Mosambik und Malawi

Reisezeit: Juli - September 2008  |  von Peter Kiefer

Zweiradtaxi - Liwonde

Liwonde erreichen wir am folgenden Tag nach einer Fahrt über ein rauschendes, grünes Gebirge. Liwonde ist eine Wildlife-Station, vermutlich die einzige auf unserer Reise.

Ein malawisches Bier, Chibuku genannt, auf der Literpackung steht "International Beer"

Ein malawisches Bier, Chibuku genannt, auf der Literpackung steht "International Beer"

Die Suche nach einer Unterkunft ist nicht problemlos. Ein Junge führt uns kreuz und quer durch den weitläufigen Ort. Die ersten beiden Hotels, die wir aufsuchen, sind wegen Steuerrückständen geschlossen, ein amtlicherseits angebrachtes Papier macht darauf aufmerksam. Nach fast einer Stunde Fußmarsch sind wir dann aber am Ziel. »Warthogs Wallow« liegt direkt am Shire-Fluss, die Lodge hat sogar einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man am Abend mit etwas Glück Flusspferde grasen sieht. Wir beziehen ein geräumiges Chalet. Ein schwarzgesichtiges Äffchen begrüßt uns aus sicherer Entfernung, es gehört zu einer vierköpfigen Familie, die hier im Garten zu Hause ist. Es gibt auch einen Swimmingpool, dessen Wasser jedoch so trüb ist, dass ich scherzhaft die Frage stelle, wofür er eigentlich gedacht sei. Zum Schwimmen, sagt der Manager und muss sich dann ein Lachen verkneifen. Auf zwei Fahrrad-Taxis (zuletzt und das einzige Mal in Uganda gesehen, Fahrräder, die auf ihren Gepäckträger einen Sitz aufmontiert haben) legen wir die kurze Strecke bis zur großen Brücke, die über den Fluss führt, zurück. Dahinter befindet sich ein kleiner Obst- und Gemüsemarkt und ein paar Läden mit Namen wie "Inshallah Plastic Store" oder "God is Good Hardware" oder dem fälschlich so geschriebenen "Barbar Shop". Es findet sich auch ein kleines Restaurant, in dem wir zum ersten Mal Chimbuku kosten, ein, auf dem Ein-Liter-Karton steht, "International Beer". Es ist dickflüssig, weiß, nur grob gefiltert, schmeckt säuerlich und frisch und erinnert von fern an Federweißen. Ziegenfleisch wird an der Straße angeboten, eine Seltenheit, obwohl man häufig Ziegen begegnet, sie dürften meist nur für den Hausgebrauch sein. Wir verzehren das mitgebrachte Fleisch später auf der Plattform des Turms in »Warthogs Wallow«. Unweit grasen Flusspferde, immer wieder hört man ihre Grunzlaute, aber in der hereingebrochenen Dunkelheit sind sie nirgendwo auszumachen. Der Liwonde National Park entlang des Shire ist die Heimat einer Vielzahl von ihnen, doch wir bekommen sie auch am folgenden Tag nicht zu sehen, weil wir uns, vor die Wahl gestellt, ob wir eine Boots- oder eine Fahrt mit einem Landrover machen möchten, für Letzeres entscheiden. Wir sind zuerst wieder auf Fahrradtaxis zum südlichen Eingang des Parks gelangt, mit einem kleinen Bus, der zufällig vorbeikam, weiter zur »Chinguni Hills Lodge«, nun starten wir von da in den Busch. Das Autofahren macht allerdings nur einen geringen Anteil aus, weil Paul, unser Führer, überwiegend zu Fuß mit uns geht. Es ist oft ein Gestolpere über tiefes, sumpfiges Gelände, in das die Spuren von Elefanten und Wasserböcken eingegraben sind. Wasserböcke sehen wir auf kürzeste Distanz, von den drei Elefanten in der Nähe halten wir den gebührenden Abstand. Paul ist übrigens unbewaffnet, seine Waffe, sagt er, sei sein Wissen über das Verhalten der Tiere. Er hat durchaus Recht, denn als wir wenig später auf eine Büffelherde zugehen, komisch-grausige Gesellen, halten diese sich freundlicherweise an Pauls Einsichten und belassen es bei neugierigen Blicken. Es ist