Jakobsweg 2015 - Teil 2 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 19. März 2015-Alter do Chao–Alpalhao-Nisa-32 km

19. März 2015 Alter do Chao – Alpalhao - Nisa 32 km

19. März 2015 16. Tag
Alter do Chao – Alpalhao - Nisa 32 km
Übernachtung: Residencial Sao Luis 20,00 Euro (mit Frühstück)

Im Nachhinein muss ich sagen, die Unterkunft in Alter ist nicht zu empfehlen. Aber ich wollte eine Heizung und da blieb mir keine Wahl. Gestern Abend habe ich das Regenzeug weggepackt und ich muss sagen, das war richtig. Es war wieder ein wirklich schönes Pilgerwetter, leicht bewölkt, windig und ca. 16 Grad.

Kurz nach 8 Uhr bin ich auf den Camino gegangen. Wie angenehm das ist, wenn man gelben Pfeilen nachgehen kann und nicht immer ins Buch schauen muss. Die Comunen von Alter und Crato haben eine sehr schöne Strecke ausgewählt, die allerdings etwas weiter ist als die im Buch beschriebene. Trotzdem war es wunderbar, dort zu wandern, ganz wenig Asphalt.
Und dann die beiden römischen Brücken vor Crato – Ponte Velho do Prado (über den Ribeira do Prado) und Ponte do Choconal (über den Ribeira do Choconal). Diese ist eine der bekanntesten Brücken Portugals. Wieviele Römer, Pilger, Portugiesen da wohl schon rüber gegangen sind?

Erst gegen 12 Uhr erreichte ich Crato, Sitz des Johanniter- bzw. Malteserordens, der hier zeitweise seinen Sitz hatte. Das Malteserkreuz ist somit auch im ganzen Ort präsent.

Im Rathaus habe ich mir meinen Pilgerstempel abgeholt und dann in der Bar am großen Platz 2 Bier getrunken (1,60 Euro). Anschließend ging es weiter, nach Flor da Rosa, wo ich mir die mächtige Klosteranlage – - angeschaut habe, die heute eine Pousada (Hotel) ist.

Die Ortschaft entstand im Zuge der Besiedlungspolitik unter König D. Sancho II. nach Abschluss der portugiesischen Reconquista im 13. Jahrhundert. D. Sancho II. gab das Gebiet im Jahr 1232 dem Hospitaliterorden, der 1340 seinen portugiesischen Sitz im nahen Crato nahm. 1356 wurde der Ort Sitz eines Klosters, gegründet von Álvaro Gonçalves Pereira, dem Vater des heiliggesprochenen Ritters Nuno Álvares Pereira.

Der heutige Ort entwickelte sich daraus. Der Bau des Klosters begann in den 50er Jahren des 14. Jahrhunderts und wurde erst 20 Jahre später vollendet.

Ich ließ es mir nicht nehmen, in der Bar des ehrwürdigen Hauses einen Meia do Leite zu mir zu nehmen (3 Euro incl. Gebäck). Das kann ich nur jedem Besucher empfehlen. Im Bayerischen Wald bekommt man für den Preis gerade mal ein Haferl Kaffee und dieses schmeckt dazu nicht so gut.

Gegen 13.30 Uhr ging es dann durch ein Korkeichengebiet bis nach Vade do Peso. Kurz danach muss man aber auf der wenig befahrenen Straße ca. 3 km bis zum Bahnübergang gehen, dort führt dann rechts ein Weg in Eukalyptuswälder. Hier in dieser Gegend machen die Leute einen großen Fehler auf den schnell wachsenden Eukalyptus zu setzen, den man in Spanien schon eingesehen hat.

Obwohl ich schnell gegangen bin, kam ich erst um 17 Uhr in Alpahao an, wo ich den Bus wegen preisgünstigeren Unterkünften nach Nisa nahm. Er kam pünktlich um 17.40 Uhr und so war ich um kurz nach 18 Uhr in der empfohlenen Residencial Sao Luis.

Nach dem Duschen machte ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Da ich auf die Schnelle keines fand, doch einen Supermarkt sah, beschloss ich, heute mal kalt zu essen. Mit Schinken und Brot mit Tomaten war ich gut gesättigt und genoss einen Vino Tinto. Die Hälfte der Flasche hob ich mir für Morgen auf. Da ich mittlerweile die richtige Bettschwere hatte, ging ich schlafen.

Nisa ist eine Kleinstadt (Vila) und ein Kreis (Concelho) in Portugal mit 7.350 Einwohnern.

Funde belegen eine Besiedlung seit der Jungsteinzeit. Auf einer eisenzeitlichen Siedlung der Castrokultur errichteten die Römer eine eigene befestigte Ortschaft. Der heutige Name geht möglicherweise auf eine Villa zurück, die hier im Zuge der Besiedlung durch Angehörige verschiedener Völker des Römischen Reichs entstand. Nisa soll demnach die griechische Besitzerin der Villa geheißen haben, die als Namensgeberin der Ortschaft diente.

Nach der Eroberung weiter Teile des heutigen Alentejo von den Mauren gab König Sancho I. das hiesige Gebiet 1199 an den Templerorden. Dieser sorgte für die Besiedlung, hier vor allem mit südfranzösischen Siedlern, welche die hier entstehenden Ortschaften nach französischen Orten benannten. Zwischen 1229 und 1232 erhielt Nisa seine ersten Stadtrechte und wurde ein eigenständiger Kreis. Während der Auseinandersetzungen zwischen dem portugiesischen König D.Afonso IV. und dessen Schwiegersohn, dem kastilischen König Alfons XI., erlitt Nisa schwere Zerstörungen. König Manuel I. erneuerte 1512 die Stadtrechte im Zuge seiner Verwaltungsreformen.

Das Wappen zeigt eine Burg, über deren mittleren Turm das Kreuz des Christusorden zu sehen ist. Über dem linken Burgturm steht das portugiesische Wappen der Quinas, über dem rechten Turm ein islamischer Halbmond, während über beiden jeweils ein sechsstrahliger Stern steht. Das Wappen gibt die historische Entstehung des Ortes als islamischer, dann christlicher Ort wieder.

Landesweit bekannt sind die Thermalquellen und die lokale Käsespezialität, der herkunftsgeschützte Schafskäse Queijo de Nisa. Auch das hiesige Kunsthandwerk ist bekannt, insbesondere die Töpferei und die Stickerei. Das im historischen Gefängnisgebäude untergebrachte Museum Museu do Bordado e do Barro (dt.: Stickerei- und Tonmuseum) widmet sich diesen lokalen Traditionen.

Zu den Baudenkmälern des Ortes gehören historische Wohnhäuser und Brunnen, eine Reihe Sakralbauten, und verschiedene historische öffentliche Gebäude, wie das Kino, das Postgebäude, das Krankenhaus, und ein Viertel des sozialen Wohnungsbaus des Estado Novo-Regimes. Zu nennen ist zudem eine römische Brücke mit Römerstraße und die erhalten gebliebenen Teile der mittelalterlichen Burg, Stadtmauer und Tore.

Zudem steht der historische Ortskern als Ganzes unter Denkmalschutz. Thematisch sortierte Rundgänge und Wanderwege führen durch den Ort und den Kreis, etwa historische oder naturthematische Touren.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de
oder auf meinen Facebook Seiten.

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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