Andalusien - Spanien - 2016 - Teil 1 und 2

Reisezeit: April - Juni 2016  |  von Uschi Agboka

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Als Mauren werden all jene in Nordafrika – teilweise als Nomaden – lebenden Berberstämme verstanden, die vom 7. bis ins 10. Jahrhundert von den Arabern islamisiert wurden und diese bei ihrer Eroberung der Iberischen Halbinsel als kämpfende Truppe unterstützten. Doch ist damit keine homogene Volksgruppe gemeint – die Truppen, die als erste auf das europäische Festland vordrangen, bestanden nur zur Minderheit aus Arabern; der größte Teil der Truppen bestand aus Berbern, die im Gebiet der heutigen Maghreb-Staaten Tunesien, Algerien und Marokko beheimatet waren. Im späteren Mittelalter, insbesondere seit der Zeit der Kreuzzüge, nannte man die Mauren vornehmlich Sarazenen.

Sarazenen ist ein Begriff, der ursprünglich einen im Nordwesten der arabischen Halbinsel siedelnden Volksstamm bezeichnet. In Folge der islamischen Expansion wurde der Begriff in lateinischen Quellen und im christlichen Europa als Sammelbezeichnung für die islamischen Völker verwendet, die ab etwa 700 n. Chr. in den Mittelmeerraum eindrangen, meist unter dem Eindruck der von ihnen ausgehenden Piraterie. Zu ihnen zählen z. B. die Abbasiden, Fatimiden und Ziriden.

Bereits die Römer hatten es in Nordafrika oft mit plündernden Stämmen zu tun gehabt, die man Mauri oder Marusier nannte, und während in der Spätantike das weströmische Reich zerfiel, bildeten sich im 5. Jahrhundert mindestens sieben kleine maurische Kleinkönigreiche. Auch die Vandalen und das Exarchat von Karthago mussten sich mit ihnen auseinandersetzen. Erst den muslimischen Arabern gelang es im späteren 7. Jahrhundert, die oft noch halbnomadisch lebenden Mauren, die nun allmählich den Islam annahmen, besser zu kontrollieren.

Im Jahr 711 drangen Mauren und Araber in das christliche Reich der Westgoten ein. Unter ihrem Anführer Tāriq ibn Ziyād brachten sie den größten Teil der Iberischen Halbinsel in einem achtjährigen Feldzug unter islamische Herrschaft. Die herrschenden Westgoten waren durch innere Konflikte geschwächt und hatten dem Ansturm der Mauren nicht viel entgegenzusetzen. Womöglich boten auch die unter den Westgoten teilweise unterdrückten Sepharden den einrückenden Mauren ihre Unterstützung an.
Beim Versuch, auch Gebiete nördlich der Pyrenäen zu erobern, wurden die Mauren allerdings vom fränkischen Hausmeier Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers (732) zurückgeschlagen. Bis zum Jahr 759 war die vollständige Vertreibung der Mauren nördlich der Pyrenäen mit der Eroberung der Küstenlandschaft Septimanien durch Pippin den Jüngeren vollzogen. Dennoch konnten die Mauren bis ins 10. Jahrhundert hinein in Südfrankreich operieren.

Die Mauren herrschten mehrere Jahrhunderte lang über weite Teile der Iberischen Halbinsel und Nordafrikas. Im Jahr 750 wurde der maurische Staat durch einen Bürgerkrieg erschüttert. Das Land zerbrach in der Folge in zahlreiche islamische Lehen unter dem Kalifat von Córdoba. Im Rahmen der Reconquista dehnten die christlichen Reiche ihre Macht im Norden und Westen allmählich wieder über die ganze Iberische Halbinsel aus.

Es entstanden die christlichen Königreiche Asturien, Galicien, León, Navarra, Aragón, Katalonien und Kastilien, später aus diesen Spanien und Portugal.
Die frühe Periode der arabisch-maurischen Herrschaft ist bekannt für die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz, die Christen, Juden und Muslime einander entgegenbrachten.

