Mit dem VW-Bus durch Marokko

Reisezeit: Dezember 2008 - Januar 2009  |  von Angelika Gutsche

Entlang des Rif- und des Atlas-Gebirges

Es wird das Hammelfest gefeiert. In Tetouan sind alle Läden geschlossen und an größeren Straßenkreuzungen halten Metzger mit blutgetränkten Schürzen ihre Dolche hoch, um ihre Dienste für weitere Hammelschlachtungen anzubieten. Wir fahren weiter nach Chefchaouen. Der Ort soll mit Wasser gesegnet sein, das können wir nur bestätigen und alles Wasser kommt heute von oben. Nachdem wegen der Feiertage auch hier alle Märkte und Geschäfte geschlossen sind, lassen wir Chefchaouen, obwohl es mit seiner malerischen Altstadt, dem andalusischen Viertel und der Grab-Moschee ein sehr hübscher Ort sein soll, links liegen. Unser einziger Wunsch: endlich den Regenwolken zu entfliehen.

Landschaft bei Chefchaouen

Landschaft bei Chefchaouen

Weiter geht es Richtung Quezzane. Hier beginnen schon die Ausläufer des Rif-Gebirges und je höher wir kommen, desto mehr verstärkt sich der Regen. Noch vor Ouezzane, bei Sidi ben Saada, biegen wir rechts in einen kleinen Weg ab und lagern an einem Flussufer. Es regnet - mal stärker, mal schwächer - und nur zweimal kommen Hirten vorbei, die uns etwas erstaunt grüßen. Als nachts die Tropfen auf das Dach unseres Busses trommeln, sind wir aber schon so was von froh, dass wir nicht mit dem Zelt unterwegs sind...

Lagerplatz bei Sidi ben Saada

Lagerplatz bei Sidi ben Saada

Am nächsten Vormittag erreichen wir Ouezzane. Es gilt als heilige Stadt und wichtiger Wallfahrtsort. Auch hier ist wegen des dreitägigen Hammelfests alles geschlossen. Ein älterer Marokkaner nimmt uns unter seine Fittiche und bis wir uns versehen, sitzen wir bei ihm im Wohnzimmer, trinken mit seiner Familie Tee und begutachten Teppiche und Decken, die seine Frau aus der berühmten Rif-Schafwolle gewebt hat. Die Sachen sind wirklich sehr hübsch, auch preiswert, aber wir können doch nicht schon am ersten Tag den ersten Teppich kaufen! Wenigstens eine bunte Decke kommt mit. Das sind uns der Einblick ins berberische Familienleben und der nette Plausch schon wert. Und schließlich wechselt uns der alte Herr auch noch Geld und führt uns durch die Stadt. Wir bewundern die Moschee und die Mausoleen im Heiligen Bezirk, dann die Arbeit der Schmiede, die heute vor allem mit dem Ausbrennen des Gehörns aus den Hammelköpfen beschäftigt sind.

Quezzane: Uhrturm

Quezzane: Uhrturm

Weiter geht's durch regennasse Landschaften vorbei an Meknes und Khemissed. In dem landwirtschaftlich genutzten Gebiet ist es schwierig, einen Lagerplatz zu finden. Irgendwann biegen wir schon etwas verzweifelt links in ein kleines Sträßchen ab und landen nach kurzer Zeit an einem sehr idyllischen See, dem Dayet Roumi. Das passt ja ganz wunderbar! Es sind hier nur wenige Spaziergänger unterwegs - kein Wunder, denn es ziehen Nebelschleier vom See auf und im Freien ist es ziemlich ungemütlich. Also rein in den Bus, ein Süppchen gekocht und anschließend in den Schlafsack gekuschelt.

Dayet Roumi: Nebelschleier ziehen am See auf

Dayet Roumi: Nebelschleier ziehen am See auf

Der nächste Morgen begrüßt uns endlich mit freundlichen Sonnenstrahlen. Mit Wolfi unternehmen wir einen Spaziergang entlang des Ufers und bestaunen die vielen Wasservögel, die hier zu Hause sind. Dann geht es weiter Richtung Marrakesch. Fantastische Riesengesteinsbrocken und -formationen finden sich in der Landschaft bei dem Ort Moyen. Schäfer ziehen mit ihren Herden über das grüne Land. Ein Bauer hilft uns, an einem Brunnen Wasser aufzunehmen.

Bei Moyen: Riesengesteinsformationen

Bei Moyen: Riesengesteinsformationen

Endlich tauchen linkerhand am Rande der Ebene die hohen, schneebedeckten Gipfel des Atlas-Gebirges auf. Abends biegen wir bei M'Zem auf eine kleine steinige Piste ab und halten zum Lagern in einer Senke. Der Wind ist frisch, aber es bleibt sonnig und trocken. Morgens unternehmen wir einen ausgiebigen Spaziergang Richtung Berge mit wunderbaren Ausblicken.

bei M'Zem: schneebeckten Gipfel des Atlas-Gebirges

bei M'Zem: schneebeckten Gipfel des Atlas-Gebirges

Vormittags erreichen wir Marrakesch. Schon bei unserem letzten Marokko-Besuch haben wir die Stadt ausgiebig besichtigt, so dass wir heute nur einen kleinen Ausflug auf den Djemaa el Fna- machen, um dort einen frisch gepressten Orangensaft zu trinken. Wir schaffen es auch diesmal nicht, den Schlangenbeschwörern zu entgehen, die mir irgendein Nattertier um den Hals schmeißen. Ist okay. Gehört einfach dazu. Beim Mittagessen in einem einfachen Restaurant stellen wir fest, dass sich die Preise im mondänen Marrakesch immer mehr den europäischen Normen anpassen. Also zurück in unseren Bus und weiter Richtung Süden.

Marrakesch: Djemaa el Fna

Marrakesch: Djemaa el Fna

© Angelika Gutsche, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bei dieser Reise wollen wir entlang des Rif-Gebirges und des Atlas-Gebirges in den Süden Marokkos, dort die Landschaften rund um Tafraoute im Anti-Atlas besuchen, um anschließend durch das Oued Draa nach TanTan zu gelangen. Über Guelmim, dem Tor zur Sahara, und entlang der Atlantik-Küste - unter anderem mit Aufenthalt in Rabat - geht es zurück nach Ceuta.
Details:
Aufbruch: 04.12.2008
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.01.2009
Reiseziele: Spanien
Marokko
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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