Jakobsweg 2015 - Teil 1 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 6. März 2015 -3. Tag- Odeleite – Alcoutim

6. März 2015 - 3. Tag - Odeleite – Alcoutim - 18 km

6. März 2015 3. Tag
Odeleite – Alcoutim 18 km
Übernachtung: Jugend-Herberge mit Pilger-Ausweis
12,00 Euro (mit Frühstück)

Wie immer bin ich um 6.45 Uhr aufgestanden. Um 7.30 Uhr ging ich auf einen Kaffee in die neben der Pension befindliche Bar. Kurz vor 8 Uhr war ich dann auf dem Camino. Unten im Tal des Flusses Ribeira de Odeleite war es sehr frisch, obwohl die Sonne schien. Auf den Wiesen im Schatten lag noch Rauhreif. Die 5 km nach Foz de Odeleite, immer am Fluss entlang, waren herrlich. Nach Foz de Odeleite lief ich nicht mehr den GR 15, da er vom Fluss weg führte. Die Straße ist kaum befahren und so kam ich gegen 10.15 Uhr in Guerreiros do Rio an, wo ich in einem Strandcafe frühstückte: Cafe con Leche, belegtes Schinkenbrot, alkoholfreies Bier, 4 Euro.

Danach ging es über die Straße weiter Richtung Alcoutim. Kurz bevor die Straße den Berg hoch führt, habe ich den GR 15, der rechts hinunter ging, genommen. Eine sehr gute Entscheidung. Auf einem kurzen, aber steilen Anstieg gelangt man zu einem Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf den Fluss und hinüber bis zu der Festung Castillo de San Marcos oberhalb des spanischen Sanlucar de Guadiana, welches Alcoutim gegenüber liegt.

Die restlichen 6 km waren kein Problem mehr. Kurz nach 14 Uhr war ich in Alcoutim. Im Restaurant Camare verspeiste ich eine Dorade. So gestärkt machte ich mich auf zur Jugendherberge, wo ich kurz nach 15 Uhr eintraf.

Die Jugendherberge öffnet jedoch erst um 17 Uhr. So setzte ich mich auf die Terrasse und las in meinem E-Book-Reader. Die Zeit verflog im Nu. Nach dem Einchecken stand Duschen und Relaxen auf dem Programm.

Gegen 18.30 Uhr machte ich mich auf, um den Ort ein wenig zu erkunden. Um 19.30 Uhr aß ich im Restaurant Camare eine Kleinigkeit. Zurück in der Jugendherberge ging ich früh schlafen, denn am nächsten Tag steht ein langer Weg bevor.

Alcoutim ist eine Kleinstadt mit ca. 2.895 Einwohnern in Portugal, im Distrikt Faro. Sie liegt im äußersten Nordosten der Algarve am Grenzfluss Guadiana.

Grabstätten (port.: Antas) und andere Funde belegen eine vorgeschichtliche Besiedlung, etwa die Menhire von Lavajo oder die Anta do Malhão. Schon zur ausgehenden Jungsteinzeit, in der Kupferzeit und in der Bronzezeit wurden von dort Kupfer, Eisen und Mangan verschifft – Erze, die in der Umgebung gefördert wurden. Die Schiffe auf dem Guadiana mussten wegen der Auswirkungen der Gezeiten auf dem Fluss in Höhe Alcoutim warten, um bei Flut weiter stromabwärts fahren zu können – sicherlich ein Grund, warum gerade an dieser Stelle eine Ortschaft entstanden ist.

Die Menhire von Lavajo im Süden Portugals (Kreis Alcoutim im Distrikt Faro) sind Monolithen und bestehen aus zwei Menhirgruppen im Abstand von 250 m, die durch das Tal des Lavajo getrennt werden.

Die großen Steine werden dem späten Neolithikum oder der frühen Kupferzeit zugewiesen, wurden also vermutlich um 3500 v. Chr. aufgestellt. Solche Menhire tauchten um diese Zeit im Süden Portugals häufiger auf, während sie in Zentralportugal erst um 3000 v. Chr. erschienen. Sie bezeichneten möglicherweise territoriale Grenzen oder heilige Plätze. Untersucht wurden die Steine bei Grabungen in den Jahren 1998 und 2001, nachdem bereits 1994 bei unsachgemäßen Versuchen, die Steine wieder aufzurichten, schwerer Schaden angerichtet worden war.

