Madagaskar September 2016

Reisezeit: August / September 2016  |  von Susanne S.

Kirindy und Tsingy

BaoBab-Allee und Kirindy Forest

Die Straße führt hinab aus den letzten bergigen Regionen, mit wechselnden Vegetationen und zum Teil sehr trockenen Savannenabschnitten, vorbei an kleinen Dörfern, in denen wieder deutlich zu erkennen ist, dass die Menschen nichts besitzen außer den Kleidern, die sie am Leib tragen. Die Fahrbahn ist, anderes als von uns erwartet, in erstaunlich gutem Zustand, naja zumindest ist sie asphaltiert und den großen und kleinen Schlaglöchern kann man durch gute Fahrmanöver ausweichen.Entspannt man sich allerdings ein paar Augenblicke zu sehr oder droht gar einzuschlafen, kann das schnell mit blauen Flecken bestraft werden.
Mit Ankunft in Morondava erreichten wir auch das Meer, den Golf von Mosambik. Einen kurzen Stopp zum Lunch nutzen wir, um wenigstens die Füße in das warme Wasser und den wunderbaren Sandstrand zu stecken, bevor es nun tatsächlich nochmal für drei Stunden auf die Schotterpiste ging. Entlang der BaoBaballee holperten wir zum Kirindy Forest. Die Strecke ist, unabhängig von den Straßenverältnissen, wunderschön. Wer bereits auf dem Weg nach Tsingy die Möglichkeit hat diese beeindruckenden Riesen in der BaoBaballee für sich zu genießen, ohne andere umherirrende und fotografierende Touristen, sollte dies tun. Denn kein Sonnenuntergang kann diese Schönheit und Mystik einfangen, wenn überall Kameras blitzen. Die Strecke führt vorbei an den verschlungenen BaoBabs ("Liebende BaoBabs"), zum heiligen BaoBab (dem ältesten dieser Region) bis zum Kirindy Forest. Als wir gegen 16.00 Uhr ankamen und unseren Bungalow bezogen hatten (117000 Ariary pro Nacht, Parkeintritt 25000 Ariary pro Person), bleibt uns noch etwas Zeit, bevor die gebuchte Nachtwanderung gegen 18.30 Uhr startet (1- 4 Personen 55 000 Ariary, Dauer ca. 2 Stunden). So haben wir die Chance einen der drei Fossa zu beobachten, welche von der Parkverwaltung fast als Haustiere gehalten werden, wenn auch nicht zahm und streichelbar. Diese niedlich aussehenden Tiere, eine Mischung aus Katze, Hund und Lemur, hervorragende Kletterer und Baumspringer, sollen zu aggressivem Verhalten neigen, weshalb wir einen Streichelversuch von vornherein ausschließen. Auch wenn unser Exemplar faul im Schatten herumliegt und wirkt als würden auch ihr die warmen Temperaturen ordentlich auf das Fell schlagen. Unsere Nachtwanderung begehen wir mit einer Gruppe Asiatinnen, die leider bereits zu Beginn wenig begeistert wirken. Unser Guide führt uns durch schmale Wege (Taschenlampen sowie festes Schuhwerk sind vorteilhaft) und wir entdecken ein paar äußerst gute getarnte Gekos, die auf dem Sandboden kaum zu erkennen sind und einen Chamäleon, das langestreckt auf einem Ast liegt und überhaupt nicht auffällt. Endlich können wir auch die süßen, nachtaktiven Mausmakis in Aktion erleben. Genau die richtige Größe für das Handgepäck. Eine durchaus erfolgreiche Nachtwanderung, wenn man bedenkt, dass es den Asiatinnen auch nach wiederholter Aufforderung nicht möglich war für ein paar Minuten still zu sein, um eben wilde Tiere zu sehen. Umso glücklicher sind wir, dass unsere morgendliche Wanderung allein mit unserem Ortsguide stattfindet. Er führt uns wieder in den Wald, mit seinen engen Wegen und wir können neugierige Rotstirnmakis beobachten, die bis auf armeslänge an uns herankommen und ebenso interessiert scheinen wie wir. Auch Seidensifaka tummeln sich entspannt auf den Bäumen und lassen sich von unserer Anwesenheit kaum stören. Der Wald erinnert mit seinen hellen Bäumen und vereinzelten, aber mächtigen BaoBabs, an eine Trockenlandschaft, wechselt dann wieder zu grünen Bauabschnitten, die brandenburgischen Wäldern gleichen. Verrückte Natur.

