BALTIKUM - RUSSLAND - UKRAINE - POLEN

Reisezeit: Juli - September 2013  |  von Peter & Elisabeth WULLSCHLEGER

Polen ab Krakau

15.-24.09.2013
Die letzte Stadtbesichtigung mit der Gruppe findet in Krakau statt. Die Stadt hatte das Glück, nie in irgendeinem Krieg zerstört zu werden und konnte ihre Schönheit über Jahrhunderte hinweg bewahren, auch wenn die 1000-jährige Geschichte der Stadt viel Auf und Ab gebracht hat. Schon 1978 wurde die Altstadt von Krakau zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Wir besuchen auch das Stadtviertel Kazimierz, welches bis 1939 das Judenviertel mit einer sehr eigenständigen Kultur war. Während des zweiten Weltkrieges wurden nahezu alle Juden deportiert, zunächst in das neue Ghetto Podgorze und dann nach Auschwitz.

Unsere Womos sind auf dem Camping Smok (GPS N 50, 02, 50.3 E 19, 52, 50.5). Abends sitzen wir noch alle zusammen und lassen die gemeinsamen Reiseerlebnisse noch einmal aufleben.
Zusammen mit einigen Reiseteilnehmern machen wir noch einen Ausflug zum "Kopalnia Soli", eine der ältesten Salzminen Europas und zudem auch UNESCO Weltkulturerbe. Schon vor 700 Jahren war die Mine in Betrieb und erst 1964 wurde die Steinsalzförderung eingestellt. Insgesamt über 300 km Gänge und über 2000 Kammern auf 9 Sohlen in bis zu 327 m Tiefe befinden sich hier. Als Tourist bekommen wir davon "nur" ca. 4,5 km und 20 Kammern zu sehen, aber die haben es in sich. Ungefähr 3 Stunden dauert die Besichtigungstour. Zunächst geht es zu Fuss 378 Holzstufen durch den Danilowicz-Schacht auf 64 m Tiefe zur ersten Sohle. Die Tour führt durch Kammern, in denen die alten Abbaumethoden gezeigt werden. Das nächste Highlight ist die Heilig-Kreuz Kapelle, gebaut zum Dank für die Rettung vor einer Salzwasswerleckage im 19. Jh. Und dann erschlägt es einem förmlich, wenn wir von oben den ersten Blick auf die Hl. Klinga-Kapelle werfen können. Die Dimensionen sind gewaltig und die Vorstellung, dass hier wirklich alles - die Bodenfliessen, die Mauern der Wände, Säulen, Skulpturen, der Altar, die Kristalllüster an der Decke - aus reinem Salz sind. Danach folgen noch viele weitere Kammern und Gänge, es geht hinab bis auf 135,6 m. Aber keine Sorge, wir müssen diese Tiefe zurück nicht zu Fuss überwinden, denn ein Lift bringt uns wieder ans Tageslicht.

Bei regnerischem Wetter fahren wir nach Auschwitz und buchen eine Führung durch das Lager Auschwitz I und das 3 km entfernte Lager Birkenau. Die Führung dauert 3 Stunden im strömenden Regen, was gut zu der traurigen Geschichte passte.

Im Leben ist es zum Glück so, dass nach trüben Tagen auch wieder die Sonne schein. Bei schönstem Herbstwetter fahren wir nach Zakopane und nisten uns gemütlich am Rande des Hochgebirges "Hohe Tatra ein auf dem Campingplatz Pod Krokwia (GPS N 49, 16, 58.9 E 19, 58, 10.0). Von unserem Womo aus haben wir direkte Sicht auf die Grosse Flugschanze, wo schon fleissig für die kommende Saison trainiert wird. Auf einem Spaziergang durchs Dorf und den Markt kaufen wir Pilze und eine Rolle, des aus dieser Region typischen geräucherten Käses. Am späteren Nachmittag kommt Regen auf und es wird etwas kälter. Beim Spaziergang zur Schanze können wir zusehen wie die Jünglinge trotz Regen eifrig trainieren. Andern Tags, bei wiederum schönem Wetter lassen wir uns mit dem Sessellift zum Anlauf der grossen Flugschanze bringen. Die jungen Männer, welche hier Anlauf nehmen sind schon sehr mutig, denn uns wird es fast schwindlig, wenn wir von oben hinuntersehen zum Auslauf.

Wir verlassen Zakopane und fahren Richtung Nowy Targ. In Debno besichtigen wir die berühmte Erzengel-Michael-Holzkirche. Die Kirche wurde im 15. Jh. aus Lärchenholz gebaut. Nicht ein einziger Nagel hält den Bau zusammen, es wurden ausschliesslich Holzdübel verwendet. Am beeindruckendsten sind die renaissance-gotischen Malereien im Innern. 33 Farben wurden verwendet und das Erstaunlichste ist, dass immer noch die originale 500 Jahre alte Farbe so deutlich zu sehen ist!

