Im Gebirge ein neues e-bike testen

Reisezeit: Oktober 2017  |  von Manfred Sürig

Dass man in der Ebene deutlich schneller fahren kann, war die erste Erfahrung mit dem neuen e-bike. Nach 60 Kilometern war die Batterie leer. Wie würde das wohl auf Bergtouren aussehen, wenn die Batterie das leisten muß, was ich in den letzten 16 Jahren trampeln mußte ?

20 Jahre Pensionär -Anlaß zu einem Fest

Erich hatte im Frühjahr meine Neugierde geweckt, als er mich mit seinem e-Bike durch die Kleinen Karpaten hatte fahren lassen. Nun hatte ich mir meinen Traum erfüllt, ein e-Bike mit Rücktrittbremse, 7-Gang Nabenschaltung und einer Batterie, die mir täglich rund 60 km elektrisches Radeln ermöglichen sollte.
Eine Erfahrung hatte ich in Schleswig-Holstein schon machen können: 60 Kilometer zwischen Neumünster und Itzehoe und zurück durch ebenes Land waren zu schaffen, hinterher mußten im Hinterrad drei Speichen ersetzt werden, ansonsten: Ein völlig neues Fahrgefühl!
Und nun lud Erich Anfang Oktober zu einem großen Fest in seine Wahlheimat Hodonin, um 20 Jahre Pensionärsdasein zu feiern, genauer: ohne den Krebs, dessentwegen er mit 50 den Beruf hatte aufgeben müssen. Und den er mit viel Bewegung und insbesondere Radeln besiegt hat. Wenn das kein Anlaß ist, mit dabei zu sein und bei der Gelegenheit das eigene e-bike im Gebirge zu testen! Also fuhr ich per Bahn hin, auch schon um zu testen, wie sich ein 26 kg schweres Rad plus Gepäck im Zug befördern und beim Umsteigen bewegen läßt. Das hatte mir Erich nun erleichtert und mich am letzten Umsteigebahnhof in Breclav abgeholt.
Eine Stunde später gehts dann schon zu einem ersten Fest bei Joschka, der seinen selbst gebauten Räucherofen vorzuführen hat und seine selbst gebauten Weine. Dass ein Tischler hier am Werk ist, sieht man an allem: die soliden Eingangstüren, die Holzgarnituren rund um den Räucherofen und sogar die Wahl des Holzes fürs Räuchern - alles professionell. Und Würstchen und Wein ebenso, dazu die milde Wärme des Ofens, so richtig, um sich zwischen Werkstatt und Garten wohlzufühlen, auch, wenn man von der Unterhaltung das wenigste versteht.

Doch am Tag darauf gehts erst richtig los. Bei Erich im Garten, in der Werkstatt und im Biergarten des Nachbarhauses werden bis zu 100 Gäste erwartet. Das Wetter spielt nicht ganz mit, nachmittags kommen kräftige Schauer und die Temperatur stürzt ab, doch das fördert eher die Gemütlichkeit: man rückt näher zusammen. Eine Musikkapelle, 5 Mann, ohne Verstärker, spielen böhmische, mährische und österreichische Lieder und alle singen oder summen mit - ich staune über das Repertoire auch der vielen Gäste.

Für Licht und Wärme hat Erich "schwedische Fackeln" aufgebaut: etwa meterhohe Baumstammteile, die senkrecht und waagerecht in der Mitte aufgeschlitzt sind und die durch den Kamineffekt im Inneren des Holzes brennen und eine wohlige Strahlungswärme verbreiten, auch, wenn das eingedrungene Regenwasser manchmal zu kräftigem Rauch führt, der die Kapelle zum Umziehen zwingt. Erstaunlich, dass da keine Feuerwehr ranrückt und die Nachbarn gelassen zuschauen.
So viele Gäste hat der Biergarten noch nie bewirtet, dennoch gelingt der Nachschub mährischer Spezialitäten am laufenden Band und der Bierhahn wird fast nie zugedreht!
Verständigung ? Keine Probleme, obwohl ich wohl schwerhörig bin und weder tschechisch noch wienerisch verstehe.
Um 22 Uhr ist Schluß im Freien, die Fackeln sind heruntergebrannt und fallen um, aber in Erichs Werkstatt wirds nun schön eng und gemütlich, Wein und Essen ist noch im Überfluß übrig, Leute, langt nur zu !
In Bildern ist das alles festgehalten, hier der Link für die die dabei waren oder die alles in Bildern sehen möchten:https://1drv.ms/f/s!Aod19W5WSE94gt5e-ld8nfTX2UcHow
Tags darauf ist keine Katerstimmung, nein, wir machen einen langen Spaziergang von 16 Kilometern zu den Weindörfern der Umgebung von Hodonin, jedes Jahr am zweiten Samstag im Oktober. Wer will, kann bis zu 50 km gehen, um alle Weindörfer mitzunehmen. Ganz Mähren scheint heute unterwegs zu sein, eine Völkerwanderung! Doch beinahe an jeder Straßenecke ist fürs leibliche Wohl gesorgt -nach eigener Wahl mit oder ohne Wein. Erstaunlich, wieviele Leute da die Kondition behalten und alle Dörfer mitnehmen wollen. Wir haben mit 16 Kilometern Fußweg genug Kondition bewiesen, fahren per Taxi zurück und gönnen uns ein schönes Abendessen.

Am Sonntag heißt es Abschied nehmen, alle auswärtigen Gäste fahren zurück, ich will nun ins Gebirge starten und das e-bike testen. Der Wetterbericht ist nicht sehr fahrradfreundlich: dauernder Nieselregen, keine Sonne. Also zugleich Gelegenheit auch das angeblich atmungsaktive Regenzeug zu testen.

© Manfred Sürig, 2017
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 05.10.2017
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 17.10.2017
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.