Italien im Sommer

Reisezeit: Juli 2010  |  von Beatrice Feldbauer

Meer

Nach einem feinen Nachtessen habe ich wunderbar geschlafen. Vor allem die Vorspeise war sehr gut: gemischte Frutti di mare. Und zur Calzone gab es ein Glas Rotwein.

Und jetzt scheint die Sonne in mein Zimmer und ich bin hellwach, bereit zu einem Morgenspaziergang. Zu blöd nur, dass mein Schlüssel für die Eingangstüre des Hotels klemmt. Frühstück gibt es erst ab 8.00 Uhr und jetzt ist es noch nicht einmal sieben Uhr. Niemand da, der mir helfen könnte. Also gehe ich ganz hinauf zur Dachterrasse.

Da oben sei noch ein Platz für Party, hat mir Dani gestern gesagt, als er mir mein Zimmer zeigte. Er war sich zwar nicht ganz sicher, ob er das richtige englische Wort gefunden hätte, als er Party sagte. "Let me know, if there is a party", bat ich ihn.

das war nur die Vorspeise...

das war nur die Vorspeise...

... und das die Aussicht

... und das die Aussicht

Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass man hier oben eine Party feiern könnte, wenn dann höchstens eine Stehparty, denn es gibt weder Tische noch Stühle. Aber die Aussicht ist natürlich toll. Hier könnte ich den Sonnenaufgang beobachten, wenn ich einmal früh genug fit wäre.

Im Moment bleibt mir nichts anderes als zu warten, bis die Person kommt, die Frühstück macht. Könnte meinen Reisebericht von gestern fertig schreiben.

Ich werfe einen Blick auf den Parkplatz und entdecke - zwei rote Autos. Nummer fünfzig und einundfünfzig. Eigentlich wollte ich das Spiel gestern beenden. Mag gar nicht daran denken, mich nach schnauzbärtigen Männern umzusehen. Und Kaminfeger treffe ich hier bestimmt keinen. Es sollte ein Spiel sein, um die lange Fahrt auf der Autobahn zu verkürzen. Aber eben, die Geister, die ich rief...

Nella heisst die junge Frau, die für das Frühstück zuständig ist. Sie spricht ganz langsam und deutlich, aber sie ist etwas unsicher, wie sie mir begegnen soll. Ich kann einfach kein Italienisch, das kann ich drehen und wenden wie ich will. Und mit meinen spanischen Sätzen mit eingestreuten italienischen Wörtern scheine ich die Leute zu verunsichern. Nella tauscht meinen Schlüssel gegen einen anderen und ich probiere auch gleich aus, ob der funktioniert. Das ist wichtig, denn das Restaurant ist bis am Nachmittag geschlossen. Ich bin also ganz allein im Haus. Die beiden Biker, die ich beim Frühstück getroffen habe, sind bereits weitergefahren.

Ich brauche ein Internet. Eine halbe Stunde später bin ich in Cattolica. Hier hat es bestimmt einen Internet-Zugang in einem der grossen Hotels. Die Parkplatzsuche ist nicht ganz einfach, aber nachdem ich dreimal am gleichen Ort vorbei gefahren bin, wird einer frei. Und zu meinem eigenen Erstaunen schaffe ich es auf Anhieb, mein Auto seitlich in die kleine Lücke zu bringen. Und dabei hat gar niemand zugesehen.

In den Hotels am Strand gibt es zum Teil Internet, aber es ist ausschliesslich für Hotelgäste bestimmt, in anderen gibt es gar keinen Zugang, was ich fast nicht verstehen kann. Zum Glück weiss eine freundliche Serviertochter in einer Bar Rat und schickt mich ins Cafe Staccoli, im Zentrum, gleich bei der Gemeindeverwaltung. Ja da gibt es Internetzugang, aber nur für eine Stunde. Danach stellt es automatisch ab und da hilft kein Betteln, es gibt keine Verlängerung. Auch nicht wenn ich es bezahle oder noch etwas nachbestelle. "Kommen Sie morgen wieder, da bekommen sie einen neuen Code", meint der Kellner. Freundlich aber bestimmt.

Wer hat nicht schon solche Postkarten bekommen?

Wer hat nicht schon solche Postkarten bekommen?

Egal, eigentlich hat es gereicht zum Mails abfragen und den Reisebericht online stellen. Weil ich nicht genau weiss, wie lange mein Auto in der blauen Zone stehen darf, fahre ich weiter, Richtung Süden. Und komme auf einen Hügel am Meer. Hier gibt es einen phantastischen Blick hinunter auf die Strände. Und da sind sie, die schön ausgerichteten Sonnenschirme. In Reih und Glied stehen sie da. Genau so habe ich das in Erinnerung.

super durchorganisiert...

super durchorganisiert...

Gabicce Mare, ein ruhiger kleiner Ort, hoch über der Küste

Gabicce Mare, ein ruhiger kleiner Ort, hoch über der Küste

Ich bummle durch das kleine Dörfchen Gabicce Mare, schaue mich in Souvenirläden um, staune in Schmuckläden und trete in eines der Hotels. "Suchen sie die Rezeption?" fragt eine Angestellte. "Nein, das Restaurant", antworte ich. "Das ist geschlossen".

