unseren Jeep auf einem ummauerten Parkplatz am Strand und luden unser Gepäck in das Auto von Eddis Cousin um. Der wiederum fuhr ohne mit der Wimper zu zucken den Strand entlang, bis wir fast am Ende vor einem kleinen, blauen Hotel hielten. Hindernisse, wie z. B. spielende Kinder oder Strandspaziergänger, wurden unterwegs einfach weggehupt.

Mit dem Mofa über den Strand? Kein Problem!

Mit dem Mofa über den Strand? Kein Problem!

Das Hotel war ein Familienbetrieb und verfügte vielleicht über 8 Zimmer, alle mit Balkon und direktem Meerblick. Da Qeparo ein kleiner Ort ist und die Bucht ziemlich lang, verläuft sich hier alles recht schnell und ich hatte teilweise einen fast menschenleeren Strand vor Augen. Linkerhand sah man Korfu und praktisch direkt vor uns versank am Abend die Sonne im Meer. Hier hatte man irgendwie das Gefühl, die Zeit stünde still und ich genoss die wenige Zeit hier in vollen Zügen.

Unser Hotel in Qeparo

Unser Hotel in Qeparo

Auch hier im Hotel gab es keine Speisekarte. Es wurde einem gesagt, was es zu essen gab und entweder man gab sich damit zufrieden oder fragte, ob es vielleicht möglich wäre, etwas anderes zu bekommen. Da ich persönlich nicht gerade ein Fisch-Fan bin, blieb mir einmal fast nichts anderes übrig und ich fragte nach Spaghetti Kackaval. Das sind Spaghetti in Öl angebraten mit Käse, sehr einfach, aber eigentlich ganz lecker und definitiv besser als Fisch. Und man bekommt es fast überall. Ansonsten bleibt natürlich immer die Möglichkeit, griechischen Salat, Brot und Salce Kosi zu bestellen, davon wird man meistens auch satt. Nur an die Essenszeiten muss man sich als Deutscher auch hier gewöhnen. Die Albaner essen erst spät zu Mittag und auch vor neun Uhr abends bekommt man, zumindest in Qeparo, nichts zu essen.

Strandidylle in Qeparo

Strandidylle in Qeparo

Wir hatten das Glück, dass an unserem letzten Abend ein Albaner in unserem Hotel zu Gast war, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt und ursprünglich aus Qeparo stammt. Er versprach, am nächsten Tag gemeinsam mit uns und Stefano, dem Hotelbesitzer, nach Alt-Qeparo zu fahren und uns das alte, geschichtsträchtige Dorf zu zeigen.

Alt-Qeparo

Alt-Qeparo

Ich beneidete meinen Freund am nächsten Morgen nicht, die steile, zum Teil gepflasterte, zum Teil durchlöcherte Straße zum alten Dorf hochzufahren. Aber das war es echt wert. Allein der Blick auf die Bucht von Qeparo und das dahinter liegende Tal war umwerfend. Das alte Dorf war wirklich schön und es war interessant, was die beiden uns so erzählten. Ali Pascha Tepelena hatte zum Beispiel immer und immer wieder versucht, das Dorf zu besiegen und dem muslimischen Glauben zu unterwerfen. Aber Qeparo war eines von 7 Dörfern entlang der Riviera bis nach Vlora, die Ali Pascha immer wieder trotzten und zurückschlugen und somit bis heute christlichen Glaubens geblieben sind.

Alt-Qeparo

Alt-Qeparo

Die Festung Ali Paschas

Die Festung Ali Paschas

Blick auf die Bucht von Qeparo

Blick auf die Bucht von Qeparo

Auf dem Weg nach Vlora, kamen wir schließlich in Porto Palermo, Himara, Dhermi und dem Llogara-Pass vorbei. Ich kann nicht sagen, was schöner war.
Porto Palermo ist eine Burg, die von Ali Pascha Tepelena Anfang des 19. Jahrhunderts zu Ehren seiner Frau Vasiliqia nach einem italienischen Vorbild gebaut wurde und auf einer kleinen Insel zwischen Qeparo und Himara liegt. Die Burg ist scheinbar auf den Ruinen einer antiken Stätte, in Form einer Triangel erbaut und hat bis zu 20 Meter hohe Mauern.

