Zu Gast bei Gadhafi - eine Fahrt durch die libysche Sahara

Reisezeit: Februar / März 2004  |  von Angelika Gutsche

In der Einsamkeit des Jabal Ghanimeh

Wir folgen der Wegbeschreibung von Monsieur Abaya und fahren ca. 40 km neben einer zusammengebrochenen Teerstraße bis zu einem großen Sendemast. Dort ist der Ausgangspunkt einer Piste in den Jabal Ghanimeh, unserem nächsten Ziel.

Die flache und karstige Landschaft ist von Wadis durchzogen. Bei jedem Halt finden wir neue Artefakte, vor allem Schabesteine mit deutlich gearbeiteten Fingergriffen. Den besten Fund macht Tina: eine Axt, deutlich auszumachen das Loch, in dem der Griff befestigt war.

Dann führt die Fahrt durch einen ehemaligen Wald. Versteinerte Holzstämme in allen Größen sind im sandigen Gelände auszumachen und lassen sich leicht vollständig ausgraben. Wir tragen zusammen, was sich so findet und haben im Nu einen ganzen Holzstapel aufgebaut.
Bei bedecktem Himmel erreichen wir den wild-schönen Gebirgsstock des Jabal Ghanimeh. Djima entdeckt Mufflon-Spuren. Der steile Aufstieg über eine Schotter-Piste erweist sich als schwierig. Wir müssen erst etliche große Steine und Felsbrocken aus dem Weg räumen, bevor wir mit unseren für diese Piste etwas zu breiten Autos weiterfahren können. Endlich liegt vor uns das Plateau des Jabal Ghanimeh, eine weite Hochebene aus Geröll, die es zu durchqueren gilt.

Steine müssen aus dem Weg geräumt werden

Steine müssen aus dem Weg geräumt werden

Wir stoßen auf eine Ansammlung von Holzbrettern, die über die Gegend verstreut liegen. Erst nach genauer Begutachtung wird uns klar, dass es sich um geöffnete Waffen- und Munitionskisten handelt. Wir laden einige Bretter auf, denn als Brennholz eignen sie sich bestimmt gut.

Unsere Fahrt endet abrupt vor einem grandiosen Canon. Die Aussicht ist überwältigend, nur leider ist hier die Piste zu Ende. Ein Kamel würde vielleicht den Abstieg bewältigen, für unsere Autos gibt es keine Möglichkeit. Es ist schon spät und so schlagen wir unser Lager auf und genießen den Sonnenuntergang über dem Canon. Heute Abend sind wir Djimas Gäste. Er war so begeistert, weil uns in Al Gatrun das Kamelgulasch schmeckte, dass er dort auf dem Markt frisches Kamelfleisch gekauft hat. Wir werden bekocht!

Die Nacht war anstrengend. Ein starker Wind, der, mal sehr kalt, dann wieder warm, das Zelt ständig niederdrückte, ließ mich kaum schlafen. Morgens bläst dann der trocken-kalte Nordost-Passat, genannt Harmattan. Er ist dem bayerischen Föhn vergleichbar und die Sahara verdankt ihm ihre dauerhafte Hochdrucklage. Das Wüsten-Klima kostet Kraft. Häufig fühle ich, wie mir trotz Zelt nachts der Wind alle Feuchtigkeit aus dem Körper zieht. Der hohe Temperaturgradient, d.h. der starke Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht, wie auch zwischen Sommer und Winter, wird verursacht durch die niedrige Luftfeuchtfeuchtigkeit, die hier in der libyschen Sahara Extremwerte bis nur noch 5% erreichen kann.

Wir müssen umkehren und auf dem Plateau ein Stück zurückfahren. Wir wollen in das Tal der Felsbilder, das an der Ostflanke des Jabal liegt. Als wir auf eine rechts abgehende Piste stoßen, folgen wir ihr. Wir erreichen den östlichen Abbruch des Gebirges und können eine Route ausmachen, die den Abbruch hinunterführt. Nach einigem Suchen finden wir die Schotterpiste und wagen die steile Abfahrt in das Wadi.

© Angelika Gutsche, 2004
Du bist hier : Startseite Afrika Libyen In der Einsamkeit des Jabal Ghanimeh
Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit einem roten Feuerwehrauto, einem blauen Katastrophenschutzauto, einem BMW-Motorrad haben wir (6 Männer, 2 Frauen, 1 Hund) den süd-östlichen Teil der libyschen Sahara durchquert. Unsere Route führte durch die Dünenfelder des Idhan Ubari hinunter nach Al Awaynat, über Ubari, Germa und Murzuk, durch den Idhan Murzuk bis nach Al Gatrun. Dann machten wir einen Abstecher zum Jabal Ghanimeh , um anschließend die Rückreise über Sebha, Brak und Idri, vorbei an den Salzseen, bis nach Darj anzutreten.
Details:
Aufbruch: Februar 2004
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: März 2004
Reiseziele: Libyen / Libysch-Arabische Dschamahirija
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors