Im Chitwan Nationalpark

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Chitwan Nationalpark (Teil 1)

Frueh gings wieder los. Aufbruch zu unserem ersten Nationalpark. Ich habe mal wieder einen Teil meines Gepaecks in dem Hotel gebunkert.

Dieses Mal haben wir fuer die Reise einen richtigen Touristenbus gebucht. Der unterschied zum normalen Reisebus liegt darin, dass dieser Bus nicht an jeder Ecke haelt, wenn jemand einsteigen oder aussteigen will (wie das sonst immer der Fall ist) und dass er etwas mehr Platz zu haben scheint (dies kann aber auch reich subjektiv sein, da der Bus einfach mal nicht vorschriftsmaessig ueberladen ist)

Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse und man konnte langsam dabei zusehen, wie das Land flacher, heisser (ja noch heisser!) und indischer wurde. Indischer heisst, mehr Getier und Gemensch auf den Strassen, generell wird einfach alles Mehr! Die Lautstaerke, der Gestank, die Umweltverschmutzung usw. (kennen die treuen Leser ja schon aus den ersten Kapiteln)

Und dann mitten in der Pampa, auf einem einsamen Parkplatz hiess es "Aussteigen".
Und meine Eltern haben mal einen ersten Eindruck davon bekommen, wie es ist, wenn man in Indien an einem Verkehrsknotenpunkt mit zu viel Gepaeck herumsteht. Nicht 2 bis 3 Taxifahrer wollen einem ihre Dienste lautstark und mit viel gezupfe und "Hello Sir" aufdraengen, Nein es sind 10! Und so standen wir da, um uns herum das Chaos und wir waren auch leider zu wenige (sind ja nur 4 in der Familie) um einen Abwehrkreis zu formieren. Eigentlich wollte ich ja die ganze Last auf mich nehmen und einen Taxifahrer auswaehlen, aber mein Vater war schneller. Und somit folgten wir ihm einfach und landeten auf der Ladeflaeche eines Jeeps. Doch um auf Nummer sicher zu gehen, zeigte ich dem Fahrer noch mal eine Karte und sagte ihm, dass wir nur dort und nirgendwo anders hin wollten. Er sagte "Okay"

Tja und schon nach 300 Metern merkte ich, dass wir zu einem Hotel gekarrt wurden. Ich war sauer auf mich selber, dass es schon wieder so weit gekommen ist und ich nicht auf meinen Instinkt gehoert hatte. Denn der Taxifahrer kam mir schon von anfang an nicht "real" vor. Sein Englisch war zu gut (das sind fast immer die Schlepper) und er hatte einen dieser neuen MP3-Player im Ohr. Das heisst er hat Geld! Und die normalen Taxifahrer haben dies nicht, oder sie zeigen es zumindestens nicht.

Dann habe ich dem Taxifahrer allerdings unmissverstaendlich klar gemacht, dass er gegen den Deal verstossen hat und dass er somit auch kein Geld (es ging eh nur um 50 Rupies) von uns bekommt. Ich bin dann schon manchmal sehr hat, schnell weg und hoer ihm auch nicht mehr zu. Wie ich Indien vermisst habe (Dabei sind wir noch in Nepal! Aber nah an der Grenze)

Zum Glueck war das Schlepperhotel nicht weit von unserem urspruenglichen Ziel entfernt, so dass wir dort bequem hinlaufen konnten. Und dann haben wir es mal so gemacht, wie ich es in Indien auch immer getan habe, wenn ich irgendwo neu war und ein Zimmer brauchte. Wir haben uns also in eine nette Bar gesetzt und sind ausgeschwaermt um die Hotels zu checken. Von ueberteuer (170 Dollar pro Person fuer 3 Tage) bis low budget (250 Rupies fuer ein Doppelzimmer) war alles dabei. Wir haben uns dann fuer die mittlere Preisklasse enschieden.

Das Riverview Camp hatte nette Haeuschen, einen schoenen Garten, Fliegengitter vor den Fenster, Moskitonetze ueber den Betten (sehr wichtig, wie ihr noch sehen werdet), eine ganz gute Speisekarte und einen Manager, der einen sehr ehrlichen Eindruck machte und uns keine Maerchen erzaehlt hat.