Porto Palermo

Porto Palermo

Nur wenig später sieht man von der Küstenstraße aus bestens auf die ehemalige U-Boot-Basis, bevor es um die nächste Kurve Richtung Spille und somit Himara geht. Himara ist eine kleine Stadt bestehend aus Alt-Himara und Neu-Himara. Alt-Himara, dessen Geschichte bis ins 5. Jahrhundert vor Christus zurück geht, ist, wie auch Alt-Qeparo, auf einem Berg erbaut, mit einer Burg, von welcher aus man eine schöne Aussicht über den Küstenabschnitt hat. Der neue Teil liegt in der Bucht von Spille und wie überall an der Riviera ist das Wasser auch hier glasklar und einladend.

Himara

Himara

Über Vuno, ein kleines, hübsches und typisches Dorf der Albanischen Riviera, ging es in Richtung Dhermi weiter. Leider bestenfalls im Schritttempo. Mehrere Busse und LKWs versuchten auf der engen Straße aneinander vorbei zu kommen, was fast ein Ding der Unmöglichkeit war. Ein wild pfeifender und mit den Armen rudernder Polizist versuchte an der Situation irgendwas zu ändern, aber mit Pfeifen und Arme wedeln konnte er halt leider nichts ausrichten. Da die Straße sehr kurvig war, konnten wir meist nicht weiter als 50 oder 100 Meter blicken und als der Bus vor uns sich endlich an einem Bus, der Richtung Athen unterwegs war, vorbei geschoben hatte, dachten wir eigentlich, es würde jetzt weiter gehen. Aber wir wurden enttäuscht und verbrachten insgesamt über eineinhalb Stunden damit, uns in der prallen Mittagshitze etwa vier Kilometer vorzuarbeiten, teilweise auf unserer rechten Straßenseite, teilweise aber auch plötzlich auf der linken Straßenseite. Wir hielten uns einfach immer hinter den vor uns fahrenden Bus und Lastwagen, bis diese irgendwann von dem pfeifenden, entnervten Polizisten angehalten wurden, damit sich das Chaos wenigstens mal ein bisschen auflösen konnte. Keine Viertelstunde später hatten wir dann auch den Ortseingang von Dhermi passiert.

Landschaft um Vuno

Landschaft um Vuno

Und kaum hatten wir die ersten Häuser hinter uns gelassen, sprang auf einmal eine alte Frau mit Einkaufstasche und Schirm in der Hand vor unser Auto. Uns blieb gar nichts anderes übrig, als anzuhalten und kaum war der Jeep zum stehen gekommen, rüttelte die Frau schon an unserer Autotür. Wir waren zwar etwas irritiert, ließen die Frau aber einsteigen. Man hatte mir gleich zu Beginn meines Aufenthalts in Albanien erklärt, dass alte Menschen in Albanien eine Sonderstellung einnehmen und sich z. B. in der Bäckerei oder beim Metzger nicht in der Schlange anstellen müssen, sondern direkt zur Theke durch marschieren können. Ich vermutete also, dass es daher für ältere Albaner auch ganz normal war, ein x-beliebiges Auto anzuhalten, um mitzufahren.
Wir versuchten ihr zu erklären, dass wir nach Dhermi Plazh, also an den Strand, wollten und sie daher nur einen kurzen Weg mit uns mitfahren könnte. Sie verstand und versuchte sich nun mit Händen und Füßen, auf Albanisch und Italienisch, sowie Griechisch mit uns zu unterhalten. Sie fragte, ob wir hier in Dhermi Urlaub machen wollten und ich erklärte ihr, dass wir auf dem Weg nach Vlora wären, weil wir in Dhermi kein Zimmer mehr bekommen hätten. Darauf meinte sie, wir könnten bei ihr wohnen, sie würde auch Zimmer vermieten. Wir lehnten dankend ab, weil wir bereits ein Hotel in Vlora reserviert hätten. Dann erkundigte sie sich, wo wir schon überall in Albanien gewesen wären, ob wir Kinder hätten und wie lange wir bleiben würden. Es war eigentlich erstaunlich, dass wir uns mit meinen mickrigen Albanisch- und Italienisch-Kenntnissen doch einigermaßen verständigen konnten. An einer Gabelung verlangte sie dann, dass mein Freund anhielt, bedankte sich herzlich bei uns, wünschte uns alles Gute und machte sich auf den Weg, die Straße weiter bergauf zu laufen - und vermutlich das nächste Auto anzuhalten

