Eritrea 2010

Reisezeit: November / Dezember 2010  |  von Jörg M. Seifert

Asmara

Good Morning Asmara

Good Morning Asmara

26.11.2010 Eine erste angenehme Überraschung war das entspannte Globe Ground Personal auf dem Flughafen Schönefeld. Wir mussten uns nicht entkleiden, eine Sprengstoffkontrolle gab es nicht und die Sicherheitskräfte hatten ein nettes Wort auf den Lippen und ein Lächeln im Gesicht.
Mit einer Boing 737-800 der Agyptair, Flug MS 732, hoben wir dann nach Kairo ab. Dort hatten wir drei Stunden Aufenthalt bevor es mit dem Agyptair Flug MS 833 in einem A 320-200 weiter nach Asmara ging. Eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunftszeit setzt die Maschine auf dem internationalen Flughafen von Asmara auf.
Um halb Vier liegen wir in den schmuddeligen Betten des Savanna International Hotels.
27.11.2010 Gibt es irgendwo auf der Welt noch eine Hauptstadt, in der um vier Uhr am Morgen die Hähne krähen? Das ist der Gedanke, der mir nach nur vier Stunden Schlaf durch den Kopf geht. Das Krähen der Hähne war das letzte was ich gestern vor dem Einschlafen hörte.
Wir stehen auf und machen uns bereit für einen Tag Sightseeing in Asmara. Mit dem abgenutzten Mobiliar im Restaurant fühlt man sich gefangen in einer Zeitblase der späten sechziger Jahre. Die Frühstückszerialien Toast, Ei in Variationen, Marmelade, Butter, Saft und Kaffee oder Tee werden sich auch auf dieser Reise täglich wiederholen. Zum Glück haben wir in Kairo ein Glas steuerbefreites Nutella für nur drei Euro gekauft. Während unserer Stadtrundgänge in Asmara haben wir die einschlägigen Sehenswürdigkeiten besucht. Besonders beeindruckt hat uns dabei das Cinema ROMA. Dies ist nicht nur eine architekturhistorische Kulturstätte, sondern auch ein Beispiel für die liebevolle Lebendigkeit mit der die Einwohner Asmaras ihr historisches Erbe nutzen. Vor dem Kino und im Foyer, in dem sich ein Café befindet herrscht immer lebendiges Treiben. In dem Café mit dem Originalmobiliar aus den 1940 er Jahren hat man Mühe einen Platz zu finden. Gleiches gilt für die Cafés auf der Flaniermeile Asmaras, der Harnet Road. Dort, wo man Latte Macchiato trinken und sich mit leckeren Backwaren mästen kann, ist besonders auf der Sonnenseite der Strasse immer schwer ein Platz zu bekommen. Über Mittag war für uns das "Spaghetti House" (Av. 175-15) immer die erste Wahl, da man dort die besten Pastagerichte der Stadt bekommt und im Innenhof des Restaurants wunderbar in der Sonne chillen kann. Bei Nachttemperaturen von 8° Celsius und Tageshöchsttemperaturen von 17° Celsius nutzt man dann auch jeden wärmenden Sonnenstrahl. Am Abend essen wir im "Blue Bird". Das im Reiseführer hoch gelobte Restaurant wirkt innen wie ein großes Schnellrestaurant. Zu einem der einheimischen Gerichte sind wir noch nicht bereit, was durchaus ein Fehler war, denn wie eine Pizza schmecken sollte weis man hier eher nicht.

28.11.2010 Vor der Gründung von Asmara, sahen sich die Bewohner der Dörfer auf dem Gebiet des heutigen Asmara, ständig von Überfällen, Morden, Vieh- und Kinderdiebstählen, von Eindringlingen die über das rote Meer kamen, bedroht. Die Frauen von vier der Dörfern fanden sich zusammen um zu beratschlagen, wie sie ihre Männer dazu bewegen könnten, zum Schutz gegen Eindringlinge in einem gemeinsamen Dorf zusammen zu wohnen. Sie beschlossen ihren Männern kein Abendessen mehr zu kochen. Wenn die Männer sie schlugen, schrieen sie laut und die anderen Frauen kamen hinzu um ebenfalls zu schreien. Sollten sich die Männer dem Willen dann immer noch nicht beugen, wollten sie dann auch kein Mittagessen mehr kochen.
Ende Dezember des Jahres 1509 waren die Männer hungrig und bereit eine Konferenz abzuhalten um die Forderungen ihrer Frauen zu diskutieren. Auch die Frauen bekamen die Möglichkeit ihre Forderungen zu erklären. Die Konferenz dauerte einen ganzen Tag und zu deren Ende schlossen sich alle Männer den Forderungen der Frauen an, ein gemeinsames Dorf zu gründen. Als Anerkennung an das Durchsetzungsvermögen der Frauen wurde das neue Dorf "Arab´tä" (sie haben vier Dörfer vereint), genannt.
In der älteren Geschichte unterstand das eritreische Hochland äthiopischen Kaisern, bis im Jahr 1889 Eritrea eine italienische Kolonie wurde. In Massawa fanden italienische Architekten der BAUHAUS Schule, Visionäre des Futurismus und Anhänger des Neoklassizismus und des Art Deco Stils ein grenzenloses Spielfeld. Von diesem kulturellen Erbe lebt Asmara bis heute. Das Ende der architektonischen Entwicklung war die Besetzung durch englische Truppen 1941. Nach der britischen Verwaltung kam Eritrea 1952 kurzeitig unter die Verwaltung der UN die es unter die Verwaltung des Kaiserreiches Äthiopien stellte. Bis 1962 wurde von Athiopien die Eigenständigkeit Eritreas immer mehr ausgehöhlt, bis im November 1962 Eritrea durch Äthiopien ganz annektiert wurde. Es folgte ein 29 jähriger Unabhängigkeitskrieg, in der Asmara jedoch kaum in Mitleidenschaft gezogen wurde. Am 24. Mai 1991 nahm die Eritreische Volksbefreiungsfront die Stadt Asmara ein und beendete dort den Unabhängigkeitskrieg.