Das Dorfzentrum

Das Dorfzentrum

Unser Huettchen

Unser Huettchen

Und unsere Blutspendestation

Und unsere Blutspendestation

Eigentlich sollte das Zimmer 700 Rupies pro Nacht kosten, aber wir haben uns dann doch fuer das Komplettpaket mit 3 Uebernachtungen, Elefantendusche, Besuch der Elefantenzuchtstation, Junglewalk, Safaritour (zu Jeep oder zu Elefant) und Essen (Breakfast, Lunch, Dinner und alle Getraenke (ausser Bier und Cola) umsonst) gebucht. Eigentlich bin ich ja immer gegen diese Komplettangebote aber fuer 70 Euro pro Person konnte man eigentlich nicht mekkern und somit hatten wir nicht den Stress immer die Permits und die Fuehrungen zu organisieren. Somit konnten wir uns zuruecklehnen und alles mal mehr geniessen.

Am ersten Abend war zum Glueck noch kein Programm und somit habe ich erstmal eine Kleine Erkundungstour zum Rapti River unternommen, der nur 200 Meter entfernt lag.

Der Luftraum wird hier neben den unzaehligen Vogelarten (ueber 450! Arten) von tausenden von roten Libellen beherrscht. Auf dem schlammigen aber eingetrockneten Boden des Flussufers muss man bei jedem Schritt aufpassen, dass man keinen der unzaehligen winzigen Froesche zertritt.

Guck guck! hier gibts ganz kleine Tiere

Guck guck! hier gibts ganz kleine Tiere

und ganz Groooosse!

und ganz Groooosse!

Oder in einen der vielen Elephantenkothaufen tritt, aus denen aber manchmal ganz schoene Pilze wachsen.

Des weiteren findet man Krokodile

Sind aber (leider, sonst wurde es sich gefaehrlicher anhoeren  ) nur Fischfresser, keine Menschenfresser. "Iss ja langweilig!"

Sind aber (leider, sonst wurde es sich gefaehrlicher anhoeren ) nur Fischfresser, keine Menschenfresser. "Iss ja langweilig!"

und kleine Schlangen im Wasser

An fast jeder waessrigen Stelle findet man die schoene Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes)

schoen und ehrlich, aber auch gefaehrlich!

schoen und ehrlich, aber auch gefaehrlich!

Dieses schoene einkeimblaettrige Schwimmpflanze ist aber leider ein Indikator (Anzeiger) fuer eine unnatuerliche Eutrophierung (Belastung des Gewaessers mit "Stickstoff" und Phosphaten). Diese Pflanze hat durch ihre Gabe, mit diesen extremen Bedingungen gut klar zu kommen, ein unnatuerlich starkes Wachstum. Sie kann innerhalb von nur 2 Wochen die bewachsene Flaeche verdoppeln. Dadurch kommt in manchen Regionen der Welt der Schiffsverkehr fast zum erliegen. Des weiteren verlangsamt sie die Fliessgeschwindigkeit von Gewaessern und entzieht ihnen sehr viel Sauerstoff, was zum Absterben des Mikroklimas und somit zum umkippen (biologisch inaktiv)des Gewaessers fuehrt. Sie ist eine der invasivsten (unnatuerlich ausbreitenden) Neophyten (erst seit kurzem (weniger als 400 Jahre) hier beheimatet) der Welt!
Also merken, schoen aber sehr gefaehlich. In Indien sieht man sie in fast jedem Gewaesser, da fast alle Gewaesser in Indien tot sind!

Naja nur mal so ein kleiner Nachdenker am Rande, aber die Nepali werden schon irgendwann selber merken, dass man mal an Klaeranlagen denken sollte.
Des weiteren bot das Ufer noch einige andere botanische Schmankerl, von denen ich bei manchen noch nicht mal die Familie bestimmen konnte, da sie so krass von unserer Flora abweichen. (Bald alles unter Bluetepflanzen zu finden)
Aber diese Kuriositaet musste rein

An alle Biologen dieser Welt: Was ist das? (Normale Menschen bitte nicht hinlesen: Die Bluten sind fuenfzaehlig! Aber das ist doch keine Asteraceae oder?)