natürlich nicht die große Safari, die man anderweitig in Kenia oder Tansania machen kann, das hat, abgesehen von Löwen oder Leoparden, die keine Rolle in diesem Gebiet spielen, nicht zuletzt auch damit zu tun, dass der Geländewagen nicht nahe genug zum Fluss fahren kann, wo sich jetzt in der Trockenzeit die meisten Herden aufhalten. Immerhin, eine über achtzig Tiere zählende Elefantenherde habe ich, wenn auch jetzt auf eine größere Entfernung, noch niemals zuvor in dieser Stärke erlebt. Paul bringt uns anschließend wieder zur großen Straße zurück und mit zwei Fahrrad-Taxis - man muss auch als Mitfahrer stets die Balance halten - fahren wir zu einem Markt, wo wir für weniger als einen halben Euro einen großen Teller mit Huhn, Reis und Gemüse essen. Danach spazieren wir zurück zur Autobrücke, jedenfalls haben wir's vor, sind aber nicht mehr sicher, wo es längs geht. Passanten sind zwar bemüht, geben aber zum Teil falsche Informationen und wir entfernen uns immer mehr von unserem Ziel. Ein älterer Mann, den wir dann fragen, empfiehlt uns, den Fluss auf andere Weise zu überqueren, auf einer schmalen Eisenbahnbrücke. An beiden Enden wird sie von Gärten gesäumt. Der gleich links, bevor ihr rüberkommt, ist meiner, hat der Mann gesagt. Auf der anderen Seite gehen wir nun ziemlich aufs Geratewohl auf engen Feldwegen den Fluss entlang, wegen der großen Richtung immer das Ufer im Auge behaltend (auch wegen der Krokodile). Gelegentlich begegnen wir jemandem und versichern uns, dass wir noch Kurs halten. So erreichen wir nach wenigstens einer halben Stunde, die wir an Bananenstauden, Obstbäumen, Gemüsebeeten (und gut getarnten Krokodilen?) vorbeigewandert sind, eine größere Straße. Eine Gruppe von Frauen empfängt uns dort so freudig, als seien wir lange vermisste Bekannte. Ja, sagen sie, da kommt ihr direkt zur Autobrücke. Stimmt. Ein Radfahrer begleitet uns noch den ganzen Weg und dann entdecke ich auf einer Mauer das Wort "Beer Garden". Es weckt sogleich diffuse Erwartungen, durstig sind wir auch. Ein jüngerer Mann hat uns erspäht, läuft ebenfalls auf diese Mauer zu und schließt dahinter in einem Hof eilig die Tür auf. Er ist der Besitzer, er strahlt. Bier hat er zwar keines, er muss es erst in irgendeinem Laden besorgen, aber wir nehmen schon einmal draußen Platz. Da gibt es - und mehr gibt es nicht - eine lange Bank, besser gesagt, ein eisernes Gestell, auf dem zwei Bretter liegen, die aber, weil sie krumm sind, zum Teil in der Luft hängen. Vor dieser Bank verstreut liegen abgeschnittene Kopfteile von geleerten Chimbuku-Packungen, eines Tages wird sie mal einer zusammenkehren. Ansonsten sind da nur diese Mauer und ein paar Leute, die vorbeikommen und uns schüchtern, wenn auch neugierig betrachten. Am Abend auf dem Turm in der Lodge essen wir wieder Tomaten, Zwiebeln, frisch gebratene Kartoffelchips und das mitunter zähe Ziegenfleisch. Nilpferde regen sich keine mehr. So um acht herum liegen wir schon im Bett.

© Peter Kiefer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach sieben langen Jahren haben wir endlich wieder eine große Reise gemacht, haben wieder einmal das Gefühl genossen on the road zu sein und hatten eine Vielzahl anregender Begegnungen. Vor allem Mosambik hat uns bestätigt, dass Afrika wohl der freundlichste Kontinent auf dem Globus ist.
Details:
Aufbruch: Juli 2008
Dauer: circa 9 Wochen
Heimkehr: September 2008
Reiseziele: Südafrika
Mosambik
Malawi
Der Autor
 
Peter Kiefer berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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