Kirindy Forest ist auf jeden Fall ein reizvolles Ausflugsziel und sollte insbesondere besucht werden, wenn man nicht die Möglichkeit hat einen anderen Nationalpark aufzusuchen, eben weil er bereits auf dem Weg nach Tsingy liegt. Die Preise für Eintritt/ Guide (110000 Ariary gesamt), die Unterbringung in einem einfachen, aber geschmackvollen Bungalow (117000 Ariary, inklusive Frühstück) sowie einem notwendigen Abendessen in dem einzigen Restaurant vor Ort (ca. 20000 Ariary pro Hauptgericht), sind nicht gerade gering, wenn man bereits zuvor das Glück hatte Madagaskarstierwelt an anderer Stelle zu beobachten. Ganz zu schweigen von der möglichen Zeitersparnis, da es ja sowieso schon so unendlich viel zu sehen gibt. Aus diesem Grund starten wir auch direkt nach der morgendlichen Führung in Richtung Tsingy. Zurück auf die Schotterpiste.

Tsingy Nationalpark - Weltkulturerbe

Nach dem morgendlichen Spaziergang im Kirindy Park ging es also weiter nach Bekopa.
Zwar wartete auch hier keine asphaltierte Straße auf uns, aber die staubige Piste empfanden wir als verhältnismäßig glatt...gemessen an der Fahrt vom Süden ins Hochland...
Am Fluss Tsiribihina benötigt man eine Fähre, um von Tsimafana nach Belo sur Tsiribihina zu gelangen. (Es gibt eine Bootstour von Miandrivazo, die allerdings 3 Tage dauert).
Der Fluss ist riesig, aber es ist eben Trockenzeit. Das Wasser ist entsprechend niedrig...das Flussufer hoch...Sandbänke soweit das Auge reicht.
Eine Bootsanlegestelle würde hier die Arbeit sicher erleichtern. Aber aufgrund der Erosion - und vermutlich der fehlenden finanziellen Mittel - ein Wunschtraum.

Die Fähre selbst... Nun. Wie beschreibt man so ein Gefährt?
Man stelle sich viele nebeneinander gereihte und sehr lange Blechtonnen vor, die die längliche Form eines Kanus haben. Oben drauf befinden sich Holzplanken. Fertig. Also doch eher ein Floß.
Die einzigen Sicherungen: Steine, die man unter die Räder packte.
Spätestens hier hätte der normale Deutsche, mit seiner Liebe zum eigenen Auto, wohl die Rückfahrt angetreten und etwas irritiertes Kopfschütteln gezeigt. Und by the way... Ohne Jeep geht tatsächlich nix mehr.
Die Auffahrt auf das Gefährt bildeten riesige Stahlplanken, die in- und übereinander geschoben wurden. Ein Knochenjob, etliche Male am Tag. Ein bisschen Sisal drum herum ... Los geht's. Unser Fahrer Ricki war immer noch tiefenentspannt. Ok, dann muss es ja irgendwie funktionieren. Obwohl ein umgekipptes Floß und im Wasser liegende Jeeps sicher ein interessantes Fotomotiv gewesen wären. Es musste wild rangiert werden. Die Kotflügel der Fahrzeuge waren gerade mal wenige Zentimeter voneinander getrennt und alles wurde schon beinahe pedantisch eingewiesen und ausgerichtet.
Die Überfahrt dauert ca. 1 Stunde und kostet 20.000 Ar. Das Glück ein Krokodil zu entdecken hatten wir allerdings nicht. Ansonsten sieht man nicht viel, so dass wilde Schwärmereien hier nicht nötig sind.

