Im Namen der Rose

Reisezeit: Oktober 2013 - November 2014  |  von Marius Schebaum

Dubrovnik, Perle der Adria

Irgendwie sind wir irgendwann anscheinend zum Flughafen gefahren am nächsten Morgen, jedenfalls habe ich schemenhaft in Erinnerung, wie wir Sarah in aller Herrgottsfrüh (oder wars schon Mittag?) verabschiedet haben und ein paar Stunden später unseren Alkoholsaft ausdünstend auf einem Parkplatz neben dem Flughafen aufgewacht sind. [Der obige Erlebnisbericht bedient sich aus komödianten Gründen dem Stilmittel der Übertreibung und die beteiligten Personen verletzten selbstredend keinerlei Promille-Grenze, sondern hielten sich strikt an die Regeln und Gesetze des kroatischen Automobilverbandes, Anm. des Autors]

Uns dunkel eines kleinen Problems an unserm Fahrzeug bewusst werdend, sind wir auf die Suche nach einer Werkstatt gegangen, die wir auch im dritten Anlauf fanden (ist gar nicht so leicht, eine Werkstatt mit Hebebühne bzw erst mal einem so hohen Einfahrtstor zu finden da unten in Dunkel-Europa) und dort hat sich der Chef dann auch gleich mit Schweißgerät und Metallrohr an die Arbeit gemacht, geschweißt wie ein Weltmeister und 10 Minuten später war der Auspuff wie neu und wer dachte, es gibt eine sündhaft teure Rechnung nach Hause, der sah sich getäuscht, denn der Handel war mit 20 € bar auf die Kralle abgeschlossen und wir waren wieder good to go!

Vielen Dank, "Lozo Junior"

Vielen Dank, "Lozo Junior"

Hat anscheinend auch Vorteile, ein so altes Geschoss zu fahren, wo man vieles noch per Mechaniker-Pranke erledigen kann und keine fundierte IT-Ausbildung und einen Laptop braucht, um ein Problem am Wagen zu beheben

Also mit neuer Abenteuerlust schnell noch Split angeschaut,

nett soweit

nett soweit

doch unser eigentliches Ziel hieß Dubrovnik, die kroatische Perle der Adria, seit jeher wichtiger Anlaufpunkt für Fischer, Händler und eine Zeitlang sogar größter Konkurrent Venedigs. Wunderschön in die steilen Felsen gebaut, bietet Dubrovnik eine traumhafte, vorgelagerte Altstadt und eine Oberstadt mit traumhafter Aussicht, die mit einer Seilbahn zu erreichen ist. Dort oben steht eine Riesen-Festung aus dem Mittelalter, die schon immer als Verteidigungsfort und Zufluchtsort der Stadt diente, so auch im 2.Weltkrieg und später im Bosnien-Krieg, bei denen ein Aufschrei durch die Weltbevölkerung ging, als das Weltkulturerbe, die Altstadt Dubrovniks, mit Bomben zerstört wurde. Doch so langsam hat sich die Stadt erholt, der Kriegsschutt ist weggefegt, der Tourismus wieder angekurbelt und die Stadt herausgeputzt, so dass es sich wunderbar 3,4 Tage dort aushalten lässt, was wir dann auch getan haben, da wir erst 6 Tage später im nicht weit entfernten Sarajevo, Hauptstadt Bosniens, sein wollten, um den nächsten Vagabunden aufzunehmen...
Doch bevor wir Dubrovnik bewundern konnten, gab es noch eine kleine, aber feine Hürde zu bewältigen: Ein weiterer Grenzübertritt, denn es gibt zwischen Split und Dubrovnik einen 10 km breiten Einschnitt, der zu Bosnien gehört. Schätzungsweise haben die Regierungschefs nach dem Ende Jugoslawiens gemeinsam im Sandkasten gesessen und der bosnische Chef ist sauer geworden und hat gedroht, dem kroatischen Chef gedroht, ihm die Schüppe aufn Kopp zu hauen, wenn er nicht auch ab und zu mal im Meer baden dürfe. Da der Kroate keine Lust auf Zicken-Krieg hatte, hat er nachgegeben und ein paar Kilometer hässliche Felsen den Bosniern geschenkt, damit die im Sommer in ihrem "eigenen" Mittelmeer schwimmen dürfen.