Strand von Dhermi

Strand von Dhermi

In Dhermi fanden wir in der Nähe des Strandes einen Parkplatz und beobachteten die Parkversuche eines Albaners. Kein Deutscher wäre auf die Idee zu kommen, dort zu parken, wo es dieser Albaner probierte, doch nach einigen Versuchen, hatte er es geschafft, seinen Mercedes eine Kuppe hoch zu bugsieren und ich fragte mich ernsthaft, wie er dort jemals wieder runter kommen wollte, ohne sich den kompletten Unterboden seines Autos kaputt zu machen.
Kopfschüttelnd suchten wir uns ein nettes Restaurant mit großer Terrasse zum Meer hinaus und bestellten was zu trinken. Eigentlich hatten wir auch Hunger und die Pizzas die rings rum serviert wurden sahen einladend aus, aber wir wollten uns unseren Appetit aufsparen, da uns nahe gelegt worden war, im Llogara-Nationalpark unbedingt Ziege zu essen.

Blick vom Llogara-Pass auf die Riviera

Blick vom Llogara-Pass auf die Riviera

Also machten wir uns kurz darauf wieder auf die Straße und fuhren schon kurz nach Dhermis Ortsende eben diese wieder bergauf, bis sie schließlich in langen Kehren bis über 1000m den Berg entlang führte. Man hatte einen fabelhaften Ausblick auf die Küste, mit langen, einsamen, in der Sonne weiß schimmernden Stränden.
Unser Motor wurde immer heißer und ich sah uns schon halb mit unter der Haube vorquellendem Dampf am Straßenrand stehen, aber wir schafften es dann doch noch ganz den Pass hoch und hielten auch schon bei einem der ersten Restaurants an. Zum einen, um unser Auto zu schonen und auch weil wir so Hunger hatten, aber vor allem, weil man von hier immer noch einen sensationellen Ausblick hatte. Wir fragten, ob es Ziege zum Essen gäbe und der Kellner bestätigte es uns, erklärte, dass sie auf traditionelle Weise zubereitet würde und führte uns zu einer kleinen Hütte hinter dem Restaurant, in dem ein Mann gerade damit beschäftigt war, eine gebratene Ziege mit dem Hackebeil in Einzelteile zu zerteilen. Sie fragten uns, welchen Teil wir denn gerne hätten und als sie uns da so Schulter zuckend stehen sahen, grinste der Kellner und meinte, er würde uns was bringen, was man mit Messer und Gabel essen könnte. Ich glaube, es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich Ziege aß, aber ich war angenehm überrascht. Nach Ziege, bzw. Stall o. ä. schmeckte das Fleisch zumindest mal nicht, dass einzige, was mich etwas störte war, dass es nur lauwarm serviert wurde und natürlich mal wieder nicht zusammen mit den Beilagen, sondern erst, nachdem wir diese eigentlich schon verputzt hatten und somit auch schon fast satt waren. Aber nach einer Woche Albanien, war ich mittlerweile daran gewöhnt Kurz darauf führte unser Weg durch die kühlen Schatten etlicher Pinien und Eschen wieder bergab. Rechts uns links der Straße liegen jede Menge, nett angelegte Restaurants. Kaum erreicht man die Ebene wieder sieht man die Bucht von Orikum (Orikos) und die Halbinsel Karaburuni.

