Passatsegeln in der Karibik

Reisezeit: Februar / März 2009  |  von Manfred Sürig

typisch British: Antigua

Sonntag, 15.Februar 2009

Sigi holt selbst mit der Baderampe das Schlauchboot hoch, anschließend wird der Außenborder des Dinghys an der Seereling verzurrt, schon um 8.00 h sind wir startbereit zum Törn 42 Seemeilen nach Antigua.
Ein zünftiger Hochseetörn hoch am Wind durch gewaltige Dünung. Mit dem Reff im Großsegel und der vollen Genua prescht die AMBASSADOR mit gut 6 bis 7 Knoten gegenan. Zu viel kneifen bringt nichts, sagt Sigi, laß den Kahn lieber laufen. Aber wie dann die Höhe nach Antigua halten ? Wir überholen eine große Yacht, die ständig um Höhe kämpft und eine andere kleinere, die abgefallen ist.
Wer wird wohl zuerst in Antigua ankommen ? Natürlich die, deren Skipper dem Wetterbericht vertraut hat! Tatsächlich dreht der Wind gegen Mittag, so dass wir mit noch besserem Tempo etwas anluven können und schon um 14 Uhr liegen wir vor Anker und können uns anschließend die Ankermanöver der anderen Boote nach uns ansehen.
Inzwischen war Wolfgang emsig tätig, denn heute hat er den ersten Fisch fangen können. Einen Wahoo, eine Riesenmakrele mit wenig Schuppen. Einen Teil gibts sofort zum Essen und Wolfgang ist stolz darauf, uns anzukündigen, dass die Filets eingefroren wurden und demnächst verspeist werden können

Du mußt mit der Kamera weiter zurückgehen, um den ganzen Fisch draufzukriegen !

Du mußt mit der Kamera weiter zurückgehen, um den ganzen Fisch draufzukriegen !

Wir sind wieder in einem neuen Staat -Antigua und Barbuda - und müssen einklarieren. Im historischen Schuppen der alten Werft, die die Engländer hier einst als Marinestützpunkt errichteten, muß Sigi Unmengen Formulare ausfüllen, die anschließend in den Computer eingetippt werden, und wir müssen zur Gesichtskontrolle mit. Nach 2 Stunden endlich ist das überstanden und wir dürfen uns frei an Land bewegen.

Millionen totes Kapital, aber Arbeitsplätze für die Bootsmänner

Millionen totes Kapital, aber Arbeitsplätze für die Bootsmänner

Ganz Antigua scheint eine einzige Marina zu sein - Yachten liegen hier mehr als an der Cote d'Azur, überwiegend Engländer, aber auch Australier und ein Tscheche. Der Supermarkt ist ganz auf die Bedürfnisse der Yachties eingestellt, die Auswahl an Rum ist unerschöplich. Wir bevorzugen ein Carib Beer, eisgekühlt, das wir zwischen den Händen erst anwärmen müssen. Anschließend ein Gang durch die Souvenirläden.

Nelson Harbour wird heute als Museum vermarktet

Nelson Harbour wird heute als Museum vermarktet

Die Backsteine der Häuser sind als Ballast mit den Schiffen aus England hierher gebracht worden. Auf dem Weg nach England wurde geraubtes Gold transportiert.....

Die Backsteine der Häuser sind als Ballast mit den Schiffen aus England hierher gebracht worden. Auf dem Weg nach England wurde geraubtes Gold transportiert.....

Solche Menschenmassen sind wir nicht mehr gewöhnt und der Gedanke, selbst beim Bad über Bord eine Badehose tragen zu müssen, erleichtert uns den Beschluß, um14 Uhr auszulaufen und eine ruhigere Bucht zu suchen.