Nach weiteren 100 km kommt man erneut an einen Fluss. Eine nur sehr kurze Überfahrt zum Ort Bekopa (10.000 Ar/Hin - und Rückfahrt).

Die Nacht verbrachten wir also in Bekopa. Be = groß, Kopa = Kampf.
Im Ort gibt es auch das Büro zur Buchung der Local Guides und Touren.
Es gibt 11 Tourangebote, wobei die sogenannte Broadwaytour die Große und Kleine Tsingy umfasst. Ca. 4 km und 6 Stunden? Das erschien uns lange. Ok...ne Höhle und bisschen Wandern. Aber 6 Stunden?

(45.000 Ar/Person der Eintritt - 135.000 Ar/Tour für alle zusammen)
www.parcs-Madagascar.com

Wir bekamen einen großen schlacksigen Kerl mit der Kurzform: Dibi. Die Longversion des Namens war mal wieder unaussprechlich. Nachdem wir an einer Hütte hielten und Dibi mit Sicherungsmaterialien wieder heraus marschierte (analog der in Deutschlands Kletterwäldern genutzten Karabiner) bekommt man langsam eine Idee, dass es vielleicht nicht nur ein wenig Wandern ist.
Der Guide und die Gäste werden ausgestattet. Die eigenen Guides, die sich ständig und überall im Schlepptau befinden...nein. Weiß der Geier warum. Aber es ist offenbar absolut normal und sie sind überall for free dabei.
Man sieht andere Reisende, die sich ihre Rucksäcke von den armen Kerlen schleppen lassen...aber wir würden uns wir Sklaventreiber fühlen. Insofern hat unser Guide eher Ferien gehabt, denn als Guide war er offen gestanden nicht zu gebrauchen.

Bis zum Beginn der eigentlich Tour sitzt man aber erst nochmal 1,5 Stunden im Fahrzeug.
Wir waren mit inzwischen 3 Gästen, 3 Guides und einem Fahrer vielleicht auch etwas überladen. An einigen Stellen setzte der Jeep auf, so dass wir gelegentlich ausstiegen, um die Hindernisse zu überqueren.
Nur wenige der vielen Flussbetten führten Wasser. Aber das in der Regenzeit eine Tour in den Tsingy-NP unmöglich ist, dass glaubten wir sofort. Brücken oder Bootsanlegestellen sind hier nicht so ihr Ding. Die Fahrt ist jedenfalls nervtötend - die "Straße" in einem erbarmungswürdigen Zustand.

Dann endlich, Ankunft am Parkplatz. Noch mal schnell hinter den Busch (oder für hartgesottene Kandidaten das öffentliche Plumpsklo)...im Nationalpark selbst ist es natürlich Fady seine Notdurft zu verrichten. Genauso wie mit dem Finger auf etwas zeigen...

Nach kurzer Einweisung in die Regularien ging es zum WarmUp erstmal durch die Savanne. Boah...schon wieder mal Savanne.
Dann ging es aber bald zügig in Richtung merkwürdiger Felslandschaften.
Wer Höhenangst hat, für den ist die Tour vielleicht nix. Man klettert tatsächlich ein wenig und kann sich in etwa vorstellen, dass ein Sturz auf diese scharfkantigen Spitzen eher nicht so glimpflich ausgehen dürfte.
Und obwohl Netti 2x mit dem Finger auf etwas zeigte und Dibi ihr den Finger schon ankleben wollte, brach die Hölle nicht über uns hinein...Fady hin oder her.
Auf dem "Gipfel" (es sind nur ca. 150 m über dem Meeresspiegel) erwartet eine einzigartige Mondlandschaft und eine Erklärung, dass Tsingy soviel wie Fußspitzen heißt und wie diese beeindruckende Welt überhaupt entstanden ist.
Aber das behalten wir für uns und empfehlen stattdessen sich selbst nach Madagaskar aufzumachen.