Llogara-Pass

Llogara-Pass

Orikum ist eine weitere antike Stätte, mit griechischem und römischen Hintergrund, von der heutzutage allerdings wohl nicht mehr viel zu sehen und die auch teilweise nicht zugänglich ist, da manche Bereiche auf dem Areal einer Marine-Basis gelegen sind.
Von Orikum über Radihma bis nach Vlora liegen unzählige kleine und große Buchten, die zum Baden einladen. Als wir den nächsten Tag in Radhima am Strand verbrachten, musste ich allerdings feststellen, dass durch die vielen Menschen, die sich in der weitläufigen Bucht im Wasser tummeln, dieses ab der Mittagszeit ziemlich aufgewühlt und trübe ist. In Kombination mit der, Ende Juli doch recht warmen Wassertemperatur, fand ich das dann doch irgendwann mal nicht mehr so verlockend.

Radhima Beach

Radhima Beach

Eddi hatte uns die Telefonnummer eines Freundes gegeben, der in Vlora wohnte und uns unser Hotel zeigen sollte. Allerdings hatte er auch gesagt, dass es eventuell zu Verständigungsschwierigkeiten kommen könnte. Dem war auch so Als wir diesen Freund anriefen, um ihm zu sagen, das wir am Hotel Saint Tropez auf ihn warteten, legte er nach ein paar Worten auf Albanisch einfach auf. Nachdem wir allerdings noch mal mit Eddi telefoniert hatten, dauerte es keine 5 Minuten, bis wir abgeholt wurden. Und weitere 5 Minuten später standen wir vor unserem Hotel. Von außen sah es eher aus, wie ein normales Wohnhaus, aber unser Zimmer war klasse. Komplett neu und modern eingerichtet, mit Balkon und einem Flat-Screen-Fernseher. Aber bevor wir das zu Gesicht bekamen, wurden wir erstmal noch auf einen Kaffee eingeladen und wieder versuchten wir uns mit sämtlichem, internationalem Vokabular und Händen und Füßen zu unterhalten.

Sonnenuntergang in Vlora mit Blick auf die Insel Sazan

Sonnenuntergang in Vlora mit Blick auf die Insel Sazan

Vlora selber habe ich eigentlich als "westlichsten" Ort in Albanien empfunden. Hier wurde in den letzten Jahren viel gebaut, aber im Gegensatz zu Saranda, wurde der Großteil auch fertig gestellt. Man sieht überall neue Hotels, Wohnblocks und Restaurants, aber der öffentliche Strand in Vlora ist alles andere als schön und es wird auch dringend davon abgeraten, hier schwimmen zu gehen.

Abends gingen wir in das im ganzen Land bekannte Summer Depo, einer am Stadtrand von Vlora gelegenen, schönen und gut besuchten Strand-Disco in der auch wieder internationale und albanische Dancemusic gespielt wurde.
Besichtigt haben wir in Vlora leider nicht viel, da wir uns dort auch mit Freunden getroffen haben und leider auch schon wieder nach Tirana aufbrechen müssen. Aber zu sehen gibt es in und um Vlora einiges, z.B. das Unabhängigkeits-Denkmal und die Grabstätte von Ismail Qemali, das Unabhängigkeits-Museum, sowie das Historische Museum, Zvernec, Amantia, Apollonia und Kanina.

Der Strand beim Summer Depo und Blick auf Vlora

Der Strand beim Summer Depo und Blick auf Vlora

© Katja Döring, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meinen Sommerurlaub 2008 verbrachte ich in Albanien. Wie viele Deutsche hatte auch ich ziemlich viele Vorurteile. Mit diesem Bericht, hoffe ich diesen entgegenwirken zu können und den Lesern einige Einblicke in ein schönes Land, mit freundlichen Menschen geben zu können und vielleicht auch den ein oder anderen Tipp für an Albanien interessierte Leute.
Details:
Aufbruch: 25.07.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 11.08.2008
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Katja Döring berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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