auf den Dächern Afrikas

Reisezeit: Februar 2014  |  von Herbert S.

über Land nach Bahir Dar

Unser heutiges Ziel ist der 565 km entfernte Tana-See. Wir nehmen wieder die Straße nach Entoto nordwärts aus Addis heraus - wie schon gestern geht kontinuierlich bergauf auf eine Hochebene. Sie erscheint recht fruchtbar, denn überall stehen Rundhütten, und man sieht zahlreiche Dreschplätze für das angebaute Tef - ein Getreide -vielleicht eher eine Grassorte - dessen winzige Körner aussehen wie Grieß und als Grundnahrungsmittel für Äthiopien gilt. Das hieraus gebackene Sauerteig-Fladenbrot ist etwas gewöhnungsbedürftig, läßt sich aber gut essen.

Rundhütten auf der Hochebene

Rundhütten auf der Hochebene

Dreschen von Tef

Dreschen von Tef

Am Straßenrand der recht dicht besiedelten Hochebene sieht man immer mal wieder sogenannte Strassenkirchen, häufig unscheinbare Bauten mit einem Kreuz auf dem Dach. Wir stoppen an einer solchen wegen des riesigen Raubvogels auf dem Kreuz.

Straßenkirche in der 'Einsamkeit'

Straßenkirche in der 'Einsamkeit'

Immer wieder sieht man Gruppen von Menschen, die schier unendliche Wegstrecken über die Strasse oder auch über das freie Land zurücklegen.

Wassertransport per Mensch oder Esel im Kanister

Wassertransport per Mensch oder Esel im Kanister

Debre Libanos

Nach etwa 100 km auf der recht befahrenen Hauptstraße geht rechts ein markierter Abzweig ab, der zum berühmten Kloster Debre Libanos führt. Das Kloster liegt auf einem Plateau über einer steil abfallenden Schlucht.

die erste Schlucht in der Hochebene

die erste Schlucht in der Hochebene

Klosterplateau mit Basaltsteilhängen

Klosterplateau mit Basaltsteilhängen

Das Kloster soll im 13. Jh. unter dem Namen Debre Azbo vom Heiligen Tekle Haymanot gegründet worden sein.
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Die alten Klostergebäude waren von den italienischen Besatzern 1937 im Rahmen der Vergeltungsmaßnahmen nach dem mißglückten Attentat auf den ilalienischen Vizekönig Marschall Graziani niedergebrannt worden. 320 Mönche in Debre Libanos - alle, die man im Kloster fand - wurden auf Befehl vom 24. Mai 1937 erschossen.
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Die heutige achteckige Kirche mit der silbernen Kuppel und dem Kreuz auf einer Stange wurde erst in den fünfziger Jahren errichtet.

Kirchenkuppel von Debre Libanos

Kirchenkuppel von Debre Libanos

Die Malereien und Glasfenster wurden von Afework Tekle entworfen, der auch die Fenster der Africa Hall in der Hauptstadt gestaltete.

Mosaiken an der Fassade

Mosaiken an der Fassade

Malereien Afework Tekle

Malereien Afework Tekle

krassbunte, moderne Glasfenster mit biblischen Motiven

krassbunte, moderne Glasfenster mit biblischen Motiven

Im angeschlossenen kleinen Museum wird strengstens darauf geachtet, dass niemand fotografiert. Ausgestellt sind toll ornamentierte Handkreuze mit fast archaischen Schnitzereien, solche in groß für Stöcke und in klein für die Hand, Bücherständer, die englischen Gegenständen alle Ehre machen würden, Bucheinbände (meist mit Tuch bespannte Holzdeckel), Trommeln, Schriften und natürlich Gewänder. Leider sind die Gegenstände z.T. recht unansehnlich präsentiert.
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Vor dem Kloster sind eine ganze Reihe von Pilgern, die andächtig und betend die Zeit verbringen.

andächtige Pilger

andächtige Pilger

Im Dorf Debre Libanos ist der Teufel los. Alle Menschen scheinen auf der Strasse zu sein - wie geschäftig es dort ist, zeigt ein kleiner Videoclip.