Auf unserer Weiterfahrt durch die hügelige Landschaft kommen wir an den Fluss Dunajec, welcher in der Hohen Tatra entspringt. Wir folgen den Schildern zur Flossfahrt, denn hier im Pieniny- Nationalpark an der Grenze zur Slowakei, werden Flossfahrten angeboten. Die 5,75 m langen Flösse bestehen aus 5 zusammengebundenen, 45 cm breiten Kähnen, die früher aus ausgehöhlten Baumstämmen, heute aus Brettern zusammengefügt sind. Drei Querbretter bieten Sitzgelegenheiten für 10 Passagiere. Am Bug werden Tannenzweige als Wellenbrecher angebracht. Gesteuert werden die Flösse von einem Meister und einem Helfer am hinteren Ende mit langen Stöcken. Schon seit 1832 werden hier traditionell von den Bewohnern aus den umliegenden Bergdörfern auf dem Dunajec Flossfahrten unternommen, damals wurde Holz bis zur Ostsee geflösst. Heute werden Touristen auf einer 3-stündigen Fahrt transportiert und es ist die Haupteinnahmequelle der hiesigen Bewohner. Unterwegs weisen die Flösser auf die landschaftlichen Höhepunkte und die Sehenswürdigkeiten am Ufer des Flusses hin, natürlich in polnischer Sprache. Einer unserer Flösser hat 10 Jahre in der Schweiz bei Gemüsebauern gearbeitet und übersetzt uns die Erzählungen. Die wunderschöne Fahrt endet in Szczawnica, neben den unvermeidlichen Verkaufsbuden. Der Rücktransport nach Sromowce erfolgt per Kleinbus. Nach diesem erlebnisreichen Tag übernachten wir gleich auf dem Parkplatz.

Wir kehren zur Strasse 969 zurück und biegen Richtung Nowy Sacz ab. Die Strasse verläuft bald am Ufer des Dunajec entlang. Unterwegs besichtigen wir noch einige alte Holzkirchen. Wir erreichen das schöne Städtchen Stary Sacz mit einem grossen Marktplatz und spazieren durch die Umgebung. Rund um den kopfsteingepflasterten Marktplatz und den angrenzenden Strässchen sind die Gebäude aus dem 19. Jh. komplett erhalten und bilden ein schönes Ensemble. Bekannt ist aber Stary Sacz vor allem aber wegen des Klosters der Klarissinnen. Es wurde von Fürstin Kinga 1257 bis 1280 erbaut und nach dem Tod ihres Mannes trat sie selbst ins Kloster ein, wo sie 1292 starb. 1690 wurde sie selig gesprochen. Im Kloster wurden die ältesten Musikstücke Polens gefunden und nun findet jedes Jahr hier ein Festival der alten Musik statt.

In Berest fällt uns die aussergewöhnliche Holzkirche auf, welche direkt an der Hauptstrasse liegt. Sie wurde 1842 als griechisch-katholische Kirche gebaut, seit 1951 ist sie römisch-katholisch.

Wir kommen nun in den Südosten von Polen. Das Land ist dünn besiedelt, dementsprechend liegen auch die einzelnen Attraktionen weit auseinander. Dazwischen ist vor allem viel Gegend, die nicht sehr viel zu bieten hat, aber durchaus reizvoll vom Führerhaus des Womos aus zu betrachten ist. Auf dem Weg nach Rowne fallen uns Bohrtürme auf, hier wird nicht nach Mineralwasser, sondern nach Erdöl gebohrt. Wir fragen uns, was hier in Polen? Ja, nicht etwa in Texas, Mexiko, Alaska oder in Arabien, sondern hier in Polen in Bobrka befindet sich der weltweit erste, von Hand ausgegrabene Erdölschacht, hier liegen die Wurzeln der Erdölindustrie. Schon im Mittelalter entdeckte man den erdölhaltigen Boden in den Wäldern der Ortschaft Bobrka. Die Bauern nutzten das an die Oberfläche tretende Öl zu medizinischen Zwecken und zur Schmierung von Achsen und Rädern. 1854 wurde mit der industrielen Bohrung der ersten Erdölmine der Welt begonnen.

In Sanok besuchen wir das auf einer Fläche von 38 ha mit über 100 rekonstruierten Holzhäuser und Kirchen der vier Volksgruppen Lemken, Bojken, Pogorzanie und Dolinianie, Freilichtmuseum. Die Häuser sind eingerichtet, teilweise auch mit Haustieren versehen. So können wir das Landleben vergangener Zeiten sehr gut nachvollziehen.

Bei stürmischem Herbstregenwetter fahren wir nach Gora Swietej Anny. Der nationale Wahlfahrtsort Sankt Annaberg wurde im 15. Jh. gegründet und zieht jedes Jahr viel Pilger an. Auch Papst Johannes Paul II. besuchte diesen Ort anlässlich der zweiten Pilgerfahrt in seine Heimat.
In Zgorzelec (Görlitz) überqueren wir die Grenze zu Deutschland und haben ab sofort auch keine sprachlichen Schwierigkeiten mehr.

Vom 13. Juli bis 24. September 2013 sind wir nun unterwegs und sind froh ohne Probleme durch die Baltischen Staaten, Russland, Ukraine und Polen gekommen zu sein.

Krakau

Krakau

Salzbergwerk

Salzbergwerk

Auschwitz

Auschwitz

Zakopane

Zakopane

Erzengel-Michael-Holzkirche

Erzengel-Michael-Holzkirche

Dunajec Flossfahrt

Dunajec Flossfahrt

Berst Holzkirche

Berst Holzkirche

Rowne Bohrtürme

Rowne Bohrtürme

Sanok Freilichtmuseum

Sanok Freilichtmuseum

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Den Osten zwischen den 3 Meeren mit dem Wohnmobil erleben! Die diesjährige „grosse“ Reise soll uns über Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, nach Tallinn der Hauptstadt Estlands führen. In Tallinn treffen wir uns mit einer Wohnmobilgruppe, mit welcher wir nach Russland und Ukraine fahren.
Details:
Aufbruch: 13.07.2013
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 24.09.2013
Reiseziele: Deutschland
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Russland / Russische Föderation
Ukraine
Der Autor