MAL EBEN KURZ NACH ERITREA

Reisezeit: April 2005  |  von Uwe Decker

Massawa - Perle am Roten Meer

Massawa hat was, ohne Zweifel. Auf die Stadt habe ich mich besonders gefreut. Auf dem Festland wohnen die meisten Leute, das Zentrum aber besteht aus zwei Inseln, die miteinander und dem Festland durch zwei Dämme verbunden sind. Die werden gerade ausgebessert und verbreitert, die Bauarbeiten machen die Überquerung zu einem Hindernislauf. Die erste Insel, Taulud, bildet das geschäftliche Zentrum der Stadt, auf der zweiten, Batse, spielt sich das Leben, vor allem abends, ab.

Ich beziehe Stellung im Dahlak Hotel, strategisch günstig gelegen am Ende von Taulud, gegenüber dem zerschossenen und nicht restaurierten Imperial Palace, drei Gehminuten von Batse entfernt. Vor dem Imperial Palace wurden einige Container aufgestellt, ich nehme an, um die Fotos vom Gebäude noch etwas zu verschönern. Am Sonntag Nachmittag herrscht hier reges Treiben. Es gibt also tatsächlich richtige Touris in Eritrea -und gleich so viele. Einige Reisegruppen kommen von Tauchausflügen im Roten Meer zurück, die Dahlak Inseln sind noch ziemlich unberührt und gelten unter Tauchsportlern als Geheimtipp. Es herrscht ein wildes Durcheinander von Menschen, Rucksäcken, Tauchanzügen, auch einige Soldaten der UN-Friedenstruppen aus Kenia turnen hier herum.

Ich schaue mir das Treiben bei einer Fanta an, dem einzigen Softdrink, das im Hotel noch verfügbar ist und will gerade einige Deutsche ansprechen, als plötzlich Aufbruchstimmung aufkommt. 20 Minuten später sind alle weg.

Gegen 17 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Batse mit seiner Altstadt. Massawa war früher der größte Hafen am Roten Meer. Wegen dieser Bedeutung wurde es im Krieg besonders heftig umkämpft, von der äthiopischen Luftwaffe in Schutt und Asche gelegt, in den Kriegspausen wurde wiederaufgebaut. In der Altstadt sind die Spuren noch unübersehbar. Einige Gebäude sind restauriert, vorwiegend an der Hafenfront, der Rest trägt noch deutliche Kampfspuren, Einschusslöcher überall. Da wo Granaten den zweiten Stock weggesprengt haben, sind im Erdgeschoss und 1. Stock die Menschen wieder eingezogen. Der Baustil zeugt von arabischen, türkischen Einflüssen. Der Gang durch die Gassen erinnert mich an ein Freilichtmuseum, in dem jetzt am späten Sonntag nachmittag aber emsiges Treiben herrscht. Menschen gehen flanieren, in den Seitengassen sitzen Männer und Frauen getrennt zusammen und palavern oder bereiten gerade das Essen zu, Kindern spielen im Dreck, es hat am Tag vorher heftig geregnet, alles ist matschig.

Diesen Rundgang wiederhole ich fast jeden Nachmittag, es ist eine tolle Atmosphäre. Obwohl Touristen hier zwar nicht in Massen auftreten, aber auch nicht völlig unbekannt sein sollten, werde ich oft misstrauisch beäugt, meine Fotos mache ich lieber dezent aus der Entfernung. Ab und zu allerdings werde ich auch heran gewunken, die Leute fragen mich aus, und manchmal laden sie mich sogar zum Kaffee oder Mitessen ein. Daraus kann eine längere Prozedur werden, ich lehne dankend ab.

© Uwe Decker, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
10 Tage am Rande Afrikas
Details:
Aufbruch: 13.04.2005
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 23.04.2005
Reiseziele: Eritrea
Asmara
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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