Über die Alpen, zu Fuß von München nach Venedig

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Sepp Gmeinwieser

Schon wieder scheiss Wetter (Tag 11-19)

Sehr gut geschlafen, aber im Regen aufgewacht. Tolle Kiste, Zelt abbauen und ab nach Wolkenstein Zigaretten kaufen. Wir wurden darüber informiert, dass durch den Regen nun auch das Grödner Joch unpassierbar sei, und die nächsten Tage sollte es so weiterregnen ! Da platzte mir endgültig der Kragen: Es hatte bereits 4 Wochen vor unserer Wanderung NUR geregnet und es ist immernoch keine Besserung in Sicht. Also ab in den Bus, über die Serpentinen am Grödner Joch vorbei bis zum Fedaiasee in 2000m höhe. Da wir keine Lust hatten immer mit dem bus zu fahren entschieden wir uns ab hier weiterzulaufen, da wir ja sowieso einen zeitvorsprung hatten.

Gute Laune

Gute Laune

Am Fedaiasee angekommen, kurz ein paar Fotos gemacht und dann die Serpentinen runter nach Alleghe. Schweinekalt hier oben !

Am Fedaiasee

Am Fedaiasee

Unterwegs nen kleinen Wasserfall vom Gletscher der Marmolada gesichtet, nix wie hin Wasser auffüllen ! Aber dazu mussten wir erstmal über eine dicke Schneedecke. oben angekommen konnten wir dann doch nichts abzapfen: Das Fließende Wasser hat einen Hohlraum in die Schneedecke geschmolzen, durch die man höchstwahrscheinlich durchbricht wenn man näher ran geht.

Der Weg zur Wasserquelle

Der Weg zur Wasserquelle

Großer Hohlraum, schnell weg hier !

Großer Hohlraum, schnell weg hier !

Der Weg die Serpentinen runter war äußerst anstrengend und die Kniee schmerzten gewaltig. Nach einer langen Diskussion über unsere Lieblingsmahlzeiten kamen wir zu dem Entschluss, dass wir mal was anständiges zwischen den Kiemen brauchen ! Eine weitere Fertigmahlzeit ist total inakzeptabel. Nach ein paar kilometern fanden wir am Straßenrand eine einsame trattoria. Rein da und nach Fleisch gebrüllt ! Allerdings haben die Italiener mittags die Küche dicht, wir müssten uns noch 2 Stunden gedulden. Also haben wir den Wirt angebettelt wir bräuchten was essbares, und er lies sich zu ein paar sandwiches mit Schinken und Käse überreden. Hat gut geschmeckt und war auch garnicht so teuer. Dazu ein kühles Bier und weiter gehts.

Patricks Klumpen

Patricks Klumpen

Ein Stück weiter sind wir in ein kleines Waldstück gegangen, um die Zelte aufzuschlagen. Lagen noch eine Weile auf der Plane, haben aber nicht geredet. Gab auch nichts zu sagen, dass es scheisse läuft wissen wir beide. Bleibt nur die Hoffnung auf besseres Wetter. Also Licht aus und ab ins Bett.

Sottoguda Schlucht

Sottoguda Schlucht

Am nächsten morgen lecker Milchpulver mit Bachwasser gemischt, Massenweise Kakaopulver dazu und etwas Ökomüsli, dann weiter richtung Alleghe durch die Sottoguda Schlucht. Recht eintönig aber doch ganz nett, und jetzt das Highlight ! Als wir das Minidorf Malga Ciapela richtung Schlucht verließen, fanden wir einen kleiden Laden, der sogar offen hatte. Nix wie rein Futter kaufen, und was seh ich da im Regal ? Beck´s !! Echtes Bremer Bier mitten in der Einöde für nur zwei euro pro Flasche Da konnten wir nicht nein sagen und kauften uns jeder zwei.

Nach der Schlucht kamen wir in ein äußerst komisches Dorf. Die Häuser sahen verfallen aus, teilweise sogar verlassen. Es regnete schon wieder stärker und lauter gruselige Menschen guckten aus den Fenstern.

Hat irgendwas von einer texanischen Geisterstadt

Hat irgendwas von einer texanischen Geisterstadt

Weiter auf der Strecke war es einfach nur grau, kalt und regnerisch. Mir platzte endgültig der Kragen. Ich schrie rum und hatte kein Bock mehr auf den ganzen scheiss ! Wandern macht einfach keinen Spaß wenn es nur regnet. Ich konnte Patrick dazu überreden, mit Bus und Bahn nach Rimini zu fahren und dort am Strand auf besseres Wetter im Norden zu warten. Wir hatten ja noch Zeit und wollten nicht noch mehr von der Strecke unbegangen zurücklassen. Also aus Alleghe mit dem Bus nach Belluno, und von dort nach Venedig S.A, dann nach Bologna und dann nach Rimini. Fahrt begann abends um 22 uhr und wir waren morgens um 7 Uhr da, diverse Stopover an Italienischen Bahnhöfen inklusive. Und das alles für gerade mal 22 Euro pro Person. Grausam müde, aber endlich in der Sonne !!