Im Jahr 1031 brach jedoch das Kalifat von Córdoba zusammen, und es bildeten sich die Taifa-Königreiche, die bald unter die Herrschaft nordafrikanischer Mauren kamen. In einem dieser Kleinreiche, dem schon 1019 gegründeten der Ziriden von Granada, kam es 1066 zum ersten Judenpogrom Europas. Mit der Zeit konzentrierte sich die Macht in den Händen der Berber-Dynastien der Almoraviden (ca. 1050–1147), Almohaden (1147–1269) und Meriniden (1269–1465).

Am 16. Juli 1212 vertrieb ein Bund christlicher Könige unter Führung Alfons VIII. von Kastilien in der Batalla de Las Navas de Tolosa die Muslime aus Zentralspanien. Dennoch gedieh das maurische Emirat von Granada unter den Nasriden weitere drei Jahrhunderte. Dieses Königreich wurde später für architektonisch-ästhetische Meisterleistungen wie die Alhambra bekannt. Am 2. Januar 1492 wurde Boabdil, der Führer der letzten muslimischen Hochburg, von den Truppen des vereinigten christlichen Spaniens besiegt.

Die verbliebenen Muslime und alle spanischen Juden (Sephardim) mussten nach Erlass des Alhambra-Edikts Spanien verlassen oder zum Christentum konvertieren. Nachkommen der konvertierten Muslime wurden Moriscos genannt. Sie bildeten z. B. in Aragón, Valencia oder Andalusien einen wichtigen Anteil der bäuerlichen Bevölkerung, bis sie der Herzog von Lerma in den Jahren 1609–1615 endgültig vertrieb. Die meisten wanderten nach Nordafrika aus; einige ließen sich auch im Osmanischen Reich nieder. Wieder andere zogen als Fahrendes Volk (Zigeuner, Musikanten, Akrobaten, Moriskentänzer etc.) durch Europa.

Unter „Maurischer Kunst“ wird gemeinhin die Kunst des islamischen Westens (Andalusien, Maghreb) verstanden. Streng genommen müsste man jedoch die Frühphase, d. h. die Mezquita de Córdoba noch der Tradition des islamischen Ostens (Damaskus) zurechnen. Stand die Islamische Kunst in ihrer Anfangszeit noch in hohem Maße unter antik-römischem bzw. byzantinischem Einfluss, so bildete sich im Westen (Maghreb) der islamischen Welt mit der Okkupation der Macht durch verschiedene – teilweise untereinander verfeindeter – Berberstämme im 11. und 12. Jahrhundert ein Kunststil heraus, der als 'maurisch' bezeichnet wird. Die Kunsthandwerker übernahmen Elemente aus der arabischen Kunst des vorderen Orients und verknüpften diese mit Materialien und Dekormotiven aus der eigenen Tradition.

In der Architektur wird dies besonders deutlich: Säulen, Kuppeln, Innenhöfe etc. stammen vornehmlich aus der antiken Baukunst, die die Araber im Zuge ihrer Eroberungs- und Beutezüge kennenlernten und adaptierten. Auch die meisten – oft zu Endlos-Mustern vereinten – Dekorelemente (Flechtbänder, Rauten, Sechsecke, Sterne etc.) waren in der spätantiken Mosaikkunst bereits vorgebildet, wurden aber von den Kunsthandwerkern der islamischen Welt, speziell des Maghreb, zu wahren Meisterwerken weiterentwickelt.

Typische Materialien der maurischen Architektur sind Ziegelsteine für die tragende Struktur, Kachelmosaike, Stuck und Zedernholz als Verblendungen und grünglasierte Dachziegel (anfangs nur für Moscheen, später auch für Mausoleen und Paläste). Behauene Natursteine wurden nur bei Säulen und Kapitellen verwendet.

In der Keramik- und Schmuckkunst sowie in der Teppich- bzw. Stoffweberei verwendete man oft ähnliche Motive wie in der Architektur. Ursprünglich hatten diese – über ihren rein dekorativen Zweck hinaus – auch unheilabwehrende Funktionen.

© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Viel Kultur und Natur in Andalusien, abseits der normalen Touristenpfade. Teil 1 - 30.04. - 16.05.2016 Standort Sierra de Maria, Los Velez Natural Park Teil 2 - 17.05. - 08.06.2016 Standort Campingplatz Pueblo Blanco in Olvera
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.06.2016
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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