An alle Biologen dieser Welt: Was ist das? (Normale Menschen bitte nicht hinlesen: Die Bluten sind fuenfzaehlig! Aber das ist doch keine Asteraceae oder?)

Und dann war auch schon Abend

und wir verbrachten einen netten Abend in der kleinen Bumbusbar von Sueman (ich hoffe den schreibt man so). Der hatte ne brauchbare Gitarre und das noetige Rhythmusgefuehl um anstaendig zu jammen. War echt geil!

Suemann und seine Huette, sie moegen in Frieden verweilen

Suemann und seine Huette, sie moegen in Frieden verweilen

Hier haben wir auch einiges ueber die Nepalesische Kultur erfahren, die gerade von der westlichen "ueberrollt" wird. So feiern sie zum Beispiel seit 5 Jahren Weihnachten (fangt euch das bitte gar nicht erst an, denn die Werbeindustrie ist wie HIV, wird man sie nie wieder los und es wird jedes Jahr schlimmer) und sie feiern unser Silvester (31.12) mehr, als ihren eigenen Jahreswechsel (am 14.4, die Nepalesen haben schon 2066, hey dann bekomm ich ja schon Rente, Juhu!!!). Schon schade zu sehen wie sie ihre Kultur langsam gegen unsere eintauschen. Aber ich bin mir sicher, dass sie ihren ganz eigenen Charme nie verlieren werde, komme was wolle. Weder die Chinesen, noch die Inder, noch die ver...te Globalisierung koennen diesen Menschen ihre Lebensfreude nehmen.

In diesem Landstrich herrscht (wie auch fast im gesamten Rest des Landes) eine unnatuerliche Trockenheit. Schon seit 7 Monaten ist kein nennenswerter Regen gefallen. Ueber die Barbesucher haben wir erfahren, dass die laendliche Bevoelkerung glaubt, dass die Kamele (die ja bekanntlich als Wuestenbewohner die Trockenheit "lieben") daran schuld sind. Logisch, oder? Somit sind Kamelhalter im Moment nicht sehr beliebt.

Ihr seid schuld! So schuld! Und ihr habt vermutlich keine Ahnung warum euch gerade keiner mag...

Ihr seid schuld! So schuld! Und ihr habt vermutlich keine Ahnung warum euch gerade keiner mag...

Und dann kam die erste Nacht. Das allabendliche "Aftershave" besteht aus einer Mischung aus Antibrum forte und Antibrum sensitive, mit dem man am besten eine Ganzkoerperdusche durchfuehren sollte. Nach dem Zaehneputzen werden erstmal die Raender des Moskitonetzes unter die Matratze gestopft und danach das Netz nach den kleinen Biestern abgesucht. Wenn man dann alle getoetet hat, kann man sich beruhigt schlafen legen. Denkt man...
Erstmal ist es auch nachts noch sehr heiss (wie man dagegen vorgeht folgt im naechsten Kapitel) und die Wirkung des Chemiecocktails haelt auch nicht ewig.

Als ich am naechsten Morgen aufwachte musste ich feststellen, dass ich wieder 3 neue Gaeste hatte... im Netz!
(Die Nepali sagen, dass sie so klein sind, dass sie durch die Netze hindurch koennen, aber nicht wieder heraus wenn sie sich vollgesaugt haben. Ha Ha!)
Zum Glueck sind die Moskitostiche hier nicht so schlimm wie in Deutschland, sie jucken nur 10 Minuten etwas und wenn man sich bis dahin nicht gejuckt hat, hat man auch schon Ruhe. Auch die Malariagefahr ist zum Glueck seit 30 Jahren als sehr gering einzuschaetzen.

nicht so boese...

nicht so boese...

Dagegen sind die Brennnesseln hier von einem ganz anderen Kaliber als die deutschen. Ich hatte einmal das "Vergnuegen" eine mit der Schulter zu streifen und die 3 Stiche tun 10 Minuten richtig dolle (ich konnte mir das laute Aua nicht verkneifen), 1 Stunde stark, und den ganzen restlichen Tag deutlich spuerbar weh

sehr BOESE!!!

sehr BOESE!!!

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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