Sardinien für Nichtschwimmer

Reisezeit: Juli / August 2006  |  von Herbert S.

26.07.2006 - wieder Nuraghenkultur

Wir wollen eigentlich zu einem Outlet-Center bei km 10,800 auf der SS131; kurz vorher aber hat Ulrike für den Ort Sedilo das Sanctuario (Const)antinu (*) ausfindig gemacht, - wie bisher gehabt ist die Ausschilderung miserabel und wir machen erst eine Ortsrundfahrt (mit zwei kleinen Kirchen und dem Rathaus), bevor wir wieder - auch wie immer - einige km ins Tal hineinfahren. Doch dort erwartet uns wirklich was Besonderes.

Sanctuario (Const)antinu in Sedilo

Sanctuario (Const)antinu in Sedilo

Zahlreiche Votivgaben hängen an den Wänden

Zahlreiche Votivgaben hängen an den Wänden

Leider sind wir einige Wochen zu spät, denn Anfang Juli findet hier ein großes Fest mit wildem Pferderennen um die Kirche herum statt. (1279-1291).
aus dem Faltblatt der Kirche:
"Die Wallfahrtskirche vom Heiligen Konstantin
Die Kirche befindet sich im Inneren einer Festung (sa corte) und zwei Pforten bieten zu ihr Zugang: die ältere (17. Jh.), die nur während der Festtage geöffnet wird, besteht aus rotem Trachyt und wird durch ein Eisentor geschlossen (su portale de ferru). Die andere Pforte ist stets geöffnet und durch diese galoppieren die Reiter der Ardia:.
Nach einem blitzschnellen Start, reiten « sas pandelas » los, gefolgt von den anderen Reitern. Sie reiten durch den Bogen, hoch zur Kirche und halten schließlich hinter der Apsis an. Nach einer kurzen Pause reiten sie mindestens drei Mal um die Kirche herum (immer eine ungerade Anzahl von Runden, die vom ersten Fahnenträger bestimmt wird). Dann, wieder ganz überraschend, reiten « sas pandelas » mit verhängten Zügeln am « su forte » entlang zu « sa mitredda ». Hier vollführen sie nochmals im Uhrzeigersinn eine bestimmte Anzahl von Runden um den Platz, bis der erste Fahnenträger, im von ihm auserwählten besten Moment, die Richtung der Ardia ändert, das heißt, er reitet gegen den Uhrzeigersinn um den Platz herum, bis er schließlich, immer noch mit höchster Geschwindigkeit zurückkehrt zur Kirche, wo das Rennen zu Ende ist."

Platz unetrhalb der Wallfahrtskirche - Ort des Rennens Ardia

Platz unetrhalb der Wallfahrtskirche - Ort des Rennens Ardia

Plakat 2006 - Arduia in Sedilo

Plakat 2006 - Arduia in Sedilo

Das Outlet-Center - so finden wir raus - liegt an der ss131 und nicht an unserer SS131CNR!.

Dafür schauen wir uns im nahegelegenen Ort Ghilarza um: eine nette kleine Kirche (romanisch mit Pisaner Einfluß) , ein Aragoner-Turm und einige nette Häuser, doch dann hat es sich.

An der Kreuzung der beiden Schnellstraßen bei Abbasanta verfransen wir uns wieder auf der Suche nach der Nuraghe Losa (*). Schließlich liegt sie einfach mit eigener Ausfahrt von SS131.

Nuraghe Losa

Nuraghe Losa

konkave Aussenmauern der Nuraghe Losa

konkave Aussenmauern der Nuraghe Losa

Eigentlich wollten wir ja schon keine Nuraghe mehr anschauen, aber diese ist eine besondere - dreieckig mit konkaven Außenmauern und weiteren kleineren Rundbauten die sogar mit Schießscharten ausgestattet sind.

Luftaufnahme aus der Ausstellung in der Universität Sassari (abfotografiert) -
der Grundriss ist aber auch bei Google Earth gut zu erkennen!

Luftaufnahme aus der Ausstellung in der Universität Sassari (abfotografiert) -
der Grundriss ist aber auch bei Google Earth gut zu erkennen!

"Der Nuraghe hat einen dreilappigen Grundriss mit einem Hauptturm oder Mastio in Form eines Kegelstumpfes, um den sich wie an den Spitzen eines Dreiecks drei analoge kleinere Türme anordnen, um zusammen eine massive Bastion mit drei weiten konvexen Pässen zu bilden, die durch konkave Mauerkurtinen verbunden sind. Dadurch entsteht ein Grundriss von weichen konkaven und konvexen Konturen, wie man sich auch im Nuraghen Santu Antine von Torralba und anderen Nuraghen im nördlichen Zentrum der Insel sieht."
(aus dem Prospekt mit der Eintrittskarte).

Brunnenheiligtum Santa Cristina

Brunnenheiligtum Santa Cristina

Bewundernswert sind die in Perektion behauenen Steine des Abgangs zum Brunnen.

Bewundernswert sind die in Perektion behauenen Steine des Abgangs zum Brunnen.

Luftbild aus der Ausstellung in der Universität Sassari (abfotografiert) - auch hier ist die Lage in Google Earth gut zu erkennen.

Luftbild aus der Ausstellung in der Universität Sassari (abfotografiert) - auch hier ist die Lage in Google Earth gut zu erkennen.

Etwa 13 km weiter südlich errreichen wir dann in brütender Hitze - heute erscheint sie besonders schlimm - das Brunnenheiligtum Santa Cristina (*) (mit kleiner Nuraghensiedlung ...).

Zum Picnic stellen wir uns neben einen belgischen Bully in den Restschatten, werden aber nahezu sofort 'gestört' Aber nach dem Picnic wechseln wir den Standort zu einem schattigeren Platz mit etwas mehr Wind und halten zum ersten Mal auf unserer Reise eine kleine Mittagssiesta. Ziemlich gleichzeitig fährt dann auch der belgische Bully.

Die Besichtigung des Brunnenheiligtums Santa Cristina (mit kleiner Nuraghensiedlung ...)erfolgt nach der Siesta als letzter heutiger Tagesordnungspunkt. Interessant sind hier einmal die behauenen Steine für den Abgang zum Brunnen und die 14m lange Capellana??

14m lange Capellana

14m lange Capellana

Grundrisse des einfachen Nuraghen

Grundrisse des einfachen Nuraghen

Die Nuraghe hier ist wieder vom einfachen Typus. Nach Abschluss der Besichtigungen zieht sich im Norden wieder ein Gewitter zusammen, dessen Ausläufer uns auf der inzwischen wieder mehr als 100 km umfassenden Rückfahrt wieder zweimal erreichen. Gegen 17.00 Uhr sind wir aber schon in unserem Hotel und setzen uns mit einem Bier auf die seitliche Terrasse. Ulrike liest 'die Hunde von Riga', ich schreibe Bordbuch und plane die nächsten Tage, wobei wir überlegen, das Hotel für 2 Nächte zu verlassen, um auch den Süden erkunden zu können. Das will der Hotelier aber nicht! Wir bekommen zwar Weintrauben, aber das Zimmer will er nicht freigeben, 'wir sollen den Süden in 2007' machen. Das Abendessen im Hotel a la Carte finden wir nicht sonderlich berauschend und verhältnismäßig teuer.
Tagesetappe 234 km

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2 Wochen Sardinien - nicht als Strandurland, sondern als Erkundungstrips in Megalithkulturen, Romanik mit toskanischen Einflüssen und Berglandschaft.
Details:
Aufbruch: 19.07.2006
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 01.08.2006
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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