Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von Thomas Eggers

Azofra nach Viloria de Rioja

Wir wachten um 6:20 Uhr auf und hatten um 7 Uhr die Rucksäcke auf dem Rücken.
Es war wie immer morgens noch echt kalt und wir gingen zum frühstücken in die volle Bar von gestern. Das spanische Frühstück war wie immer ein Tropfen auf dem heißen Stein..
In der Bar trafen wir auf unsere anderen Brasilianer und auf den Belgier Johann und seine holländische Begleitung...

Als ich aus dem Cafe ging um meine Wasserflasche am Brunnen zu füllen standen auf einmal Gabi und Raffael vor mir. Ich freute mich echt total. Sie erzählten uns, dass sie ein Dorf vorher übernachtet hatten und schon früh aufgebrochen waren.

Nilton, Maria, Raffael und ich gingen gemeinsam Richtung Santo Domingo de la Calzada. Es ist so lustig. Mann kennt sich erst seit über einer Woche, man verliert sich, man trifft sich wieder wie alte Freunde.......ich glaube auch das ist der Jacobsweg....!!!! Diese intensiven Begegnungen Es wurde ein schöner Abschnitt auf dem wir uns so viel zu erzählen hatten und auf dem es auch wieder so schön war schweigend nebeneinander zu gehen..

Wir durchwanderten einen schönen und weitläufigen Abschnitt.
Irgendwann kamen wir an einem Cafe an welches am Anfang einer ganz schrecklichen Urbanization lag. Urbanization ist der Begriff im Spanischen für ein Dorf oder eine Wohneinheit. Diese Urbanization war eine Geisterstadt. Ein Inbegriff der spanischen Krise. Es war ein ein ganz neuer Ort im Nichts. Aber es wohnte keiner in diesem neuen Dorf mit neuen Häusern. Es war gespenstisch. Aber das Cafe am Anfang ließ dieses noch gar nicht erahnen. Es war sogar ein Golfplatz am Cafe angeschlossen. Da es wohl auch das einzige Cafe in der Umgebung war, trafen wir hier auch Johann den Belgier mit holländischen Anhang und auch den Dresdener, den ich das letzte Mal in Torres del Rio sah und in Roncesvalles kennen gelernt hatte.
In Santo Domingo de la Calzada verloren wir Gabi und Raffael, die sich mit vielen anderen die Kathedrale anschauten und Nilton und ich gingen wieder alleine weiter.

Wir überschritten wieder eine Grenze indem wir in Kastilien einwanderten. Wir gingen ein hohes Tempo und waren recht platt. Wir kamen irgendwann in Viloria an. Hier gab es am Ortseingang eine kleines Haus welches eine Herberge war. Nilton ging rein und regelte alles. Es war eine ganz spezielle Herberge. Nilton holte mich rein und wir bezahlten jeder 5 Euro. Ich empfand das ohne mein Bett vorher zu sehen als zu wenig und wollte der Frau mehr geben...aber Sie nahm nicht mehr...in meinem Outdoor Reiseführer stand, dass es den Herbergen in Kastilien gesetzlich verboten war von Perigrinos mehr als 5 Euro für eine Übernachtung zu nehmen ...unglaublich....

Wir schleppten uns die Treppe hoch zum kleinen Schlafsaal. Es war alles schön rustikal, aber sehr kunstvoll. Wir waren echt fertig. Ich merkte es dadurch, indem ich total fror. Für mich immer ein klares Zeichen, dass ich mit durch war. Der Schlafraum hatte was absolut Einfaches und Schönes.
Ich ging duschen und wusch meine Klamotten im Wachbecken.....danach hing ich sie draußen auf. Ich saß dann draußen noch mit einer Engländerin und zwei Spaniern aus Barcelona eine Weile zusammen.

Danach war mir so schweinekalt, dass ich mir meinen Schlafsack schnappte und mich in mein Bett vergrub. Irgendwann ging ich mit Nilton runter und setzte mich an einen kleinen Tisch. Hier saßen wir alle aus dem Haus zusammen. Es waren die beiden spanischen Männer aus Barcelona die eine kleine Etappe des Jacobsweges mit dem Fahrrad fuhren, eine ältere argentinische Frau, eine Engländerin, ein Brasilianer, Nilton und ich.

Für mich war es ein ganz besonderer Abend. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich fand es echt unglaublich besonders hier mit diesen Menschen zu sitzen. Das Essen stand in der Küche und ich weiß gar nicht wer es gekocht hatte. Es war eine unglaubliche herzliche Stimmung. Nilton war oft der Übersetzter vom Spanischen ins Englische oder umgekehrt...Dieser Abend und diese Stimmung haben mich tatsächlich tief bewegt................

© Thomas Eggers, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
880 km zu Fuß über den klassischen Jakobsweg.
Details:
Aufbruch: 07.05.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.06.2015
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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