Nicht nur oben und im Tageslicht ist die Tour beeindruckend. Eine Höhlentour ist tatsächlich mal eine Höhlentour. Dunkelheit, kriechen, klettern, quetschen. Alles ist irgendwie dabei und am Ende sind die lächerlichen 4 km anstrengender als gedacht (auch wenn wir viel schneller fertig waren). Keine Angst - wer nicht mehr glaubt die Figur eines Topmodels zu haben oder die Enge vielleicht nicht so mag, für den gäbe es wohl Ausweichstrecken, wie Dibi erklärt.
Nach der Kühle in den Höhlen erschlägt einen die Hitze draußen mal kurz. In der Sonne ist es jetzt eine beinahe unerträglich und so sind wir alle doch ziemlich erschöpft, als die Tour zu Ende ist.
Und ja... Sie war es wert.

Bekopa ist natürlich ein Nest.

Aber es gab Maniok mit Curry/Tomatenpaste ... Ein göttlicher Snack am Straßenrand.
Es gibt reichlich Hotels. Unsere Agentur hatte das TANANKOAY gebucht (45.000 Ar/Nacht).
Die Anlage ist gepflegt. Das Abendessen war sehr gut, im Restaurant gibt es von 17.30 - 20.00 Uhr WiFi und die Bungalows verfügen über die üblichen Moskitonetze, innenliegende Toiletten und Duschen. (Strom: 5.30 - 7.30 Uhr / 17.30 - 22.00 Uhr).

Nach 2 Nächten ging es in aller Hergottsfrühe los zurück nach Morondava.
Wir hatten unserem Guide ja nun hinreichend eingetrichtert, dass wir dringend so rechtzeitig in Morondava ankommen wollen, dass endlich das heiß-ersehnte Bad in der "Straße von Mosambik" möglich würde. Ricki fuhr wie verrückt, so dass wir bei einer Unebenheit auch mal kurz mit den Köpfen im Dach einrasteten. Nach einem kurzen "Kleiderwechsel" im Hotel durften wir endlich in das Meer. Es war so herrlich...ein toller Strand und nur ab und zu die Frage, ob uns der Sinn nach einer Massage stünde.
Wir strahlten, waren glücklich und bereit für den Sonnenuntergang an der BaoBab - Allee.
Aber was war das? Menschen über Menschen...eine dicke Wolke vor der sich senkenden Sonne.
So blieben die mystischen Momente weitestgehend aus, aber schön ist's eben trotzdem. Absolut.
Man sieht, wie die kleinen BaoBab-Miniaturen aus Palisanderholz direkt durch die Dorfbewohner angefertigt werden (ein ca. 10 cm großer BaoBab kostet 5000 Ar). Affenbrotbaumsaft war leider nicht im Angebot. Schade. Der soll so gesund sein. Die Früchte sind braun, haben die Größe
einer Grapefruit und erscheinen von außen einen samtigen Stoffüberzug zu haben.
Man kann eben nicht alles haben. No Sunset, no Juice...

Unser Hotel in Morondava hatte den Namen Trecigogne. Das Zimmer (auf 2 Etagen) glich eher einer Puppenstube. Aber für die Lage auf der teuren Halbinsel und dem Ferienort, war der Preis von 64.500 Ar absolut akzeptabel.

Am Abend luden wir Fahrer und Guide endlich zum Dinner ein. Endlich hatte man verstanden, dass wir nicht in einem Hotelrestaurant abgeschmissen werden wollten, sondern mit ihnen gemeinsam gute madagassische Küche speisen wollten.
Ein ganz hervorragender Fisch und der Preis für 4 Mahlzeiten und Getränke: 47000 Ar.

© Susanne S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise mit Backpack
Details:
Aufbruch: 29.08.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 27.09.2016
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Susanne S. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.