Dem Winter entfliehen - Kletterreise nach El Chorro

Reisezeit: Dezember 2013 - Januar 2014  |  von Christa Jöckel

Wir sind wahrlich keine Wintermenschen. Wenn es also draußen kalt und ungemütlich wird, warten wir sehnsüchtig auf die Ferien, damit wir uns in wärmere Gefilde verziehen können. So zum Beispiel nach Spanien.

El Chorro - große Kletterei und kleine Abenteuer

Ankommen

Die Gegend um El Chorro (in der Nähe von Málaga) ist als Winterklettergebiet in Europa und weit über europäische Grenzen hinaus bekannt. Nicht umsonst, denn die Temperaturen eignen sich zum klettern hervorragend. Man braucht zwar morgens und abends eine Jacke und nachts wird es doch recht kühl, aber tagsüber beim klettern wird einem schnell warm und mit T-Shirt oder dünnem Pulli ist man in der Regel bestens angezogen und bereit für alle Arten der Herausforderung. Genau das richtige also für uns, die dem nasskalten deutschen Winter für ein paar Tage entfliehen wollen.
In El Chorro waren wir abermals in der Finca La Campana untergebracht. Unsere Cottage "El Gato" hatte ihren Namen ganz offensichtlich nicht umsonst, denn Katzen besuchten uns dort zu Tims Ärgernis regelmäßig. Tim ist erst drei und er mag alles - nur keine Katzen. Leider passiert es hier öfter, dass diese ungefragt reinkommen, wenn man mal ein Fenster oder eine Tür offen lässt. Zum Glück hatten wir mit Tim eine ziemlich gute Alarmanlage, die sofort anschlug, wenn eine Katze in Sichtweite war.
Da unsere Cottage keine Heizung besitzt, ist hier abendliches Feuerschüren für uns Frostbeulen notwendig. Der Kamin macht die Küche zum gemütlichsten Zimmer in der Wohnung und das Holzhacken sorgt für sportliche Abwechslung. Weil es uns für Aufenthalte nach 18 Uhr einfach zu kalt war, machten wir es uns abends vor dem Kamin gemütlich und spielten hier mit den Kindern Spiele oder planten den kommenden Klettertag. Alles in allem ist der Urlaub in El Chorro also eine gemütliche Sache. Schwierig ist allein das morgendliche Aufstehen, da wir drei Erwachsenen im Bett verharren, in der Hoffnung, einer der anderen muss auf Toilette und somit das warme Bett verlassen. Dieser hatte dann auch die ehrenvolle Aufgabe, das Feuer anzuzünden.

Nördlich von El Chorro

Nördlich von El Chorro

Geliebte Kletterei

Weil wir die Abwechslung lieben, waren wir in unterschiedlichen Gebieten zum klettern unterwegs und kletterten neben gut abgesicherten Sportkletterrouten mit ein bis zwei Seillängen auch die eine oder andere Mehrseillängentour. Mit dem Mietwagen kann man hier alles recht gut erreichen. Es heißt zwar, viele Klettergebiete wären Fußläufig erreichbar, doch dafür wären wir wirklich lange unterwegs gewesen. Ein Auto zu mieten empfanden wir deshalb als äußerst sinnvoll.
Immer, wenn zwei (Eric und Claudia oder Eric und Christa) zu einer Mehrseillängentour aufbrachen, blieben die Kinder mit dem dritten Erwachsenen in der Finca. Von dort aus wurde die nähere Umgebung erkundet oder die alte Halfpipe zum Kinderspielgebiet erklärt. Erwachsene waren hier nur erwünscht, wenn mitgespielt wurde. Sowieso bietet die Finca für die Kinder mit Bouldermöglichkeit, Kletterbaum, Halfpipe, Trampolin und Pool für viel Abwechslung.
Wenn wir in Gebieten mit Einseillängentouren unterwegs waren, waren die Kinder natürlich mit dabei und kletterten auch mal mit, wenn sie nicht gerade zu sehr damit beschäftigt waren die Gegend zu erkunden oder zu spielen. Für die Kinder ist das immer eine schöne Zeit, denn es gibt eine Menge zu entdecken und viele Möglichkeiten zum spielen während die "Alten" an den Felsen abhängen.
Dass klettern allerdings auch riskant ist, wenn man nicht alle sieben Sinne beisammen hat, haben wir auch gemerkt. Eric und Christa waren allein in einem Klettergebiet unterwegs, als in einer nahegelegenen Mehrseillängentour ein deutscher Tourist abstürzte. Wiedereinmal war menschliches Versagen oder schlichtweg Leichtsinn der Grund. Glücklicherweise überlebte der Mann den Sturz von etwa 5 Metern auf einen kleinen Felsvorsprung und konnte von dort geborgen werden. Soweit wir mitbekommen hatten, hatte er keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen. Dies ermahnte uns einmal mehr, dass klettern zwar ein schöner Sport ist, aber man doch immer mit Verstand und Aufmerksamkeit bei der Sache zu sein hat.

Der Himmel in dieser Gegend ist unglaublich blau...

Der Himmel in dieser Gegend ist unglaublich blau...