Bemerkenswert ist, dass die Stellen zu den wenigen in der trockenen Region zählen, die unmittelbaren Zugang zu Trinkwasser bieten. Dies diente möglicherweise einer Form der Gartenwirtschaft auf den neolithischen Hügeln.
Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. eroberten die Römer die Iberische Halbinsel. Aus dieser Zeit als Ort der Provinz Lusitania sind der Staudamm Barragem Romana de Álamo und die Villa Montinho das Laranjeiras erhalten geblieben.
Auf die Römer folgten die Westgoten, die Reste ihrer Kirche finden sich an der Villa.

Im Zuge ihrer Landnahme ab 711 unterwarfen die Mauren auch Alcoutim. Sie errichteten die arabische Festung von Alcoutim, heute Castelo Velho (port. für: Alte Burg) genannt. Zudem sind Reste islamischer Landhäuser nahe der alten römischen Villa gefunden worden. Im Verlauf der Reconquista fiel Alcoutim 1240 an Portugal.

König D. Dinis gab Alcoutim 1304 Stadtrechte und ließ die Burg neu errichten, um den strategisch wichtigen, grenznah am Guadiana gelegenen Ort zu sichern. Wegen dieser Grenzlage war Alcoutim weiter verbunden mit ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn Spanien. Von dem auf der anderen Seite des Flusses gelegenen andalusischen Sanlúcar de Guadiana (Provinz Huelva) blicken die Reste einer Festung auf Alcoutim herab.

1371 wurde der Friedensvertrag (port.: Tratado de Alcoutim) geschlossen, mit dem der erste der Guerras Fernandinas (port. für: Ferdinandkriege) genannten drei Kriege zwischen dem Königreich Kastilien unter Heinrich II. und dem Königreich Portugal unter Ferdinand I. endete.

Im Zusammenhang mit dem Restaurationskrieg im 17. Jahrhundert wurden die Festungsanlagen in Alcoutim erneut verstärkt.

Alcoutim ist bekannt für sein Kunsthandwerk, insbesondere für seine Stickereien, Wollteppiche im Arraiolos-Stil, Korbwaren und Töpfereien. Seit einiger Zeit sind die Jutepuppen mit Darstellungen typischer Figuren der Region, und die kunstvollen Gebinde aus Maisstroh bekannt geworden.
U.a. können archäologische Ausgrabungsstellen verschiedener Epochen, einige Sakralbauten, und die Festungsanlagen besichtigt werden.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind:

• Ermida de Nossa Senhora da Conceicao – Kirche aus dem 16. Jh., im 18. Jh. rekonstruiert, beeindruckende Barocktreppe
• Casa dos Conde – altes Herrenhaus in der Innenstadt in der Rua 1.de Maio, beherbergt heute die Stadtbücherei
• Igreja Matriz – die Hauptkirche der Stadt, erbaut 1538 bis 1554, beachtenswert das Renaissanceportal, über dem Portal angebracht das Wappen der Grafen von Vila Real und Alcoutim.
• Castelo de Alcoutim – Das Kastell, die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes, wurde im 14. Jh. als Grenzverteidigung gebaut. Im 17. Jh. erfolgten Ausbauten für die Artillerie, erst 1878 endete die militärische Nutzung.

Bevor die Burg 1973 als Liegenschaft von öffentlichem Interesse eingestuft wurde, diente sie als Schlachthof. Die Anlage beherbergt das Burgmuseum, in dem Reste der alten Mauern und archäologische Funde ausgestellt sind.

• Capela de Santo António: Die kleine Kapelle beherbergt das Museum für sakrale Kunst (Núcleo Museológico de Arte Sacra de Alcoutim)
• Museu do Rio: Das Ethnografie- und Natur-Museum beschäftigt sich mit dem Fluss Guadiana, seiner Geschichte als Grenzfluss und als Betätigungsgebiet für Fischer und Schmuggler

Bilder auf der Homepage meines Mannes - www.harley-rolf.de

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela - 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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