Grundsätzlich ist so eine Grenze ja nichts Schlimmes, doch wenn man aussieht wie ein fahrender Drogentransport, dann kostet jede Grenze wieder Zeit und Nerven und so bereiteten wir uns mental und materiell einen Abend lang auf die intensive Untersuchung unserer Wohnung durch gewiefte Drogenhunde vor:

ruhig nochma durchwaschen, damit die Hunde nicht direkt tot umfallen

ruhig nochma durchwaschen, damit die Hunde nicht direkt tot umfallen

und selber natürlich auch ordentlich aussehen

und selber natürlich auch ordentlich aussehen

Drogenhunde? Alter Hut...

und es kam wie befürchtet, wir wurden erneut gebeten, doch direkt hinter der Grenzstation auf den Parkplatz zu fahren und dort zu warten, bis ein Kollege vorbei käme. Mittlerweile routiniert stiegen wir aus und nach kurzer Zeit kamen uns zwei Jüngelchen der bosnischen Grenzpolizei entgegen, die kaum älter als wir sein konnten. Und doch unterschied uns die Uniform und die Waffe am Gürtel elementar. Sie kamen also ihrer Pflicht nach und durchsuchten das komplette Auto. Die beiden waren wirklich gründlich, das muss man ihnen lassen! Haben alles auf Kopf gestellt, alle Klamotten und Taschen auf dem Boden ausgeleert, in jede Ritze und Fuge reingeschaut, unsere Kulturbeutel durchforstet und sogar jedes einzelne Kuscheltier befühlt, eine Bande von ca. 10,12 Kuscheltieren, die zusammen das Armaturenbrett zieren und dort den Friedhof der Kuscheltiere nachstellen. Nach ca. 30 Minuten waren sie ein wenig enttäuscht und haben als letzte Idee nochmal den alten Hut mit der Drogenhund-Geschichte probiert. Völlig entspannt nach der Kroatien-Einreise meinte ich dann lächelnd, dass es überhaupt kein Problem für mich sei, die Hunde zu holen, ich hätte nichts zu verbergen. Meine gelassene Reaktion hat sie anscheinend überzeugt, denn ohne auf die Hundesache weiter einzugehen, reichten sie uns unsere Pässe, ließen unser Auto durchwühlt zurück und wünschten uns einen schönen Tag...
Wir hatten richtig Schiss, dass die gleiche Prozedur nun an jeder verkackten Grenze von hier bis Peking so weitergehen würde, vor allem 10 km später bei der erneuten Einreise nach Kroatien, doch wir wurden eines Besseren belehrt und lernten die völlige Willkür osteuropäischer Grenzposten kennen. Ohne unsere Pässe auch nur eines genaueren Blickes zu würdigen, wurden wir durchgewinkt und zogen von dannen.
Von dieser erfolgreichen Bewältigung der Grenzprozedur beflügelt sind wir die herrliche Adriaküste gen Süden geflogen (soweit das mit einem 81 PS-Motor in einem 2,8 Tonnen schweren Auto eben möglich ist)

und da wir uns gerade sowieso schon unbesiegbar fühlten, sind wir spontan in ein kleines Küsten-Städtchen abgebogen, in dem eine ziemlich enge und steile Straße zum Wasser hinunter führte. als wir an einen engen Parkplatz am Ufer kamen, hörten wir von rechts ein kurzes, hässliches Kratzen, woraufhin ich sofort anhielt. Wir wussten nicht, was das war und als Lüssi mal eben rausgeschaut hat, haben wir gesehen, dass die Entfernung zum Balkon im ersten Stock doch auf ein unschönes Minimum gesunken war. Um es anders auszudrücken, ich hab mit meinem ungewohnt hohen Auto erstmal ein Stück Mauer ausm Balkon gefahren. Was ne Kacke!
Als wir gerade noch fieberhaft überlegt haben, was wir als Nächstes tun, kam zum Glück eine ältere, ganz in schwarz gekleidete Dame aus dem Nachbarhaus, schaute sich kurz den Schaden an und sagte dann in gebrochenen Deutsch, das sei nicht so schlimm, denn der Nachbar, dem das Haus gehöre, sei sowieso ein Chaot und seine Wohnung sehe innen drin so schäbig aus, da sei das mit dem Balkon auch nicht weiter schlimm und wir sollten doch einfach weiter fahren, sie regle das mit ihm...