Immer schön cool bleiben

Immer schön cool bleiben

Ronja im Kletterbaum bei unserer Ferienwohnung

Ronja im Kletterbaum bei unserer Ferienwohnung

El Caminito del Rey - der Königsweg

Eric und Christa wagten sich an einem kletterfreien Tag den Caminito del Rey zu begehen - ein nicht ganz ungefährlicher Klettersteig, der zumindest anfangs Christa psychisch einiges an Überwindung abverlangte. Entstanden ist dieser Weg vor über hundert Jahren und ist heute zum großen Teil verfallen. Der Betonweg, der in etwa 100 Metern über der Schlucht verläuft war bröselig, die Absicherung oft mehr als fragwürdig und die Felsen extrem speckig. Absolute Trittsicherheit war hier Grundvoraussetzung. Des öfteren mussten sie Kletterer umgehen, denn auf dem Caminito selbst starten verschiedene Klettertouren. Eric war dort ja bereits einmal entlang gewandert und kannte die Tücken des Weges. Die Anstrengungen, psychisch wie physisch, hatten sich jedoch für beide gelohnt, denn das Tal, das sich hinter dem Caminito erstreckt, ist weitestgehend unberührt. So schön, dass man fast meinen könnte, hier leben noch Dinosaurier.
Der Weg soll allerdings zwischen Ende 2014 und Anfang 2015 restauriert werden, sodass er auch wieder für die Allgemeinheit begehbar und sicher ist, denn mehr als einmal hat ein Wanderer hier sein Leben gelassen.

Der Caminito del Ray hat einige spektakurären Passagen - mit freiem Blick in die Tiefe

Der Caminito del Ray hat einige spektakurären Passagen - mit freiem Blick in die Tiefe

In Marokko gestrandet

Über Weihnachten kündigte sich schlechtes Wetter an. Bei Regen ist klettern nicht so prickelnd, also entschieden wir uns spontan dem Wetter ein Schnippchen zu schlagen und auf den nächstbesten Kontinent zu fliehen: Wir fuhren nach Tarifa und setzten von dort nach Tanger (Marokko) über. Geplant war, dort eine Nacht zu verbringen, sich die marokkanische Stadt und das Treiben auf dem Markt anzusehen und am nächsten Tag wieder zurück zu fahren. Allerdings war der Plan nicht mit dem Wetter konform. Am Abend zog ein Sturm auf, der die ganze Nacht hindurch anhielt und auch am Morgen noch recht stark war. Dieser Sturm wühlte das Meer zu stark auf, um mit der Fähre wieder nach Spanien überzusetzen.
Gefangen in Tanger machten wir das Beste draus, fanden einen Taxifahrer, der ganz passabel deutsch sprach und der uns für zwanzig Euro viele Stunden in der Stadt herum chauffierte, auf uns wartete, wenn wir uns etwas ansahen und für uns den Reiseführer spielte. Wir schauten uns viele Sehenswüdigkeiten und schöne Viertel der Stadt an, lernten etwas über das Leben in der Stadt, besuchten die Herkulesgrotte, aßen in einem guten Restaurant, gingen über den Markt und tranken in einer Bar marokkanischen Pfefferminztee.
Nach einer weiteren Nacht in Tanger hatte sich auch die See wieder erholt und die Fähren waren wieder im Einsatz.

Die "Karte Afrikas" - der wasserseitige Ausgang der Herkulesgrotte nahe Tanger.

Die "Karte Afrikas" - der wasserseitige Ausgang der Herkulesgrotte nahe Tanger.

Höhlenmenschen

Einige weitere kletterreiche Tage später brauchten wir wieder etwas Abwechslung. Da uns in der Ferienwohnung von einer kleinen Höhlentour erzählt wurde, die man unternehmen könne, beschlossen wir, das Angebot wahr zu nehmen und die kleine Höhle zu erkunden. Leider konnte der Entdecker der Höhle vier Tage vor unserer Abreise nicht mitkommen, aber er überließ uns eine Beschreibung, wie die Höhle zu finden sei.
Die Suche nach der Höhle gestaltete sich trotz guter Beschreibung als schwieriger als gedacht und es brauchte mehr als eineinhalb Stunden, um den kleinen Eingang zu finden. Mit Funkgeräten ausgestattet teilten wir uns auf und suchten den Eingang. Es ging bergauf und bergab bis endlich Ronja und Christa die kleine Höhle fanden, an der Eric zuvor nur wenige Meter vorbei gelaufen war. Ausgerüstet mit Müllsäcken über der Kleidung und Stirnlampen an unseren Kletterhelmen seilten wir uns in die Höhle ab und begannen mit der Erkundung. Tim fand dieses kleine Abenteuer ganz besonders spannend und auch Ronja fand immer neue Löcher und Winkel mit bizarren Felsstrukturen die es zu erkunden galt. Am Abend in der Dämmerung kamen wir erst wieder am Auto an und nach einem langen und erlebnisreichen Tag fielen wir alle müde ins Bett.

Der Einstieg in die Höhle - groß war er nicht.

Der Einstieg in die Höhle - groß war er nicht.

Alles hat ein Ende

Uns blieben noch wenige Tage zum klettern, bevor es schon wieder ans einpacken ging. Von der Sonne Spaniens verwöhnt, nahmen wir den Weg in die kalte Heimat auf uns. Natürlich war es nicht der letzte Besuch dort, denn die Gegend und die winterlichen Tempereaturen sind wirklich einen Ausflug wert.
Mehr Bilder und eine Beschreibung der Klettergebiete, die wir besucht haben, gibt es natürlich auf unserer eigenen Seite unter www.auf-achse-sein.de

© Christa Jöckel, 2014
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 19.12.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 05.01.2014
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Christa Jöckel berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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