Auf Ostkurs geht es unter Motor erst einmal gegenan. Sigi hat mir ein paar Wegepunkte für mein GPS gegeben, die uns am Ende vor ein Brandungsfeld führen, durch das wir irgendwo durch müssen. Die geringste Wassertiefe am Echolot wird 4 Meter, durchs klare Wasser kann man unter uns teils Sandflächen teils Korallenriffe sehen, und da segeln wir nun mit 7 Knoten durch, ein Nervenkitzel für den Rudergänger, aber Sigi sieht ab und zu unter Deck auf seine elektronische Seekarte und beruhigt uns, alles im grünen Bereich.
Tatsächlich kommen wir in eine weite, etwas tiefere Bucht und sind weit und breit das einzige Boot. Vor einem schönen Landhaus gehen wir vor Anker und genießen den Schutz des Riffs, auf dem wir die Brandung krachen sehen.
AnnMarie zaubert einen Putenbraten auf den Tisch, wir sind wieder rundum begeistert.

Auf der Suche nach einer stillen einsamen Bucht......

Auf der Suche nach einer stillen einsamen Bucht......

Antigua soll mit Green Island noch schönere Buchten haben, weiß Sigi. Sehen wir uns das heute mal an! Der Rückweg durch die Brandung ist schon Routine, dann gehts mit leichter Backstagsbrise nach Nordosten und Norden. Tatsächlich ist Green Island ein weitverzweigtes Paradies aus Inseln und Korallenriffen. Navigatorisch anspruchsvoll, aber sehr viele Yachties suchen diese Herausforderung, die Ankerplätze werden schon knapp, so voll ist es. Der Wind flaut immer mehr ab, das ideale Wetter zum Schnorcheln und tauchen, Wolfgang und Jonas sind schon bald nicht mehr zu sehen, Werner und ich genießen die absolute Ruhe mit einem Mittagsschläfchen.

unsere Nachbarschaft am Ankerplatz hinter Green Island, die Mannschaft darf nur vorn ins Beiboot steigen

unsere Nachbarschaft am Ankerplatz hinter Green Island, die Mannschaft darf nur vorn ins Beiboot steigen

Neben uns gibt es eine große schwarze englische Yacht zu bewundern, deren Bordleben wir mitverfolgen können. Da wünscht der Eigner ein Bad zu nehmen und wird von seiner Crew zunächst mit einer Schwimmweste bekleidet, dann ins Dinghy gesetzt und an den Sandstrand gefahren, von dem aus er dann zögernd ins Wasser schreitet. Später wird eine hohe Bank an Deck aufgebaut, auf die sich ein korpulenter Mittsechziger legt, der anschließend über eine Stunde von einer Masseurin durchgewalkt wird.
Um 17 Uhr setzt man sich zum Five-o'clock tea, wir können unsere Uhr danach einstellen.

Sigi, da könnet ihr euer Dienstleistungsspektrum auch noch erweitern !

Dem aber hält Sigi engegen: Dann müßtet Ihr euch aber auch nur auf dem Vordeck oder Achterdeck aufhalten und zum Fünfuhr-Tee darf dann einer von euch am Hauptdeck servieren!

......und mal achtern zum Bedienen des Eigners festmachen

......und mal achtern zum Bedienen des Eigners festmachen

Wir ziehen es vor, die Debatte nicht zu vertiefen und sind froh, dass es bei uns legärer an Bord zugeht. Wie gut schmeckt da das gemeinsame Abendessen aus dem vorgestern gefangenen Wahoo!

© Manfred Sürig, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
zum dritten Mal hatten wir uns bei Sigi angemeldet, dieses Mal für 4 Wochen, damit wir nie in Zeitdruck kommen sollten. Den gabs bei dieser Altherrenfahrt auch nie, was aber nicht heißen soll, dass es irgendwann mal langweilig wurde, dafür sorgten schon die "äußeren Bedingungen".......
Details:
Aufbruch: 05.02.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.03.2009
Reiseziele: Martinique
Dominica
Guadeloupe
Antigua und Barbuda
Montserrat
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.