Sponsorenradfahrt von Herford nach St. Petersburg

Reisezeit: September / Oktober 2006  |  von Erhard Krull

Saldus

Auszug aus meiner Homepage

Saldus

Heute sind wir nach Saldus gefahren. Mein Rad scheint doch nicht mehr das Gnadenbrot zu Hause genießen zu wollen. Es bricht eine Speiche nach der anderen. Es ist kein Problem des Gewichts (zumindest nicht vorrangig), sondern ein Problem der gesamten Felge und des Rahmens. Das Problem tritt am Hinterrad auf, wo auf meiner letzten großen Tour an die Algarve der Rahmen gebrochen war. Ich hatte den Stahlrahmen dann schweißen lassen. Eigentlich wäre das Rad wohl doch nur noch ohne Gepäck nutzbar gewesen. Jetzt muss es mit dem Eigengewicht, meinem Gewicht und dem Gewicht des Gepäcks sicherlich über 120 kg transportieren. Bei jedem Speichenbruch wurden auch andere Speichen angezogen, so dass, so vermuten wir jedenfalls, immer mehr Speichen unter einer besonderen Spannung standen. Eine kleine Unebenheit auf der Straße reicht dann aus, und die zu fest gespannten Speichen reißen, eine nach der anderen.
Heute fing es schon nach 10 km an, dass das Rad eine Unwucht hatte und immer an den Rahmen anschlug. Das bremst etwa so, als wenn man auf einem Trimmrad 100 Watt mehr einstellt - und noch zusätzlich das oben beschriebene Gewicht.
Ich habe mich damit weitere 20 km abgequält, bis dann eine Speiche riss. Damit war eigentlich "Ende" angesagt, denn das Rad hatte eine derartige "Acht", dass selbst ein Schieben undenkbar bar. Harald hat es geschafft, eine "Notspeiche" aufzuziehen. Das ist im Prinzip ein lockerer Stahldraht, der wie eine Speiche eingezogen und dann festgezogen wird. Mit einfachsten Werkzeugen musste das Gewinde so gekürzt werden, dass es weiterhin als Gewinde taugte. Die Unwucht war auch danach immer noch gewaltig, so dass wir die hinteren Hydraulikbremsen lösen mussten.

So bin ich dann noch über 70 km weitergefahren, bis zur nächsten Werkstatt.
Hier habe ich eben das Rad abgegeben und das Problem geschildert. Sie haben versucht, die Ersatzspeiche auszuwechseln. Aber das Hinterrad war nur schwer zu richten.
In der Werkstatt wollen sie es morgen mit einem neuen Hinterrad probieren. Das ist etwas breiter, aber meine einzige Chance. Ich hoffe, dass das mit den Ritzeln und der Schaltung passt. So geht es jedenfalls nicht weiter. Mit dem alten Hinterrad hätte ich das Problem noch die ganze Tour gehabt und nach Riga (wollen wir morgen eigentlich schaffen) gibt es kaum noch größere Städte bis Tallin, so dass Reparaturen kaum möglich sind.
Na ja, morgen früh um 10 Uhr weiß ich mehr. Dann soll das Rad fertig sein.
Das wir mit den Problemen heute über 105 km geschafft haben, ist schon erstaunlich. Aber meine Kondition bessert sich und ich habe getreten wie ein Kampfstier, um Saldus zu Geschäftszeiten zu erreichen.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei knapp 17,5 km/h und die Höchstgeschwindigkeit betrug 45,5 km/h.
Das Wetter ist ein Traum. Landschaft, Leute und Infrastruktur sind in keinster Weise mit Litauen zu vergleichen. Die Leute scheinen verschlossen. Kaum einer spricht englisch und wenn man sie anspricht, gehen die meisten wortlos weiter. Das wäre so in Litauen nicht passiert.

Das Hotel ist einfach, wird aber peu a peu renoviert. Das Zimmer kostet für jeden 20 Euro.
Abends war das Essen, wie schon mittags, sehr gut und außergewöhnlich preiswert. Im Landesinneren kosten Getränke und Essen kaum ein Drittel gegenüber den Mahlzeiten bei uns zu Hause. Für unter 8 Euro werden Harald und ich mit jeweils 2 Gängen und 1 großem Bier verwöhnt. Ich habe dann noch ein großes Eis mit frischen Früchten und ½ l gezapftes Bier nachbestellt und dafür insgesamt 2 Euro bezahlt.
Ich komme seit Tagen nicht ins Netz und habe keine Ahnung, ob die Spendenaktion noch was gebracht hat.
Den Wecker konnten wir einmal etwas später stellen, weil das Rad morgen erst ab 10 Uhr fertig ist.
Das Frühstück war zwar nicht mit dem Buffet im Parkhotel Roze zu vergleichen, aber es war genug und sehr nett dargeboten.
Draußen ist wieder ein strahlend blauer Himmel (23.09.)

Drückt mir mal die Daumen, dass die Reparatur geklappt hat und ich die Tour nicht wegen Materialproblemen abbrechen muss.

Euer Regenbogenjimmy

Sonnenuntergang an der Ostsee

Sonnenuntergang an der Ostsee

© Erhard Krull, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Frühherbst habe ich eine Fahrradtour über 3000 km von Herford (OWL) bis St.Petersburg (Leningrad) durchgeführt. Gesammelt wurde während der sehr interessanten Tour für Geistigbehinderte in Herford.
Details:
Aufbruch: 06.09.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.10.2006
Reiseziele: Deutschland
Polen
Lettland
Estland
Der Autor
 
Erhard Krull berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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