Latium mit Rom - durch das Land der Etrusker

Reisezeit: Juli / August 2013  |  von Angelika Gutsche

Der Süden Latiums und die Monti Aurunci

Nach der Erholungspause geht es am westlichen Rand des Parco Naturale di Monti weiter Richtung Süden. In Itri halten wir für Einkäufe und besichtigen das Musei dei Briganti, das die Geschichte des Brigantentums und eines seiner berühmtesten Führer, des "Fra Diavolo" erzählt, der gegen Großgrundbesitzer und Vertreter der Obrigkeit kämpfte.

Itri mit Castello

Itri mit Castello

Schon bald erreichen wir die Küste. Bei der Ortseinfahrt von Formia erhebt sich rechts neben der Straße das turmförmige, immer noch imposant wirkende Grab des Cicero. Der Philosoph und Rechtsgelehrte wurde hier im Jahre 43 v. Chr. ermordet.

Formia: Grabmal des Cicero

Formia: Grabmal des Cicero

Entlang der Küste Richtung Süden durchqueren wir das touristische Formia, von dessen Hafen die Fähren zu den Ponzianischen Inseln abgehen, bevor wir hinauf nach Maranola fahren. Der Ort hat eine urwüchsige Altstadt mit einer antiken römischen Zisterne, die leider erst abends für Besucher öffnet. Als wir uns am Dorfbrunnen mit frischem Quellwasser versorgen, kommen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der uns stolz erzählt, er hätte vierzig Jahre bei der Firma Metzeler in Lindau gearbeitet. Seine Frau gesellt sich zu uns. Sie stammt aus Kroatien und ist Muslima. Kennengelernt haben sich die beiden in Lindau.

Maranola: Altstadtgasse

Maranola: Altstadtgasse

Nun geht's hinein in die Bergwelt der Monti Aurunci. Von Maranola aus windet sich eine kleine Straße steil hinauf zum Monte Redentore (1292 m). Das Teersträßchen geht in eine Sandpiste über, die schon bald an einem gepflegten Picknickplatz endet. Zu fuß folgen wir eine gute halbe Stunde einem alten Pilgerpfad durch karstiges Bergland hinauf zum Redentore. Der Redentore oder Erlöser ist eine große Christusstatue, die über den Golf von Gaeta wacht und an Rio de Janeiro erinnert. Im Sockel der Statue befindet sich ein kleiner Altar, auf dem sehr einfache Opfergaben wie Haarspangen, Kettchen und Steine zwischen Kerzen abgelegt sind. Der Panoramablick auf den Golf von Gaeta und den Golf von Neapel ist atemberaubend. Von hier oben gehen weitere Wanderwege ab, zum Beispiel zum Gipfel des Monte Petrella (1533 m).

Monte Redentore: Wanderweg

Monte Redentore: Wanderweg

Monte Redentore: Kaplle und Gipfelkreuz

Monte Redentore: Kaplle und Gipfelkreuz

Monte Redentore: Blick auf den Golf von Gaeta

Monte Redentore: Blick auf den Golf von Gaeta

Wieder am Picknickplatz machen wir Brotzeit und begeben uns anschließend auf die Rückfahrt. Etwa auf halber Bergstrecke treffen wir bei einer kleinen Ansammlung von Häusern auf eine Kreuzung, dahinter liegt ein großer, schattiger Parkplatz. Hier werden wir diese Nacht bleiben. Am späten Nachmittag kommt zunächst eine hübsche, weiße, schmalköpfige Kuh mit einer großen Glocke vorbei und schaut nach, was los ist. Etwas später gesellt sich eine zweite Kuh dazu. Die Kühe halten zwar wegen der Hunde Abstand zu uns, ihre Neugier ist aber unübersehbar. Dann kommen noch Schafe und Ziegen mit einem prächtigen Bock vorbei, und gleich oberhalb von uns beziehen an einem Zaun drei zutrauliche Eselchen Stellung und fangen zu betteln an. Als wir ihnen etwas Brot und Äpfel geben, sind sie natürlich überhaupt nicht mehr zu bewegen, ihren Standort aufzugeben. Unsere Hunde sind etwas irritiert über diesen Tierauftrieb auf dem ansonsten verlassenen Parkplatz. Erst bei fortgeschrittener Dämmerung brechen die Eselchen auf, wohl in Richtung Stall. Dafür kommt ein Geländewagen. Ein Mann steigt aus und fragt, ob bei uns alles in Ordnung wäre. Als wir ihm dies versichern, wünscht er eine gute Nacht und fährt wieder ab.

Monte Redentore: Parkplatz

Monte Redentore: Parkplatz

Morgens werden wir durch Glockengebimmel geweckt. Unser Camper ist umstellt von Kühen! Die ganze Herde ist auf dem Parkplatz zugange und die Tiere zupfen an vereinzelt aus dem Kies wachsenden Grashalmen. Auch die drei Esel sind schon wieder da und warten aufs Frühstück. Bald stellt sich auch der Besitzer der Esel mit einem kleinen Auto ein, ein älterer Mann, und lobt den hier in der Gegend produzierten Peccorino. Gerne würden wir der Einladung des Mannes folgen und ihn probieren, doch wir haben keine Zeit, wir müssen aufbrechen.

Monte Redentore: weiße Kühe

Monte Redentore: weiße Kühe

© Angelika Gutsche, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reise führt uns von Süden her durch das touristisch erst zaghaft erschlossene Latium bis an dessen nördliche Grenze zur Toskana. Neben Rom sind unsere vorrangigen Ziele Überbleibsel der Etrusker, in deren Kernland Etrurien wir Ausgrabungsstätten und Museen besuchen. Dies hat zur Folge, dass unser Geschichtsbild eine erstaunliche Umwälzung erfährt.
Details:
Aufbruch: 20.07.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.08.2013
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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