Am Abzweig zum Kloster hatten wir schon einen Blick in die tiefeingegrabene Schlucht geworfen. Nun machen wir an einen kleinen Hotel (deutsch?) mit fantastischen Ausblicken einen kurzen Stop. Die Zeit von hier zu einer portugiesischen Brücke aus dem 16. Jh. mit hohem Wasserfall hinunterzulaufen haben wir leider nicht.

Ausblicke vom Hotel in die Schlucht

Ausblicke vom Hotel in die Schlucht

Die fünfeckigen Basaltblöcke, die wir am Steilhang von Debre Libanos gesehen haben, liegen hier als Bodenbelag.

Die fünfeckigen Basaltblöcke, die wir am Steilhang von Debre Libanos gesehen haben, liegen hier als Bodenbelag.

Auf der Fahrt von Debre Libanos Richtung Norden erreicht man nach ca. 100 km die mehr als 1500 m tiefe Schlucht des Abay (Blauer Nil). Dieser Fluss, der über etwa 800 km (von insgesamt ca. 1450 km) innerhalb Äthiopiens verläuft, markiert die Grenze zwischen den historischen Provinzen Shoa und Gojam.

Die Strasse windet sich von Süden etwa 1000m hinab - gott sei Dank ist sie geteert - trotzdem quälen sich entgegenkommende Fahrzeuge mühsam die Steigung hinauf.

Die Strasse windet sich von Süden etwa 1000m hinab - gott sei Dank ist sie geteert - trotzdem quälen sich entgegenkommende Fahrzeuge mühsam die Steigung hinauf.

Ausblick auf den Canyon

Ausblick auf den Canyon

Am Wegesrand beobachten die ersten Affen den Verkehr

Im Tal überspannnt eine neue Brücke den blauen Nil - direkt neben der alten aus Heile Selassies Zeiten. Eigentlich darf man sie nicht fotografieren (strategisch?!

die neue Brücke

die neue Brücke

die alte Brücke

die alte Brücke

der blaue Nil

der blaue Nil

In dieser Gegend wachsen zahlreiche baumartige Sträucher, die Früchte tragen - es sind aber keine Mangos wie man meinen könnte, sondern hochgiftige Judasäpfel. Sie sind vollständig hohl, die Sträucher haben wunderschöne Blüten.

Judasapfel

Judasapfel

Nach dem mühsamen Aufstieg auf der nördlichen Seite machen wir kurz Rast in Dejen, nicht ohne Moschee und Kirche zu bewundern.

Moschee in Dejen

Moschee in Dejen

Kirchenneubau in Dejen

Kirchenneubau in Dejen

Die Nord-Süd-Achse ist stark frequentiert vor allem von Lastern. Die 'restlichen' gut 300 km ziehen sich unendlich lang hin und es wird allmählich dämmerig. Es bleibt nur auf die Strasse starren und ab und zu Besonderheiten festzuhalten.

wie beispielsweise stark erodierte 'Wiesen'

wie beispielsweise stark erodierte 'Wiesen'

savannenartige Landschaft mit Schirmakazien

savannenartige Landschaft mit Schirmakazien

oder völlig überladene - gefährliche - 'Menschentransporte'

oder völlig überladene - gefährliche - 'Menschentransporte'

Schließlich halten wir noch einen Sonnenuntergang fest (18.30 Uhr) und erreichen wohlbehalten in der Dunkelheit den Ort Bahir Dar am Tanasee.

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf die Frage im Freundeskreis 'was wollt Ihr denn in Äthiopien - ist es da nicht so gefährlich?' können wir nur antworten. Äthiopien hat eine lange, reiche und bunte Geschichte, die 3.000 Jahre und in die Zeit von Königin Sheba zurückverfolgt werden kann. Axum, Lalibela, Gondar, Bahir Dar sowie Harar sind die herausragendsten Attraktionen und dort passiert sicherlich nicht mehr als in einer deutschen Großstadt. .
Details:
Aufbruch: Februar 2014
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Februar 2014
Reiseziele: Äthiopien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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