Der komplette kilometerlange Sandstrand war überfüllt mit Sonnenliegen diverser Hotels, der frei zugängliche Strand war auf eine pingelig kleine Fläche beschränkt.

Der komplette kilometerlange Sandstrand war überfüllt mit Sonnenliegen diverser Hotels, der frei zugängliche Strand war auf eine pingelig kleine Fläche beschränkt.

Da waren wir also in Rimini, Strand, Sonne und Party- genau mein Ding. Nur scheisse ohne Geld (Reisekasse sagte noch 100 Euro pro Person). Klamotten aus und ab ins Meer, traumhaft. Nur mussten wir uns noch qualitativ hochwertige FlipFlops besorgen, da wir nur unsere fetten stinkigen Wanderboots dabei hatten. Ich schlug vor, uns nach einem billigen Hotel bei der Touristeninfo zu erkundigen. 25 Euro pro nacht im Doppelzimmer in der Villa Mirna. Erstmal 2 Nächte auf die Mastercard gebucht und nix wie hin. Villa Mirna stellte sich als ein kleines Hotel heraus, dass von einer älteren Dame geleitet wurde. Sie hieß übrigends Mirna und war permanent am lächeln. Perfektes Deutsch sprach sie auch, dann zeigte uns das Zimmer und lies uns allein. Sachen in die Ecke donnern, kurze Hose an und dann erstmal Bier holen. Rimini ist schweineteuer, selbst im Supermarkt schlagen sie deutsche Tankstellenpreise um längen. Aber egal, ich will jetzt Bier trinken, an den Strand gehen und mich einfach nur hinlegen. Später am nachmittag zog sich der Himmel zu. Wir gingen zurück ins Hotel und was passiert ?? Ohja, es fängt an aus allen Eimern zu gießen. Ich brauch nicht mehr zur Stimmung sagen oder ?

Einfach nur traurig...

Einfach nur traurig...

Der komplette nächste Tag war bewölkt und wir saßen nur im Hotelzimmer und haben getrunken und uns alte Geschichten erzählt. Ein kurzer Besuch im Internetcafe versprach aber Besserung am nächsten Tag, und in 4 Tagen sollte auch der Norden wieder regenfrei sein. Der nächste Tag war wieder sonnig und die Laune besserte sich, Villa Mirna war aber zu teuer um eine weitere Nacht zu buchen. Da fanden wir doch tatsächlich einen Campingplatz im Internet !! Sauerei, hätte uns die Touristeninfo auch sagen können. Sind dann hingegangen und haben die Zelte aufgeschlagen. Die nächsten Bilder beschreiben den Verlauf der nächsten 2 tage perfekt

Nach dem zweiten Tag auf dem Campingplatz wollte Patrick unbedingt wieder wandern gehen. Wetter sollte aber erst ab übermorgen besser werden. Also fuhr er zurück nach Alleghe, und wir vereinbarten einen Tag später einen Treffpunkt wenn ich nachkomme. Ich blieb also noch einen Tag, unterhielt mich mit einem Paar aus Schweden das auf Interrail Tour war und bummelte noch etwas durch die Stadt. Dann gings zurück, Nachmittags los, spät abends in Belluno angekommen. Bus hoch in die Dolomiten fuhr allerdings erst wieder am nächsten morgen, also schlief ich die Nacht im Park. Wachte pünktlich auf und traf mich dann gegen 11 Uhr mit Patrick in Alleghe, um jetzt mal richtig wandern zu gehen ! Da hat der alte Drecksack sich doch tatsächlich während meiner abwesenheit 50 Euro von seinem Vater überweisen lassen und sich die Seilbahnfahrt auf die 3342m hohe Marmolada gegönnt ! Den Rest hat er verfressen... Und ich bezahle wo es nur geht mit meiner Kreditkarte für uns BEIDE. Da war ich scheissensauer... Hier die Bilder

© Sepp Gmeinwieser, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wandertrip von 30 Tagen und insgesamt 500 Kilometern. Mit Zelt und Gaskocher irgendwo im nirgendwo
Details:
Aufbruch: 16.07.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 16.08.2009
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Italien
Der Autor
 
Sepp Gmeinwieser berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.