Mir ist schon aufgefallen, dass es kaum Leute hat, aber jetzt ist doch Hauptsaison. Oder ist die vielleicht erst im August? Jedenfalls bin ich in dem eleganten Restaurant das ich weiter oben entdecke, der einzige Gast. Fast hätte ich Lobster bestellt. Der Kellner hat ihn mir sogar an den Tisch gebracht. Aber 35 Euros für diese Schleckerei sind mir dann doch zu teuer und ich bestelle die gegrillten Fische, was sich als sehr gute Wahl erweist.

Tief unten funkelt das Meer und ich geniesse nicht nur die Aussicht. Es sieht aus, dass sich die Woche zu Schlemmerferien entwickelt. Kein Wunder, ich bin in Italien. Ob die Liegestühle da unten wohl alle besetzt sind? Im Wasser scheint sich jedenfalls kaum jemand aufzuhalten.

Das heutige Fischangebot

Das heutige Fischangebot

soll ich mir das wirklich antun?

soll ich mir das wirklich antun?

oder doch eher das?

oder doch eher das?

Nach dem Essen fahre ich doch noch einmal hinunter nach Cattolica und finde diesmal sogar den öffentlichen Parkplatz. Ich setze mich in eines der Strandcafes, will wissen wie das Strandleben aussieht. Doch mir ist bald klar, dass ich mir das heute nicht antun will. Es sind längst nicht alle Liegestühle besetzt, aber die meisten sind mit einem Badetuch markiert. Ob man die wohl tageweise oder gleich für die ganze Woche reserviert? Es gibt Badehäuschen und Rezeptionen. Und da entdecke ich doch tatsächlich ein Schild: Wifi-Zugang. Interessant, in den Hotels gibt es den nicht, aber in den Sand könnte ich meinen Laptop mitnehmen.

Für heute habe ich genug. Ich kehre zum Auto zurück und entdecke das Aquarium. Das grösste des Mittelmeers, verspricht das Plakat.

Gleich nach dem Eingang gibt es eine Pinguin-Gruppe. Ziemlich exotisch, die kleinen Frackträger. Und wie die schwimmen! Wenn man sich das Wasser wegdenkt, könnte man meinen, sie würden in der Luft fliegen. Ihre Flügelchen sind zwar winzig, aber sie bewegen sie wie die Vögel in der Luft.

Im 3-D-Kino begegne ich einem Verwandten des Lobsters. Jetzt bin ich fast froh, dass ich ihn nicht gegessen habe, denn er kommt mir hier mit seinen Scheren bedrohlich nahe.

Ebenso eindrücklich ist die Begegnung mit den riesigen Haien. 'Face to face with the shark' heisst der Slogan und ich kann ihnen tatsächlich fast in das gefrässige Maul schauen.

Weiter gibt es grosse Wasserschildkröten, ein paar eindrückliche grüne Moränen, und einen Riesenkraken. Ob der auch etwas von Fussball versteht? Dann hat es da einen Hammerhai und, riesige Rochen die elegant durch das Wasser gleiten und unzählige Fische in allen Farben und Grössen. Einige würde ich ganz gern in meinem Teller sehen, andere sind einfach nur schön.

Face to face with the shark

Face to face with the shark

Winzige Seepferdchen

Winzige Seepferdchen

der scheint ja eine ziemlich schlechte Laune zuhaben

der scheint ja eine ziemlich schlechte Laune zuhaben

dafür ist der so richtig selbstzufrieden. Er weiss um seine Wirkung.

dafür ist der so richtig selbstzufrieden. Er weiss um seine Wirkung.

Was gibts da zu grinsen?

Was gibts da zu grinsen?

Medusen, geheimnisvolle Wesen

Medusen, geheimnisvolle Wesen

Wer kennt den nicht?

Wer kennt den nicht?

Und was da aus einer Seeanemone guckt, ist doch tatsächlich Nemo. "Wow, look at it", freut sich das kleine Mädchen neben mir.

Faszinierend finde ich die Medusen. Diese weissen durchsichtigen Gespinste, die als flache filigrane Scheibe durchs Wasser gleiten und sich elegant zu einem runden fallschirmartigen Gebilde zusammenziehen. Sie sind immer in Bewegung und haben doch eigentlich gar keine körperliche Substanz. Ganz am Schluss entdecke ich noch ein paar gute Bekannte. Ein ganzer Schwarm Piranhas schwimmt hinter der Glasscheibe.

Am späteren Nachmittag bin ich zurück in Saludecio. Mein Zimmer ist dank dem heruntergelassenen Rollo angenehm kühl geblieben. Duschen, umziehen und später hinunter zum Nachtessen. Mein Tag war voll ausgefüllt, obwohl ich heute eigentlich gar nichts unternehmen wollte.

Saludecio

Saludecio

Aussicht von der obersten Terrasse

Aussicht von der obersten Terrasse

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Woche Rimini in der Hochsaison. Eigentlich gar kein typisches Ziel für mich, aber trotzdem einen Versuch wert. Ich habe ein Zimmer in einem kleinen Dörfchen im Hinterland von Rimini gebucht und werde da eine ruhige Woche verbringen. Ein wenig lesen, ausspannen, schreiben und die Gegend erkunden. Keine Abenteuer, ausser dem, dass ich kein Italienisch spreche, sondern nur meinem Spanisch einen italienischen Anstrich gebe und hoffe, dass man mich versteht.
Details:
Aufbruch: 23.07.2010
Dauer: 9 Tage
Heimkehr: 31.07.2010
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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