Asmara war nun eine Stadt mit einer Bausubstanz, die seit 1941 unverändert erhalten geblieben war. Die für Afrika einzigartige Stadt, strebt die Aufnahme in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes an. Nachfolgend eine Liste der Sehenswürdigkeiten die wir besuchten, die beste Tageszeit zum Fotografieren sowie Bemerkungen dazu:

Tankstelle FIAT TAGLIERO vormittags und am späten Nachmittag berühmtestes Baudenkmal Asmaras
Zilly Bar am Morgen
Kirche St. Mariam nachmittags
St. Joseph Cathedral am Vormittag die katholische Kirche die das Bild der Harnet Road bestimmt
Cath. St. Mary´s vormittags
Spinelli Store nachmittags verriegelt und verammelt
Alfa Romeo Werkstatt ab Mittags bitte auch die Bar gegenüber besuchen
Cath. St. Gerorge am Morgen
Cinema Imperio am Vormittag bis zum Nachmittag
Cinema ROMA nachmittags unbedingt reingehen
Medebar (Receycling) Market immer gut nur werktags geöffnet
Pharmacia innen Einrichtung aus den frühen Jahren des 20. Jh., Nakfa Avenue schräg ggü. Hotel Albergo Italia
Eritrean Postal Service immer gut Adi Hawesha Street, unbedingt reingehen!
Wikianos Supermarket werktags am Vormittag der mit der Kuppel
St. Michael Church ab 15:30 Uhr
Halian Cementary am Nachmittag
Gouverneurspalast unzugänglich im abgeriegelten Regierungsviertel
Bahnhof Asmara immer interessant Sonntags Ausflugszug nach Nefasit
Panzerfriedhof Besuch nur mit Sondergenehmigung
Palazzo Gheresadik nach Sonnenaufgang nach der Renovierung nur noch ein grauer Klotz
Tamoil Tankstelle ganztägig aber am besten bei tiefstehender Sonne in der Tegadelti Road

Sehr hilfreich war für uns der Stadtplan "Asmara City Map - Historic Perimeter". Wenn man ihn in der ersten Buchhandlung bekommt hat man viel Glück. Es lohnt sich aber danach zu suchen.
High Noon starteten wir mit einer Sondergenehmigung nach Keren. Auf dem Weg dorthin fährt man fast ausschliesslich durch das Gebirge. Trotzdem der Unabhängigkeitskrieg schon seit 1992 beendet ist, sieht man entlang der Straße noch drei Panzerwracks und mehrere zerschossne Militär LKW. Bemerkenswert ist auch etwa zwanzig Kilometer vor Keren die Villa Rosa. Dieses einstmals stolze Farmhaus diente als Stützpunkt Aufständischer und zeigt noch deutliche Kampfspuren. Niemand kümmert sich heute um die Wiederherstellung des Farmhauses. Nach unserer Ankunft in Keren sehen wir uns den alten Bahnhof an, der heute ein Busbahnhof ist. Den Rest des Tages verbringen wir im "Sarina Hotel", da dieses etwas ungünstig am äussersten Stadtrand liegt.

Zeitreise im Cinema Roma

Zeitreise im Cinema Roma

© Jörg M. Seifert, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eritrea? Die Blicke des Gesprächspartners verraten eine Mischung aus Unverständnis und Sprachlosigkeit. Ist das da bei….na, da wo die alle hungern?
Details:
Aufbruch: 26.11.2010
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 06.12.2010
Reiseziele: Eritrea
Der Autor
 
Jörg M. Seifert berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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