Der kleine dunkle Fleck direkt links unterm mittleren Pfosten: Mein Werk

Der kleine dunkle Fleck direkt links unterm mittleren Pfosten: Mein Werk

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen,schossen so schnell es ging die gefühlt 25%-ige Steigung wieder hoch zur Schnellstraße hoch und fuhren unserer Wege... Immer noch ein wenig von Verfolgungsängsten geplagt fuhren wir erstmal locker 50,60 km die Küste entlang, bis wir ein schönes, verlassenes und völlig ausgestorbenes Dörfchen fanden, wo wir dann im eiskalten Mittelmeer erstmal die erhitzten Gemüter abgekühlt haben:

soooo kalt!

soooo kalt!

And finally... Dubrovnik

Das hatten wir uns auch nicht erträumen lassen, dass auf den paar Kilometer die Küste runter soviel aufregende Sachen passieren würden, doch zu guter Letzt kamen wir tatsächlich in Dubrovnik an und wir alten Parkplatzfüchse haben (zunächst!) den perfekten Parkplatz gefunden: Direkt vor den Toren eines Campingplatzes, ein wenig außerhalb der Stadt, doch direkt von dort mit dem Bus zu erreichen und mit ein bischen Glück könnte man sogar nach all der Zeit mal wieder warm duschen am Campingplatz, dachten wir uns in unserer Hygiene-Sucht so, doch das ist wiederum eine andere, eigene Geschichte, die noch folgt. Erstmal jedoch möchte ich für Dubrovnik die gute alte Sprache der Bilder bemühen:

Warum Lüssi am Ende doch kalt duschen musste

Zu guter Letzt schulde ich euch noch die Erklärung, wie das mit dem Top-Parkplatz vor den Eingangstoren des Campingplatzes zu Ende ging bzw was da schief gelaufen ist. Man kann es sich fast schon denken: 2 Nächte ging alles gut, doch am Morgen des 3.Tages überkam mich ein großes Verlangen nach einer warmen Dusche, also bin ich losgezogen, Waschbeutel und Handtuch unterm Arm, absolut jede Sekunde der heißen Dusche genossen, doch als ich zurück zum Wohnmobil kam, war Lüssi weg und stattdessen kam ein Sicherheits-Beamter auf mich zu und sagte, der Parkplatz sei privat und wir müssten sofort wegfahren. Ich hatte natürlich keinen Schlüssel mitgenommen und Lüssi war verschwunden, wobei ich nicht mal wusste, ob er den Ersatzschlüssel dabei hatte, wo immer er hin war und nun saß ich da an der Bordsteinkante, überlegte, was wir wohl täten, wenn Lüssi ohne Schlüssel zurückkäme und wie wir dann der Aufforderung des Campingplatz-Security nachkommen sollten. Als meine nackten Zehen so langsam begannen, blau zu werden, kam Lüssi von seiner spontanen Jogging-Runde zurück (mit Schlüssel Gott sei Dank!) und wir sind losgezogen, kreuz und quer durch die Stadt, über Krankenhaus-Parkplätze mit dubiosen Gestalten, Fahrschul-Übungsplätze mit noch komischeren Gestalten, öffentliche Parkplätze mit Security, die bei einem Blick auf unseren Camper auf einmal doch nicht mehr öffentlich, sondern privat waren, Wohngebiete mit engen Straßen und verdutzten Anwohnern, um schlussendlich völlig entnervt (ich beschränke das hier auf mich mit dem Entnervten, da Lüssi es laut eigener Aussage liebt, durch Städte zu fahren und Parkplätze zu suchen ) einen Platz an einer verlassenen Straße zu einer Tennisanlage zu finden, ohne Parkschild, Parkwächter, Campingplatz oder dubiose Gestalten, aaah,herrlich!

© Marius Schebaum, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Das Wohnmobil "Rosalinde" und ein Zigeuner namens Marius auf großer Reise durch die Weltgeschichte: "...und ihr seht mich als Punkt am Horizont verschwinden, um ein Stück weiter hinten, mich selbst zu finden..."
Details:
Aufbruch: 10.10.2013
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: 11.11.2014
Reiseziele: Österreich
Schweiz
Slowenien
Kroatien
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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